Den fremdländischen "Mohr" spielte er in Paul Lenis starbesetztem Stummfilmdrama "Die Verschwörung zu Genua"1) (1921) und in der venezianischen Episode von Fritz Langs Meisterwerk "Der müde Tod"1) (1921), in dem Sportlerstreifen "Die Boxerbraut"3) (1926) sah man ihn als "Fighting Bob". Ende der 1920er Jahre nahm Brody für Bühnenauftritte gelegentlich den Künstlernamen "Brody-Alcolson" an eine Hommage an den amerikanisch-jüdischen Schauspieler Al Jolson1) (1886 1950), der mit der Titelrolle in dem ersten abendfüllenden Tonfilm "The Jazz Singer"1) (1927, Der Jazzsänger) auch international Furore gemacht hatte. Der Übergang von der Weimarer Republik zur Zeit des Nationalsozialismus bedeutete für Brody erstaunlicherweise keinen Einbruch seiner Karriere im Gegenteil. Die Nationalsozialisten brauchten für ihre Kolonialfilme schwarze Darsteller, so dass er, obwohl ansonsten in Deutschland benachteiligt, pro Drehtag 100 Reichsmark verdiente dies entsprach in etwa dem halben Monatslohn eines Spitzenverdieners. So tauchte er unter anderem als Hamissi, Aufseher des von Sepp Rist gespielten deutschen Farmers Peter Hellhoff in Herbert Selpins Literaturadaption "Die Reiter von Deutsch-Ostafrika"1) (1934) auf, an bekanntesten ist wohl seine Figur des bösen, dennoch fast kindisch agierenden Häuptlings Lobenguela in dem bis heute zu den "Vorbehaltsfilmen"1) zählenden NS-Propagandastreifen "Ohm Krüger"1) (1941). Auch in anderen Propaganda-Machwerken jener Jahre kam Brody zum Einsatz, so mimte er in dem perfiden, antisemitischen Hetzfilm "Jud Süß"1) (1940) den Diener des von Heinrich George dargestellten Württembergischen Herzogs Karl Alexander oder einen Ostafrikanischen Stammeshäuptling in dem Biopic "Carl Peters"1) (1941). Als Schiffsmatrose Pedro zeigte er sich in dem Krimi "Dr. Crippen an Bord"1) (1942), als König Wapunga in dem antibritischen Tendenzfilm "Germanin Die Geschichte einer kolonialen Tat"1) (1943), der nach Kriegsende von der alliierten Militärzensur mit einem Aufführungsverbot belegt wurde. Der von Juli 1943 bis Januar 1944 gedrehte Rühmann-Film "Quax in Afrika"1) mit Brody als Medizinmann gelangte erst am 22. Mai 1953 zur Uraufführung. "Brody gehörte zu den wenigen schwarzen Darstellern, denen auch Sprechrollen zugestanden wurden die meisten schwarzen Filmkomparsen hatten lediglich dekorativ im Hintergrund herumzustehen, während im Vordergrund die weißen "Herrenmenschen" ihre Heldentaten vollbrachten. Die Rollen, die Brody zu spielen hatte, zeigten ihn allerdings stets in untergeordneter Position, mal als Diener oder Barmann, manchmal auch als Ringer. Auch außerhalb des Films trat Brody gelegentlich als Ringer auf. Seine vielseitige Begabung und seine großen Sprachkenntnisse sicherten ihm bis zum Kriegsende seinen Lebensunterhalt und retteten ihm möglicherweise das Leben."4) Am 9. März 1938 heiratete Brody die farbige Danzigerin Erika Diek (Erika Ngambi ul Kuo), deren Vater ebenfalls aus Kamerun stammte, und mit der er Tochter Beryl hatte. In einem Interview schilderte Erika Brody die damaligen Lebensumstände folgendermaßen: Meinem Mann wurde die deutsche Staatsangehörigkeit damals auch aberkannt. Da Kamerun noch französische Kolonie war, wandte er sich an das französische Konsulat und erhielt ohne weiteres die französische Staatsangehörigkeit. Somit wurde ich durch die Heirat französische