Filmografie / Hörspiel
Hanna Schygulla wurde am 25. Dezember 1943 als Tochter eines Holzhändlers im oberschlesischen Königshütte1) (Chorzów, heute Polen) geboren. 1945 siedelte sie mit ihrer Mutter nach München über und begann dort nach einem Ausflug in die französische Hauptstadt Paris, wo sie als Au-pair-Mädchen arbeitete, 1964 ein Studium der Germanistik und Romanistik, da sie ursprünglich Lehrerin werden wollte. Nebenher nahm sie Schauspielunterricht am "Fridl-Leonhard-Studio" und lernte dort auch Rainer Werner Fassbinder1) (1945 – 1982) kennen.
Zusammen mit Fassbinder, Peer Raben1) (1940 – 2007) und anderen gründete sie Ende der 1960er Jahre in München das avantgardistische "Action-Theater" (später "Antiteater"1)) und wirkte dort in zahlreichen Inszenierungen mit. Eine erste Filmrolle erhielt Hanna Schygulla von Jean-Marie Straub (→ Straub und Huillet1)) als Zimmermädchen Lucy in dem Kurzfilm "Der Bräutigam, die Komödiantin und der Zuhälter" (1968), gedreht nach Ferdinand Bruckners Theaterstück "Krankheit der Jugend"1). Nach Peter Fleischmanns Gesellschaftsdrama bzw. Martin Sperr-Adaption "Jagdszenen aus Niederbayern"1) sah man sie bereits ein Jahr später mit der Hauptrolle des Mädchens Johanna, Freundin des von Fassbinder dargestellten Zuhälters Franz Walsch, in dessen "Liebe ist kälter als der Tod"1), einem von Jean-Pierre Melville1) ("Der eiskalte Engel"1)) inspirierten Gangsterfilm aus den grauen Vorstädten Münchens, und wurde für ihre Leistung als Teil des Schauspielensembles mit dem "Bundesfilmpreis"1) ausgezeichnet. In "Katzelmacher"1) (1969) spielte sie dann die Marie "so lebendig, dass man meint, sie in Farbe zu sehen", schrieb damals ein Kritiker.
 

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Hanna Schygulla 01; Copyright Virginia Shue
Effie Briest; Copyright Einhorn-Film In den folgenden Jahren etablierte sich Hanna Schygulla als Star des Fassbinder-Kinos, galt als seine Muse, die neue Maßstäbe für den bundesdeutschen Film setzte und spielte fast in allen wichtigen Fassbinder-Filmen die weibliche Hauptrolle. 1969 beispielsweise stand sie für "Warum läuft Herr R. Amok?"1) vor der Kamera, zwei Jahre später sah man sie in "Die bitteren Tränen der Petra von Kant"1) als Karin Thimm, der die Protagonistin (Margit Carstensen) verfallen zu sein scheint, sowie als Hanna in dem Melodram in der Form eines Westerns "Whity"1) (1971). In der Tragikkomödie "Händler der vier Jahreszeiten"1) verkörperte sie 1972 die Schwester des Obsthändlers Hans Epp (Hans Hirschmüller1)), den sein Leben aus der Bahn geworfen hat. Nach dem aufsehenerregenden TV-Fünfteiler "Acht Stunden sind kein Tag"1) (1972), in dem sie als Mädchen Marion und Partnerin von Gottfried John brillierte, feierte Hanna Schygulla 1974 Triumphe mit der Titelrolle in dem erfolgreichen Kinofilm "Fontane Effi Briest"1) nach dem Roman von Theodor Fontane1), danach trennte sie sich vorrübergehend überraschend von Fassbinder; "Ich habe Erstarrungen gespürt" sagte sie später einmal über ihre Entscheidung.
 
