Die Schauspielerin Lotte Stein wurde am 12. Januar 1894 in
Berlin geboren. Sie war die Nichte des Schauspielers Hermann Vallentin1)
(1872 1945) bzw. von dessen jüngeren Schwester Rosa Valetti1) (1876 1937),
einer damals bekannten Schauspielerin, Kabarettistin und Chansonnière.
1911 gab Lotte Stein ihr Bühnendebüt im schweizerischen Schaffhausen, ein Jahr später wechselte sie an das Schauspielhaus
in Frankfurt/M. 1916 wurde sie von Max Reinhardt nach Berlin an dessen Bühnen berufen, ab 1919 trat
sie regelmäßig unter der Intendanz Reinhardts am "Deutschen Theater"
auf. Während der 1920er Jahre wirkte Lotte Stein auch an verschiedenen
anderen Berliner Theatern, zuletzt 1933 unter Heinz Hilpert an der
"Volksbühne". Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten
emigrierte die Schauspielerin mit jüdischen Wurzeln zunächst nach Österreich,
ging dann 1934 in die damals tschechoslowakische Hauptstadt Prag (heute Tschechien), wo sie bis 1937
am "Deutschen Theater" tätig war.
Mit Beginn des 2. Weltkrieges floh sie dann in die USA, konnte beim Film
sowie am Theater Fuß fassen, unter anderem stand sie in New York auf
der Bühne.
Bereits zu frühen Stummfilmzeiten hatte Lotte Stein in dem Streifen
"Hasenbraten" (1915; Regie: Fred Sauer) erste
Erfahrungen vor der Kamera gesammelt, ab Ende der der 1910er Jahre
wirkte sie dann regelmäßig in etlichen Produktionen mit.
Foto: Lotte Stein ca. 1918 auf einer
Fotografie von Nicola Perscheid2)
(1864 1930)
Quelle: Wikimedia Commons;
Verlag Hans Dursthoff (Berlin), Karte 1238
Angaben zur Lizenz siehe hier
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Auch wenn es nie die großen, vom Publikum beachteten Hauptrollen waren, gehörte Lotte Stein
doch zu den vielbeschäftigten Leinwanddarstellerinnen in den beliebten
Melodramen und Kriminalgeschichten jener Ära und wurde von renommierten
Regisseuren wie Arthur Wellin, Johannes Guter, Karl Grune oder Max Mack mit
Nebenrollen betraut. In Paul Czinners Verwechslungskomödie "Doña Juana"3) (1928),
gedreht nach dem Bühnenstück "Don Gil
von den grünen Hosen"2) von Tirso de Molina, mimte
sie beispielsweise die Erzieherin der Titelheldin, gespielt von Elisabeth Bergner,
gehörte auch zu Besetzung von Hans Kysers ambitionierten Biopic "Luther – Ein
Film der deutschen Reformation"2) (1928) mit Eugen Klöpfer
als Reformator Martin Luther.
Den Übergang zum Tonfilm schaffte Lotte Stein aufgrund ihrer
Bühnenerfahrungen problemlos, ihr bekanntester Film ist Alfred Hitchcocks
deutsche Version des Thrillers "Murder!"2) (1931),
der als "Mary. Sir John greift ein"2) (1931) parallel zu "Murder!"
mit deutschen Schauspielern gedreht wurde. In der deutsch-englischen
Co-Produktion spielte Lotte Stein die Bebe Brown, die zusammen mit ihrem Mann
Bobby (Paul Graetz) den Geschworenen Sir John Menier (Alfred Abel) bei der
Suche nach dem wahren Täter des Mordes, für den Mary (Olga Tschechowa) für
schuldig befunden wurde, unterstützt.
Foto: Lotte Stein ca. 1918 auf einer
Fotografie von Nicola Perscheid2)
(1864 1930)
Quelle: Wikimedia Commons;
Verlag Hans Dursthoff (Berlin), Karte 1239
Angaben zur Lizenz siehe hier |
In den USA gelang es Lotte Stein in verschiedensten Hollywood-Streifen
kleinere Aufgaben zu erhalten, zeigte sich unter anderem in Fred Zinnemanns
Drama "Das
siebte Kreuz"2) (1944, The Seventh Cross), gedreht
unter anderem mit Spencer Tracy nach dem gleichnamigen Roman von Anna Seghers,
in Fritz Langs Spionage-Abenteuer "Im
Geheimdienst"2) (1946, Cloak and Dagger) mit Gary Cooper oder in Max Ophüls' Stefan Zweig-Adaption "Brief
einer Unbekannten" (1948, Letter from an Unknown Woman) mit Joan Fontaine.
Nachdem Lotte Stein 1949 nach Deutschland zurückgekehrt war, übernahm
sie noch vereinzelt Rollen in US-amerikanischen Unterhaltungsfilmen,
beispielsweise in Douglas Sirks Melodram "Alle meine Sehnsucht" (1953, All
I Desire4)) mit Barbara Stanwyck oder in Vincente Minnellis musikalischen Komödie "Vorhang auf" (1953, The Band
Wagon4)) mit Fred Astaire. Zu ihren
letzten Leinwandauftritten zählten zwei deutsch-italienische Co-Produktion,
das Abenteuer "Romarei,
das Mädchen mit den grünen Augen"2) (1958)
und die Komödie "Und das am Montagmorgen"5) (1959).
Ab Mitte der 1960er Jahre wirkte sie auch sporadisch in TV-Filmen mit, so unter anderem
in dem Drama "Scheidung auf englisch" (1970) und in der
Krimikomödie "Leiche gesucht" (1971) jeweils in Szene gesetzt von
Ottokar Runze.
Hauptsächlich konzentrierte sich Lotte Stein nach dem Krieg auf ihre Arbeit am Theater,
zunächst spielte sie Anfang der 1950er Jahre an den "Münchner Kammerspielen",
gehörte dann ab 1954 unter der Intendanz von Boleslaw Barlog zum Ensemble des
Berliner "Schillertheaters" bzw. des angegliederten "Schlosspark
Theaters". Hier konnte sie in zahlreichen Aufführungen von Klassikern,
beispielsweise in Lessings "Nathan der Weise" oder Anton Tschechows
"Drei Schwestern", aber auch Komödien ihre schauspielerische
Vielseitigkeit unter Beweis stellen. So gestaltete sie unter anderem 1957 in
Hans Lietzaus Inszenierung der Satire "Ein besserer Herr" von Walter Hasenclever im
"Schlosspark Theater" neben Martin Held als dem "besseren
Herrn" bzw. reichen Fabrikanten Compass, Lore Hartling als dessen
Tochter und Klaus Kammer als Kapitalisten-Söhnchen Harry Compass die komische
Figur der Witwe Schnütchen.
Lotte Stein starb am 20. September 1982 im hohen Alter von 88 Jahren in München;
die letzte Ruhe fand sie auf dem dortigen Nordfriedhof → Foto der
Grabstätte bei www.knerger.de.
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Link: 1) Kurzportrait innerhalb dieser HP, 2)
Wikipedia (deutsch), 3) Murnau Stiftung, 4) Wikipedia (englisch), 5) www.film.at
Lizenz Fotos Lotte Stein (Urheber: Nicola Perscheid):
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