Wilhelm Bendow 1936 im "Kabarett der Komiker"; Urheber: Willy Pragher; Lizenz: CC BY 3.0; Rechteinhaber: Landesarchiv Baden-Württemberg; Quelle: Deutsche Digitale Bibliothek bzw. Wikimedia Commons Wilhelm Bendow wurde am 29. September 1884 als Wilhelm Emil Boden und Sohn des Brauereibesitzer Friedrich Boden1) (1844 – 1920) in der niedersächsischen, ehemaligen Hansestadt Einbeck1) geboren, verbrachte dort mit seinen vier Geschwistern auch seine Kindheit und Jugend. Obwohl er auf Wunsch der Eltern eigentlich einen kaufmännischen Beruf erlernen sollte, entschied er sich für die "Bretter, die die Welt bedeuten", erste Erfahrungen als Schauspieler sammelte er an Wanderbühnen, bevor er 1906/07 an das Berliner "Schillertheater"1) verpflichtet wurde. Ab 1914 stand Bendow in Hamburg unter anderem am "Deutschen Schauspielhaus"1) auf der Bühne und kehrte 1917 nach Berlin zurück, wo er in den 1920er Jahren beispielsweise am "Residenz-Theater"1) und am "Deutschen Theater"1) auftrat. Vor allem aber an den legendären Kleinkunstbühnen jener Ära, wie dem "Kabarett der Komiker"1) (KadeKo), dem "Schall und Rauch"1) sowie der von Trude Hesterberg (1892 – 1967) gegründeten "Wilde Bühne"1) in der Charlottenburger Kantstraße1) machte er Furore, wo er ab 1921 mit der Nummer "Lydia Smith. Die Tetovirte Dame" (später "Magnesia. Die Tetovirte Dame") tosendes Gelächter hervorrief. Von seinen Kollegen liebevoll "Lieschen" genannt, erlangt der "kleine Bendow, der urkomische Sanfte mit den anzüglichen Pointen, der das Lachfach studiert hat und daraus ein Naturereignis machte" (Helga Bemmann) große Popularität.2) Als die "Wilde Bühne" im Januar 1924 geschlossen wurde, eröffnete Bendow wenig später Mitte Februar in den Räumen das Kabarett "Tü-Tü", mit "Bendows bunte Bühne" am Kottbusser Tor1) leitete er ab 1932 für zwei Jahre ein weiteres eigenes Kabarett, an dem so berühmte Künstler/-innen wie Claire Waldoff (1884 – 1957), Max Ehrlich (1892 – 1944) oder Paul Morgan (1886 – 1938) auftraten. Während des Nazi-Regimes wirkte Bendow an diversen Berliner Theatern und zählte, mit Unterbrechungen, bis Kriegsende zum Ensemble der "Berliner Soldatenbühne".
 
Wilhelm Bendow 1936 im "Kabarett der Komiker"
Urheber: Willy Pragher1); Lizenz: CC BY 3.0; Rechteinhaber: Landesarchiv Baden-Württemberg
Quelle: Deutsche Digitale Bibliothek bzw. Wikimedia Commons
Der vielseitiger Darsteller machte sich einen Namen in der Berliner Operetten- und Revueszene, war auch im Rundfunk erfolgreich und bleibt vor allem mit seinem legendären Rennbahn-Sketch1) "Wo laufen sie denn, wo laufen sie denn hin?" unvergessen. Bis heute ist dieser Sketch untrennbar mit dem Namen Wilhelm Bendow verbundenen, viele Humoristen haben Bendows quengelnden Rennbahnbesucher kopiert und auch der große Vicco von Bülow alias Loriot (1923 – 2011) widmete 1972 einer seiner Trick-Cartoons diese berühmte Szene. In dem 1946 entstandenen Kabinettstück liefern sich Wilhelm Bendow und sein Partner Franz-Otto Krüger1) knapp 13 Minuten lang ein Wortgefecht mit vielen Zweideutigkeiten. Höhepunkt ist sicherlich Bendows Erkenntnis "Aaach ist das schööön, aaach ist das schööön, ach ist der Rasen schön grün…". Es ist zu bedauern, dass Bendow und Krüger nur in einem DEFA-Streifen mitspielen, nämlich als "Der Verdrießliche" und "Der Sehnsüchtige" in dem frühen Nachkriegslustspiel "Kein Platz für Liebe"1) (1947).2)

