Der Filmruhm in Deutschland blieb jedoch ein Intermezzo, 1920 wanderte Joseph Schildkraut wie sein Vater in die USA aus und gab bereits wenig später sein Debüt als Chevalier de Vaudrey in David W. Griffiths, zur Zeit der Französischen Revolution angesiedeltem Melodram "Zwei Waisen im Sturm"1) (1921, Orphans of the Storm) neben den Schwestern Lillian und Dorothy Gish. In kurzer Zeit gehörte Joseph Schildkraut zu den beliebten Filmstars, drehte beispielsweise mit Cecil B. DeMille die Komödie "Young April"3) (1926) und das stumme, monumentale Bibel-Epos "König der Könige"1) (1927, The King of Kings), wo er als Jesus-Verräter Judas Ischariot überzeugte; in den genannten Filmen gehörte auch Rudolph Schildkraut zu Besetzung. Den Übergang zum Tonfilm schaffte Joseph Schildkraut aufgrund seiner geschulten Sprachtechnik problemlos, in Harry A. Pollards Musical "Show Boat"1) (1929, Show Boat / Das Komödiantenschiff) machte er als Gaylord Ravenal, spielwütiger Ehemann der jungen Magnolia (Laura La Plante), eine gute Figur oder kam als General Pascal in dem Biopic bzw. dem Abenteuer um den mexikanischen Volkshelden Pancho Villa1) in "Schrei der Gehetzten"1) (1934, Viva Villa!) daher. Eine erneute Zusammenarbeit mit Cecil B. DeMille gab es in dessen ersten Tonfilm über die legendäre ägyptischen Königin "Cleopatra"1) (1934), wo Schildkraut neben der Titelheldin Claudette Colbert und Warren William (Julius Caesar) den König Herodes mimte. Auch in De Milles Historien-Abenteuer "Kreuzritter Richard Löwenherz"1) (1935, The Crusades) konnte Schildkraut als Markgraf Konrad von Montferrat1) an der Seite von Henry Wilcoxon (König Richard Löwenherz und Loretta Young (Prinzessin Berengaria von Navarra) punkten, zeigte sich in Richard Boleslavskis Melodram "Der Garten Allahs"1) (1936, The Garden of Allah) zusammen mit Marlene Dietrich und Charles Boyer.
Doch Schildkraut war nicht nur auf historische Sujets abboniert, tauchte neben Clark Gable und Norma Shearer als netter Captain Kirvline in der Komödie "Idiot's Delight"1) (1939) auf, drehte mit Protagonist Peter Lorre "Mr. Moto und sein Lockvogel"3) (1939, Mr. Moto Takes a Vacation) oder stand für Clarence Brown für dessen Louis Bromfield-Adaption "Nacht über Indien"1) (1939, The Rains Came) vor der Kamera. Ernst Lubitsch besetzte ihn in seiner wunderbar inszenierten, komödiantischen Romanze "Rendezvous nach Ladenschluß"1) (1940, The Shop Around the Corner) an der Seite von James Stewart und Margaret Sullavan als den arrogant-schleimigen Familienvater Ferencz Vadas, in Joseph Kanes Western "San Francisco Lilly"1) (1945, Flame of Barbary Coast) konnte Schildkraut neben John Wayne einmal mehr als Spielhallen-Boss Tito Morell seine schauspielerische Bandbreite unter Beweis stellen. Ab den 1950er Jahren verlegte Schildkraut seine Arbeit vor der Kamera auf das Fernsehen und trat in verschiedenen, dem Theater-Drama gewidmeten Serien mit Gastrollen auf. 1953 hatte er zudem mit "Joseph Schildkraut Presents" als Moderator eine eigene TV-Sendung. Zu seinen herausragenden filmischen Interpretationen bzw. Altersrollen zählt zweifellos die Darstellung des liebenswerten Vaters Otto Frank1) in dem von George Stevens inszenierten Kino-Drama über das Schicksal von Anne Frank1) (gespielt von Millie Perkind) und ihrer Familie in "Das Tagebuch der Anne Frank"1) (1959, The Diary of Anne Frank). Eine "Golden Globe"-Nominierung als "Bester Schauspieler" war der Lohn. Nach Auftritten in populären TV-Serien wie "Dr. Kildare" (1962) oder "77-Sunset-Strip" (1963) spielte Schildkraut in George Stevens' monumentalem Jesus-Epos "Die größte Geschichte aller Zeiten"1) (1965, The Greatest Story