 
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Bereits 1973 war ihr an der Seite von Rolf Becker in Reinhart Hauffs TV-Film "Haus am Meer" (→ deutsches-filmhaus.de) einmal mehr eine beeindruckende Darstellung gelungen, in Wim Wenders Roadmovie "Falsche Bewegung"1) glänzte sie dann 1975 als Schauspielerin Therese Farner, in die sich der Schriftsteller Wilhelm (Rüdiger Vogler) verliebt; für ihre eindrucksvolle Darstellung wurde Hanna Schygulla erneut mit dem "Bundesfilmpreis" geehrt. Wenig später überzeugte sie als Marie und Geliebte von Hans Schnier (Helmut Griem) in Vojtech Jasnýs Literaturverfilmung "Ansichten eines Clowns"1) (1976) nach dem gleichnamigen Bestseller von Heinrich Böll1).
  
1978 kehrte Hanna Schygulla zu Fassbinder zurück und es entstanden so herausragende Filme wie das Nachkriegs-Melodram 
"Die Ehe der Maria Braun"1) (1978),
die Komödie "Die dritte Generation"1) (1979)
sowie "Lili Marleen"1) (1980), die Verfilmung des Lebens der Barsängerin Wilkie, die mit dem Schlager "Lili Marleen" zum Star der nationalsozialistischen Unterhaltungsindustrie aufstieg.
Auch in Fassbinders hochgelobten mehrteiligen Döblin-Adaption "Berlin Alexanderplatz" (1980) gehörte sie als Eva zur Besetzung.
→ Übersicht Fassbinder-Filme
 
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Lili Marleen; Copyright Einhorn-Film
 
Hanna Schygulla 02; Copyright Virginia Shue Für ihre Leistung in "Die Ehe der Maria Braun" gewann Hanna Schygulla den "Silbernen Bär"1) der "Berlinale 1979"1) als "Beste Darstellerin"1) sowie einen weiteren "Bundesfilmpreis", der Film lief beispielsweise wochenlang in New York, wo man die Schauspielerin als die "neue Dietrich" feierte. "Sie ist das ungewöhnlichste erotische Ding, das seit Marlene Dietrich auf uns zugekommen ist", hieß es in einer amerikanischen Filmkritik. Angebote aus Hollywood schlug der Star aus privaten Gründen jedoch aus.
 
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Nach Fassbinders Tod im Jahre 1982 ging Hanna Schygulla nach Frankreich und arbeitete mit international renommierten Regisseuren wie Jean-Luc Godard1), Ettore Scola1) oder Carlos Saura1) zusammen. Mit Volker Schlöndorff1) drehte sie das Drama "Die Fälschung"1) (1981) und stand als arabische Angestellte der Deutschen Botschaft Arianna Nassar neben Bruno Ganz (Journalist Georg Laschen) vor der Kamera. Der Film basierte auf dem gleichnamigen Roman1) von Nicolas Born1) (1937 – 1979) und beschreibt den Wirklichkeitsverlust eines Journalisten, der als Teil der Medienmaschinerie am Sinn seiner Arbeit zweifelt. 1982 folgte die Rolle der Sophie de la Borde in Ettore Scolas einfühlsam in Szene gesetzten Historiendrama "Flucht nach Varennes"1) (La nuit de Varennes) an der Seite Marcello Mastroianni als alterndem Casanova, sowie die der Schauspielerin Hanna in Godards "Passion"1) als Partnerin von Isabelle Huppert1) und Michel Piccoli. In Margarethe von Trottas einfühlsamen Geschichte eines Emanzipationsversuchs "Heller Wahn"2) sah man sie 1983 mit der Hauptrolle der selbstbewussten Germanistik-Dozentin Olga und in Marco Ferreris Beziehungsdrama "Die Geschichte der Piera"2) ("Storia di Piera") verkörperte sie im gleichen Jahr die Mutter Eugenia und wurde für ihre Leistung in Cannes mit dem "David di Donatello"1) ausgezeichnet.

