Peter Finch (Frederick George Peter Ingle-Finch) wurde am 28. September 1916
im Londoner Stadtteil Kensington geboren. Finch wuchs unter ungewöhnlichen Umständen
auf, was seiner Bildung, seiner
Weltgewandtheit und seinen Fremdsprachenkenntnissen zugute kam. Er war zwei Jahre alt,
als sich sein Vater,
ein namhafter australischer Physiker von seine Mutter, eine Engländerin, scheiden ließ.
In den ersten Jahren danach lebte der junge Finch bei seiner Großmutter in
Frankreich, später zog sie mit ihm nach Madras in Indien, und ließ ihn dort,
kahlgeschoren und in langen wallenden Gewändern, in die Geheimnisse des Buddhismus einweihen.
Die Verwandtschaft sah das mit gehöriger Skepsis und holte den Jungen schließlich nach Australien.
Peter Finch begann dort als Reporter zu arbeiten und diente in der Armee
des Landes, bevor es ihn wieder in sein
Geburtsstadt London zog. Bereits während des Krieges hatte er
seine Neigung zum Theater entdeckt und eine Spielgruppe für die
Alliierten organisiert.
Während der Depressionsjahre schlug er sich Finch mit allerlei Jobs durch,
nach 1938 spielt er kleine Filmrollen in australischen Streifen.
Zurück in England gründete er die Wanderbühne "The Mercury",
in deren Zuschauerraum eines Tages Laurence Olivier mit seiner Frau Vivien Leigh saß. Sie
forderten den begabten Kollegen auf, nach London zu kommen, um dort sein Glück
zu suchen und vermittelte ihm einen Vorsprechtermin
und Vivian begann mit Finch eine Affäre.
1949 lud ihn Olivier offiziell ein, und damit beginnt die eigentliche
Karriere von Peter Finch.
Sein Bühnendebüt in London
gab er an der Seite der großen Theatermimin Edith Evans (1888 1976)
in der Komödie "Daphne Laureola" von James Bridie, in den Folgejahren
stand Finch gemeinsam mit Orson Welles und John Mills auf der Bühne.
Der Charakterdarsteller hatte auf Anhieb Erfolg und schon bald meldete sich der Film.
1949 fiel der Bühnenschauspieler als Mörder in Basil Deardens Episodenfilm
"Train of Events" auf, dann wurde er 1953 an der Seite von Elizabeth Taylor in
dem Ehedrama "Elefantenpfad"1) (Elephant Walk) als betrogener Plantagenbesitzer zum Hollywood-Star.
Nach dem Kriegsfil "Panzerschiff
Graf Spee"1) (1956, The Battle of the River Plate)
eroberte er mit seiner Rolle des Dr. Fortunati in Fred Zinnemanns Melodram "Geschichte einer Nonne"1)
(Nun's Story) dann 1958 als Partner von Audrey Hepburn das US-amerikanische Publikum.
Seitdem spielte er abwechselnd in Produktionen beider Länder.
"Marsch durch die Hölle" (1956, A Town Like Alice),
"Begierde
an schattigen Tagen"2) (1962, In the Cool of the Day) mit
Jane Fonda,
"Große
Lüge Lylah Clare"2) (1964, The Legend of Lylah Clare) mit
Kim Novak oder "Die Herrin von Thornhill"1) (1967, Far from the
Madding Crowd) mit Julie Christie gehören zu Finchs wichtigen
Leinwandwerken.
In dem hochkarätig besetzten Film "Der Flug des
Phoenix"1) (1965, The Flight of the Phoenix) überzeugte Finch als
Captain Harris, in dem Drama "Judith"1)
(1966) zeigte er sich an der Seite von Sophia Loren. Sehenswert ist auch die russische Produktion "Das rote Zelt"1) (1969),
wo er als als italienischer Luftschiffpionier Umberto Nobile1) (1885 1978)
neben Sean Connery glänzte, der den Polarforscher Roald Amundsen1)
verkörperte, mit dem Nobile 1926 im Luftschiff "Norge" den Nordpol
überflog.
1971 verzeichnete Finch einen beachtlichen Erfolg für seine Rolle
des homosexuellen jüdischen Arztes Dr. Daniel Hirsch
in dem Film
"Sunday, Bloody Sunday"1)
(Sunday,
Bloody Sunday2)), dessen Darstellung ihm eine
"Oscar"-Nominierung
einbrachte.
"Die Nelson-Affäre" (1973, Bequest to the Nation) mit Finch als
Admiral Lord Horatio Nelson ist ein weiterer sehenswerter Filme des
Schauspielers.
In die Schlagzeilen war 1960 der Streifen "Der Mann mit der grünen Nelke"1)
(The Trials of Oscar Wilde), ein Film über die Gerichtsprozesse und die
Verurteilung des Schriftstellers Oscar Wilde1), geraten. Regisseur Ken Hughes verstand es,
das Gefühlsleben des homosexuellen Schriftstellers mit seinem
Protagonisten Finch feinfühlig und distanziert darzustellen, doch er musste gegen Gregory Ratoffs Konkurrenzfilm
"Oscar Wilde" antreten, in dem der nicht weniger
eindrucksvolle Brite Robert Morley3) die Titelrolle
spielte. Finch wurde 1961 für seine schauspielerische Leistung mit dem "British Academy Film Award"1)
sowie auf dem "Internationalen Filmfestival" in Moskau" als
"Bester Schauspieler" ausgezeichnet.
1976, ein Jahr vor seinem Tod, bewies der Star noch einmal sein ganzes schauspielerisches Können.
Für seine Gestaltung des nervlich zerrütteten Nachrichtenmoderators
Howard Beale in Sidney Lumet's Satire"Network"1)
wurde ihm posthum ein "Oscar" verliehen.
Peter Finch erlebte den Triumph seiner grandiosen darstellerischen
Leistung in diesem Film nicht mehr, ebenso wenig wie die Ausstrahlung des TV-Doku-Dramas "Raid on Entebbe" (1976, "
die keine Gnade
kennen), wo er an der Seite von Charles Bronson (Brigadegeneral Dan
Schomron1)) als israelischer Ministerpräsident
Jitzchak Rabin1)
brillierte → Dirk Jasper FilmLexikon.
Als
"Network" 1977 in die Kinos kam, war Peter Finch tot, er
starb am
14. Januar 1977 im kalifornischen Beverly Hills (Los Angeles)
mit 60 Jahren an den Folgen eines Herzanfalls. Die letzte Ruhe fand er
auf dem "Hollywood Forever Cemetery" → Foto der Grabstelle bei
knerger.de.
In erster Ehe war Finch seit April 1943 mit der 1919 geborenen russischen Tänzerin
Tamara Tchinarova4) verheiratet,
nach der Scheidung Mitte Juni 1959 ehelichte er wenig später die
südafrikanische Schauspielerin Yolande Eileen Turnbull4) ("Turner")
(1935 2003), von der er sich Mitte November 1965 offiziell trennte.
Seit 9. November 1973 bis zu seinem Tod war Eletha Barrett an seiner Seite. Aus diesen drei Ehen war Finch Vater von vier
Kindern: Anita aus der Ehe mit Tamara Tchinarova, Samantha und Charles aus der Ehe mit Yolande Turner und
Tochter Diana aus der Verbindung mit Eletha Barret. Sohn Charles Finch4) (geb. 1962)
arbeitet unter anderem als Filmproduzent.
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