Filmografie / Hörspiel
Der Schauspieler, Dramaturg und Regisseur Rudolf Wessely wurde am 19. Januar 1925 in der österreichischen Hauptstadt Wien als einziges Kind von Rudolf und Johanna Wessely geboren. Sein schauspielerisches Rüstzeug erwarb er sich nach Abitur und Kriegsdienst 1945/46 am dortigen "Max-Reinhardt-Seminar"1) und spielte nach Ende des 2. Weltkrieges an verschiedenen Wiener Theatern. 1950 wechselte er an das "Deutsche Theater"1) in Ost-Berlin, ging dann zur Spielzeit 1959/60 an das "Schauspielhaus Düsseldorf"1), anschließend für zwei Jahre an die "Städtischen Bühnen Wuppertal"1). Zwischen 1962 und 1965 leitete er als Direktor das "Atelier-Theater"2) in Bern um dann für weitere zwei Jahre als Schauspieler am "Bayerischen Staatsschauspiel"1) (1965–1967) zu wirken. 1967 berief man Wessely zum Direktor der "Kammerspiele" (heute "Forum Freies Theater"1)) in Düsseldorf, eine Funktion, die er bis 1970 ausübte. Nach einem Engagement am "Schauspielhaus Zürich"1) (1979/71) stand der Charaktermime ab 1972 viele Jahre lang (bis 1987) am Wiener "Burgtheater"1) auf der Bühne, gastierte zusätzlich zu diesem Engagement zwischen 1976 und 1987 auch an den "Münchner Kammerspielen"1), dessen festes Mitglied er bis 2001 blieb.
 

Rudolf Wessely 1953 in dem Stück "Shakespeare dringend gesucht"
von Heinar Kipphardt1) am Berliner "Deutschen Theater" ("Kammerspiele")
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0004089_035)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek
Urheber: Abraham Pisarek1) (1901–1983); Datierung: 06.1953;
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017

