Jean-Claude Brialy wurde am 30. März 1933 als Sohn eines französischen Armeeoffiziers in Aumale, Algerien, geboren. Auf Wunsch seines Vaters besuchte er zunächst eine Kadettenanstalt, machte sein Abitur in Straßburg und begann ein Studium der Philosophie. Dann entschied er sich für die Schauspielerei und nahm Unterricht am Straßburger Konservatorium; anschließend ging er in Ostfrankreich mit der Studiobühne des "Centre d'Art Dramatique Strasbourg" auf Tournee. Während seiner Militärzeit arbeitete er in im Rahmen der Truppenbetreuung als Kommentarsprecher bei der Filmstelle der französischen Armee und bekam Kontakte zur Pariser Bühnen- und Filmszene.
Als er 1955 nach der Militärzeit zurück in Paris war, nahm er die Schauspielerlaufbahn wieder auf und wirkte an verschiedenen Pariser Bühnen.

Foto: Jean-Claude Brialy 1992 im französischen Deauville anlässlich des
"Festivals des amerikanischen Films" (Festival du cinéma américain de Deauville)
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Jean-Claude Brialy 1992 im französischen Deauville; Quelle: Wikipedia bzw. Wikimedia; Urheber: Roland Godefroy;  Lizenz CC-BY-SA 3.0.; Diese Datei ist unter der Creative Commons-Lizenz Namensnennung 3.0 Unported lizenziert. Es ist erlaubt, die Datei unter den Bedingungen der GNU-Lizenz für freie Dokumentation, Version 1.2 oder einer späteren Version, veröffentlicht von der Free Software Foundation, zu kopieren, zu verbreiten und/oder zu modifizieren; es gibt keine unveränderlichen Abschnitte, keinen vorderen und keinen hinteren Umschlagtext. Der vollständige Lizenztext ist im Kapitel GNU-Lizenz für freie Dokumentation verfügbar.
Durch François Truffaut kam Brialy dann zum Film und spielte zunächst in einigen unbedeutenderen Kinoproduktionen. Mit seinen Rollen in Claude Chabrols "Le beau Serge"1) (1958, Die Enttäuschten2)) und "Les cousins"1) (1959, Schrei, wenn Du kannst2)) avancierte er dann zum Star der " Novelle Vague". In Filmen von Truffaut, Jean-Luc Godard oder Henri Malle spielte der blendend aussehende Brialy meist die Rolle des höchst eloquenten, zuweilen geschwätzigen Liebhabers und Verführers, der sich durch Eleganz und frivolen Zynismus auszeichnete; in schwächeren Filmen musste er diesen Part nur geringfügig variieren. Er verbreitete immer eine Atmosphäre der Leichtfertigkeit und Oberflächlichkeit, sein Hang zur Süffisanz, vor allem seine Bevorzugung komischer Rollen führte dazu, dass ihn das Publikum nie so recht ernst nahm.
Brialy wurde so im Verlaufe seiner Karriere zu einem der meist beschäftigten Schauspieler in Frankreich und drehte unzählige Filme – allein 1961 war er in 13 Produktionen zu sehen – arbeitete mit allen Regisseuren der "Neuen Welle" zusammen und später mit den meisten bedeutenden Regisseuren des Landes. Zu seinen Filmen zählen unter anderem François Truffauts preisgekröntes Gesellschaftsdrama "Les quatre cents coups"2) (1959, Sie küssten und sie schlugen ihn) und Jean-Luc Godards Liebeskomödie "Une femme est une femme"2) (1961, Eine Frau ist eine Frau) sowie dessen Kurzfilm "Une histoire d’eau"1) (1961, Eine Geschichte des Wassers). Weiterhin zu nennen sind Edouard Molinaros Komödie "La chasse à l'homme"1) (1964, Jagd auf Männer) und Roger Vadims Schnitzler-Adaption "La Ronde"1) (1964, Der Reigen).
In Philippe de Brocas amüsanten Geschichte "Un monsieur de compagnie"1) (1964, Ich war eine männliche Sexbombe) präsentierte sich Brialy lediglich mit der Nebenrolle eines Prinzen, Broca besetzte ihn als Duc de Trèfle auch in der Komödie "Le roi de coeur"1) (1967, Herzkönig). In nachhaltiger Erinnerung ist er wohl auch mit der Figur des mit dem Maler Fergus (Charles Denner) befreundeten Corey in François Truffauts meisterlichen Geschichte "La Mariée était en noir"1) (1968, Die Braut trug schwarz) an der Seite von Jeanne Moreau geblieben.
  