Foto (historische Originalbeschreibung): Prominente Bühnen- und Filmschauspieler als Kochkünstler auf der Kochkunstausstellung am Kaiserdamm! Ein lustiges Trio, die Filmschauspieler Paul Heidemann (links), Otto Gebühr (Mitte) und Wilhelm Bendow (rechts) auf der Kochkunstausstellung (März 1931).
 
Quelle: Deutsches Bundesarchiv, Digitale Bilddatenbank, Bild 102-11400;
Fotograf: unbekannt / Datierung: März 1931 / Lizenz CC-BY-SA 3.0.
Genehmigung des Bundesarchivs zur Veröffentlichung innerhalb
dieser Webpräsenz wurde am 11.10.2010 erteilt.
Originalfoto und Beschreibung:
Deutsches Bundesarchiv Bild 102-11400 bzw. Wikimedia Commons

Prominente Bühnen- und Filmschauspieler als Kochkünstler auf der Kochkunstausstellung am Kaiserdamm! Ein lustiges Trio, die Filmschauspieler Paul Heidemann1) (links), Otto Gebühr2) (Mitte) und Wilhelm Bendow (rechts) auf der Kochkunstausstellung (März 1931). Quelle: Deutsches Bundesarchiv, Digitale Bilddatenbank, Bild 102-11400; Fotograf: unbekannt / Datierung: März 1931 / Lizenz CC-BY-SA 3.0.
Zum Film kam Wilhelm Bendow bereits Anfang der 1910er Jahre und mimte, in Frauenkleidern, "die Dienstmagd" in der von Oskar Messter1) produzierten, kurzen, stummen Komödie "Aus eines Mannes Mädchenzeit"1) (1913), einem sehr frühes Beispiel für Travestie1) auf der Leinwand. Ab den 1920er Jahren bzw. dem Streifen "Der verlorene Schatten"1) (1921), frei nach "Peter Schlemihls wundersame Geschichte"1) von Adelbert von Chamisso1) mit Paul Wegener, stand er dann regelmäßig vor der Kamera. und wurde meist mit prägnanten Nebenrollen bedacht. Man sah Bendow unter anderem als den Erben in dem Drama "Kinder der Zeit"3) (1922), als Diener des Jérôme Bonaparte1), König von Westphalen1) (Paul Heidemann), in der Kostüm-Komödie "So sind die Männer" (1923), als Gesangslehrer Alfred in "Die Fledermaus"1) (1923) nach dem Libretto von Karl Haffner1) und Richard Genée1) zur gleichnamigen Operette1) von Johann Strauss1) oder als Handwerker Flaut in "Ein Sommernachtstraum" (1925) frei nach der gleichnamigen Komödie1) von William Shakespeare1). Bendow war beispielsweise der Leutnant Mucki Pomeisl in der amüsanten Geschichte "Wir sind vom K. u. K. Infanterie-Regiment"1) (1926), der Amateurdetektiv Kulicke in dem Krimi "Sein großer Fall"3) (1926) mit Carl Ebert1) als Kriminalkommissar Bernhard und der Marquis de la Huerta in der Adaption "Im Luxuszug" (1927) nach dem Bühnenstück von Abel Hermant1). Seine letzte stumme Rolle spielte er als Juwelier Burggraf in "Ihr dunkler Punkt" (1929) nach der Novelle "Die Dame mit dem schwarzen Herzen" von Frank Maraun (1903 – 1981) mit Lilian Harvey in der Doppelrolle der Baronesse Lilian von Trucks und der gerissene Juwelendiebin Yvette sowie Willy Fritsch als der charmante Erik Termeulen → Übersicht Stummfilme.
