Filmografie / Hörspiel
Karl-Maria Schley wurde am 9. Dezember 1908 als Sohn des Albert Schley in Köln geboren. Seine Ausbildung zum Schauspieler absolvierte er an der Schauspielschule seiner Geburtsstadt, anschließend gab er 1932 sein Bühnendebüt als kaufmann Wilhelm in Goethes Einakter "Die Geschwister"1) am "Schauspiel Köln"1). Engagements als jugendlicher Held bzw. Charakterdarsteller am "Theater Aachen"1) (1932/33), am Theater in Remscheid1) (1934 – 1936), am "Stadttheater Bremerhaven"1) (1936 – 1940) und an der Bühne in Thorn1)2)1)2) (1940 – 1942) schlossen sich an. Bis 1948 wirkte Schley anschließend als Charakter-Bonvivant am "Staatstheater Kassel"1), wechselte dann bis 1955 an die "Wuppertaler Bühnen"1). Seit Herbst 1955 gehörte er zum Ensemble des "Düsseldorfer Schauspielhauses"1), zuletzt spielte er in München am "Residenztheater"1).
Zu Schleys herausragenden Theaterinterpretationen zählte beispielsweise in Kassel der Mephisto in Goethes "Faust"1), in Wuppertal brillierte er unter anderem als Franz Moor in dem Schiller-Drama "Die Räuber"1), als Professor Higgins in der Shaw-Komödie "Pygmalion"1) oder als Strafverteidiger Sir Robert Morton in dem Drama "Der Fall Winslow" von Terence Rattigan1) → Verfilmung 1948.
 

Porträt von Karl-Maria Schley, gezeichnet 1965
von Werner Schramm1) (1898 – 1970)
Lizenz: CC BY-SA 3.0; Quelle: Wikimedia Commons

Porträt Karl-Maria Schley, gezeichnet 1965 von Werner Schramm (1898 – 1970); Lizenz: CC BY-SA 3.0; Quelle: Wikimedia Commons
Als am 31. Oktober 1959 am "Düsseldorfer Schauspielhaus" mit der Uraufführung von Eugène Ionescos1) gesellschaftskritischem Stück "Die Nashörner"1) ("Rhinocéros") Welttheatergeschichte geschrieben wurde, hatte Karl-Heinz Stroux1) (1908 – 1985) für seine Inszenierung mit Karl-Maria Schley als "letztem Individualisten" Bérenger (Behringer) eine Idealbesetzung gefunden. Karl-Maria Schley wußte das Nichtmehr-Psychologische und doch Zwielichtig-Intellektuelle der Ionescoschen Titelfiguren zu verkörpern. Er war, als Behringer (die der Name des Helden vieler Ionesco-Stücke), auch immer ein wenig Clown. Aber nicht trauriger oder sentimentaler oder alberner Clown, sondern gleichsam spätbürgerlicher Clown. Vieldeutig-optimistischer Clown. Mischung aus Exzentrik-Künstler, empfindsam-brillantem Conferencier und Familienvater. Damals – schon weil die Theaterkritiker aus Paris, London, New York nach Düsseldorf, ins Ionesco-Bayreuth, eilten – streifte Weltruhm die Karriere dieses deutschen Schauspielers. Später, in München am "Residenztheater", imponierte Schley immer noch als ein guter, präziser, nachdenklicher Künstler – aber mit dem Ionesco-Glanz und der Einmaligkeit war es vorbei, trotz mancher Münchner Schley-Auftritte, die dem Schauspieler viele Freunde verschafften.3)
Auch in der zweiten Ionesco-Uraufführung am 15. Dezember 1962 in Düsseldorf, dem romantisch-verspielten Einakter "Fußgänger der Luft" nach "Le piéton de l'air", machte Stroux Karl-Maria Schley wieder zu seinem Protagonisten. Im Mittelpunk steht wieder Bérenger, der sich während eines Spaziergangs mit seiner Frau in die Luft erhebt und in eine zeit- und raumlose Welt gelangt, von wo aus er in ein Inferno blickt. So schrieb unter anderem DIE ZEIT: "Karl-Maria Schley erledigt das in Düsseldorf mit einer Perfektion, die aus der schauspielerischen Summe von zwei Ionesco- Behringers und einem Böllschen "Oberwisser" resultiert. Schley parliert ohne Unterlaß und in jeder Bühnenhöhe. Er fliegt bravourös, ohne je den Text zu verlieren. Schade, daß er keine Sängerin ist. Mindestens sollte er zur Rheintochter ehrenhalber ernannt werden." (DIE ZEIT, 21.12.1962 Nr. 51)
 
