Filmografie
Vera Tschechowa wurde am 22. Juli 1940 als Tochter des Arztes Dr. Wilhelm Rust in Berlin geboren. Sie stammte aus einer traditionsreichen Künstlerfamilie, ihr Urgroßonkel war der Dichter Anton Tschechow1) (1860 – 1904), ihre Großmutter Olga Tschechowa (1897 – 1980) eine berühmte Ufa-Schauspielerin und auch Mutter Ada Tschechowa1), die 1966 bei einem Flugzeugunfall in Bremen ums Leben kam, machte sich als Bühnen- und Filmdarstellerin einen Namen. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass auch Vera Tschechowa einen künstlerischen Beruf ergreifen und sich an der Kunstakademie1) zunächst zur Bühnenbildnerin ausbilden lassen wollte. Bald jedoch wechselte sie an eine Münchner Schauspielschule, erlernte ihr Handwerk unter anderem bei Ernst Fritz Fürbringer (1900 – 1988) und Anne-Marie Hanschke, sowie in Berlin bei Marlise Ludwig1)  (1886 – 1982). 1959 erhielt sie in Berlin ein erstes Engagement, wechselte dann 1962 nach Hamburg an das "Deutsche Schauspielhaus"1), weitere Verpflichtungen führten sie unter anderem nach Düsseldorf, Basel, Konstanz und Braunschweig. 

Vera Tschechowa 1966
Foto mit freundlicher Genehmigung der
  Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber/Autor: Scheidl;  Datierung: 1966
© Schidl / ÖNB Wien; Bildarchiv Austria
 (Inventarnummer FO105021)

Vera Tschechowa 1966; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber/Autor: Scheidl;  Datierung: 1966; Copyright Schidl / ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer FO105021)
Vera Tschechowa ca. 1959; Dieses Bild stammt aus der Sammlung (Bildarchiv) der ETH-Bibliothek1) und wurde auf Wikimedia Commons im Rahmen einer Kooperation mit Wikimedia CH veröffentlicht; Urheber: Jack Metzger (1918 – 1999); Lizenz: CC BY-SA 4.0 Zum Film kam Vera Tschechowa Ende der 1950er Jahre, zeigte sich erstmals 1957 in der österreichischen Produktion "Unter Achtzehn"1) und dem Heinz Ehrhardt-Streifen "Witwer mit fünf Töchtern"1). Rasch machte die attraktive Brünette mit den markanten Augen in Filmen wie dem Reeperbahn-Krimi "Das Mädchen mit den Katzenaugen"1) (1958) und der Konsalik-Adaption "Der Arzt von Stalingrad"1) (1958) oder "Freddy unter fremden Sternen"1) (1959) und "Der Schleier fiel" (1960) weiter auf sich aufmerksam. Sie wusste durchaus auch mit anspruchsvollen Rollen zu überzeugen, für den Part der Ulla Wickwebe in Herbert Veselys1) Verfilmung "Das Brot der frühen Jahre"1) (1962) nach der gleichnamigen Erzählung1) von Heinrich Böll1) wurde Vera Tschechowa mit dem "Filmband in Gold"1) als "Beste Hauptdarstellerin" ausgezeichnet.

Vera Tschechowa ca. 1959
Dieses Bild stammt aus der Sammlung (Bildarchiv1))  der ETH-Bibliothek1)
und wurde auf Wikimedia Commons im Rahmen einer Kooperation mit
Wikimedia CH veröffentlicht: Urheber: Jack Metzger (1918 – 1999);
Lizenz: CC BY-SA 4.0

Ab Mitte der 1960er Jahre konzentrierte sich Vera Tschechowa vermehrt auf ihre Arbeit für das Fernsehen und zeigte ihr schauspielerisches Können in ambitionierten TV-Produktionen. Man sah sie beispielsweise in "Thomas More" (1964), gedreht von Gerhard Klingenberg nach dem Theaterstück "A Man For All Seasons" von Robert Bolt über Thomas Morus mit Kurt Meisel in der Titelrolle, als Margaret More, älteste Tochter von Thomas More.
Sie stand beispielsweise für Walter Davys1) Krimi "Verhör am Nachmittag"2) (1965) vor der Kamera, spielte unter anderem gemeinsam mit ihrer Großmutter Olga in der Serie "Duell zu dritt"2) (1971 oder zusammen mit Götz George in dem Dreiteiler "Der Illegale" (1972) und mimte die linientreue Slawistik-Studentin Katharina Feldmann bzw. spätere Frau des KGB-Agenten Grunwaldt. Mit Karin Baal erlebte man sie als desillusionierte Ehefrau in dem Zweipersonen-Stück "Erikas Leidenschaften"3) (1976), 1978 wirkte sie als Vollina Harders, Frau des Großknechts Ole Peters (Dirk Galuba), in "Der Schimmelreiter"1) mit, Alfred Weidenmanns1) Kino-Remake der gleichnamigen Novelle1) von Theodor Storm1). Für ihre eindrucksvolle Darstellung in Wilma Kottuschs TV-Drama "Zeit der Empfindsamkeit" um die Konflikte einer Frau während der Schwangerschaft erhielt sie 1977 die "Goldene Kamera"1) sowie 1981 unter der Regie von Vadim Glowna, den sie 1967 geheiratet hatte, die "Caméra d'Or"1) in Cannes für ihre Rolle der Hilke in dessen Kinodrama und Regiedebüt "Desperado City"1)

