Filmografie
Der Regisseur, Schauspieler, Autor und Produzent Hark Bohm wurde am 18. Mai 1939 als Sohn des Obersenatsrats bzw. Juristen Walter Bohm1) (1892 – nach 1977) und dessen Ehefrau Hildegard Emma, einer Studienrätin, in Hamburg-Othmarschen1) geboren. Wegen des herannahenden Krieges verbrachte er seine Kindheit/Jugend mit drei jügeren Geschwistern (einem Bruder und zwei Schwestern) in Norddorf1) auf der Nordseeinsel Amrum1), von der seine Mutter stammte.
Nach seinem Schulabschluss bzw. Abitur 1959 am Hamburger "Christianeum"1) sowie dem Wehrdienst bei der "Bundesmarine"1) studierte er in Hamburg, Berlin und Lausanne1) Rechtswissenschaften, legte 1966 sein "Erstes Juristisches Staatsexamen" ab. Nach seiner Referendarzeit in München, die er vorzeitig abbrach, entschied er sich 1969 für ein ganz anderes Metier – seine Leidenschaft, den Film.
Nach dem von Bruder Marquard Bohm (1941 – 2006) realisierten Kurzfilm "Na und...?" (1967) erschien er erstmals 1970 mit einer winzigen Rolle in der Krimikomödie "Rote Sonne"1) auf der Leinwand, es folgte ein Auftritt in Alexander Kluges1) Zukunftsphantasie "Der große Verhau"2) (1971). Zudem begann ein intensive Zusammenarbeit mit dem wichtigsten Vertreter des Neuen Deutschen Films1), Rainer Werner Fassbinder1), der Bohm in den Kinofilmen "Der amerikanische Soldat"1) (1970), "Händler der vier Jahreszeiten"1) (1972), "Angst essen Seele auf"1) (1974), "Fontane Effi Briest"1) (1974), "Faustrecht der Freiheit"1) (1975), "Die Ehe der Maria Braun"1) (1979), "Despair – Eine Reise ins Licht"1) (1978), "Die dritte Generation"1) (1979), "Lili Marleen"1) (1981) und "Lola"1) (1981) besetzte, sowie in den TV-Produktionen "Angst vor der Angst"1) (1975) und der mehrteiligen Döblin-Adaption "Berlin Alexanderplatz" (1980). 

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Hark Bohm 1984; Copyright Virginia Shue
1970 gründete Hark Bohm mit zahlreichen Regisseuren den "Filmverlag der Autoren"1), bereits seit Anfang der 1970er Jahre erregte er mit einer Reihe von Kurzfilmen Aufsehen, in denen er gesellschaftliche Probleme, vor allem mit Kindern und Jugendlichen, zu seinem zentralen Thema machte. 1973 kam dann sein preisgekrönter Spielfilm "Tschetan, der Indianerjunge"1) in die Kinos, für das er auch das Drehbuch geschrieben hatte und in dem sein Bruder Marquard Bohm1) (1941 – 2006) die Titeltrolle spielte. Nach der TV-Regiearbeit "Ich kann auch 'ne Arche bauen"3) (1974) folgte 1976 das Fernsehspiel bzw. die Romanverfilmung "Wir pfeifen auf den Gurkenkönig"1) sowie die ambitionierten Kinoproduktionen "Nordsee ist Mordsee"1) (1976) und "Moritz, lieber Moritz"1) (1978) mit Adoptivsohn Uwe Bohm1) in der Hauptrolle. In den 1980er Jahren entstanden unter seiner Regie bzw. mit ihm als Autor so erfolgreiche Filme wie "Im Herzen des Hurrican"1) (1980), "Der Fall Bachmeier – Keine Zeit für Tränen"1) (1984, mit Corinna Harfouch1) in der Rolle der Marianne Bachmeier1)), "Wie ein freier Vogel – Como un pajaro libre"2) (1985, Dokumentarfilm), "Der kleine Staatsanwalt"1) (1987) sowie "Yasemin"1) (1988). Für diese Liebesgeschichte zwischen einer in Deutschland aufgewachsenen, 17-jährigen Türkin (Ayşe Romey1)) und ihrem deutschen Freund (Uwe Bohm) wurde Hark Bohm mit dem "Filmband in Gold"1) ausgezeichnet und erhielt den "Gilde-Filmpreis"1) in Silber.
In den 1990er Jahren drehte er unter anderem die Kinofilme "Herzlich willkommen"1) (1990) nach Motiven des gleichnamigen Romans1) von Walter Kempowski1), das durch authentische Fälle inspirierte Drama "Für immer und immer"2) (1995) sowie in jüngerer Zeit die Fernsehspiele "Vera Brühne"1) (2001) über den Kriminalfall um Vera Brühne1) mit Corinna Harfouch1) in der Titelrolle und "Sterne, die nie untergehen – Atlantic Affairs"2) mit Udo Lindenberg1) (2002).
  