Rudolf Wessely 1953 in "Shakespeare dringend gesucht" von Heinar Kipphardt am Berliner "Deutschen Theater" (Kammerspiele); Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0004089_035); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek; Urheber: Abraham Pisarek1) (1901–1983); Datierung: 06.1953; Quelle: www.deutschefotothek.de
Zur Spielzeit 2001/02 ging Rudolf Wessly zusammen mit Dieter Dorn1) an das "Bayerische Staatsschauspiel", dem er bis Sommer 2011 angehörte. Zuletzt war er zur Spielzeit 2009/10 im "Residenztheater"1) als Pheres in Dieter Dorns Inszenierung der Tragödie "Alkestis"1) (Premiere: 21.11.2009) von Euripides1) sowie als Grieche in dem Drama "Penthesilea"1) von Heinrich von Kleist1) neben Lisa Wagner1) als Penthesilea1) zu erleben (Premiere: 24.09.2010; Regie: Hans-Joachim Ruckhäberle1)) → nachtkritik.de.
Das Repertoire Wesselys war breit gefächert, sowohl in klassischen, aber vor allem in zeitgenössischen Stücken bewies er mit seinem facettenreichen Spiel immer wieder seine schauspielerische Dominanz. So gab er beispielsweise seine Paraderolle, den Narr in der Shakespeare-Tragödie "König Lear"1), oder die Titelfigur in dem Lessing-Schauspiel "Nathan der Weise"1) ebenso brillant wie den Landstreicher Davies in dem Stück "Der Hausmeister"1) von Harold Pinter1) oder den Herbert in der viel beachteten, clownesken Aufführung "Der Stiefel und sein Socken"3) von Herbert Achternbusch1), uraufgeführt (23.12.1993) bzw. inszeniert an den "Münchner Kammerspielen" vom Autor selbst. In nachhaltiger Erinnerung bleibt Wesselys Interpretation des "Weltverbesserers"1), einem Werk des österreichischen Schriftstellers Thomas Bernhard1), den der Schauspieler besonders schätzte und dem Publikum auch durch zahlreiche Lesungen nahe brachte. "Die Welt" bezeichnete ihn einmal als "einen Meister der abgründig skurrilen Gestalten, der sogar Nebenfiguren in Protagonisten verwandeln kann." → mehr zum Theaterwirken bei tls.theaterwissenschaft.ch
Neben seiner umfangreichen Arbeit für das Theater – seiner eigentlichen Domäne – übernahm Wessely seit den 1950er Jahren auch immer wieder interessante Aufgaben für Film und Fernsehen. Populär wurde er auf dem Bildschirm durch unterschiedlichste Rollen in vielen beliebten Krimi-Reihen wie "Der Alte", "Derrick", "Der Bulle von Tölz", "Donna Leon", "Die Verbrechen des Professor Capellari" oder "Tatort".
Rudolf Wessely, 2001 fotografiert von Klaus Morgenstern; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_mo_0001771_002); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Klaus Morgenstern; Urheber: Klaus Morgenstern; Datierung: 22.11.2001; Quelle: www.deutschefotothek.de Man sah ihn unter anderem in "Tevya und seine Töchter"4) (1962) nach dem Roman "Tewje, der Milchmann"1) von Scholem-Alejchem1) mit Alfred Balthoff als Milchmann Tevya oder in "Tragödie auf der Jagd"1) (1968) nach dem Roman "Ein Drama auf der Jagd"1) von Anton Tschechow1). In dem von Karl Fruchtmann1) in Szene gesetzten Film "Kaddisch nach einem Lebenden"5) (1969)  spielte er neben Günter Mack (Peri) den KZ-Überlebenden Johannes Bach, in "Das Leben des schizophrenen Dichters Alexander März"5) (1976) nach dem Schauspiel "März, ein Künstlerleben"1) von Heinar Kipphardt1) den Anstalts-Direktor an der Seite von Ernst Jacobi als Patient Alexander März. Wessely stand für populäre Serien wie "Monaco Franze – Der ewige Stenz"1) (1983), "Kir Royal"1) (1986) oder "Salzburger Nockerln"6) (1993) vor der Kamera, Oliver Hirschbiegel1) besetzte ihn zusammen mit Klaus Löwitsch und Matthias Habich in seinem preisgekrönten Thriller "Das Urteil"1) (1997), ebenso wie in dem Krimi "Todfeinde – Die falsche Entscheidung"7) (1998) mit Heino Ferch1) und Tobias Moretti1). In der zwölfteiligen Literaturverfilmung "Klemperer – Ein Leben in Deutschland"1) (1999) nach den Tagebüchern von Victor Klemperer1) mit Matthias Habich in der Titelrolle zeigte er sich er in der 3. Folge "Also bleibe ich"6) als Professor Abendroth, in Heinrich Breloers1) dreiteiligem, vielfach ausgezeichnetem  Doku-Drama "Die Manns – Ein Jahrhundertroman"1) (2001) den Alfred Pringsheim1) (1850 – 1941), Vater der von Monica Bleibtreu dargestellten von Katia Mann1) (1883 – 1983). Einprägsam war auch seine Verkörperung des DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker1) (1912 – 1994) in Hans-Christoph Blumenbergs1) vielbeachtetem szenischen Doku-Zweiteiler "Deutschlandspiel"1) (2000) über die deutsche Geschichte der Jahre 1989 bis 1990 bzw. über den Fall der Mauer.