Staatsbürgerin. Wir mussten uns jede Woche bei der Polizei melden. In Berlin hatten wir viel auszustehen. Als ich schwanger war, bekam ich zu hören: "Unser Führer legt keinen Wert auf solche Kinder." Als unsere Tochter vier Jahre alt war, meldete ich sie im Kindergarten an, ich arbeitete den Tag über. Nach einer Woche durfte ich sie nicht mehr hinbringen, da den anderen Kinder nicht zugemutet werden konnte, mit einem "Negerkind" zu spielen. Während des Krieges hatte mein Mann einen Schauspielvertrag in München. ( ) Wir hatten zwei Zugplätze nebeneinander reserviert, damit das Kind sich zwischendurch schlafen legen konnte. Auf einmal ging die Abteil-Tür auf, ein SA-Mann erschien in der Tür: "Du Neger mit deinem Bierarsch, mach mal Platz für die alte Dame!" Ich weiß nicht, woher ich die Kraft nahm, meinen Mann zurückzuhalten. Er wog immerhin zwei Zentner, der ging auf den SA-Mann los wie ein Tiger. Der Mann ist sofort verschwunden. Es ist nicht auszudenken, was alles hätte passieren können. Nach einer Weile sagte mein Mann: "Gnädige Frau, sie können meinen Platz haben." Sie hat aber abgelehnt.4) 5) Das Ende des Nationalsozialismus bzw. des 2. Weltkrieges erlebte Brody in Berlin, setzte dann seine Karriere als Zirkusartist, Jazz-Musiker und Schauspieler fort. Unter anderem trat er als Sänger und Schlagzeuger der "Mc Allen Band" in der Berliner "Pinguin Bar" in der Bülowstraße auf, noch 1950 ging er mit dieser Formation auf Tournee. Einen letzten Leinwandauftritt hatte er in der DEFA-Produktion bzw. dem antifaschistischen Abenteuer "Die letzte Heuer"5), dessen Premiere am 12. April 1951 er nicht mehr erlebte. Louis Brody, der seine Popularität als Filmstar politisch nutzte bzw. sich zusammen mit anderen Schwarzen europaweit in verschiedenen Organisationen für die Gleichberechtigung von Schwarzen und Weißen einsetzte, starb am 11. Februar 1951 mit nur 58 Jahren in Berlin. Er fand seine letzte Ruhe auf dem im Osten Berlins liegenden Friedhof Hohenschönhausen; die Grabstelle existiert heute nicht mehr. Von dem Filmhistoriker Tobias Nagl stammt die Veröffentlichung "Von Kamerun nach Babelsberg. Louis Brody und die schwarze Präsenz im deutschsprachigen Kino vor 1945" (→ Artikel von Tobias Nagl bei jungle-world.com) sowie das Buch "Die unheimliche Maschine. Rasse und Repräsentation im Weimarer Kino" (2009). Ende Februar bis Mitte März 2014 brachte das "English Theatre" in Berlin-Kreuzberg das Stück "Schwarz gemacht" von Alexander Thomas auf die Bühne, welches auf der Biografie von Louis Brody beruht. |
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Quellen: Wikipedia,
www.filmportal.de,
Deutsches Historisches Museum (Berlin), Siehe auch den Artikel "Louis Brody in Babelsberg" bei filmportal.de sowie www.cyranos.ch und www.vergessene-biografien.de |
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Link: 1) Wikipedia, 2) Kurzportrait innerhalb dieser HP, 3) Murnau Stiftung, 5) defa-stiftung.de 4) Deutsches Historisches Museum: Von Kamerun nach Babelsberg: Die Geschichte des Schauspielers Louis Brody 6) Katharina Oguntoye / May Opitz / Dagmar Schultz (Hg.): "Farbe bekennen. Afro-deutsche Frauen auf den Spuren ihrer Geschichte" (Frankfurt a.M. 1997. S. 7273) Lizenzhinweis: Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers. |
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