Hark Bohm und Hanna Schygulla; Copyright Virginia Shue
Hark Bohm und Hanna Schygulla
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Neben seiner umfangreichen Arbeit als Regisseur und Drehbuchautor fand der Charakterkopf Hark Bohm immer wieder Zeit in zahlreichen Kino- und Fernsehproduktionen für andere renommierte Regisseure vor der Kamera zu stehen. So erlebte man ihn auf der Leinwand beispielsweise in der Satire "Adolf und Marlene"2) (1977) von (Regie) und mit Ulli Lommel1), als Bürgermeister in Michael Gwisdeks Literaturverfilmung "Treffen in Travers"1) (1989), in Bernhard Wickis Joseph Roth-Adaption1) "Das Spinnennetz"1) (1989) mimte er neben Klaus Maria Brandauer und Ulrich Mühe einen Dada-Künstler, in Helmut Dietls1) preisgekrönten Satire "Schtonk!"1) (1992) trat er als Priester in Erscheinung. Zu Bohms weiteren Kinoproduktionen als Darsteller zählten unter anderem Margarethe von Trottas1) Romanze "Das Versprechen"1) (1995), Armin Mueller-Stahls Drama "Gespräch mit dem Biest"1) (1996), Thomas Jahns1) humorvolles Roadmovie "Knockin' On Heaven's Door"1) (1997), Janek Riekes1) Komödie "Härtetest"1) (1998) und Werner Herzogs1) Drama "Invincible – Unbesiegbar"1) (2001) über den als "Hellseher" bekannten österreichischen Trickkünstler Erik Jan Hanussen1), dargestellt von Tim ;Roth1) mit seinem Part eines Richters. Bohm wirkte in Steve Hudsons1) engagiertem und von der "Filmstiftung NRW"1) geförderten Sozialdrama "True North"2) (2006) mit, der Geschichte eines schottischen Fischers (Peter Mullan1)), der auf seinem Kutter chinesische Flüchtlinge nach England bringt, sowie an der Seite von Josef Bierbichler und Matthias Schweighöfer1) in Ina Weisses1) Regiedebüt "Der Architekt"1) (2008).
Weitere kleinere Auftritte hatte Bohm in den Kinoproduktionen "Underdogs"1) (2007), "Was wenn der Tod uns scheidet?"1) (2008), "Wer wenn nicht wir"1) (2011) und "DeAD"2) (2014). Zuletzt trat Bohm auf der Leinwand in dem von Fatih Akin1) in Szene gesetzten Drama über den von Jonas Dassler1) dargestellten Hamburger Frauenmörder Fritz Honka1) mit dem Titel "Der Goldene Handschuh"1) als Kneipen-Stammgast bzw. gescheiterte Existenz "Dornkaat-Max"  in Erscheinung. Gedreht nach dem gleichnamigen Roman1) von Heinz Strunk1) feierte der "monströse" Streifen am 9. Februar 2019 im Rahmen der "Internationalen Filmfestspiele Berlin" seine Premiere, allgemeiner Kinostart in Deutschland war der 21. Februar 2019. Bei der 69. Verleihung des "Deutschen Filmpreises"1) ("Lola") am 3. Mai 2019 im Berliner "Palais am Funkturm"1) erhielten Maike Heinlein, Daniel Schröder und Lisa Edelmann die "Lola" für das "Beste Maskenbild". Eine letzte Arbeit für das Kino war der von Fatih Akin1) nach Bohms Kindheitserinnerungen realisierte Jugendfilm "Amrum"1), wo er gemeinsam mit Regisseur Akin für das Drehbuch verantwortlich zeichnete sowie einen Kurzauftritt als der alte Mann am Meer hatte. Krankheitsbedingt war es ihm nicht mehr vergönnt, den Film selbst inszenieren; Kinostart in Deutschland war der 9. Oktober 2025.
  
