Jean Rochefort wurde am 29. April 1930 im französischen Dinan geboren.
Er absolvierte ein Studium am Konservatorien von Nantes sowie Paris, erhielt
dann 1949 sein
erstes Theaterengagement und spielte später unter anderem an Jean Vilars
"Théâtre
national populaire"1). Nach seinem Militärdienst war er von 1953 bis 1960 mit der
kabarettistischen Theatergruppe "Grenier-Hussenot" in klassischen
Komödien und schauspielerischen Kabinettstückchen auf der Bühne zu
sehen, feierte Erfolge in Stücken von Harold Pinter, Peter Ustinov,
Arthur Miller und David Mamet. In einer Bühnenfassung von Alexandre Dumas'
"Die drei Musketiere"1) glänzte er gleich in allen vier männlichen Hauptrollen.
Neben zahlreichen Verpflichtungen beim Fernsehen hatte der hagere
Schnurrbartträger in den 1960er Jahren erste größere Erfolge beim Film in
Bernard Broderies "Angélique"-Serie1). Mit leichter Ironie und
Verschmitztheit hellte er die verkrampften Kostümfilme mit der Rolle des
Rechtsanwaltes Desgrez publikumswirksam auf.
Jean Rochefort anlässlich der "César"-Verleihung
am 25. Februar 2011 im "Théâtre du Châtelet" in Paris
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In Yves Roberts komödiantischen Kassenschlagern der 1970er Jahre war
Rochefort unter anderem der verkniffene Geheimdienstchef Louis Toulouse in
"Le grand blond avec une chaussure noire"1) (1972, Der große Blonde mit
dem schwarzen Schuh) oder in "Un éléphant ça trompe énormément"1) (1976, Ein Elefant irrt sich gewaltig)
der Etienne, ein tollpatschigen
Regierungsbeamter, der der Midlife-crisis nicht gewachsen ist. Er mimte 1978
den Edouard in "Le cavaleur" (Edouard, der Herzenbrecher)
ebenso überzeugend wie 1981 den korrupten Polizisten Rupert in dem nüchtern-düsteren
Krimi "Un dimanche de flic" (Zwei Profis steigen aus).
Eine wenig komische Rolle verkörperte er auch 1973 als Inspector Guilboud
in "L'horloger de Saint-Paul"1) (Der Uhrmacher von
Saint-Paul), 1975 war er bei Claude Chabrol neben Romy Schneider
und Rod Steiger als Maître Légal in "Les innocents aux mains sales"1) (Die
Unschuldigen mit den schmutzigen Händen) zu sehen. 1976 wurde Rochefort mit
dem "César"1) dem französischen Oscar für seine Rolle des
Abbé Dubois in Bertrand Taverniers "Que la fête commence"2) (Das
Fest soll beginnen) ausgezeichnet. Einen weiteren "César" erhielt
er zwei Jahre später für seine Darstellung des Captain in
Pierre Schoendoerffers "Le crabe-tambour"2) (1977, Der Haudegen). Herausragend war 1990
seine Figur des Antoine in Patrice Lecontes' Kinostreifen "Le mari de la coiffeuse" (Der
Mann der Friseuse2)), in nachhaltiger Erinnerung bleibt er auch
als Graf Fernand Mondego in Josée Dayans vierteiligen TV-Fassung von Dumas'
"Der Graf von Monte Christo"1) (1998, Le
comte de Monte Cristo) mit Gérard Depardieu
in der Titelrolle.
