Der Schauspieler und Synchronsprecher bzw. -regisseur John Pauls-Harding wurde am 19. Oktober 1922 in
Berlin geboren; über den familiären Hintergrund ist nichts bekannt. Nach
dem Schulabschluss bzw. dem Abitur absolvierte er in seiner Geburtsstadt ein Schauspiel- und Regiestudium,
begann dann seine Karriere als Kabarettist und Regisseur an verschiedenen Kleinkunstbühnen.
Er trat unter anderem in Berlin am legendären "Kabarett der Komiker"1)
auf, während seiner Zeit in München präsentierte er sich am renommierten
Revuetheater "Bonbonniere" in der Nähe des Hofbräuhauses und
wirkte als Schauspieler auch an den "Kammerspielen". Unter anderem
spielte er 1957 an der Seite von Hanne Wieder und Lukas Ammann im Münchener
Theater "Die Kleine Freiheit"1)
in der zeitsatirischen Kabarett-Revue "Hoppla, aufs Sofa!"
mit Texten und Musik von Friedrich Hollaender.
Erste Erfahrungen vor der Kamera sammelte der junge John Pauls-Harding
mit einem kleinen Part in dem Streifen "Unser Fräulein Doktor" (1940), einer von Erich Engel in Szene gesetzten heiteren Romanze
in Lehrerkreisen mit Jenny Jugo und Albert Matterstock. Es folgten weitere, eher unbedeutende Nebenrollen in
NS-Propagandafilmen wie "Mein
Leben für Irland"1) (1941; Regie: Max W. Kimmich)
und dem bis heute zu den "Vorbehaltsfilmen"
zählenden Kriegsfilm "Stukas"1) (1941; Regie: Karl Ritter).
In dem Historiendrama "Annelie"2) (1921; Regie: Josef von Báky) zeigte
er sich als Sohn der Titelheldin
(Luise Ullrich), in Kurt Hoffmanns Komödie "Ich werde dich auf Händen tragen"2) (1943) als Filmbruder
von Heli Finkenzeller. Er war einer der Söhne von Käthe Haack in dem Melodram
"Meine vier Jungens"2) (1944; Regie: Günther Rittau),
stand mit Curd Jürgens und Irene von Meyendorff für den Musikstreifen "Eine kleine Sommermelodie"2) (1944; Regie: Volker von Collande) vor der Kamera.
Boleslav Barlog besetzte
ihn in der wehmütigen Liebeskomödie "Junge Herzen"2) (1944),
als Fähnrich Klaus von Wichmann tauchte er in dem NS-Propagandafilm
"Wir sehn uns wieder"2) auf, der noch kurz
vor Kriegsende im März 1945 in die Kinos kam und nach Ende
des 2. Weltkrieges zunächst von dem Oberkommando der alliierten Siegermächte
mit einem Aufführungsverbot belegt wurde.
Eduard von Borsodys 1944 inszenierte Gottfried Keller-Adaption "Jugendliebe"2),
in der John Pauls-Harding den Bauernsohn Friedel mimte, kam erst Ende
Februar 1947 in die Lichtspielhäuser, auch die 1943/44 von Hellmut Weiss
gedrehte Rühmann-Komödie "Quax in Afrika"2) wurde
erst nach dem Krieg am 22. Mai 1953 uraufgeführt; Alfred Weidenmanns
Drama "Die Schenke zur ewigen Liebe"2) (1945) blieb unvollendet.
Nach Kriegsende trat John Pauls-Harding nur noch in wenigen Kinoproduktionen
in Erscheinung, nach Rolf Meyers problembeladenen Familiengeschichte
"Die Söhne des Herrn Gaspary"3) (1948) mit Lil Dagover und Hans Stüwe in den
Hauptrollen, sah man ihn in der Heimatromanze "Das Fräulein und der Vagabund" (1949; Regie: Albert Benitz) an der
Seite von Eva-Ingborg Scholz und Dietmar Schönherr. Erzählt wird die Geschichte der
Dorflehrerin Regine, die sich zwischen zwei Männern ihrem ehrgeizigen Verlobten
Gerhardt (Schönherr) und dem Luftikus Hannes (Pauls-Harding) entscheiden
muss. "An diesem Film arbeiteten, von den Drehbuchautoren Rolf Meyer und Ernst Keienburg abgesehen, vom
Regisseur bis zu den Hauptdarstellern nur
Nachwuchskräfte. "Das Fräulein und der Vagabund" wird mit 350.000 DM daher zwar der billigste Film
der "Junge Film-Union" (JFU), spielt jedoch mit 110.000 DM auch das niedrigste Ergebnis in der Firmengeschichte ein."
notiert kulturarchiv.wp.hs-hannover.de.