Rudolf Wessely, 2001 fotografiert von Klaus Morgenstern
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_mo_0001771_002)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Klaus Morgenstern;
Urheber: Klaus Morgenstern; Datierung: 22.11.2001;
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017

Eine intensive Rolle hatte Wessely als Heimleiter Karl Kranz in der "Tatort"-Folge "Schöner Sterben"1) (2003), ebenso wie als verzweifelter Witwer Kehl, der sich in dem "Tatort" mit dem Titel  "Hundeleben"1) (2004) als Verschwörungsopfer sah. Eine kleine, dennoch prägnante Figur war die des Vaters der Titelheldin (Senta Berger) in dem sozialkritischen ARD-Zweiteiler "Emilia" (2005, "Die zweite Chance"7) / "Familienbande"). In jüngerer Zeit trat Wessely mit Eposodenrollen in den Serien "Vier Frauen und ein Todesfall"1) (2007) und "Siska"1) (2007) in Erscheinung, eine schöne Rolle war auch die des alten Willi Mattusch in der Verwechslungskomödie "Schokolade für den Chef"1) (2008) neben den Protagonisten Götz George und Karl Kranzkowski1).

Rudolf Wessely, 2001 fotografiert von Klaus Morgenstern
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_mo_0001771_001)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Klaus Morgenstern;
Urheber: Klaus Morgenstern; Datierung: 22.11.2001;
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017

Rudolf Wessely, 2001 fotografiert von Klaus Morgenstern; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_mo_0001771_001); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Klaus Morgenstern; Urheber: Klaus Morgenstern; Datierung: 22.11.2001; Quelle: www.deutschefotothek.de
Als Juwelier tauchte er in der Story "Tödliches Alibi"6) (2010) aus dem Dauerbrenner "Der Alte"1) auf, war auch in zwei Folgen der nach einer Idee Doris Dörrie1) realisierten, provokanten Miniserie "Klimawechsel"1) zu sehen. Zuletzt zeigte sich Wessely in der ZDF-Beziehungskomödie "Lüg weiter, Liebling"1) (EA: 03.05.2010) mit Hannelore Elsner und Götz George in den Hauptrollen, in der Wessely einen herrlichen Kurzauftritt als reicher, sexbesessener Vater des abgehalfterten Umweltaktivisten Hape (Götz George) hatte → Übersicht TV-Produktionen (Auszug).
Auf der Leinwand präsentierte sich Rudolf Wessely eher selten, sein Debüt gab er als Sekretär Palle in der DEFA1)-Produktion "Schatten über den Inseln"8)(1952).  Wiederholt trat er ab 1953 in einigen "Das Stacheltier"1)-Kurzfilmen auf, mimte der Ingenieurs Strebel in dem DEFA-Streifen "Guten Tag, lieber Tag"9) (1961). Später wirkte er unter anderem als Stasi-Offizier Wieland in der Simmel-Verfilmung "Lieb Vaterland magst ruhig sein"1) (1976) mit, als Professor Ruprecht in "Der Schüler Gerber"1) (1981) nach dem gleichnamigen Roman1) von Friedrich Torberg1) oder als Kubelka in dem Drama "Lieber Karl"10) (1985) von Regisseurin Maria Knilli1). In Peter Patzaks1) Literaturadaption "Wahnfried"9) (1987, auch: "Richard und Cosima") nach dem Roman von Reinhard Baumgart1) mit Otto Sander als Komponist  Richard Wagner1) und Tatja Seibt1) als dessen zweite Gattin Cosima Wagner1) gehörte er ebenfalls zur Besetzung, in Götz Spielmanns1) Charakterstudie bzw. psychologischem Drama "Der Nachbar"1) (1992) beeindruckte Wessely mit der Hauptrolle des altem, einsamen Herrn Pavlik. filmdienst.de notiert: "Eindringlich gespielte, triste, aber in ihrer Menschlichkeit sehr berührende Milieustudie, die etliche soziale und psychologische Probleme streift und viel Stoff zum Nachdenken bietet." Joseph Vilsmaier1) übertrug ihm die Rolle des jüdischen Kaufmanns Grünbaum in seinem hochgelobten Film "Comedian Harmonists"1) (1997), der die Geschichte der legendären Gesangsgruppe "Comedian Harmonists" frei zum Vorbild nahm. Zu Wesselys weiteren Arbeiten für das Kino zählte der Part des Prof. Unseld in der romantischen Liebeskomödie "Wer liebt, dem wachsen Flügel"1) (1999) sowie die Rolle des Tucholsky-Verlegers in Xavier Kollers1) Remake "Gripsholm"1) (2000), frei nach Motiven der Erzählung "Schloß Gripsholm. Eine Sommergeschichte"1) von Kurt Tucholsky1) → Übersicht Kinofilme.
Außer seiner umfangreichen Arbeit für Theater und Film arbeitete Rudolf Wessely seit den 1950er Jahren zudem für das Hörspiel, eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier am Ende dieser Seite.
   