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Im französischen Film gehörte Jean Rochefort, dessen Karriere mehr als sechs Jahrzehnte
umspannte, bis zuletzt zu einem der führenden Charakterstars,
der sich auch international etablieren konnte. Zu seinen jüngeren Arbeiten
zählt das Drama "L'homme du train"1) (2002,
Das
zweite Leben des Monsieur Manesquier2)) an der Seite von Pop-Ikone Johnny Hallyday,
wofür Rocheford bei den Filmfestspielen in Venedig 2002
mit dem Publikumspreis ausgezeichnet
wurde, sowie der TV-Historienfilm "Verrat
im Namen der Königin"2) (2003, Saint-Germain ou la
négociation), wo er den Baron de Malassise mimte. Danach zeigte sich der
Mann mit dem markanten Schnauzbärtchen im Kino beispielsweise mit der
Hauptrolle des Starregisseurs Louis Ruinard an der Seite von Charlotte Rampling
in der Komödie "Désaccord
parfait" (2006, Wir verstehen uns wunderbar) und als Oberkellner
in der "Mr. Bean"-Komödie "Mr. Bean
macht Ferien"1) (2007).
Rochefort stand für Laurent Tirards neuen "Asterix"-Klamauk
"Asterix
& Obelix – Im Auftrag ihrer Majestät"1)
(Astérix et Obélix: Au service de sa Majesté) mit dem eher kleineren Part
des Lucius Fouinus vor der Kamera; der Streifen mit Edouard Baer als
Asterix und (bewährt) Gérard Depardieu als Obélix kam am 18. Oktober
2012 in die deutschen Kinos.
Jean Rochefort im Februar 2009
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domain
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Commons
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Jean Rocheforts erste, 1960 geschlossene Ehe mit Aleksandra Moscwa war
geschieden worden; aus der Verbindung stammen Tochter Marie (geb. 1962) sowie
Sohn Julien (geb. 1965), der sich inzwischen
ebenfalls zu einem bekannten Schauspieler gemausert hat. Sein
1981 geborener Sohn Pierre stammt aus seiner Beziehung mit
Schauspielerkollegin Nicole Garcia1).
Seit Mitte Januar 1989 war Jean Rochefort
mit Françoise Vidal verheiratet, mit der er ebenfalls zwei Kinder hatte.
Jean Rochefort, einer der prägnantesten Schauspieler Frankreichs, starb
am 9. September 2017 im Alter von 87 Jahren in einem Pariser Krankenhaus.
Sein Lebenswerk war bereits 1999 mit einem "Ehren-César" ("César d’honneur")
gewürdigt worden.
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Kinofilme (Auszug)
Filmografie bei der Internet Movie Database (Link:
Wikipedia, in Klammern=prisma.de) |
- 1956: Rencontre à Paris
- 1958: Une balle dans le canon (Eine Kugel im Lauf) → Filmlexikon
- 1960: Le Capitaine Fracasse (Fracasse, der freche
Kavalier)
- 1962: Cartouche (Cartouche, der Bandit)
- 1962: Le masque de fer (Die eiserne Maske) → Filmlexikon
- 1963: Symphonie pour un massacre
(Sieben Tote hat die Woche) → Filmlexikon
- 1963: La porteuse de pain (Unschuldig geächtet) → Filmlexikon
- 1964: Angélique, marquise des anges
(Angélique)
-
1964: Merveilleuse Angélique
(Angélique, 2. Teil)
-
1965: Angélique et le roi
(Angelique und der König)
-
1965: Les tribulations d'un chinois en Chine (Die tollen Abenteuer des Monsieur
L.)
-
1967: À coeur joie
(Zwei Wochen im September) → Filmlexikon
-
1966: Qui êtes-vous, Polly Magoo?
(Wer sind Sie, Polly Magoo?) → Filmlexikon
-
1969: Le diable par la queue (Pack den Tiger schnell am
Schwanz)
-
1972: Les feux de la chandeleur (Kerzenlicht)
-
1972: Le grand blond avec une chaussure noire
(Der große Blonde mit dem schwarzen
Schuh)
-
1973: L'héritier (Der Draufgänger)
-
1973: Salut l'artiste (Mach's gut, Nicolas)
-
1974: Comment réussir
quand on est con et pleurnichard (Hübscher als die
Polizei erlaubt)
-
1974: L'horloger de Saint-Paul (Der Uhrmacher von
Saint-Paul)
-
1974: Le fantôme de la liberté
(Das Gespenst der
Freiheit)
-
1974: Le retour du grand blond
(Der große Blonde kehrt zurück)
-
1974: Mio Dio come sono caduta in basso!
