Siegfried Breuer wurde am 24. Juni 1906 in Wien geboren; sein
Taufpate war Siegfried Wagner1)
(1869 1930). Die Eltern stammten aus dem Rheinland, der Vater
Hans Breuer1)
(1868/1870 1929) galt als ein herausragender Wagner-Interpret,
war Mitglied der "Wiener Hofoper" und Schüler von Cosima Wagner1)
(1837 1930) gewesen. Der junge Siegfried Breuer ließ sich in Wien
an der "Akademie
für Musik und darstellende Kunst"1) zum Schauspieler ausbilden seine
damaligen Studienkolleginnen waren unter anderem Paula Wessely
(1907 2000) und Käthe Gold (1907 1997).
1924 gab Breuer Bühnendebüts am "Volkstheater"1)
sowie am "Theater in der Josefstadt"1), ging dann nach Prag und
anschließend nach Berlin, wo er als Conférençier in Modeschauen
auftrat ehe ihm Max Reinhardt1)
(1873 1943) eine tragende Rolle in dem Kleist-Drama "Prinz
Friedrich von Homburg"1) übertrug. Von 1935 bis 1941 gehörte
Breuer zum Ensemble des "Deutschen Theaters"1) in Berlin, nach
Ende des 2. Weltkrieges gründete er zusammen mit Peter Kreuder1)
(1905 1981), Theo Lingen
(1903 1978) und anderen Kollegen die
"Künstlergemeinschaft Bad Ischl", die in Österreich auf
Tournee ging. 1953 holte ihn Intendant Heinz Hilpert1) (1890 1967)
nach Göttingen an
das "Deutsche
Theater"1), wo
Breuer unter anderem mit der Titelrolle in Lessings "Nathan der
Weise"1) brillierte und somit vom "Bonvivant" in das
Charakterfach wechselte.
Siegfried Breuer als Promnitz in der der Uraufführung
von "Glastüren", einer Komödie von Alexander Lernet-Holenia1),
am "Theater in der Josefstadt";
Premiere: 14.02.1939; Regie: Hans Thimig → josefstadt.org
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen
Nationalbibliothek (ÖNB)1)
Körperschaft: Weltbild; © ÖNB/Wien;
Datierung: 13.02.1939
Bildarchiv Austria (Inventarnummer
P 82/1)
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Siegfried Breuer wurde erst spät für den Film entdeckt: Er hatte
zwar bereits 1931 in der Komödie "Weekend
im Paradies"2)
mitgewirkt, doch seine eigentliche Karriere als vielgefragter
Filmschauspieler begann erst Ende der 1930er Jahre. Meist auf den
Typ "zwiespältiger, unangenehmer oder schwieriger Schurke, der
durch Eleganz und Liebenswürdigkeit besticht" festgelegt, war er mit
profilierten Rollen zu sehen, spielte beispielsweise 1940 in Gustav Ucickys
legendären Puschkin-Adaption "Der Postmeister"1) neben
Protagonist Heinrich George den
Rittmeister Minskij oder in der freien Schnitzler-Adaption "Der Weg ins Freie"1) (1941) den Grafen Stefan Oginski an der
Seite von Zarah Leander.
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In dem Melodram "Romanze in Moll"1) sah man ihn 1943
als erpresserischen Viktor zusammen
mit Marianne Hoppe, in dem Krimi "Orient-Express"1) (1944)
als Baron Erich Hübner mit Gusti Wolf und
Rudolf Prack oder in
Géza von Bolvárys Operettenverfilmung "Die Fledermaus"1) (1945;
Erstaufführung: 16.09.1949) als Prinzen Orlowsky an der Seite von
Marte Harell
und Johannes Heesters.
"Orient-Express": Abbildung DVD-Cover
sowie Szenenfoto mit Siegfried Breuer als der noble
Baron Erich Hübner; im Hintergrund Gusti Wolf
als die junge Mitreisende Sonja Tonschek
Mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film, welche
den Krimi im Juni 2021 auf DVD herausbrachte.
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In Carol Reeds Krimi-Klassiker "Der dritte
Mann"1) mimte Breuer 1949 den Rumänen
Popescu,
einen Oberst in dem Musikstreifen "Johannes und die 13 Schönheitsköniginnen"3) (1951),
in der Dreiecksgeschichte "Wenn abends die Heide träumt"1) (1952) zeigte er
sich als Konsul Berghaus
und in Hans Deppes Remake "Der Fürst von Pappenheim"3) (1952) als Juan Pablo de Gonzales. Zu seinen letzten Kinoproduktionen zählte 1953 seine Rolle des Marquis de Tréville
in der Operettenverfilmung "Der Vogelhändler"3) sowie die
Produktionen "Unter den Sternen von Capri" (1953) und "Der
letzte Walzer"3) (1953).
Das "Lexikon der deutschen
Film- und TV-Stars"4) charakterisiert Siegfried Breuer
folgendermaßen: "Der Schauspieler mimte auf der Leinwand oftmals Schwerenöter, mit
hoch gezogener linken Augenbraue musterte er seine Partnerinnen;
hinter der Maske des eleganten Bonvivant mit schwarzem Bärtchen und
kühlem Blick kamen nicht selten zwielichtige Charaktere mit morbidem
Einschlag zum Vorschein."
Gegen Ende seiner Karriere zeichnete Breuer für drei Kinofilme auch als
Regisseur verantwortlich: Bei dem Krimi "Der Schuss durchs Fenster" (1950)
mit Curd Jürgens,
ber der Komödie "Seitensprünge im Schnee" (1950) mit
Heinz Engelmann sowie bei der amüsanten Geschichte "In München steht ein Hofbräuhaus"1) (1952)
mit Carl Wery und
Liesl Karlstadt.
Siegfried Breuer, der sechs Mal verheiratet war unter anderem
mit den Schauspielerinnen Maria Andergast (1912 1995),
Eva-Maria Meineke
(1923 2018 und Lia Condrus (1918 1997)
starb am 1. Februar 1954 mit nur 47 Jahren
nach kurzer Krankheit in Weende1) (heute Stadtteil von Göttingen) an einem Leberleiden, zu dem eine
Lungenentzündung gekommen war; die letzte Ruhe fand er
auf dem Stadtfriedhof1) in Göttingen → Foto der Grabstelle bei
knerger.de.
Sein Sohn Siegfried Breuer Jr.1)
(1930 2004)
trat in die Fußstapfen seines Vaters und wurde ein bekannter Ufa-Star,
auch der 1941 geborene Sohn Wolfgang Condrus1) (eigentlich Wolfgang Breuer)
aus der Ehe mit Lia Condrus machte sich als Film- und Theaterschauspieler sowie Synchron- und Hörspielsprecher
einen Namen. Die
Enkel bzw. Söhne von Siegfried Breuer Jr., Jacques Breuer1) und
Pascal Breuer1),
sind vor allem durch zahlreiche Fernsehproduktionen bekannt geworden.
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