Carl (Hans August) Voscherau wurde am 24. Dezember 1900 als Sohn des Hafenarbeiters
Carl Heinrich Voscherau und dessen Frau Wiebke
in Hamburg geboren; sein 1902 geborener Bruder Walter wurde als Walter Scherau1)
(1903 1962) und schwergewichtiger Star des "Ohnsorg-Theaters" bundesweit bekannt, Sohn
Henning Voscherau2)
(geb. 1941) war von 1988 bis 1997 Hamburgs Erster Bürgermeister,
ein weiterer Sohn, Eggert Voscherau2)
(geb. 1943), zwischen 1996 und 2008 Mitglied des
Vorstands der BASF SE2)
bzw. von 2003 bis 2008 dessen stellvertretender Vorsitzender.
Schon früh wollte Carl Voscherau Schauspieler werden, auf Wunsch
seiner Eltern absolvierte er jedoch eine kaufmännische Lehre
und arbeitete anschließend als Steuerbeamter an der Hamburger Finanzbehörde.
1930 heiratete er, drei Jahre später wurde der aktive Sozialdemokrat
aus dem Dienst entlassen und schlug sich zunächst als Bänkelsänger
durch, um die Familie zu ernähren. 1940 kam er zu Richard Ohnsorg2)
(1876 1947) an dessen niederdeutsche Bühne,
sammelte erste Erfahrungen als professioneller Schauspieler und avancierte rasch zu
einem beliebten Darsteller, nach Ende des 2. Weltkrieges holte ihn 1946
Willy Maertens2) (1893 1967) an das Hamburger "Thalia-Theater".
Hier gehörte Voscherau bis zu seinem frühen Tod zum Ensemble und spielte
in den folgenden Jahren zahlreiche prägnante Charakterrollen.
Portrait des Schauspielers Carl Voscherau in der Rolle des Junker Tobias
in der Komödie "Was Ihr wollt"2) von William Shakespeare,
aufgenommen von Gerd
Mingram2) (19102001), genannt Germin,
1946 im Hamburger "Thalia-Theater"
Quelle: Deutsche
Fotothek, (file: df_ger-pos_0000967)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Germin; Datierung: 1946;
Quelle: www.deutschefotothek.de;
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
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Seit Ende der 1940er Jahre übernahm der Schauspieler verschiedenste
Rollen für den Film, auch hier waren es meist nachhaltige Nebenrollen,
der große Durchbruch gelang ihm jedoch nicht. Zu seiner Filmografie,
die mehr als 40 Titel umfasst, zählen Streifen wie "Kätchen für alles" (1949),
"Schicksal aus zweiter Hand" (1949), "Gefährliche Gäste" (1949),
"Dreizehn unter einem Hut"2) (1950), "Insel ohne Moral" (1950),
"Die Diebin von Bagdad"2) (1952), "Blume von Hawaii" (1953), "Skandal um Dr. Vlimmen" (1956),
"Das Herz von St. Pauli" (1957), "Hoppla, jetzt kommt Eddie"2) (1958)
oder "Freddy, die Gitarre und das Meer"2) (1959); Voscheraus
letzte Arbeit für das Kino war der Freddy Quinn-Streifen "Heimweh
nach St. Pauli"2) (1963).
Wenige Male sah man den Schauspieler im noch jungen Medium Fernsehen,
beispielsweise in der Serie "Gestatten, mein Name ist Cox"1) (1961)
oder der musikalischen Unterhaltungssendung "Am Abend ins Odeon" (1961).
Daneben arbeitete Carl Voscherau für die Synchronisation, lieh
beispielsweise James Robertson-Justice, Philipp Stainton
oder Andrew Cruickshank seine Stimme, und war auch für den
Hörfunk bzw. zahlreiche Hörspiele tätig → Übersicht bei
Wikipedia. In der Schulfunkserie "Neues aus
Waldhagen" war er der Bürgermeister Kienappel, im damaligen NWDR moderierte er als Nachfolger von
Just Scheu2)
(1903 1956) die NDR-Sendung "Funklotterie". Diese war 1948 von
dem Berliner Operettenkomponisten und Allroundtalent Just Scheu ins
Leben gerufen worden, Scheu selbst avancierte damit zum populärsten Unterhaltungsmann der Nachkriegszeit.
Carl Voscherau erlag am 24. August 1963 in seiner Geburtstadt Hamburg
unerwartet den Folgen eines Herzinfarktes; noch einen Tag zuvor hatte
er am "Thalia-Theater" auf der Bühne gestanden. Seine
letzte Ruhe fand er auf dem Hamburger Friedhof Ohlsdorf → Foto der
Grabstelle bei knerger.de.
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