Die Fernsehzuschauer/.innen sahen den Mann mit den markanten Gesichtszügen unter anderem in "Ein verhexter Sommer" (1989), in Frank Beyers1) Verfilmung "Der Hauptmann von Köpenick"1) (1997) nach dem gleichnamigen Theaterstück1) von Carl Zuckmayer1) mit Harald Juhnke in der Titelrolle des Wilhelm Voigt1) mimte er den Kriminalinspektor Schmude. Daneben zeigte sich Hark Bohm mitunter in erfolgreichen Krimireihen/-serien wie "Tatort"1) (1998: "Bildersturm"1)), "Koerbers Akte"3), "Die Straßen von Berlin"1), "Stahlnetz"3) oder "Blond: Eva Blond!"3). Zu seinen Bildschirmauftritten zählten das Liebes-Melodram "Das Verräterische Collier"1) (2004) nach dem Roman von Charlotte Link1), das RTL-Abenteuer "Die Jagd nach dem Schatz der Nibelungen"1) (2008) und der TV-Film "Leo und Marie – Eine Weihnachtsliebe"1) (2008). Bohm tauchte mit kleineren Parts in dem mit Hardy Krüger prominent besetzten, zweiteiligen Melodram "Familiengeheimnisse – Liebe, Schuld und Tod"3) (2011) und in der Komödie "Kissenschlacht"4) (2011) auf, zeigte sich als Professor Kessler in der ganz auf Axel Milberg1) zugeschnittenen Komödie "Der Liebling des Himmels"1) (2015). Das junge Publikum erfreute er als griesgrämiger Instrumentenbauer Knorre in der Folge "Ein Lachen"3) (EA: 11.12.2017) aus der Serie "Beutolomäus und der wahre Weihnachtsmann"3) Am 26. Dezember ging die bereits ab 16. Oktober 2018 gedrehte "Tatort"-Folge "One Way Ticket"1) mit den Münchener Ermittler-Duo Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl1)) und Ivo Batic (Miroslav Nemec1)) auf Sendung, welches auf ein Schmugglerkartell stößt, das harmlos wirkende Rentnerinnen und Rentner als Drogen-Kuriere einspannt. Bohm tauchte hier mit der Nebenrolle des im Rollstuhl sitzenden, sinistren ehemaligen Stasi-HVA-Offiziers Kurt Reichold auf, der unter dem Namen "Erich Becker" weiterhin seine dunklen Geschäfte im Hintergrund steuert → mehr bei www.br.de, tittelbach.tv. In jünger Zeit spielte er gemeinsam mit Christine Ostermayer das betagte Ehepaar Hans und Margarethe Bosch, welches in der Folge "Schwein gehabt"3) (EA: 26.11.2021) aus der amüsanten ARD-Reihe "Zimmer mit Stall"1) mit Aglaia Szyszkowitz1) als Pensionswirtin Sophie bzw. Betreiberin des Fuchsbichlerhofs und Friedrich von Thun als deren Kontrahent, der alte Grantler Barthl, ernstere, (melo)dramatische Töne in die Geschichte hineinbrachte – hatten beide doch beschlossen, während des Aufenthalts auf dem Fuchsbichlerhof ihrem Leben ein Ende zu setzten
 → Übersicht Filmografie.
 
