Sein Leinwanddebüt gab er mit dem eher kleinen Part eines indischen
Burschen neben Henny Porten in
dem von Rudolf Biebrach
in Szene gesetzten Drama "Die Wellen schweigen"1) (1915),
doch schon in seinem zweiten, ebenfalls von Biebrach inszenierten
Film wurde er dann mit einer Hauptrolle betraut und mimte in der
Ehetragödie "Das große
Schweigen"2) (1916) den Arzt Professor Volkmann,
der für die Rettung der jungen Margarete Lasson (Henny Porten) sein eigenes
Blut opfert. Als sich Margarete nach der Heirat mit Volkmann in dessen
Kollegen Dr. Falk (Fritz Weidemann1)) verliebt, kommt es zur Katastrophe
Für zwei Filme Biebrachs mit der legendären Henny Porten schrieb Fritz Delius
auch das Drehbuch, so für "Der Ruf der Liebe"1) (1916)
und "Abseits vom Glück"1) (1916).
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Henny Porten als die an bösartiger Blutarmut leidende Margarete Lasson und
Fritz Delius als Prof. Volkmann in dem Melodram "Das groß:e Schweigen"
von Regisseur Rudolf Biebrach, Produktion: Oskar Messter1) für
die
"Messters Projektion GmbH" (Berlin), 1915/16
Quelle: Deutsche Fotothek,
(file: df_pos-2006-a_0000843) aus
"Vom Werden deutscher Filmkunst/
1. Teil: Der stumme Film" von Dr. Oskar Kalbus1)
(Berlin 1935, S. 19);
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Unbekannter Fotograf; Quelle: www.deutschefotothek.de;
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017 |
Es folgten weitere stumme Melodramen und Abenteuer, in denen Fritz Delius
an der Seite von Stummfilmstars wie Fern Andra oder
Hedda Vernon prägnante
Rollen spielte. Reinhold Schünzel besetzte ihn in seinem
opulenten, mit rund 4.000 Darstellern bzw. Statisten gedrehten
monumentalen Portrait über die berühmte russische Kaiserin Katharina II.1),
verkörpert von Lucie Höflich. Schünzel selbst
stellte in "Katharina die Große" (1920)
den russischen Thronfolger Großfürst Peter Fjodorowitsch, den
späteren Zaren Peter III.1)
dar, den die damals 14-jährige Katharina 1746 heiratete,
Fritz Kortner Katharinas Günstling, den Reichsfürsten Gregor Potjomkin1).
Fritz Delius gab als Gregor Graf Orlow1) einen der Liebhaber Katharinas,
in weiteren Rollen waren unter anderem Gertrud de Lalsky (Peters Mutter Zarin Elisabeth1)),
Ilka Grüning (Katharinas Mutter Fürstin von Anhalt-Zerbst),
Gustav Botz1) (Großkanzler Graf Alexei Bestuschew1)),
Hugo Flink (Katharinas Liebhaber Sergej Saltikow1))
und Mechthildis Thein (Geliebte des Thronfolgers Peter, Fürstin
Jekaterina Romanowna Woronzowa1)) zu sehen.
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Nach Léo Laskos1) Zweiteiler "Auri sacra fames" (1920) mit
Rosa Porten (auch Drehbuch)
und Werner Funck1) zeigte sich Fritz Delius in einem weiteren
Historienstreifen und verkörperte in "Louise de Lavallière" (1922) mit dem Untertitel "Am
Liebeshof des Sonnenkönigs" den "Sonnenkönig" Ludwig XIV.1)
neben Emmy Schaeff als dessen Mätresse Louise
de La Vallière1). In dem vierten Teil des von
Arzén von Cserépy1) inszenierten,
monumentalen "Fridericus
Rex"-Films mit dem Titel "Schicksalswende"1) (1923)
und Otto Gebühr als
Preußenkönig Friedrich II.1)
stellte er den österreichischen Heerführer Prinz Karl
Alexander von Lothringen1) dar.