Parallel zu seiner erfolgreichen Arbeit als renommierter Theaterschauspieler, startete Schley Mitte der 1950er Jahre eine spektakuläre zweite Karriere im Fernsehen und avancierte zu einem viel gefragten Darsteller sowohl in Einzelproduktionen als auch in Serien. Erste Erfahrungen vor der Kamera sammelte Schley an der Seite von Hans Albers und Romy Schneider mit dem Part des Kellners Eugen in dem Melodram "Der letzte Mann"1) (1955), dem freien Remake des gleichnamigen Stummfilmklassikers1) von Friedrich Wilhelm Murnau1) aus dem Jahre 1924 mit Emil Jannings
Drei Jahre später präsentierte er sich mit der Hauptrolle des Fouquier-Tinville1), öffentlicher Ankläger beim Revolutionstribunal zur Zeit der Schreckensherrschaft der Französischen Revolution1), in Kurt Wilhelms1) TV-Fassung von Fritz Hochwälders1) gleichnamigem Roman "Der öffentliche Ankläger"4) (1958).
Vor allem in Literatur- bzw. Theateradaptionen bewies Schley immer wieder seine darstellerische Vielseitigkeit, zeigte sowohl mit Haupt- als auch prägnanten Nebenrollen die Bandbreite seines schauspielerischen, auch komödiantischen Könnens. So tauchte er als Gentleman-Verbrecher Cripps auf, der sich in der amüsanten Geschichte "Die Stimme aus dem Hut"4) (1959) einen raffinierten Wettbetrug ausgedacht hat, verkörperte in "Thomas More" (1964) nach dem Schauspiel "A Man for All Seasons" von Robert Bolt über Thomas Morus (Kurt Meisel) den Kardinal Thomas Wolsey1).

Karl-Maria Schley als Gentleman-Verbrecher Cripps in dem Krimi
"Die Stimme aus dem Hut" (1959) nach dem Roman von Berkely Mather1)
aus der 3-teiligen Reihe "Eine Geschichte aus Soho"
mit Joseph Offenbach als Revier-Inspektor Pink
Foto mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film, welche
die Produktion Mitte Juni 2013 auf DVD herausbrachte.

