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Irene von Meyendorff wurde am 6. Juni 1916 als Irene Isabella
Margarethe Paulina Caecilia Freiin von Meyendorff und älteste Tochter einer baltischen Aristokratenfamilie im
damals noch russischen Reval (heute Tallinn1), Estland) geboren. Mit Ausbruch der russischen Revolution floh die Familie nach
Deutschland und ließ sich in Bremen
nieder. Die junge Irene wuchs bei ihrer Mutter Elisabeth
auf, da diese ihren konservativen Ehemann († 1925) wegen einer Liaison mit
einem Dichter verlassen hatte. Anfangs wollte die bildschöne
Irene Archäologin werden, entschied sich dann aber für eine
künstlerische Laufbahn, nahm Schauspielunterricht und sammelte
erste Erfahrungen an der Berliner "Volksbühne"1) und am
"Renaissance-Theater"1). Sie arbeitete als Cutterin
beim Film, später als Volontärin bei der UFA1), wo sie mit
ihren großen, blauen Augen und der gertenschlanken Figur schnell
Aufsehen erregte und als Schauspielerin ab Mitte der 1930er Jahre zu
einem Filmstar avancierte.
Irene von Meyendorff 1939
Foto mit freundlicher Genehmigung der
Österreichischen
Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber/Körperschaft: Weltbild; Datierung: 11.02.1939
© ÖNB Wien;
Bildarchiv Austria (Inventarnummer
OEGZ/P1367)
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Ihr Leinwanddebüt gab sie 1936 mit der
Rolle der Madeleine, Braut des Kapitäns Pieter Streuvels (Hermann Speelmans), in dem nach dem
Roman "Die letzten Vier von St. Paul" von Josef Maria Frank1) gedrehten Abenteuerstreifen "Die
letzten Vier von Santa
Cruz"2), es folgten Produktionen wie "Verräter"1) (1936),
"Es leuchten die Sterne"1) (1938),
"Schneider Wibbel" (1939), "Frau Luna"1) (1941),
"Wen die Götter lieben"1) (1942),
"Philharmoniker"1) (1944) oder "Um
neun kommt Harald"2) (1943).
In Veit Harlans Melodram "Opfergang"1) (1944) spielte sie neben
Hauptdarstellerin Kristina Söderbaum die elegante, ein wenig
blutleer wirkende Hamburger Patriziertochter Octavia, die sich mit
Albrecht alias Carl Raddatz
vermählt
und auch in Harlans, bis heute zu den "Vorbehaltsfilmen"1)
zählenden NS-Durchhaltestreifen "Kolberg"1) (1945)
hatte sie einen, wenn auch nur kurzen Auftritt als
"entrückte" preußische Königin Luise1). In ihren Vorkriegsfilmen verkörperte die Meyendorff mit stillem, sympathischem
Ernst meist rührende Mädchengestalten, die manchmal von einer süßen Trauer
und einem fraulichen Charme umflort waren.
Nach Ende des 2. Weltkrieges hatte der ehemalige Ufa-Star zunächst Mühe,
wieder im Filmgeschäft Fuß zu fassen, anfangs stand sie in Konstanz
auf der Theaterbühne, kehrte dann 1948 mit einem kleinen Auftritt als Angelika Rösch in Rudolf Jugerts
romantischen Trümmerfilm1)-Satire "Film ohne Titel"1)
auf die Leinwand zurück. Helmut Käutner übertrug ihr Nebenrollen in seinen Filmen "Der Apfel ist ab"1) (1948), "Epilog: Das Geheimnis der Orplid"1) (1950)
und "Bildnis einer Unbekannten"1) (1954). Mit Carl Raddatz
und Ernst Schröder sah
man sie in dem Krimi "Gift
im Zoo"1) (1951), in dem Spionagestreifen "Rittmeister
Wronski"1) (1954)
mimte sie die Liane von Templin an der Seite von Willy Birgel, in
dem Künstlermelodram "Versuchung" (1955) trat sie als Partnerin
von Ewald Balser in Erscheinung. Zu ihren späteren, wenigen Filmproduktionen
zählen Rollen unter anderem in der Geschichte "Die
Botschafterin"1) (1960)
mit Nadja Tiller und in der Gaunerkomödie "Lange Beine – lange Finger"1) (1966)
mit Senta Berger,
Martin Held und
Joachim Fuchsberger. In Terence Youngs Drama
bzw. dem französisch-britischer Historienfilm "Mayerling"1) (1968)
mit Omar Sharif
als österreichischer Kronprinzen Rudolf1)
und Catherine Deneuve
als dessen Geliebte Maria Vetsera1) in den Hauptrollen, die
vom 29. auf den 30. Januar 1889 auf Schloss Mayerling1)
den Freitod wählten, stand sie als Gräfin Stockau letztmalig vor der Kamera.