Mit "Der
Turm des Schweigens"1) (1925), gedreht
von Johannes Guter1) nach
Motiven des Shakespeare-Schauspiels "Der Sturm"1), beendete Fritz Delius vorerst seine
eher kurze, dennoch intensive Filmkarriere: Er mimte den Flieger bzw. gefeierten Wissenschaftler Wilfred Durian, der einst
gemeinsam mit Arved Holl (Nigel Barrie1)) während eines Erkundungsfluges
über der australischen Viktoria-Wüste abstürzte und dann seinen Freund im
Stich ließ. Als der verschollen geglaubte Holl wieder auftaucht wird Durian
mit seiner Schuld konfrontiert, es kommen Familiengeheimnisse ans Tageslicht
und die junge Eva (Xenia Desni) erfährt von dem
Turmwärter Ceel (Gustav Oberg3)),
dass sie nicht die Tochter des ebenfalls im Turm lebenden, seltsamen
Flugmaschinen-Konstrukteurs Eldor Vartalun (Avrom Morewski1)) ist → Übersicht
Stummfilme.
Foto: Fritz Delius um 1920
auf einer Fotografie
von Nicola Perscheid1) (1864 1930)
Quelle: Wikimedia
Commons bzw. Wikipedia;
Photochemie-Karte Nr. 1609
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)
siehe hier
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Danach trat Fritz Delius im Tonfilm nur noch wenige Male auf der Leinwand in
Erscheinung: In Felix Baschs
Adaption "Seine Freundin Annette" (1931) nach dem Bühnenstück
"The Lady Lies" von John Meehan (1884 1954)
mit Lissy Arna in
der Titelrolle der Annette Rollan gehörte er als Robert Damartin zur Besetzung, stand dann erst rund zehn Jahre späte für
Schweizer Produktionen bzw. für Leopold Lindtberg1) mit winzigen Rollen vor der Kamera.
So entstand mit Heinrich Gretler
als Werner Stauffacher1) der Spielfilm "Landammann Stauffacher"1) (1941,
→ cyranos.ch)
und ebenfalls mit Gretler als Wachtmeister Studer1) der
Krimi "Matto regiert"1) (1947;
→ cyranos.ch)
nach dem gleichnamigen
Roman1) von Friedrich Glauser1) → Übersicht Tonfilme.
Seit Mitte der 1920er Jahre konzentrierte sich Fritz Delius wieder auf die Arbeit am
Theater, war zwischen 1926 und 1938 Ensemble-Mitglied des
Wiener "Theaters in der Josefstadt"1), gab Gastspiele bei den
"Salzburger
Festspielen"1) und am "Schauspielhaus in Zürich"1) (1926/27
bzw. 1928/29).
In Salzburg gehörte er 1925 unter der Regie von Max Reinhardt1) zur Besetzung
des Stücks "Das Salzburger große Welttheater"1)
von Hugo von Hofmannsthal1), gab den Königssohn in
dem Werk "Das
Mirakel"1) von Karl Gustav Vollmoeller1)
mit Diana Manners1)
(d.i. Lady Diana Cooper) als Madonna sowie und unter anderem Rosamond Pinchot1) (die Nonne),
Wilhelm Dieterle (der Ritter) und
Eugen Klöpfer (der König).
Am "Theater in der Josefstadt" sah man ihn beispielsweise als
bulgarischen Kavallerieoffizier Major Sergius Saranoff in der Komödie
"Helden"1) von
George Bernard Shaw1),
in Szene gesetzt von Emil Geyer1)
mit Hans Rehmannn als Artilleriehauptmann Bluntschli,
Hans Moser als Major Paul Petkoff und
Friedl Wald4) als Raina
(Premiere: 09.02.1934, → josefstadt.org),
und unter Reinhardts Regie als den französischen Gesandten Graf Aubespine in dem Schiller-Drama
"Maria Stuart"1) mit
Eleonora Mendelsohn1) als schottische Königin
Maria Stuart1) und
Helene Thimig als deren Gegenspielerin
Elisabeth1), Königin von England
(Premiere: 22.03.1934, → josefstadt.org).