DVD-Cover zu dem Krimi "Verhör am Nachmittag (1965)
mit Hans Nielsen (l.) als Kriminalrat Ücker und Alexander Allerson1) (r.)
als Kommissar Krempel von Kölner Mordkommission;
Vera Tschechowa spielte die Barbara Winkler, die mit dem Mordopfer
in Verbindung stand; Regie: Walter Davy1)
Abbildung freundlicherweise zur Verfügung gestellt von "Pidax film",
welche die Produktion im Juli 2012 auf DVD herausbrachte.

DVD-Cover zu dem Krimi "Verhör am Nachmittag (1965) mit Hans Nielsen (l.) als Kriminalrat Ücker und Alexander Allerson1) (r.) als Kommissar Krempel von Kölner Mordkommission; Vera Tschechowa spielte die Barbara Winkler, die mit dem Mordopferin Verbindung stand; Regie: Walter Davy1); Abbildung freundlicherweise zur Verfügung gestellt von "Pidax film", welche die Produktion im Juli 2012 auf DVD herausbrachte.
In den 1980ern sah man sie öfter in Werken ihres Mannes oder an dessen Seite. In Glownas Kino-Drama "Dies rigorose Leben"1) (1982) mit der Spanierin Ángela Molina1) in der Hauptrolle präsentierte sie sich als Josephs Schwester Salka, spielte mit ihm in dem von Krzysztof Zanussi1) nach der gleichnamigen Novelle1) von Max Frisch1) in Szene gesetzten TV-Film "Blaubart"4) (1984). Zusammen mit ihrem damaligen Ehemann gründete sie zudem die Produktionsgesellschaft "Atossa Film", aus dem Jahre 1984 stammt auch Glownas eindringlicher Dokumentarfilm "Tschechow in meinem Leben" über die Künstlerfamilie seiner Frau → filmdienst.de.
Hatte Vera Tschechowa noch zu Beginn ihrer Karriere schmal und zerbrechlich wirkende Mädchentypen verkörpert, so stellte sie nun Frauen mit erstaunlicher Kraft dar, wandelte sich zur Charakterdarstellerin und gestaltete im Prozess der Reife Personen, die den Schwierigkeiten des Lebens kaum gewachsen sind, ebenso eindrucksvoll wie persönlichkeitsstarke Figuren: So beispielsweise 1986 als Charlotte in Rudolf Thomes1) Kinofilm "Tarot"1), einer Variation des Goethe-Romans "Die Wahlverwandtschaften"1).
Bis Ende der 1980er erlebten die Fernsehzuschauer die Schauspielerin beisoielsweise in TV-Serien wie "Losberg"5) (1986) unter anderem mit Horst Franck und Klaus Mikoleit oder als Anwältin Julia Gessner in etlichen Folgen der beliebten Familiengeschichten "Ein Heim für Tiere"1) (1987–1991). In den 1990ern machte sie sich als Darstellerin rar, trat unter anderem in dem Kinofilm "Liebe auf den ersten Blick"2) (1991) oder in der "Tatort"-Folge "Bauernopfer"1) (1993) in Erscheinung, übernahm zuletzt die Rolle der Mrs. Clausthal in dem TV-Drama "Schuldig auf Verdacht"4) (1996), in dem sie neben Peter Sattmann zu sehen war.
Vera Tschechowa hatte die Seiten gewechselt, arbeitete nun überwiegend als Drehbuchautorin und Regisseurin: Sie realisierte einfühlsame TV-Porträts über Prominente wie die über den georgischen Präsidenten Eduard Schewardnadse1) (1992), den ehemaligen Außenminister Hans-Dietrich Genscher1) (1993, "Hans-Dietrich Genscher – Mein Halle"), Klaus-Maria Brandauer (1994, "Klaus-Maria Brandauer – Ansichten eines Räuberhauptmanns"), Katja Riemann1) (1995, "Katja Riemann – Ich hab erst Halbzeit"), Armin Mueller-Stahl (1996, "Armin Mueller-Stahl –  Jetzt ist Sonntag angesagt") oder Anthony Quinn (1997). Es folgten Filme über "Die kreativen Freundschaften des Michael Ballhaus – Robert Redford/Martin Scorsese" (2000), ihre Dokumentation über den in New York lebenden taiwanesischen Filmemacher Ang Lee1), der zu den erfolgreichsten Regisseuren der Welt gehört, wurde 2003 ausgestrahlt. Ihr Werk über die bekannte iranische Filmfamilie Makhmalbaf1) ("Salam Cinema – Die iranische Familie Makhmalbaf und ihre Filme" konnte im Jahre 2006 fertiggestellt werden und eröffnete beim "Münchner Filmfest" eine Werkschau der Familie. Zuletzt realisierte sie die TV-Dokumentation "Michael Ballhaus – Eine Reise durch mein Leben" (2008) über den vielfach ausgezeichneten Kameramann Michael Ballhaus1). Als einen Grund für ihren Umstieg aus der relativ sicheren Position einer gut gebuchten Schauspielerin in das Abenteuer Filmemachen nannte Vera Tschechowa in einem Interview ihre Unzufriedenheit mit den ihr angebotenen Drehbüchern. "Ich habe keine Lust, in irgendwelchen dämlichen Rollen vor der Kamera rumzuhampeln. Mein Kopf ist zum Denken da, und es fällt mir ganz schwer, diese Dummheiten, die beim Fernsehen verlangt werden, zu machen." → Übersicht Filmografie