Ever Told) seine letzte Kino-Rolle und gestaltete den Pharisäer Nikodemus1), dem Jesus (Max von Sydow) die Wahrheit der geistlichen Wiedergeburt nahe bringt. Während seiner umfangreichen Arbeit für den Film widmete sich der Schauspieler immer der Arbeit am Theater und feierte Erfolge am Broadway, so beispielsweise 1923 in Ibsens "Peer Gynt" oder 1932 in der Bühnenversion von Lewis Carrolls Klassiker "Alice im Wunderland". Auch in der Theaterfassung von "Das Tagebuch der Anne Frank" brillierte Schildkraut in den 1950er Jahren in New York mit der Rolle des Otto Frank an der Seite von Gusti Huber als seiner Ehefrau Edith Frank, die in die Filmversion aus dem Jahre 1959 ebenfalls mit dieser Rolle zu sehen war. Kurz nach den Dreharbeiten zu "Die größte Geschichte aller Zeiten" erlag Joseph Schildkraut am 21. Januar 1964 in New York City mit nur 67 Jahren den Folgen eines Herzinfarktes. Die Urne mit den sterblichen Überresten wurde auf dem "Hollywood Forever Cemetery" (Beth Olam Mausoleum, Foyer R, Westseite, Nische 212) in Los Angeles (Kalifornien) beigesetzt → www.findagrave.com. Auch sein Vater Rudolph war im gleichen Alter am 15. Juni 1930 an einem Herzinfarkt gestorben, dessen Urne befindet sich ebenfalls im "Beth Olam Mausoleum" (Sektion R, Krypta 214) → www.findagrave.com. Joseph Schildkraut war drei Mal verheiratet: Am 7. April 1923 hatte er der Filmschauspielerin Elise Bartlett (1899 1947) das Ja-Wort gegeben, die er während seiner Auftritte in "Peer Gynt" kennengelernt hatte; nach nur sieben Jahren endete die Verbindung am 9. Juni 1930 vor dem Scheidungsrichter. Mit seiner zweiten Ehefrau, Marie McKay, die er am 27. Mai 1932 ehelichte, war Schildkraut 29 Jahre verheiratet; sie starb bei Dreharbeiten am 17. Februar 1962. Im Sommer 1963 heiratete Schildkraut Leonora Rogers, die bis zu seinem Tod an seiner Seite war; jede der drei Ehen blieb kinderlos. Bereits 1959 hatte er seine Autobiographie "My Father and I" publiziert, in dem er die eindrucksvolle Karriere seines Vaters Rudolph Schildkraut nachzeichnet sowie den Leser an seiner eigenen, nicht minder erfolgreichen Laufbahn teilhaben lässt. Auf dem "Hollywood Walk of Fame" erinnert ein Stern an den einstigen Filmstar. Dass Joseph Schildkraut die Rolle des Otto Frank in "Das Tagebuch der Anne Frank" angenommen hatte, kam nicht von ungefähr. Seit Jahrzehnten sammelte der Schauspieler Briefe, Dokumente und Fotos der Familie von Anne Frank, von denen eine Reihe aus dem Besitz seines Freundes und Vertrauten Otto Frank (1989 1980) selbst stammten. Schildkraut baute so ein beachtliches Archiv auf, das am 5. November 2012 im Auktionshaus "Doyle" in New York zur Versteigerung kam. Erworben wurde dieser Nachlass Schildkrauts von der "Anne-Frank-Stiftung" in Amsterdam → www.annefrank.org. Zu der Sammlung gehören auch Fotos, Dokumente und bis dato unbekannte Briefe aus den Jahren 1936 bis 1941 über die Versuche der jüdischen Familie in die USA auszuwandern. Als einziges Familienmitglied überlebte Anne Franks Vater Otto1) (1889 1980) den Holocaust und veröffentlichte später das Tagebuch seiner Tochter, welches als historisches Dokument weltberühmt und in 55 Sprachen übersetzte wurde → Wikipedia. |
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Quelle (unter anderem): Wikipedia,
www.cyranos.ch Fotos bei www.virtual-history.com |
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Link: 1) Wikipedia (deutsch), 2) Kurzportrait innerhalb dieser HP, 3) Wikipedia (englisch) Lizenz Foto Joseph Schildkraut (Urheber: Alexander Binder): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers. |
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