Zur Spielzeit 1935/36 brillierte Delius als König Andreas von Ungarn1) in
Ernst Lothars1)
Inszenierung des Schauspiels "Ein treuer Diener seines Herrn"1) von
Franz Grillparzer1)
an der Seite von Christl Mardayn als dessen Gemhlin
Gertrude1
(Premiere: 06.12.1935, → josefstadt.org).
Fritz Delius 1917 als Ferdinand in dem Schiller-Drama
"Kabale und Liebe", Regie:
Max Reinhardt1) Verlag
Hermann Leiser (Berlin), Karte Nr. 8760
Urheber: Fotoatelier "Becker & Maass", Berlin
(Otto Becker (18491892)/Heinrich Maass (18601930))
Quelle: filmstarpostcards.blogspot.com;;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)
siehe hier
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Nach dem so genannten "Anschluss Österreichs"1) bzw. der De-facto-Annexion durch das nationalsozialistische Deutsche Reich
im März 1938 emigrierte Delius wegen seiner jüdischen Herkunft über
Ungarn und Italien in die Schweiz und fand, wie viele deutsche
Schauspieler(innen) und Regisseure, am "Schauspielhaus Zürich"
eine neue künstlerische Heimat. Hier gestaltete er bis 1950 rund 150 Rollen,
darunter den Freiherrn von Attinghausen in dem Schiller-Drama "Wilhelm Tell"1), den greisen Philemon in
der Goethe-Tragödie "Faust II"1) oder den
Graf von Moor in Schillers "Die
Räuber"1). In der Uraufführung
des Stücks "Santa Cruz"1) von
Max Frisch1) am 7. März 1946 (Regie:
Heinz Hilpert1)) gab
Delius den Arzt, im April 1947 den Landgraf von Hessen
in der Uraufführung von Friedrich Dürrenmatts1)
skandalumwittertem Wiedertäufer-Spektakel "Es steht geschrieben"1) um nur Einiges zu nennen.
Mehrfach gab Delius ab 1941 Gastspiele beim "Sommertheater Winterthur"1), wo er beispielsweise mit der Titelrolle in
dem dramatischen Werk "Nathan der Weise"1)
von Gotthold Ephraim Lessing1) und als Mephisto in Goethes "Faust"1) glänzte.
Weitere Stationen seiner Theatertätigkeit waren unter anderem das
"Stadttheater
Basel"1) (1945) sowie das
"Stadttheater Chur"1) (1949/50), wo er auch mit sich
in der Titelrolle die Shakespeare-Tragödie "Othello"1) in Szene setzte.
Unter der Regie von Leopold Lindtberg1) verkörperte er 1949 bei den
"Salzburger Festspielen" den Arkas1) in dem Goethe-Schauspiel "Iphigenie auf Tauris"1)
an der Seite von Maria Becker (Iphigenie1)),
Ewald Balser
(König Thoas1)),
Will Quadflieg
(Orest1))
und Robert Freitag
(Pylades1)) sowie den Guilbert in dem Goethe-Trauerspiel "Clavigo"1), inszeniert
von Ernst Lothar1) mit Will Quadflieg in der Titelrolle.
Zwischen 1950 und 1966 war Delius Ensemble-Mitglied der 1950 von Egon Karter1) neu gegründeten
"Komödie Basel"1) und zeigte auch hier in etlichen Stücken seine
schauspielerische Vielseitigkeit. Unter anderem interpretierte er tragende Rollen in
den Ibsen-Stücken "Nora oder Ein Puppenheim"1) (1950; Rolle:
Doktor
Rank1)) und "Gespenster"1) (1954; Rolle: Pastor
Manders) → mehr zum Wirken am Theater bei tls.theaterwissenschaft.ch*).
Fritz Delius starb am 20. September 1966 wenige Tage vor seinem 76. Geburtstag in
Basel1) (Schweiz).
Noch ein Jahr zuvor war er 1965 für seine
schauspielerischen Leistungen mit dem "Großen goldenen Ehrenzeichen" der
"Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger"1) geehrt
worden.
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*) Thomas Blubacher: "Fritz Delius", in: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der
Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 1, S. 441–442.
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) Murnau Stiftung, 3) cyranos.ch, 4)
tls.theaterwissenschaft.ch
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