Auch wenn die Schauspielerin Mechthildis (Mechthild) Thein nur für kurze Zeit die noch stumme
Leinwand eroberte, erntete sie mit ihren wenigen Produktionen zu ihrer Zeit
nachhaltigen Ruhm. Geboren 1888 im niedersächsischen Braunschweig (das genaue Datum
ist unbekannt), hatte sie sich bereits am Theater unter anderem in
Frankfurt/M und Berlin ("Palast-Theater") einen Ruf als
Charaktermimin erarbeitet, bevor sie sich dem Film zuwandte.
Erste Aufmerksamkeit erregte die "sehr schlanke, große, fragile, feingliedrige
Darstellerin"1) unter
der Regie von Louis Ralph mit einem kleineren Part in "Passionels Tagebuch" (19142)),
in dem auch der legendäre Emil Jannings sowie Gustav von Wangenheim ihr
Leinwanddebüt gaben. Nach Felix Baschs Sudermann-Adaption "Stein
unter Steinen"3) (1916) unter anderem erneut mit
Emil Jannings trat Mechthildis Thein in Otto Ripperts sechsteiligem
Epos um einen künstlich erschaffenen Menschen, "Homunculus"3) (1916), in Erscheinung.
Im vierten Teil "Die Rache des Homunculus"3)
mimte sie neben Protagonist Olaf Fønss eindrucksvoll die Arbeiterin
Margot, die sich zu dem Mann hingezogen fühlt und ihm anfangs treu ergeben
ist, bis sie die Gefühlskälte des Homunculus erkennt und sich von ihm
abwendet bzw. ihn entlarvt.
Wenig später drehte sie mit Robert Wiene den Horror-Streifen "Furcht"3) (1917)
und tauchte neben Bruno Decarli, der den von Visionen verfolgten Graf Greven
spielte, sowie Conrad Veidt (indischer Priester) und Bernhard Goetzke (Grevens
Diener), als Geliebte des fast wahnsinnig vor Furcht werdenden Grafen auf.
Foto: Mechthildis Thein vor 1929
Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder4) (1888 1929)
Quelle: Wikimedia
Commons bzw. Wikipedia;
Photochemie-Karte Nr. 238
Angaben zur Lizenz siehe hier
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Mit Max Landa als Detektiv bzw. Juwelendieb stand sie für E. A. Duponts
anfangs mit Jugendverbot belegten Krimi "Der lebende Schatten" (1918) vor der Kamera,
Bruno Decarli war erneut ihr Partner in Rudolf Biebrachs Melodram "Der Rubin-Salamander"4) (1918).
Die Geschichte der Operettensängerin Nelly Sand, die zwischen zwei Männern steht,
basierte auf Paul Lindaus3) Roman
"Die Brüder" (1896). Als Protagonistin
begeisterte die Schauspielerin in Richard Oswalds Zweiteiler "Jettchen Geberts Geschichte"3) (1918)
und zeigte sich als eine schöne, vielseitig gebildete jüdische Frau, die in einer unglücklichen Ehe gefangen ist, jedoch einen
anderen Mann liebt; neben Titelheldin Mechthildis Thein traten unter anderem
Conrad Veidt, Leo Connard und Max Gülstorff auf. Auch hier wurde eine populäre Geschichte verfilmt,
den 1906 bzw. 1908 (Fortsetzung "Henriette Jacoby")
veröffentlichten, in viele Sprachen übersetzten dramatischen Biedermeier-Roman,
mit dem der Schriftsteller Georg Hermann3)
im Berlin der 1840er Jahre ein Bild des liberalen Geistes einer jüdischen
Familie zeichnet, würde man mit mehr als 260 Auflagen heute als
Bestseller bezeichnen → www.musenblaetter.de.
In dem von Harry Piel und Joe May inszenierten Kriminalfilm "Die
Ratte"3) (1918) mit Heinrich Schroth als Detektiv Joe Deebs3) hatte Mechthildis
Thein dann als Baronin Orlowska nur eine, wenn auch prägnante Nebenrolle,
musste auch in ihren letzten Stummfilmen die Hauptrollen an andere
Kolleginnen abtreten.
Foto: Mechthildis Thein vor 1929
Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder4) (1888 1929)
Quelle: www.cyranos.ch;
Angaben zur Lizenz siehe hier |
Nach ihrem Auftritt in Adolf Gärtners Melodram "Eine schwache Stunde" (1919) besetzte sie
Reinhold Schünzel5) in seinem opulenten, mit rund 4.000 Darstellern
bzw. Statisten gedrehten monumentalen Portrait über die berühmte russische Kaiserin Katharina II.3),
verkörpert von Lucie Höflich5). Schünzel selbst spielte in "Katharina die Große" (1920) den russischen Thronfolger Großfürst Peter Fjodorowitsch, den späteren Zaren
Peter III.3), den die damals
14-jährige
Katharina 1746 heiratete, Fritz Kortner5) Katharinas Günstling, den Reichsfürsten
Gregor Potjomkin3). Neben vielen anderen populären Darstellern wie
Gustav Botz3) (Großkanzler
Graf Alexei Bestuschew3)),
Hugo Flink5) (Katharinas Liebhaber Sergej Saltikow3))
oder Fritz Delius5) (Katharinas Liebhaber Gregor
Graf Orlow) gab Mechthildis Thein die Geliebte des Thronfolgers Peters, die
Fürstin Elisabeth Romanowna Woronzowa → filmportal.de.
Mechthildis Theins letzte Arbeit für den Film befasste sich ebenfalls mit einem
historischen Thema, in Otto Ripperts "Gräfin
Walewska"4) (1920) trat sie neben Hella Moja
als intrigante Frau von Czytkowska
in Erscheinung. Das zur Zeit Napoléon Bonapartes angesiedelte Rührstück
erzählte die Geschichte um die
polnische Gräfin Maria Walewska3) und wurde 1937
in den USA mit keiner geringeren als der legendären Greta Garbo
erneut auf die Leinwand gebracht (Maria Walewska3)/OT: Conquest).
Danach verlor sich die Spur der Schauspielerin Mechthildis Thein, die von
der Kritik vor allem für ihre "vornehme, abgeklärte Ruhe, also den großbürgerlichen, damenhaften Gestus und die stilvolle Leidensfähigkeit"
gelobt wurde.1)
Die etwa 70/71-Jährige starb am 13. Mai 1959 in Singen.
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Quelle (unter anderem): Wikipedia,
www.cyranos.ch
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Quelle: 1) Jürgen Kasten, Armin Loacker (Hrsg.): Richard Oswald: Kino zwischen Spektakel,
Aufklärung und Unterhaltung. Filmarchiv Austria, 2005, S. 47
2) Hinweis: In einigen Quellen wird der Stummfilm für das Jahr 1916 nachgewiesen.
Link: 3) Wikipedia, 4) Murnau Stiftung, 5) Kurzportrait innerhalb dieser HP
Lizenz Foto Mechthildis Thein (Urheber: Alexander Binder): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre
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