Bohm galt als ausgewiesener Kenner der Werke von Theodor Storm1), im November 2007 publizierte er das Buch "Lass mich ruhn in deinem Arm" und stellte für diesen Lyrik-Band "Die schönsten Liebesgedichte" zusammen. Als Hörbuch mit Bohm als Sprecher ist die Veröffentlichung ebenfalls verfügbar. Der Privatmann Bohm war ein leidenschaftlicher Hobby-Ornithologe und Segler. 
Der Künstler engagierte sich neben seiner Filmarbeit unter anderem als Mitbegründer des "Hamburger Filmbüros"1) (1979), auf seine Initiative hin wurde das "Filmfest Hamburg"1) bzw. das "Filmfest der Filmemacher" (1979) ins Leben gerufen. Gemeinsam mit Jürgen Flimm1) etablierte er in Hamburg einen Studiengang Film- bzw. Theaterregie (1985), erstellte die Konzeption sowie den Aufbau des Filmstudiums an der "Universität Hamburg"1) (1989 – 1992), wo er zudem ab 1992 eine Professur inne hatte. Im Oktober 2005 gab er die Aufgabe an die Hamburger Produzentin Katharina Trebitsch1) ab, seit Wintersemester 2004 ist das international anerkannte Filmstudium in die "Hamburg Media School"1) integriert. Seit 1998 war Professor Hark Bohm Mitglied der Hamburger "Akademie der Freien Künste"1).
Anlässlich der Verleihung des "Deutschen Filmpreises 2018"1) am 27. April 2018 im Berliner "Palais am Funkturm"1) würdigte man seine Leistungen bzw. seine herausragenden Verdienste um den deutschen Film mit dem "Ehrenpreis"; zudem errang er die begehrte "Lola" gemeinsam mit Fatih Akin1) in der Kategorie "Bestes Drehbuch" für das NSU-Drama "Aus dem Nichts"1).
  
Der vielseitige Künstler Hark Bohm, der Jahrzehnte die deutsche Filmszene nachhaltig prägte, starb am 14. November 2025 im Alter von 86 Jahren in seiner Geburtsstadt Hamburg1). "Akin würdigte seinen Freund und Mentor nun mit liebevollen Worten: "Mein Freund und Meister Hark Bohm ist von uns gegangen. Der Leuchtturm ist erloschen. Harks Seele atmet in seinem einzigartigen Werk weiter", teilte der Regisseur über seine Managerin der Nachrichtenagentur dpa mit." vermerkte tagesschau.de in einem Nachruf.
Mitte der 1960er kurzzeitig mit der späteren RAF1)-Terroristin Angela Luther1) verheiratet, gab er er 1972 seiner Gefährtin (seit 1968), der aus der Mongolei stammenden Filmproduzentin Natalia Bogakow, das Ja-Wort, lebte mit seiner Familie in der Hansestadt; Bohm und seine Frau Natalia adoptierten insgesamt vier Kinder und betreuten zwei weitere Pflegekinder.5) → www.welt.de Er war der Adoptivvater des ebenfalls erfolgreichen Schauspielers Uwe Bohm1), der anfangs unter dem Namen Uwe Enkelman auftrat; Uwe Bohm starb am 8. April 2022 mit nur 60 Jahren in Berlin. Adoptivsohn Dschingis Bowakow1) trat als Titelheld in "Tschetan, der Indianerjunge"1) (1973) auf, stellte in "Nordsee ist Mordsee"1) (1976) die Figur des asiatischen Jungen Dschingis Ulanow dar und stand im Verlaufe der Jahre immer mal wieder vor der Kamera. Unter anderem gehörte er zur Besetzung der "Tatort"-Folge "Die chinesische Methode"1) (1991).
Textbausteine des Kurzportraits von prisma.de
Siehe auch Wikipedia, deutsches-filmhaus.de, filmportal.de
Nachrufe unter anderem bei www.welt.dewww.ndr.de, filmdienst.de
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 3) fernsehserien.de, 4) tittelbach.tv
Quelle: 5) Wikipedia (abgerufen 29.04.2018)
   
Filme
als Darsteller: Kinofilme / Fernsehen
Filme als Regisseur, Drehbuchautor, Produzent
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de

(Fremde Links: filmportal.de, Wikipedia, fernsehserien.de, tittelbach.tv; R = Regie)
Kinofilme als Darsteller Fernsehen (Auszug) als Darsteller

Als Regisseur, Drehbuchautor, Produzent
(Kinofilme, wenn nicht anders vermerkt)

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