Der markante Charakterschauspieler, Dramaturg und Regisseur Rudolf Wessely, der viele Jahrzehnte die deutschsprachige Theaterszene prägte, starb am 25. April 2016 im hohen Alter von 91 Jahren in München1). Die Trauerfeier sowie anschließende Beisetzung fand am 4. Mai 2016 auf dem dortigen Nordfriedhof1) statt → Foto der Grabstelle bei knerger.de. "Ein starker Charakter, ein kantiges Antlitz: Wessely spielte Könige, Staatsmänner und andere tragikomische Helden, nicht selten verlorene Gestalten, aber immer mit zutiefst humaner Autorität." schrieb "Der Tagesspiegel" unter anderem in einem Nachruf → tagesspiegel.de.
Der Österreicher war bis zu deren Tod im Jahre 1999 vierzig Jahre lang mit Marguerite Wood, Altistin und Kunstmalerin, verheiratet gewesen, mit der er – wenn er nicht auf der Bühne oder vor der Kamera stand – in seinem Haus in der Toskana lebte.
 
Während seiner langen Karriere erhielt Rudolf Wessely verschiedene Auszeichnungen: So wurde er unter anderem 1997 als Erster von den Juroren des "ORF-Hörspielpreis"1) zum "Schauspieler des Jahres"1) gewählt, seit 2000 war er Mitglied der "Bayerischen Akademie der Schönen Künste"1).
Von Nina Hager stammt die Dokumentation "Abendläuten – eine Reise mit Rudolf Wessely"9), die Ende 2004 fertiggestellt wurde. "Über eineinhalb Jahre folgt der Film dem Schauspieler Rudolf Wessely zu Proben in München und Salzburg, und sucht mit ihm gemeinsam die wichtigsten Stationen seiner langen Karriere auf, vom "Deutschen Theater" in Berlin über das "Burgtheater" in Wien, bis nach München. Wessely geht auf seine Anfänge und Vorbilder ein, die – wie Piscator1), Stanislawski1) und Brecht1) – noch heute für ihn Gültigkeit besitzen. Ausschnitte aus Aufzeichnungen wichtiger Theaterrollen, Filmsequenzen und Szenenfotos ergänzen das Bild." (Quelle: crew-united.com)
Siehe auch Wikipedia, tls.theaterwissenschaft.ch sowie
die Nachrufe bei sueddeutsche.de, merkur.de, nachtkritik.de, wien.orf.at
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) tls.theaterwissenschaft.ch, 3)  theatertexte.de, 4) Die Krimihomepage, 5) deutsches-filmhaus.de,
6)  fernsehserien.de, 7) tittelbach.tv, 8) defa-stiftung.de, 9) filmportal.de, 10) filmdienst.de
      
Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie, filmportal.de
(Fremde Links: defa-stiftung.de, filmportal.de, Wikipedia, wien.gv.at, 
fernsehenderddr.de, Die Krimihomepage, fernsehserien.de, deutsches-filmhaus.de, tittelbach.tv, prisma.de)
Kinofilme Fernsehen (Auszug)
Hörspielproduktionen (Auszug)
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung) bzw. Wikipedia (deutsch/englisch),  ghetto-theresienstadt.info)
   
Rudolf Wessely; Copyright Werner Bethsold
Foto zur Verfügung gestellt von Werner Bethsold (1925–2019)
© Werner Bethsold
Das Foto entstand 1985 während einer Hörspielproduktion
Rundfunk der DDR Westdeutsche/Bundesdeutsche Produktionen
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