Karl-Maria Schley als Gentlemanverbrecher Cripps in dem Krimi "Die Stimme aus dem Hut" (1959) nach dem Roman von Berkely Mather mit dem Untertitel "Eine Geschichte aus Soho"; Foto mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film, welche die Produktion Mitte Juni  2013 auf DVD herausbrachte.
Unter der Regie von Wolfgang Liebeneiner1) spielte er in der Literaturverfilmung "Die Schelme im Paradies" (1965) als Rietje Rans den Freund von Gastwirt Boule Verbuyk (Wolfgang Reichmann) oder für Eberhard Itzenplitz1) den Landgerichtspräsidenten Hempel in "Begründung eines Urteils"4) (1966). Letztgenannter Film von Wolfgang Menge1) orientierte sich an dem Fall des ehemaligen NVA-Stabsgefreiten Fritz Hanke1), dem im Oktober 1963 am "Stuttgarter Landgericht" der Prozess wegen der Todesschüsse vom 5. Juli 1962 gemacht wurde. Menge verfasste sein Fernsehspiel, noch ehe das Urteil des Stuttgarter Gerichts bekannt wurde. Als Schneider Wibbel glänzte er beispielsweise 1964 unter der Regie von Wolfgang Spier in dem gleichnamigen Komödien-Klassiker1) von Hans Müller-Schlösser1), in der von Otto Tausig in Szene gesetzten Moliere-Komödie "Die Schule der Frauen"1) (1967) überzeugte er als heiratswilliger Junggeselle Arnolphe, in Gerhard Klingenbergs1) TV-Fassung des Schiller-Dramas "Kabale und Liebe"1) (1967) trat er als ein exzellenter Präsident von Walter an der Seite von Willi Kowalj1) (Ferdinand) und Maresa Hörbiger (Luise) in Erscheinung.
Für etliche renommiere Regisseure war Schley als Fernsehprotagonist Garant für schauspielerische Präzision, ein Mann, dessen Gestus und sprachlichen Mittel die Theaterherkunft nie verleugnete. So besetzte ihn Wilm ten Haaf1) als verschrobenen Baron Hector Dergan in der Tragikomödie "Napoleon in New Orleans" (1968) nach dem Theaterstück von Georg Kaiser1)  oder Ludwig Cremer1) neben Heinz Rühmann (Pfandleiher Hilary) in "Der Pfandleiher"1) (1971).
1974 konnte Schley in Helmut Dietl1) "Münchner Geschichten"1) als Leopold Heinrich, "Zimmerherr" von Großmutter Anna Häusler (Therese Giehse), dann auch als Serien-Darsteller Lorbeeren ernten. Zwei Mal übernahm er im Dauerbrenner "Tatort"1) prägnante Rollen, so als Ehemann des Opfers Herr Madlmeier in "3:0 für Veigl" (1974) sowie in der Folge "Treffpunkt Friedhof"1) (1975), wo er den zwielichtigen Chefkonstrukteur Schassler mimte, der in das Visier von Kommissar Haferkamp alias Hansjörg Felmy geriet. In dem spannenden Dreiteiler "Der Strick um den Hals" (1975) machte er als Marquis von Beaucoran an der Seite von Erika Pluhar und Dieter Borsche eine ebenso gute Figur wie mit der Rolle des Bankiers Arthur Winslow in der Rattigan-Adaption "Der Fall Winslow"4) (1977). Für seine darstellerische Leistung als Leopold Mozart1), Vater des Wunderkinds Wolfgang Amadeus Mozart1), in Klaus Kirschners1) 224-minütigem, mit Spielszenen durchsetztem Dokumentartfilm "Mozart – Aufzeichnungen einer Jugend" (1976), inszeniert nach Briefen der Mozart-Familie, wurde der Charaktermime Ende Juni 1976 mit dem "Filmband in Gold"1) ausgezeichnet.
Bis zu seinem Tod trat Karl-Maria Schley in Fernsehspielen wie beispielsweise der Ostrowski-Adaption "Eine Dummheit macht auch der Gescheiteste"5) (1977) oder Manfred Purzers1) Kinofilm "Die Elixiere des Teufels"1) (1976) auf, gedreht nach Motiven des gleichnamigen Romans1) von E. T. A. Hoffmann1). Auch bei "Derrick"1) war er zu sehen, so in den Folgen "Der Spitzel" (1978) und "Tandem" (1979). Zur TV-Filmografie zählt die erste Episode der von Franz Peter Wirth in Szene gesetzten mehrteiligen Thomas Mann-Verfilmung "Buddenbrooks" (1979), unter anderem mit Carl Raddatz, Martin Benrath und Ruth Leuwerik, sowie der von Michael Kehlmann1) inszenierte Film "Glaube, Liebe, Hoffnung"5) (1980) nach dem gleichnamigen Drama1) von Ödön von Horváth1) mit der Figur des Buchhalters. Die Ausstrahlung der Komödie "Der Wald"6) (EA: 14.06.1981) nach dem gleichnamigen Schauspiel1) von Alexander Ostrowski1) erlebte er nicht mehr; hier spielte er unter der Regie von Wilm ten Haaf1) den Karp, Lakai der von Maria Schell dargestellten reichen Gutsbesitzerin bzw. Witwe Gurmýschskaja → Übersicht Filmografie.
Der Schauspieler war zudem seit Ende der 1940er Jahre ein gefragter Sprecher beim Hörfunk, anfangs beim "Nordwestdeutschen Rundfunk"1) (NWDR), später beim "Westdeutschen Rundfunk"1) (WDR) sowie anderen Sendern, und bereicherte das Ensemble in Literaturadaptionen, Krimis; Science-Fiction-Geschichten oder etlichen rheinischen Mundarthörspielen. Eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier.
 
Karl-Maria Schley starb am 11. März 1980 im Alter von 71 Jahren in Berlin. Er war mit Ruth Wiemeier, einer ehemaligen Schauspielerin verheiratet; aus der Verbindung ging eine Tochter hervor.
 
Siehe auch Wikipedia
Quelle (unter anderem): Kürschners Biographisches Theater-Handbuch, Berlin 1956, S. 648, erhalten vom Theatermuseum der Landeshauptstadt Düsseldorf
Fremde Links: 1) Wikipedia, 4
) Die Krimihomepage, 5) deutsches-filmhaus.de, 6) filmportal.de
2) Toruń in Polen, 1940 von den Deutschen während des 2. Weltkrieges besetzt und an das Deutsche Reich angegliedert
3) Quelle: Zum Tode von Karl-Maria Schley (Joachim Kaiser, "Süddeutsche Zeitung") in: "Deutsches Bühnen Jahrbuch", Spielzeit 1980/81, S. 767); erhalten vom "Theatermuseum" der Landeshauptstadt Düsseldorf
Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database

(Fremde Links: Wikipedia, Die Krimigomepage, fernsehserien.de, deutsches-filmhaus.de)
Kinofilme Fernsehen (Auszug)
Hörspielproduktionen (Auszug)
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia, literaturportal-bayern.de)
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