Danach machte sich die Charakterschauspielerin vor der Kamera rar, drehte in den kommenden Jahren wenige, aber ambitionierte internationale Kino- und Fernsehstreifen. In Andrzej Wajdas Literaturverfilmung "Eine Liebe in Deutschland"1) nach Rolf Hochhuths1) Roman beeindruckte sie ebenfalls 1983 als Partnerin von Armin Müller-Stahl mit der tragenden Rolle der Gemüsehändlerin Paulina Kropp, sowie wie ein Jahr später als Anna in "Die Zukunft heißt Frau"2) ("Il futuro è donna") des italienischen Regisseurs Marco Ferreri1). In dem historischen, amerikanischen Vierteiler "Peter the Great"3) (1986, "Peter der Große") über den russischen Zaren Peter I. schlüpfte sie in das Kostüm der Katharina Skawronskaja, Geliebte und spätere zweite Ehefrau (Katharina I.1)) des von Maximilian Schell dargestellten Titelhelden. In Amos Kolleks Großstadtkomödie "Für immer, Lulu"2) (Forever, Lulu) übernahm sie ein Jahr später die Hauptrolle der Emigrantin und angehenden Schriftstellerin Elaine oder war als Tingeltangel-Sängerin Mitzi in Pál Sándors Tragikkomödie "Miss Arizona" erneut neben Marcello Mastroianni auf der Leinwand zu sehen. Im Fernsehen zeigte sie sich beispielsweise 1986 mit der Rolle der Jenny Lind1) in dem Biopic "Barnum" um das Leben des Zirkuskönigs P. T. Barnum1) (1810 – 1891), der von Hollywood-Legende Burt Lancaster dargestellt wurde. Sie war die Mutter in dem TV-Spiel "Casanova" (1987) mit Richard Chamberlain als Frauenheld Giacomo Casanova1) oder die deutsche, ein exzentrisches Doppelleben führende gestrenge Gouvernante Mrs. Forbes in der für das Kino verfilmten Literaturadaption "Der Sommer mit Frau Forbes" (1989, "La verano de la señora Forbes") des mexikanischen Filmemachers Jaime Humberto Hermosillo1).

Hanna Schygulla und Hark Bohm; Copyright Virginia Shue

Hanna Schygulla und Hark Bohm
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In den 1990ern arbeitete die Schauspielerin wieder verstärkt für das Theater, übernahm aber sporadisch immer mal wieder Aufgaben für den Film. So stand sie beispielsweise 1990 als reiche Baronin Fanny Hohenstein in Pierre Beuchots Drama "Aventure de Catherine C."1) vor der Kamera, spielte zwei Jahre später die Hauptrolle in "Golem, l'esprit de l'exil" ("Golem, der Geist des Exils") unter der Regie des israelischen Filmemachers Amos Gitai1), sowie die Stephania in "Der Daunenträger"2) ("Warszawa. Année 5703") von Janusz Kijowski . In Franz Xaver Bogners Romanze "Madame Bäurin"1) nach dem Roman von Lena Christ1) verkörperte sie 1993 die Figur der Tante Agathe, in dem dramatischen TV-Sechsteiler "Die Verschwörung der Erdenretter" (1995, "Associations de bienfaiteurs") übernahm sie die Hauptrolle der Kriminalautorin Janet P. Sanders. In den letzten Jahren stand Hanna Schygulla unter anderem als Magda Goebbels1) für den spanischen Streifen "Das Mädchen Deiner Träume"1) (1998, La Niña de tus ojos) vor der Kamera, wirkte in Béla Tarrs "Die Werckmeisterschen Harmonien"1) (2001, Werckmeister harmóniák) nach dem Roman "Die Melancholie des Widerstands" von Lászlo Krasznahorkai1) mit. Es folgte Huner Saleem1) Drama "Suche orientalischen Mann" (2001, "Absolitude", TV), Amos Gitais "Gelobtes Land"2) (2004, "Promised Land") und nach vielen Jahren wieder mal eine deutsche Produktion, Till Franzen Erstlingswerk "Die blaue Grenze"1) (2005). Danach erlebte man die charismatische Schauspielerin in Hans Steinbichlers Kinofilm "Die Winterreise"1) (2006) als erblindende Frau Martha des Protagonisten Franz Brenninger (Josef Bierbichler). Zu ihren jüngeren Aktivitäten vor der Kinokamera zählt auch der vom Hamburger Filmemacher Fatih Akin1) in Szene gesetzte Ensemblefilm "Auf der anderen Seite"1), welcher im Mai 2007 auf dem "60. Filmfestival von Cannes"1) Premiere feierte und den Preis für das "Beste Drehbuch" sowie den Sonderpreis "Prix du Jury oecuménique" gewann. Darüber hinaus wurde das Werk als deutscher Beitrag für die Oscarverleihung 2008 in der Kategorie "Bester Auslandsfilm" ausgewählt, Kinostart war der 27. September 2007. Erzählt wird die ungewöhnliche Liebes- und Familiengeschichte zwischen Deutschen und Türken, Hanna Schygulla zeigt hier als trauernde Mutter einmal mehr alle Facetten ihrer überragenden Schauspielkunst.
 