(Wie tief bin ich gesunken) → Filmlexikon
- 1974: Que la fête commence…(Wenn
das Fest beginnt…) → Filmlexikon,
dieterwunderlich,de
-
1975: Les innocents aux mains sales
(Die Unschuldigen mit den schmutzigen Händen)
-
1975: Un divorce heureux
-
1976: Les magiciens
(Die Schuldigen mit den sauberen Händen) → Filmlexikon
-
1976: Un éléphant ça trompe énormément
(Ein Elefant irrt sich
gewaltig)
-
1977: Le crabe-tambour (Der
Haudegen)
-
1977: Nous irons tous au paradis
(Wir kommen alle in den Himmel)
-
1978: Who Is Killing the Great Chefs of Europe?
(Die
Schlemmer-Orgie)
-
1978: Le cavaleur (Edourd, der Herzensbrecher) → Filmlexikon
-
1979: Courage fuyons (Mut, wir fliehen)
-
1979: French Postcards (Wer geht denn noch zur Uni?)
-
1980: Chère inconnue (Liebe
Unbekannte)
-
1980: Odio le bionde (Ich hasse Blondinen) → Filmlexikon
-
1981: Un dimanche de flic (Zwei Profis steigen aus)
-
1982: L'indiscrétion (Flirt mit dem Tod) → Filmlexikon
-
1982: Le grand frère
(Der große Bruder) → Filmlexikon
-
1983: L'ami de Vincent
(Mein Freund, der Frauenheld) → Filmlexikon
-
1984: Frankenstein 90 (Frankenstein 2000) → Filmlexikon
-
1987: Tandem (Ein unzertrennliches Gespann) → Filmlexikon
-
1989: Je suis le seigneur du château (Das Schloss gehört mir) → Filmlexikon
-
1990: Le château de ma mère
(Das Schloss meiner
Mutter)
-
1990: Le mari de la coiffeuse
(Der
Mann der Friseuse)
-
1991: Amoureux fou (Die
Liebestollen)
-
1992: Le bal des casse-pieds (Affenzirkus) → Filmlexikon
-
1993: Cible émouvante
(Der Killer und das
Mädchen)
-
1993: Tango (Tango Mortale) → Filmlexikon
-
1994: Prêt-à-Porter
(Prêt-à-Porter)
-
1996: Les grands ducs (La Tournee Bühne frei für drei Halunken)
→ Filmlexikon
-
1996: Never Ever (Verhängnisvolle Begegnung) → Filmlexikon
-
1996: Ridicule
(Ridicule Von der Lächerlichkeit des
Scheins)
-
1997: Barracuda (Barracuda - Vorsicht
Nachbar!)
-
1998: El viento se llevó lo qué (Das letzte Kino der Welt)
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1999: Rembrandt (Rembrandt)
-
2001: La vie sans secret de Walter Nions
-
2001: Le placard
(Ein Mann sieht
rosa)
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2002: L'homme du train
(Das
zweite Leben des Monsieur Manesquier)
-
2003: Les clefs de bagnole
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2006: Ne le dis à personne
(Kein
Sterbenswort)
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2006: Désaccord parfait
(Wir verstehen uns
wunderbar)
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2007: Mr. Bean's Holiday
(Mr. Bean macht
Ferien)
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2007: J’ai
toujours rêvé d’être un gangster
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2008: Agathe Cléry
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2010: Le joueur de citernes
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2012: Astérix et
Obélix: Au
service de sa Majesté (Asterix
& Obelix Im Auftrag ihrer Majestät)
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2012: El artista y la modelo (Das Mädchen und der Künstler)
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2015: Floride
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