1961 hatte Irene von Meyendorff den britischen Schauspieler
Sir James
Robertson Justice1) (1905 – 1975) kennen und
lieben gelernt, zeitlang Rektor der
Universität von Edinburgh1) und ein passionierter Ornithologe. Seitdem lebte sie überwiegend in Schottland
auf Justices feudalen Landsitz und hatte sich weitgehend
vom Filmgeschäft zurückgezogen. Seit 1967 besaß sie die britische
Staatsbürgerschaft und änderte ihren Vornamen in "Irina",
am 29. Juni 1975, kurz vor dem Tod von Robertson Justice, heiratete das Paar.
In erster Ehe war die Schauspielerin mit dem Arzt Dr. Heinz Zahler, verheiratet, der
dem sogenannten "Kreisauer Kreis"1) nahe stand, welcher seit
Anfang der 1940er Jahre Konzepte für eine grundlegende staatliche,
wirtschaftliche und soziale Neugestaltung Deutschlands nach dem Sturz der NS-Diktatur erörterte;
aus der Verbindung stammte Sohn Andreas Zahler (1940 – 1985). Ehemann
Nummer 2 wurde Filmproduzent Joachim Matthes1), in dessen
Nachkriegsproduktion "Film ohne Titel" (1948) sie eine Episodenrolle übernommen sowie in "Gift
im Zoo" (1961) die weibliche Hauptrolle gespielt hatte. Eine dritte Ehe mit dem Hamburger Journalisten
Pitt Severin scheiterte nach kurzer Zeit. Ihre fünfte Ehe soll sie, einigen Quellen zufolge,
1993 mit ihrem besten Freund und Nachbarn, dem Millionär, Philantropen und Naturwissenschaftler Frederick Keith ("Toby") Bromley (1912 – 2003) geschlossen haben, mit dem sie unter anderem die Arktis
bereiste..3)
Die 1988 mit dem "Filmband in Gold"1) für "langjähriges und
hervorragendes Wirken im deutschen Film" ausgezeichnete Schauspielerin Irene von Meyendorff
starb am 28. September 2001
im Alter von 85 Jahren in ihrer Wahlheimat King's Somborne (Hampshire1)).
"Sie war, im Leben wie im Film, die baltische Baronesse, nobel, blond
und cool, gern hoch zu Ross und perfekte Salondame auch in den finsteren
Jahren des Dritten Reiches." notierte DER SPIEGEL (43/2001) anlässlich ihres Todes.
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Kinofilme
Filmografie bei der Internet Movie Database
sowie filmportal.de (Fremde
Links: filmportal.de, Wikipedia)
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- 1936: Die
letzten Vier von Santa Cruz (nach dem Roman "Die letzten Vier von St. Paul" von Josef Maria Frank;
als Madeleine, Braut des
Kapitäns Pieter Streuvels (Hermann Speelmans))
- 1936: Verräter
(als Hilde Körner) → filmportal.de
- 1938: Fahrendes Volk
(als Kunstreiterin Yvonne) → filmportal.de
- 1938: Es leuchten die Sterne
(als sie selbst) → filmportal.de
- 1938: Zwei Frauen
(nach einer Vorlage von Roland
Schacht; als Eva von Barkow, Tochter von Schauspielerin
Paula Corvey = Olga Tschechowa) → Murnau
Stiftung
- 1939: Ein Lied verklingt
(Kurzfilm; als ?)
- 1939: Schneider
Wibbel
(nach dem Schwank
von Hans Müller-Schlösser; als Klementine genannt "Tinchen")
→ filmdienst.de
- 1939: Leinen
aus Irland (nach dem Bühnenstück von Stefan
von Kamare; als Lilly, Tochter des Kommerzialrats Kettner,
Präsident der "Libussa A.G." (Otto
Tressler))
→ filmportal.de
- 1939: Wir tanzen um die Welt
(als Eva) → filmportal.de
- 1940: Casanova heiratet
(nach dem dem Bühnenstück "Ein großer Mann privat" von
Harald Bratt;
als Landjahr-Volontärin Gertrud Pank) → filmportal.de
- 1941: Frau Luna
(unter der Verwendung der Melodien aus der gleichnamigen
Operette von Paul
Lincke; von und mit Theo Lingen;
als Gerda, Stieftochter von Elisabeth Gerlach = Fita Benkhoff)
→ filmportal.de
- 1941: Was geschah in dieser Nacht?