Hanna Schygulla wirkte sie in dem von Lucio Fiorentino inszenierten Kinodrama "Pandemia" (2009) mit, spielte die Clara Schreiber in dem französischen, historischen TV-Film "Clara, une passion française" (2009). Abgedreht war die "Faust"-Version des russischen Star-Regisseurs Aleksander Sokurow1): In dem nach Motiven von Goethes "Faust" entstandenen Kinofilm "Faust"1) hatte Hanna Schygulla neben dem russischen Künstler Anton Adassinsky1)  (Gründer und Leiter der russischen Tanzcompagnie DEREVO1)) als Mauricius Müller (Mephisto) eine tragende Rolle übernommen und spielte eine Frau, die "behauptet, mit Mephisto verheiratet zu sein"; Faust wurde von dem österreichischen Theaterschauspieler Johannes Zeiler1) dargestellt, das Gretchen spielte Isolda Dychauk1). Seine Premiere feierte der Film am 8. September 2011 anlässlich der "68. Internationalen Filmfestspiele von Venedig"1) und errang einen "Goldenen Löwen"1), allgemeiner Kinostart war der 19. Januar 2012. Danach zeigte sie sich in der Dokumentation "Lullaby to my Father" (2012) mit dem Untertitel "Oder: Mein Vater war ein Architekt", mit dem der israelische Regisseur Amos Gitai die Geschichte seines jüdischen Vaters, den Bauhaus-Architekten Munio Gitai Weinraub1) (1909 – 1970) erzählt → Wikipedia (englisch). Als Mutter des Protagonisten (Moritz Bleibtreu1)) trat sie in der skurrilen Komödie "Vijay und ich – Meine Frau geht fremd mit mir"2) auf der Leinwand in Erscheinung; Kinostart war der 5. September 2013. In dem schwedischen Drama "The Quiet Roar" (2014) von Regisseur Henrik Hellström spielte sie an der Seite von Hauptdarstellerin Evabritt Strandberg als alte, sterbenskranke Marianne deren, mit ungewöhnlichen Methoden arbeitenden Therapeutin Eva → www.moviepilot.de. Hatten die deutschen Fernsehzuschauer Hanna Schygulla zuletzt in der Episode "Tod im Wald"3) (EA: 22.02.2008) aus der Krimi-Reihe "Kommissar Stolberg"1) gesehen, dauerte es mehr als sieben Jahre, bis sich Schygulla erneut auf dem Bildschirm zeigte. Zusammen mit ihren zwei Fassbinder-Kolleginnen Irm Hermann und Margit Carstensen bildete sie in dem Bodensee-"Tatort" mit dem Titel "Wofür es sich zu leben lohnt"1) (EA: 04.12.2016) ein perfektes "Trio Infernale": Die gesundheitlich angeschlagene Konstanzer Kriminalhauptkommissarin Klara Blum (Eva Mattes1)) ermittelte in ihrem letzten Fall in einem mysteriösen Mord um einen Neonazi-Prediger und Flüchtlingshasser namens Josef Krist (Thomas Loibl1)) und geriet dabei in das Haus der drei seltsamen alten Damen Catharina (Hanna Schygulla), Isolde (Irm Hermann) und Margarethe (Margit Carstensen), die sich letztlich als "Rachengel" entpuppten → tittelbach.tv.
Auf der "Berlinale 2018"1) wurde der Kinofilm "La prière" ("The Prayer") des Franzosen Cédric Kahn vorgestellt, in dem man Hanna Schygulla als Schwester Myriam sieht. filmstarts.de notiert zum Inhalt: "Ein 22-jähriger Drogensüchtiger (Anthony Bajon) reist in die Berge zu einer Gemeinschaft ehemaliger Junkies, die sich durch Gebet, Freundschaft, Regeln, Arbeit, Liebe und Glaube selbst heilen." Anthony Bajon erhielt für seine Darstellung den "Silbernen Bär" als "Bester Darsteller" → www.welt.de. In der Komödie "Der geheime Roman des Monsieur Pick"1) (2019, "Le mystère Henri Pick") nach dem gleichnamigen Roman von David Foenkinos1) übernahm Hanna Schygulla die kleine Nebenrolle der Exilrussin Ludmila Blavitsky, Frau des Bibliotheksgründers Jean-Pierre Gourvec (Marc Fraize) → Übersicht Filmografie.
Zudem stand die Schauspielerin sporadisch im Hörspielstudio, die bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier.
  