Vereinzelt war Bendow Mitte der 1920er Jahre an Live-Sendungen der
Berliner "Funk-Stunde AG"1) beteiligt, so weist die ARD Hörspieldatenbank folgende Produktionen mit ihm aus (Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia) Weitere Tondokumente (Auswahl) sind bei Wikipedia aufgeführt.
Lichtbild/Szenenfoto aus "Alraune" 1930  mit Wilhelm Bendow als ein Verehrer von Alma in der Kneipe; Quelle: cyranos.ch; Lizenz: Gemeinfreiheit Im Tonfilm blieb Bendow ein vielbeschäftigter Darsteller, konnte nun sein komödiantisches Talent auch auf der Leinwand voll entfalten bzw. besser zur Geltung bringen. Auch wenn es überwiegend die (unverzichtbaren) Chargenrollen waren, die er jedoch zunehmend mit präziser, komischer Technik zu anerkannten Sketch-Standards ausarbeitete, wartete das Publikum stets auf den brillanten Komiker. So gehörte er unter anderem zur Besetzung des Spielfilms "Alraune"1) (1930, von Richard Oswald in Szene gesetzt nach der Schauergeschichte "Alraune. Die Geschichte eines lebenden Wesens"1) von Hanns Heinz Ewers mit Brigitte Helm als Prostituierte Alma sowie Alraune und Albert Bassermann als deren gewissenloser Schöpfer Geheimrat Professor ten Brinken, als Kommissionsvorsitzender Wendolin in "Ein toller Einfall"1) (1932) nach dem Schwank von Carl Laufs1) oder als Polizeikommissar in dem ganz auf Weiß-Ferdl zugeschnittenen Lustspiel "Die beiden Seehunde"4) (1934) nach der Komödie von Carl Rössler1). In "Familie Schimek4) (1935) mimte er als Weigel den Kompagnon des reichen Möbelhändlers Anton Kaltenbach (Fritz Odemar) neben dem unvergessenen Hans Moser, Reinhold Schünzel übertrug ihm in der heiteren Geschichte "Land der Liebe"1) den Part des schusseligen Ministerpräsidenten einer Operetten-Monarchie, gedreht nach der Komödie "Die Hofloge" von Karl Farkas1). In den weiteren Produktionen verkörperte Bendow meist nur Randfiguren, die er jedoch prägnant darstellte: So etwa einen Trambahnfahrer in dem Heimatfilm "Irrtum des Herzens"4) (1939) oder den Staubsaugervertreter Schnupke ("Man saugt sich so durch") in der Komödie "Meine Frau Teresa"4) (1942). Charakteristisch für Bendows Spiel waren auch seine Nebenrollen als französischer Minister in Helmut Käutners1) Regiedebüt "Kitty und die Weltkonferenz"1) (1939) mit Hannelore Schroth oder als Reisender in Kurt Hoffmanns1) turbulenten Fliegerkomödie "Quax, der Bruchpilot"1) (1941) mit Heinz Rühmann.

Lichtbild/Szenenfoto aus "Alraune" 1930  mit Wilhelm Bendow
als
ein Verehrer von Alma in der Kneipe
Quelle: cyranos.ch; Lizenz: Gemeinfreiheit; mehr dazu siehe hier