(von (Regie) und mit Theo
Lingen; als die verwitwete Marion)
- 1942: Einmal
der liebe Herrgott sein (als Marie Christine Passecker)
- 1942: Wen die Götter lieben.
Mozart (nach dem Roman von Richard
Billinger und E. Strzygowski über Wolfgang
Amadeus Mozart
mit Hans
Holt in der Rolle von Mozart; als Aloisia
Lange (geb. Weber)) → filmportal.de
- 1943: Um
neun kommt Harald (als Edith Gedeye)
- 1944: Opfergang
(nach der Erzählung von Rudolf G. Binding;
R: Veit
Harlan; mit Ehefrau Kristina
Söderbaum;
als Octavia, Tochter von Senator Froben (Otto
Tressler) und dessen Gattin (Annemarie
Steinsieck) bzw. Ehefrau von
Albrecht Froben (Carl
Raddatz)) →
filmportal.de,
Murnau Stiftung
und Artikel zur Restaurierung
- 1944: Eine
kleine Sommermelodie (Aufführungsverbot; als Studentin
Eva-Maria Tiedemann, Curd Jürgens als
Soldat bzw. Komponist Wolfgang Schwab)
→ filmportal.de,
Murnau
Stiftung (Foto)
- 1944: Johann
(nach dem Bühnenstück von Theo
Lingen mit Theo Lingen in der Doppelrolle des Kammerdieners
Johann
und Bauunternehmers Hans Pietschmann; als Uschi Zirndorf)
- 1944: Philharmoniker
(als Maria Hartwig) → filmportal.de
- 1945: Der Fall Molander
(Regie: G.
W. Pabst; unvollendet; als Elisabeth Molander, Holk juniors
Verlobte)
- 1945: Kolberg
(Vorbehaltsfilm;
als Königin Luise)
→ filmportal.de
(Titel 1965: "Kolberg – Der
30. Januar 1945")
- 1948: Film ohne Titel
(als Angelika Rösch) → filmportal.de
- 1948: The Mozart Story
- 1948: Der Apfel ist ab
(nach Motiven der gleichnamigen musikalischen
Kabarett-Revue des Münchener
Kabarett-Ensembles "Die
Nachrichter"; als Eva-Lilith)→
filmportal.de
- 1949: 1x1 der Ehe
(als Bettina Norden)
- 1950: Epilog: Das Geheimnis der Orplid
(als Conchita, Braut von Martin Jarzombeck) →
filmportal.de
- 1950: Pikanterie
(als die junge Witwe Hortense Clairmont)
- 1951: Gift im Zoo
(als Dompteuse Vera Pauly) →
filmportal.de
- 1953: Der
Vetter aus Dingsda (nach Motiven der Operette
von Eduard Künneke; als Irmgard von Ottenberg)
- 1954: Bildnis einer Unbekannten
(als Frau des Botschafters) →
filmportal.de
- 1954: Rittmeister
Wronski
(als Liane von Templin, Sekretärin im Kriegsministerium,
Wronskis Geliebte) →
filmportal.de
- 1955: Versuchung (als Sabine,
Gattin von Prof. Marko Brand = Ewald
Balser)
- 1955: Zärtliches Geheimnis /
Ferien in Tirol (nach der Erzählung "Was am See geschah"
von Lisa
Tetzner;
(als Charlie, Schwester des Industriellen Robert von Stetten) →
filmportal.de
- 1956: Drei
Birken auf der Heide
(als Ada Wedekind) →
filmportal.de
- 1957: Die Freundin meines Mannes
(als Else, Frau des Industriellen Heinrich Rietburg)
- 1960: Im Namen einer Mutter / Triebverbrecher
(als Lehrerin Nora Fellaner)
- 1960: Die
Botschafterin
(als Ruth Ryan) →
filmportal.de
- 1966: Lange Beine – lange Finger
(als Lady Hammond) →
filmportal.de
- 1967: Hell is Empty (UA: GB 06/1969)
- 1968: Mayerling
/ Mayerling (über den österreichischen Kronprinzen Rudolf
(Omar
Sharif) und dessen Geliebte
Maria
Vetsera (Catherine
Deneuve) sowie
deren Freitod auf Schloss Mayerling; als Gräfin
Stockau)
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