Die Schauspielerin lebt heute überwiegend in Paris und startete vor einigen Jahren mit Liederabenden, bei denen sie unter anderem mit Chansons nach Kompositionen von Jean-Marie Sénia auftritt, eine zweite Karriere als Sängerin. Mit dem in Frankreich hoch gelobten Liederabend "Brecht… hier und jetzt" gastierte sie 2001 in Deutschland und mit "Der Tango, Borges und ich" ging sie 2003 auf Tournee; 2001 erschien ihre CD "Hanna Schygulla chante-singt". Seit einigen Jahren erfreut Hanna Schygulla das Publikum mit ihrer musikalischen Autobiografie "Aus meinem Leben". Sie erzählt, als ob sie gerade in diesem Augenblick ihre Lebensgeschichte, ihre Lebensgeschichten "erfindet", in Worte fasst. Erzähltes, mit sprachlicher Brillanz formuliert, geht nahtlos über in Lieder, die in ihrer Interpretation neu und ganz anders klingen. Kinderlieder, Schlaflieder, Weihnachtslieder, Traumlieder und Volkslieder, die sich immer auf Erlebtes, auf Begegnungen mit Menschen beziehen. Lied für Lied, in einen historischen Kontext gestellt und mit persönlichen, ganz intimen Erinnerungen drapiert, blättert die Künstlerin mit ihrem wunderbaren Pianisten Stephan Kanyar ihr "Lebensbuch" auf.4)
Außerdem hält die Schauspielerin in europäischen Theatern Lesungen mit Lyrik und Prosa von Rainer Werner Fassbinder ab, rezitiert Texte von Peter Handke, Heiner Müller, Thomas Bernhard, Arthur Rimbaud und Baudelaire.
Hanna Schygulla; Copyright Edmond Frederik Zahlreiche Auszeichnungen belegen die darstellerische Kraft von Hanna Schygulla, neben den erwähnten Preisen erhielt sie unter anderem 1984 den "Bambi"1) als "Frau des Jahres", 2000 überreichte man ihr gemeinsam mit Volker Schlöndorff für ihre Leistungen den "DIVA-Award"1) und am 10. Juli 2005 erhielt die "Grande Dame" des europäischen Kinos in Mannheim für ihre Verdienste um den deutschen Film den hessischen "Ehrenpreis für Filmkunst in Deutschland". 2007 folgten ein Ehrenpreis auf dem "44. Filmfestival in Antalya" sowie der Europäische Schauspielpreis "Die Europa" auf dem "21. Internationalen Filmfest"1) in Braunschweig, weitere Preise sind beispielsweise der "Goldene Ehrenbär"1) (2010) und der "Bayerische Verdienstorden" (2010).
Seit 10. September 2010 hat Hanna Schygulla auf dem am gleichen Tag eingeweihten Berliner "Boulevard der Stars"1) auch einen "Stern", in prominenter Lage, mitten in Berlin auf der Potsdamer Straße, wurde sie neben legendären Filmschaffenden wie Marlene Dietrich, Hildegard Knef und Romy Schneider bzw. herausragenden Schauspielern wie Mario Adorf, Armin Mueller-Stahl, Bruno Ganz oder Götz George "verewigt". 2014 konnte sie den "Goldenen Ochse"1) als Ehrenpreis auf dem "Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern"1) (06.–11.05.2014) entgegennehmen, am 22. September 2017 würdigte man ihr Lebenswerk bzw. ihr "stilprägendes darstellerisches Schaffen" im Berliner "Zoo Palast"1) mit dem Ehrenpreis des "Deutschen Schauspielerpreises"1). Schygulla "überzeuge nicht nur durch ihre Schauspielkunst und ihre einzigartige Wirkung, sondern auch durch ihre innere Unabhängigkeit", würdigte der Schauspieler Hans-Werner Meyer1) die Künstlerin. Meyer ist ehrenamtliches Vorstandsmitglied des "Bundesverbands Schauspiel e.V."1), der die Auszeichnung jährlich vergibt.→ Liste der Auszeichnungen bei Wikipedia.

