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"Den Erfolg, der für sein Leben entscheidend wurde, hatte er mit der Darstellung des Barons in Gorkis
"Nachtasyl". Doch erst die Verkörperung Shakespearescher Rüpel trug ihm die Kunst der breiten Massen ein. Zettel,
Bleichenwang, der Prinz von Arragon, Holzapfel in "Viel Lärm um
Nichts", Peter in "Romeo und Julia", der junge Schäfer im
"Wintermärchen" das waren einige der Gestalten, denen Waßmann eine köstliche Blödigkeit mitgab.
Er war eigentlich immer derselbe, aber wie er diese Dümmlinge mit echter Clownerie, nicht nur mit
versoffener Nase ausstattete, das war bezwingend. Er brauchte nur in urdrolliger Maske
auf der Bühne zu erscheinen, und der Kontakt mit dem Publikum war hergestellt.
Neben seiner unleugbaren vis comica verdankte er das der Besonderheit seiner abgehackten,
meckernden Sprechweise. Lange Zeit war er so beliebt, daß sie in jedem Kabarett imitiert wurde,
und die Leute wieherten schon, wenn sie nur die Nachahmung hörten."
notierte unter anderem die NZZ (07.04.1932, Abendausgabe, Nr. 644)
anlässlich des plötzlichen Todes von Hans Wassmann.2)
Schon früh wandte sich der im fortgeschrittenen Alter "kompakte Berliner mit dem wuchtigen Schädel und der markanten Warze zwischen den Augen" der noch jungen Kinematographie zu, seinen ersten nachweisbaren Auftritt hatte er in dem kurzen Tonbild "Die Brettlgräfin" (1908). Ab Mitte der 1910er Jahre übernahm Wassmann regelmäßig Aufgaben vor der Kamera, "Bedingung kein Anhang!"1) (1914, Regie: Stellan Rye), "Hans und Hanni"1) (1914, Regie: Max Mack) oder "Lache Bajazzo!"1) (1915; Regie: Richard Oswald) hießen die heiteren Geschichten. In den 1920er Jahre verkörperte Wassmann in einer Reihe von Produktionen hochgestellte Persönlichkeiten und Adelige von Rang, tauchte als Graf de Guiche in Georg Burghardts Historien-Streifen "Louise de Lavallière Am Liebeshof des Sonnenkönigs" (1922) neben Fritz Delius als "Sonnenkönig" Ludwig XIV.1) und Emmy Schaeff als dessen Mätresse Louise de La Vallière1) auf. Er mimte den Lord Richard Scott in Ludwig Bergers Eugène Scribe-Adaption "Ein Glas Wasser"1) (1923) an der Seite von Mady Christians als Königin Anna, den kaiserlichen Minister Graf Botta im dritten Teil von Arzén von Cserépys aufwendig inszenierten "Fridericus Rex"-Vierteiler1) (1923, Sanssouci) mit Otto Gebühr als preußischem König Friedrich II. Als Marquis de Marsillac kam er in Hanns Schwarz' "Nanon"3) (1924), einer Pariser Liebesgeschichte aus der Zeit Ludwigs XIV. nach der gleichnamigen Operette1) von Richard Genée, neben der Titelheldin Agnes Esterházy und Harry Liedtke (Marquis d'Aubigné) daher. Wassmann gab Ärzte wie in Richard Eichbergs Lustspiel "Die keusche Susanne"3) (1926) mit Ruth Weyher, Lilian Harvey und Willy Fritsch, Theaterdirektoren wie in Alexander Kordas Unterhaltungsstreifen "Eine Dubarry von heute"1) (1927) oder einmal mehr einen Grafen in Karl Grunes zweiteiligem Historienfilm über die schöne Königin Luise1) (1927) mit Mady Christians in der Titelrolle. Im Tonfilm konnte sich Wassmann aufgrund seiner Bühnenerfahrungen problemlos behaupten, verlegte sich nun aber hauptsächlich auf Lustspiele und Schwänke. So agierte er unter anderem 1931 als Bürgermeister in "Die Schlacht von Bademünde"4) und in "Schützenfest in Schilda", als Nervenarzt in der Rühmann-Komödie "Meine Frau, die Hochstaplerin"1) oder als Admiral von Waldhofen in "Der Herr Bürovorsteher"3). Eine seiner wenigen Hauptrollen spielte Wassmann als finanziell klammer Besitzer eines Babyausstattungs-Fachgeschäfts in der Klamotte "Der Storch streikt" (1931; Regie: E. W. Emo) neben Siegfried Arno sowie als Bürgermeister Eusebius Müller in "Vater geht auf Reisen" (1932; Regie: Carl Boese). Seinen letzten Leinwandauftritt hatte er als Gerichtsvollzieher in dem abenteuerlichen Schwank "Der tolle Bomberg" (1932), basierend auf dem gleichnamigen Schelmenroman von Josef Winckler, mit Hans Adalbert Schlettow als Baron Gisbert von Bomberg, der im wahren Leben Baron Gisbert Freiherr von Romberg1) (1839 1937) hieß und durch seine tollkühnen Streiche im Münsterland große Berühmtheit erlangte; später wurde die Geschichte mit Hans Albers nochmals verfilmt → "Der tolle Bomberg"1) (1957). Auf der Bühne hatte er sich zuletzt als Berliner Droschkenkutscher am "Großen Schauspielhaus" in der eigenwilligen Max Reinhardt-Inszenierung von Jacques Offenbachs "Hoffmanns Erzählungen" (Premiere: 27.11.1931) gezeigt. Der Charakterschauspieler Hans Wassmann starb am 5. April 1932 mit nur 59 Jahren in Berlin an den Folgen eines Schlaganfalls, der ihn während einer Filmprobe in Neubabelsberg ereilte. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf1). |
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Quellen (unter anderem): Wikipedia*),
www.cyranos.ch Fotos bei www.virtual-history.com |
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*) mit den Quellen: Deutsches Bühnen-Jahrbuch 44. Jahrgang 1933 (Berlin 1932. S. 106 f.) Glenzdorfs Internationales Film-Lexikon (Bad Münder 1961, Band 3, S. 1833) Link: 1) Wikipedia, 3) filmportal.de, 4) Murnau Stiftung, 5) stummfilmkonzerte.de 2) Quelle: horst-schroeder.com Lizenz Foto Hans Wassmann (Urheber: Alexander Binder): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers. |
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