Neben den erwähnten Auszeichnungen wurde der Künstlerin Anfang Oktober 2006 anlässlich der Verleihung des "17. Hessischen Film- und Kinopreises"1) in der "Oper Frankfurt"1) der "Ehrenpreis des Hessischen Ministerpräsidenten"1) für "besondere Leistungen im Film- und TV-Bereich" von Roland Koch1) überreicht. Mit Standing-Ovations würdigte das Frankfurter Publikum die Leistungen der großen Darstellerin und Filmemacherin.
Am 19. Dezember 2014 kehrte Vera Tschechowa nach rund 20 Jahren seit ihrer letzten Arbeit vor der Kamera für einen Abend auf die Bühne bzw. das Scheinwerferlicht zurück, gestaltete gemeinsam mit Christoph Maria Herbst1) im Kurhaus von Badenweiler1) das Programm "Mein ferner lieber Mensch" und las aus den Liebesbriefen ihres Urgroßonkels Anton Tschechow1) an seine Gattin, die Bühnenschauspielerin Olga Leonardowna Knipper1) (1868 – 1959). Anlass war das 110. Todesjahr des weltberühmten russischen Schriftstellers, der am 15. Juli 1904 in Badenweiler bei Freiburg starb. Als Zeitzeugin wirkte sie in dem Dokudrama "Rex Gildo – Der letzte Tanz"1) von Rosa von Praunheim1) mit, der in einer Mischung aus Spielfilmszenen und Archivmaterial ein Portrait der Schlager-Ikone Rex Gildo nachzeichnete.
Ende August 2022 legte Vera Tschechowa mit dem Buch "Überwiegend heiter" und dem Untertitel "Mein ziemlich bewegtes Leben" ihre Erinnerungen vor. In dem mit zahlreichen, bisher unveröffentlichten Fotos aus dem Privatarchiv der über 80-jährigen Künstlerin nimmt sie den Leser/die Leserin auf eine sehr persönliche Zeitreise durch die deutsche Kultur- und Zeitgeschichte des 20. Jahrhunderts mit → europa-verlag.com.
  
Vera Tschechowa, die sich nach mehr als 20-jähriger Ehe von Vadim Glowna (1941 – 2012) scheiden ließ, war Mutter eines Sohnes aus ihrer Beziehung mit dem Schauspieler Hartmut Reck (1932 – 2001); der 1961 geborene Nikolaus Glowna1) wurde von Vadim Glowna adoptiert und machte sich einen Namen als Filmkomponist. Bis zu ihrem Tod war die vielseitige Künstlerin mehr als drei Jahrzehnte mit dem Unternehmensberater und TV-Produzenten Peter Paschek verheiratet und lebte in Berlin. Dort starb sie nach kurzer,schwerer Krankheit am 3. April 2024 im Alter von 83 Jahren.
Siehe auch Wikipedia, filmportal.de (mit Foto-Galerie) sowie
den Artikel zum 70. Geburtstag (22.07.2010) bei www.zeit.de
→ Agentur Ute Nicolai
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) Die Krimihomepage, 3) filmportal.de, 4) deutsches-filmhaus.de, 5) fernsehserien.de
     
Filme
Darstellerin: Kino / Fernsehen; Regie
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de,  deutsches-filmhaus.de, Die Krimihomepage, fernsehserien.de, prisma.de)
Kinofilme, als Darstellerin Fernsehen (Auszug), als Darstellerin Dokumentationen: Regie/Drehbuch
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