In den 1950er Jahren übernahm John Pauls-Harding noch Aufgaben in
Produktionen wie dem Film zum Thema Sexualaufklärung "Eva
und der Frauenarzt"1) (1951; Regie: Erich Kobler),
der Zarah Leander-Romanze "Cuba Cubana"3) (1952; Regie: Fritz Peter Buch)
oder Gustav Ucickys
Melodram "Der Kaplan von San Lorenzo" (1953) mit Dieter Borsche in der Titelrolle. Er zog sich jedoch vermehrt vom Filmgeschäft
zurück, verlagerte seinen künstlerischen Schwerpunkt auf den Bereich der Synchronisation von Film- und Fernsehproduktionen
bzw. der Synchronisations-Regie.
Mehrfach synchronisierte er Jean Marais4),
bereits bei dem Krimi "Reise ohne Hoffnung" (1943, Voyage sans
espoir) hatte er dem Franzosen seine Stimme geliehen. Später folgten unter anderem
die Produktionen "Rendezvous in
Paris" (1950, Le château de verre) und "Der Arzt und das Mädchen" (1954, Le Guérisseur). John Pauls-Harding
war beispielsweise die
deutsche Stimme von John Derek1)
in dem Polit-Drama "Der Mann, der herrschen
wollte"1) (1949, All the King's Men) oder von
Frank Sinatra4)
in dem Kultfilm "Verdammt in alle
Ewigkeit"1) (1953, From Here to Eternity); weitere
Schauspieler, die er synchronisierte in der Deutschen
Synchronkartei.
Darüber hinaus zeichnete er als gefragter Synchron-Regisseur für die deutschen Fassungen zahlreicher
erfolgreicher Kinofilme wie
beispielsweise "Wiegenlied für eine Leiche"1) (1964, Hush
Hush, Sweet Charlotte),
"Tootsie"1) (1982), die Woody Allen-Komödien
"Der Stadtneurotiker"1) (1977, Annie Hall)
und "Radio Days"1) (1987)
oder der 1976-Fassung des Zeichentrickfilms "Asterix erobert
Rom"1) (Les douze travaux d'Astérix) sowie bei populären US-amerikanische Fernsehserien wie "Bonanza"4)
oder "Time Tunnel"
verantwortlich. Pauls-Harding führte auch Regie bei
Fernsehproduktionen wie zum Beispiel bei "Blaue Stunde mit Ursula Herking" (1960), einem Programm mit kabarettistischer Spielhandlung
und Gesangseinlagen.
Gelegentlich war er für das Hörspiel tätig, so auch 1959 in der einzigen
"Paul Temple"-Produktion des Bayerischen Rundfunks (BR), nämlich in
"Paul Temple und der
Conrad-Fall"1)
mit Karl John als Paul Temple → Die
Krimihomepage. Ein Jahr zuvor hatte er die Rolle des Pensionswirts Giles Ralston in dem Krimi "Die Fuchsjagd" (BR 1958; Regie: Willy Purucker)
nach dem Theaterstück "Die
Mausefalle"1)
von Agatha Christie übernommen.
Der vielseitige John Pauls-Harding starb 1988 mit erst Mitte 60 in München,
ein genaues Todesdatum ist nicht bekann. Er war seit 1963 bis zu seinem Tod
mit der Cutterin Wicky Strohmeyer liiert, aus der Verbindung stammt der 1964 geborene
Sohn Henning Stegelmann1),
der wie sein Vater in der Synchronisation tätig ist und als Autor, Dialogregisseur
und Sprecher arbeitet.
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