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Edmond Frederik zur Verfügung gestellt. © Edmond Frederik (Lizensiert)
Im Dezember 2004 erschien von Lothar Schirmer1) der Bildband: "Du… Augen wie Sterne. Das Hanna Schygulla Album"; "Es ist ein Familienalbum geworden. Keine Biografie – eine Hommage. Weggefährten und Freunde würdigen das "Mysterium der Hanna Schygulla" (Günter Rohrbach1)) oder, wie der New Yorker MoMA-Chef Laurence Kardish es nennt, den "Schygulla-Faktor". (…) Auch Schygulla selbst hat viele Texte beigesteuert. Aber es sind vor allem die Fotos und Film-Stills, die dieses Album so reizvoll machen, Bilder einer schönen, von einem Geheimnis umflorten Frau." notierte die "Süddeutsche Zeitung".
Wenige Wochen vor ihrem 70. Geburtstag am 25. Dezember 2013 stellte die Schauspielerin am 11. Oktober 2013 anlässlich der "Frankfurter Buchmesse"1) ihre lange erwartete, reich bebilderte Autobiografie mit dem Titel "Wach auf und träume" vor. "Vor dem Hintergrund von Kriegsende, Flucht, Wiederaufbau, Wirtschaftswunder und Studentenbewegung berichtet die 1943 in Königshütte (Kattowitz)/Oberschlesien, geborene Münchnerin über ihr turbulentes Leben. (…) In der ihr eigenen einfachen, aber immer poetischen Sprache, schwankend zwischen Brecht'scher Raffinesse und Warhols Unverblümtheit, ist Hanna Schygulla in ihrer Autobiographie ganz sie selbst. Klug, aber nie eitel, führt sie die Leser an die Stationen ihres ereignisreichen Lebens zwischen ihren drei Heimatländern Deutschland, Polen und Frankreich, trifft berühmte Weggefährten und erzählt von der Kunst, der Liebe und dem Kino, sowie von den Zufällen des Lebens und der langen Pflege ihrer alten Eltern, immer berührend, aber ohne Pathos, fast genauso wie der Schriftsteller Georg Stefan Troller1) sie als junge Frau beschrieb …" heißt es unter anderem in der Pressemitteilung des Verlages "Schirmer/Mosel".