In den 1970er Jahren drehte Brialy zudem eine Reihe von Filmen als Regisseur, in denen er nie selbst mitspielte: So gab er 1971 sein Regiedebüt mit dem Streifen "Églantine", der in San Sebastian mit dem den Regiepreis ausgezeichnet wurde. Nach "Les volets clos" (1972) entstand 1973/74 sein Film "Un amour de pluie"1) (Sommerliebelei) mit Romy Schneider, der ebenfalls große Beachtung fand. Anfang der 1980er Jahre inszenierte er für das Fernsehen den Zweiteiler "Les malheurs de Sophie" (1981, Die unmögliche Sophie) über die Streiche der temperamentvollen, eigenwilligen Sophie nach einem beliebten französischen Kinderbuch von La Comtesse de Ségur3). Von Ségurs 1865 geschriebenem Kinderbuch "Un bon petit diable" ließ er sich ebenfalls inspirieren, 1983 brachte er die Geschichte nach eigenem Drehbuch ins Fernsehen.
Als Schauspieler zeigte er sich beispielsweise in Produktionen wie "Le genou de Claire"1) (1970, Claires Knie), "Le Fantôme de la liberté"1) (1974, Das Gespenst der Freiheit) oder "Barocco"1) (1976, Barocco – Mord um Macht). 
In den 1980er Jahren erlebte man Brialy unter anderem an der Seite von Romy Schneider in "La Banquière"1) (1980, Die Bankiersfrau), er stand für Streifen wie "La Nuit de Varennes"1) (1982, Flucht nach Varennes) oder "Mortelle randonnée"1) (1983, Das Auge) vor der Kamera.
Hauptsächlich konzentrierte sich Brialy in den folgenden Jahren neben seiner Arbeit für den Film wieder verstärkt auf die Schauspielerei am Theater, blieb jedoch ein gefragter Leinwanddarsteller und übernahm auch interessante Aufgaben in Fernsehproduktionen wie beispielsweise in den Mehrteilern "Les uns et les autres"1)  (1981, Ein jeglicher wird seinen Lohn empfangen…), "Le Comte de Monte Christo"2)  (1998, Der Graf von Monte Christo) und "Les Misérables"2)  (2000, Les Misérables – Gefangene des Schicksals) sowie zuletzt (brillant) mit der Titelrolle in dem Geschichtsdrama "
Monsieur Max"2) (2006).
Zunehmend war Brialy bereit, anspruchsvolle Nebenrollen anzunehmen, aus dieser Zeit stammt seine hervorragende Darstellung des verrückten Arztes in Francois Lerois "Le démon de l'île" (1982, Der Dämon der Insel), sein korrupter Polizist Jean-François Rambert in Philippe Labros Thriller "La crime"3)
 (1983, Das Wespennest) sowie seine differenzierten Bürger in Claude Millers "L'effrontée"1) (1985, Das freche Mädchen) und Claude Chabrols "Inspecteur Lavardin"2) (1986, Inspektor Lavardin oder Die Gerechtigkeit).
Dass Brialy auch zur Selbstironie in der Lage war, zeigte er 1986 als Schmierenkomödiant in Daniel Janneaus "Débutant" (Der Debütant) oder in Jean Marboeufs "Grand Guignol". 1988 erhielt er den französischen Filmpreis "César"1) für seine Rolle des homosexuellen Dirigenten Klotz in André Téchinés eindrücklichem Drama "Les innocents"1) (1987, Die Unschuldigen). Bis zuletzt stand Brialy, der seine eigene Homosexualität nie verbarg, vor der Kamera, gehörte nach wie vor zur ersten Garde der französischen Charakterdarsteller.

Stets war Brialy neben der Arbeit für den Film der Bühne treu geblieben und regelmäßig im Theater zu sehen. Seit 1987 hatte er als Direktor das Theater "Bouffes-Parisiens" geleitet, wo er auch selbst auftrat.
Im April 2000 erschien seine Autobiographie "Le Ruisseau des Singes".
 
Nur zwei Monate nach seinem 74. Geburtstag erlag der Schauspieler und Filmemacher Jean-Claude Brialy am 30. Mai 2007 in seinem Anwesen in Monthyon bei Paris, wo er seit langem ein Schloss aus dem 18. Jahrhundert besaß, einer langen schweren Krankheit; die letzte Ruhe fand er auf dem Pariser "Cimetière de Montmartre" → Foto der Grabstelle bei knerger.de.
Der französische Premierminister François Fillon würdigte Brialy als "einen der vollendetsten Schauspieler seiner Zeit". Der Charaktermime sei "eine Verkörperung" der Ende der 1950er Jahre entstandenen "Nouvelle Vague" und habe es verstanden, mit der Zeit Schritt zu halten. 
Brialy, der in über 180 Filmen meist Spötter, Zyniker und Lebemänner verkörperte, war eine sehr französische Figur. Er wirkte wie ein Überlebender der großen Salons, ein spöttischer Kommentator, erfahrener Lebemann, snobistischer Bohemien. Meist schien er sich zu amüsieren, aber selten glücklich zu sein; das Dandyhafte, Skrupellose, Zynische kaschierte nur mühsam die tiefe innere Einsamkeit. "Du musst festhalten, altern können", sagte der Workaholic einmal. "Nicht jeder ist Gabin." Er hat schöne Altersrollen bekommen – den saufenden, schwulen Dirigenten in Techinés "Die Unschuldigen", den korrupten Polizisten in Labros "Wespennest" – und er hat gespielt bis zuletzt. (Quelle: www.welt.de

Foto: Jean-Claude Brialy 1992 bei den 45. Internationalen Filmfestspielen von Cannes
Quelle: Wikipedia bzw. Wikimedia; Urheber: Georges Biard;  Lizenz CC-BY-SA 3.0.
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Jean-Claude Brialy 1992 bei den 45. Internationalen Filmfestspielen von Cannes; Quelle: Wikipedia bzw. Wikimedia; Urheber: Georges Biard; Lizenz CC-BY-SA 3.0.; Diese Datei ist unter der Creative Commons-Lizenz Namensnennung 3.0 Unported lizenziert.
Siehe auch www.prisma.de, Wikipedia sowie
den Nachruf bei www.spiegel.de
Link: 1) Wikipedia (deutsch), 2)  prisma.de, 3) Wikipedia (englisch)
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Kinofilme (Auszug)
Filmografie bei der Internet Movie Database
(Link: Wikipedia, in Klammern: prisma.de)
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