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Obwohl der Schauerspieler Carl Auen im Laufe seiner Karriere für eine
kaum überschaubare Zahl von Kinoproduktionen vor der Kamera stand und sich
schon zu Zeiten des frühen Stummfilms einen Namen machte, ist er heute
nahezu in Vergessenheit geraten.
Geboren wurde Carl Auen am 16. Februar 1892 in der heute
nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf. Seine ersten
filmischen Arbeiten werden mit dem "Stuart Webbs"-Streifen
"Die geheimnisvolle Villa" (1914) ausgewiesen, wo er an der Seite
des Protagonisten Ernst Reicher1) (1885 1936)
in Erscheinung trat. Nach weiteren Auftritten in etlichen stummen
Kriminalgeschichten oder Melodramen avancierte Carl Auen in den frühen
Detektiv-Serien jener Jahre zum Publikumsliebling, zunächst 1917/18 mit der
Figur des (Kriminal-)Rat Arnheim in einer von William Kahn2)
(1888 1943) entwickelten bzw. dessen "William-Kahn-Film"
produzieren, wenn auch kurzlebigen Reihe. 1919/20 verkörperte er mehrfach
den von Joe May2) (1880 1954) erfundenen
Detektiv Joe
Deebs2), den nachhaltigen Ruhm seines Vorgängers Max Landa1)
(1873 1933) konnte er damit jedoch nicht erreichen, ebenso
wenig wie sein Kollege Ferdinand von Alten1)
(1885 1933), der den Joe Deebs 1920/21 mimte.
Carl Auen etwa um 1920 auf einer Fotografie
von Nicola Perscheid2) (1864 1930)
Quelle: Wikimedia Commons
bzw. Wikipedia
Angaben zur Lizenz siehe hier
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Der blendend aussehende Carl Auen machte vor allem als Gentlemen,
Offizier oder Adeliger eine gute Figur auf der stummen Leinwand, mimte
Fürsten, Grafen, Barone und Prinzen. Mit der Titelrolle des badischen
Oberstleutnants Johann Baptiste Lingg2)
(1765 1842), der am 20. Februar 1807 die Stadt Hersfeld vor
der totalen Zerstörung durch Napoléons Truppen rettete, tauchte er
in dem Drama "Johann Baptiste Lingg. Unter der Fremdherrschaft der Franzosen" (1921) auf,
übernahm zugleich die künstlerische Leitung. Auen spielte
Hauptrollen in zu Herzen gehenden Geschichten wie "Lebenshunger" (1920),
"Die Sünden der Mutter"3) (1921),
"Frauenschicksal" (1922) oder "Muss
die Frau Mutter werden?"3) (1924), aber auch in
Abenteuern wie "Einer gegen Alle: Die Sensationen eines Millionärs ohne Geld" (1926/27).
Als "Lux, König der Abenteurer" trat er 1929/30 in
vier Filmen auf, so auch in "Der Mann im Dunkel" (1930).
Den Übergang zum Tonfilm schaffte Carl Auen nach mehr als 100 Stummfilm-Produktionen zwar problemlos,
musste sich jedoch fortan mit Chargenrollen begnügen. Das tat seiner Beliebtheit bei den Nazi-Oberen keinen
Abbruch, hatte er sich doch bereits vor der "Machtergreifung" der Nationalsozialisten dem völkisch
gesinnten, antisemitischen "Kampfbund für deutsche Kultur"2) (KfdK)
und der "Betriebszellen-Organisation"2) (NSBO) der NSDAP angeschlossen.
1933 ernannte ihn Reichspropagandaminister Joseph Goebbels zum Leiter
der "Fachschaft Film" der "Reichsfilmkammer"2)
und übertrug ihm damit eine Schlüsselposition in der Personalpolitik
innerhalb der NS-Filmindustrie.
Carl Auen 1928 auf einer Fotografie von
von Nicola Perscheid2) (1864 1930)
Quelle: www.cyranos.ch;
Angaben zur Lizenz siehe hier
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Zur Filmografie der 1930er Jahre gehören beispielsweise "Heideschulmeister Uwe Karsten" (1933) mit
der Rolle des Pastors Sunneby oder der Historienfilm "Der alte Fritz"2) (1937) mit
dem Part des russischen Fürsten Rajumowski. Kleinere Aufgaben
übernahm er in den bis heute zu den "Vorbehaltsfilmen"2)
gehörenden Propagandastreifen "Togger"2) (1937)
und "Mein
Sohn, der Herr Minister"2) (1937). Letztmalig
agierte er in dem zweiteiligen Abenteuer "Der
Tiger von Eschnapur"2) bzw. "Das
indische Grabmal"2) und mimte 1938 einen
indischen Adligen, sowie in dem Krimi "Mit versiegelter Order"3) (1938) danach war seine Filmkarriere als Schauspieler beendet.
Nach Ende des 2. Weltkrieges hielt sich der einst so beliebte
Stummfilmdarsteller als Vertreter für Spirituosen über Wasser.
Carl Auen starb, von der Öffentlichkeit vergessen, am 23. Juni 1972
im Alter von 80 Jahren in Berlin-Lichterfelde.
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