Hanna Schygulla am 12.10.2013 auf der "Frankfurter Buchmesse 2013"
am Stand des "Blauen Sofas" anlässlich der Veröffentlichung ihrer Autobiographie
Urheber: Wikipedia-Benutzer Smalltown Boy; Angaben zur Lizenz siehe hier
Quelle: Wikimedia Commons

Schauspielerin Hanna Schygulla auf der Frankfurter Buchmesse 2013, auf dem Blauen Sofa, anlässlich der Veröffentlichung ihrer Autobiographie Wach auf und träume (Verlag Schirmer/Mosel); Urheber: Wikipedia-Benutzer Smalltown Boy; Quelle: Wikipedia
Die vielfach preisgekrönte und nicht nur in Deutschland sondern auch international hoch geachtete Künstlerin hatte seit 1981 eine Beziehung mit dem französischen Drehbuchautor Jean-Claude Carrière1), mit dem sie zusammenlebte, sich dann aber nach 13 Jahren von ihm trennte. Seit Anfang der 1990er Jahre pendelte sie zwei Jahrzehnte lang zwischen Frankreich und Bayern, um die Pflege ihrer kranken Eltern sicherzustellen, notiert Wikipedia und führt weiter aus: "Sie gab an, dass dies auch der Grund gewesen sei, warum sie weitgehend "aus dem Scheinwerferlicht" getreten sei. 1991 lernte sie auf einer Kuba-Reise die kubanische Schauspielerin Alicia Bustamente kennen, mit der sie später zusammenarbeitete und -lebte. 2011 fand sie in Berlin-Charlottenburg in einer Wohngemeinschaft mit zwei rund 30 Jahre jüngeren Mitbewohnern ein "zweites Zuhause". Im Jahre 2014 verlegte Schygulla ihren festen Wohnsitz endgültig nach Berlin – seit 1981 hatte sie ihren Hauptwohnsitz in Paris."
Die "Fassbinder-Muse" schenkte ihr Archiv der Berliner "Akademie der Künste"1) → Hanna-Schygulla-Archiv. Anstelle einer klassischen Dokumentenausstellung zu Leben und Werk von Hanna Schygulla zeigte die "Akademie der Künste" vom 1. Februar 2014 bis 30. März 2014 Schygullas Kurzfilme unter dem Titel "Traumprotokolle" und stellte damit einen Teilbereich ihres Schaffens vor, der der Öffentlichkeit noch weitgehend unbekannt ist → www.adk.de.
Textbausteine des Kurzportraits von prisma.de
Siehe auch Wikipedia, fembio.org, deutsches-filmhaus.de, filmportal.de sowie
den Artikel bei www.zeit.de und das Interview bei der "Süddeutschen Zeitung" (Magazin, 14.10.2013, aus Heft 41/2013)
Fremde Links: 1) Wikipedia (deutsch/englisch), 2) filmportal.de, 3) fernsehserien.de
4) Quelle: Magdeburger Volksstimme vom 21.02.2006, bei www.kulturinitiative.de (Seite nicht mehr abrufbar)
Lizenz Foto Hanna Schygulla: Der Urheberrechtsinhaber dieser Datei hat ein unentgeltliches, bedingungsloses Nutzungsrecht für jedermann ohne zeitliche, räumliche und inhaltliche Beschränkung eingeräumt.
Stand: August 2020
  
Filme
Fassbinder-Filme / weitere Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de

(Fremde Links: Wikipedia (deutsch/englisch), deutsches-filmhaus.de, filmportal.de, fernsehserien.de)
Filme mit Rainer Werner Fassbinder (wenn nicht anders vermerkt Kinofilme)

Weitere Kinofilme

Fernsehen (Auszug)

Hörspielproduktionen
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia)
     
Hanna Schygulla als Sprecherin in dem Hörspiel "G & G. Germaine & Gisèle" von Barbara Meerkötter über die Fotografinnen Germaine Krull (1897–1985) und Gisèle Freund (1908–2000); Deutschlandradio Kultur (EA: 03.07.2016); mit freundlicher Genehmigung des Fotografen Sandro Most; Copyright Sandro Most
Hanna Schygulla als Sprecherin in dem Hörspiel
"G & G. Germaine & Gisèle" von Barbara Meerkötter über die
Fotografinnen Germaine Krull (1897–1985) und Gisèle Freund (1908–2000)
Deutschlandradio Kultur (EA: 03.07.2016)
Mit freundlicher Genehmigung des Fotografen Sandro Most; © Sandro Most
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