Bis Kriegsende folgten Auftritte in etlichen weiteren Filmen, beispielsweise als Apotheker Harras in dem Krimi "Dr. Crippen an Bord"1) (1942) mit Rudolf Fernau als der an den amerikanischen Mörder Dr. Hawley Crippen1) angelehnte Dr. Frank Crippen oder als "Mann im Mond" in dem Hans Albers-Abenteuer "Münchhausen"1) (1943).
Im Nachkriegsfilm trat Bendow, abgesehen von dem DEFA1)-Kurz-Werbefilm "Eine verblüffende Neuheit" (1947) von und mit Franz-Otto Krüger1), nur noch in drei Produktionen auf der Leinwand in Erscheinung: So tauchte er als Reporter Fridolin in dem Lustspiel "Sag' die Wahrheit" (1946) nach dem Stück von Johann von Vásáry1) auf, mimte neben Franz-Otto Krüger ("der Sehnsüchtige") den " Verdrießlichen" in dem DEFA-Film "
Kein Platz für Liebe"1) (1947) nach der gleichnamigen Erzählung von Wolfgang W. Parth1) sowie zuletzt den Minister Pupopawitsch in der musikalischen Verwechslungskomödie "Herzkönig"1) (1947) nach dem Bühnenstück von Helmut Weiss1) (auch Regie/Drehbuch) mit Hans Nielsen in der Doppelrolle des regierenden König Michael XXXVII. und des Schriftstellers Peter Petroni → Übersicht Tonfilme.
"Kabarett der Komiker" 1938: Wilhelm Bendow mit einer Maske von Claire Waldoff; Urheber: Willy Pragher; Lizenz: CC BY 3.0; Rechteinhaber: Landesarchiv Baden-Württemberg; Quelle: Deutsche Digitale Bibliothek bzw. Wikimedia Commons Stets wirkte Bendow mit seinen Rollen etwas umständlich und zerstreut, entwickelte seine Filmfiguren aber dennoch penibel, die – trotz der NS-Zeit, in der er berühmt wurde – gänzlich unheroisch wirkten. Mit geziertem Gestus, beleidigt-weinerlicher Stimme und weichem, bebrilltem Gesicht gab er den Unsicheren, der das Gegenüber herausfordert, um dann mit pfiffiger Schlagfertigkeit zurückzuschlagen. Seine "Mischung aus ängstlicher Resignation und fahrlässiger Unerschrockenheit", so einmal "Loriot", diente letztlich Charakteren, die hinter aufgesetzter Naivität korrekte Nervensägen sind.5)  
Einigen Quellen zufolge hatte Bendow wegen seiner Homosexualität, die er nicht verheimlichte, im NS-Regime Schwierigkeiten, wurde 1944 kurzzeitig in ein Arbeitslager verbracht, das er jedoch bald wieder verlassen konnte.
 
1948 erlitt der Vollblutkomödiant einen Unfall, von dem er sich nicht mehr so recht erholte. Wilhelm Bendow starb am 29. Mai 1950 mit nur 65 Jahren in seiner Geburtsstadt Einbeck; die letzte Ruhe fand er auf dem dortigen "Alten Friedhof" → Foto der Grabstelle bei knerger.de.
In Einbeck erinnern heute die "Wilhelm-Bendow-Hauptschule" und das "Wilhelm-Bendow-Theater" an den berühmten Sohn der Stadt.

"Kabarett der Komiker"1) 1938: Wilhelm Bendow mit einer Maske von Claire Waldoff
Urheber: Willy Pragher1); Lizenz: CC BY 3.0; Rechteinhaber: Landesarchiv Baden-Württemberg
Quelle: Deutsche Digitale Bibliothek bzw. Wikimedia Commons

Siehe auch Wikipedia, cyranos.ch, kreuzberger-chronik.de
Fotos bei virtual-history.com
Fremde Links: 1) Wikipedia, 3)  Murnau Stiftung, 4) filmportal.de
Quelle:
2) defa-sternstunden.de (Artikel von Volker Wachter; Seite nicht mehr online; → archiviert bei web.archive.org)
5) "Lexikon der deutschen Film- und TV-Stars" von Adolf Heinzlmeier/Berndt Schulz (Ausgabe 2000, S. 29)
Lizenz Lichtbild/Szenenfoto mit Wilhelm Bendow aus "Alraune" (1930): Dieses Bild ist gemeinfrei, da das Urheberrecht abgelaufen und der Autor anonym ist. Das gilt in der EU und solchen Ländern, in denen das Urheberrecht 70 Jahre nach anonymer Veröffentlichung erlischt.
    
Filme
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(Fremde Links: Wikipedia, Murnau Stiftung, filmportal.de, operetten-lexikon.info, felix-bloch-erben.de)
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