Ihr darstellerisches Rüstzeug erwarb sie sich am Wiener
"Max-Reinhardt-Seminar"1)
unter anderem bei Tilla Durieux,
ein erstes Engagement erhielt sie 1938 am "Landestheater
Linz"1), wo Judith Holzmeister
die nächsten drei Jahre auf der Bühne stand. 1942 ging sie nach Wien zurück
und wirkte an verschiedenen Theatern, seit 1947 gehört sie zum Ensemble des
berühmten "Burgtheaters"1), dessen Ehrenmitglied sie seit dem Jahr 2000
war. Darüber hinaus gab die Schauspielerin zahlreiche Gastspiele, beispielsweise am "Deutschen Schauspielhaus"1)
in Hamburg oder wiederholt bei den "Salzburger Festspielen"1).
Zu ihren bedeutenden Bühnendarstellungen gehörten sowohl klassische als auch
moderne Frauenfiguren, mit Titelrollen wie in Schillers "Die Jungfrau von Orleans"1)
und "Maria Stuart"1) oder
in "Elektra" von Hugo
von Hofmannsthal1)
zählt Judith Holzmeister zu den bedeutenden deutschsprachigen Theaterdarstellerinnen
unserer Zeit. Als Shakespeare-Interpretin brillierte sie beispielsweise mit
der Figur der Titania in "Ein Sommernachtstraum"1), als
Olivia in "Was ihr wollt"1) und als
Beatrice in "Viel Lärm um nichts"1),
gab die Prinzessin von Eboli in Schillers "Don Karlos"1) ebenso
beeindruckend wie die "beinlose" Gute in Claus Peymanns1) Uraufführung
(29.06.1970) des Stücks "Ein Fest für Boris" von Thomas Bernhard1) am
"Deutschen Schauspielhaus"1) in Hamburg
→ www.zeit.de. Weitere wichtige Rollen waren unter
anderem die Elmire in Molières "Tartuffe"1), die
Frau Miller in Schillers
"Kabale und Liebe"1), die
Margarete von Parma in Goethes "Egmont"1), die
Klytaimestra1)
in der "Orestie"1)
des Aischylos, die Iokaste in "Ödipus auf Kolonos"1)
von Sophokles, aber auch die Celia Peachum in Brecht/Weills "Die Dreigroschenoper"1) – um nur einiges zu nennen.
Judith Holzmeister um 1965
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen
Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber/Autor: Alfred Cermak; Datierung: um 1965
© Alfred Cermak/ ÖNB
Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer CE 120/24)
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Das Salzburger Festspielpublikum erlebte Judith Holzmeister in folgen Aufführungen:
(Fremde Links: Wikipedia; R = Regie)
- 1948: Janthe in "Des Meeres und der Liebe Wellen" von Franz
Grillparzer (R: Ernst Lothar,
mit u. a. Paula Wessely (Hero),
Horst Caspar (Leander))
- 1950: Olivia in "Was ihr wollt" von William Shakespeare
(R: Josef Gielen,
mit u. a. Susi Nicoletti (Viola),
Werner Krauß (Malvolio),
O. W. Fischer (Orsino),
Ewald Balser (Sir Toby))
- 1950: Amalie in "Der Verschwender" von
Ferdinand Raimund (R: Ernst Lothar,
mit u. a. Hans Jaray (Julius von Flottwell))
- 1950–1966: "Jedermann" von
Hugo von Hofmannsthal (R: Helene
Thimig)
- 1951: Celia in "Wie
es euch gefällt" von William Shakespeare (R: Gustaf
Gründgens,
u. a. mit Ewald Balser als der Herzog in der Verbannung)
- 1961, 1962, 1964: Erzengel Raphael in "Faust I"
von Johann Wolfgang von Goethe (R: Leopold
Lindtberg,
mit Attila Hörbiger (Faust), Will Quadflieg
(Mephistopheles))
- 1964, 1965: "Faust II" von Johann Wolfgang von Goethe
(R: Leopold Lindtberg,
mit Thomas Holtzmann (Faust), Will Quadflieg (Mephistopheles))
- 1964: als thessalische Hexe Erichtho
- 1965: als die "Mater gloriosa"
- 1994: Lesung / Rezitation Judith Holzmeister
Foto: "Salzburger Festspiele" 1948, Judith Holzmeister als Janthe
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen
Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Körperschaft: United States Information Service1) (USIS)
© ÖNB Wien/USIS; Bildarchiv Austria (Inventarnummer US 20.335)
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Anlässlich des 80. Geburtstages der großen Mimin schrieb Roland Koberg,
Theaterkritiker, Kulturredakteur und Dramaturg, in der "Berliner Zeitung" am 14.02.2000 unter anderem:
Judith Holzmeister, die man die schönste Frau der Burg nannte, ist eine
in jeder Hinsicht klassische Schauspielerin. Die Tochter des Architekten Clemens Holzmeister,
dem Erbauer des Salzburger Festspielhauses, die einmal mit Curd Jürgens verheiratet war,
hat praktisch jede starke Frau des klassischen Repertoires gespielt, und man könnte
nach ihrem Rollenverzeichnis einen altmodischen Lehrplan erstellen: Aischylos, Euripides, Shakespeare, Lessing, Schiller,
Grillparzer Fast alles am "Burgtheater", weil man im Verständnis ihrer Schauspielergeneration es höher ohnehin nicht bringen konnte.
Gastiert hat sie nur, wenn sie sich an der "Burg" nicht angemessen eingesetzt fühlte:
eine Drohung an den jeweiligen Direktor. Virtuos im Sprechen und Rhythmisieren, haftet
ihr doch aus heutiger Sicht etwas Kühles, Herbes, Unnahbares an. Einnehmend im Sinne
von süßlich ist sie nicht, eher eine Unterwerferin, der man sich im besten Falle gerne beugt.
Auch auf der Leinwand und im Fernsehen konnte man sporadisch das
facettenreiche Spiel der Schauspielerin bewundern: Erstmals stand sie für
Luis Trenkers historisches
Drama "Der Feuerteufel"1) (1940) vor der
Filmkamera und spielte als Partnerin Trenkers die weibliche Hauptrolle der Maria Schmiederer,
bei dem von Alfred Stöger1) inszenierten
Operetten-Lustspiel "Triumph der Liebe"1) (1947, nach der Komödie des
Aristophanes "Lysistrata"1)) stand ihr
O. W. Fischer
als Agathos zur Seite. In Willi Forsts heiterem
Unterhaltungsstreifen "Wiener Mädeln"1) (1944/45, UA: 19.08.1949),
der Geschichte eines berühmten Walzers und seines österreichischen
Komponisten Carl Michael Ziehrer1) (1843 – 1922),
dargestellt von Willi Forst, mimte sie das Hofratstöchterchen Klara,
in "Eroica"1) (1949), der filmischen Biografie über den Komponisten
Ludwig van Beethoven1), erlebte man sie als junge Adlige Giulietta Guicciardi1)
(1784 – 1856),
in die Beethoven, gespielt von Ewald Balser, sich unsterblich verliebt haben
soll und der er die "Mondschein-Sonate"1) widmete. Wenig später
präsentierte sie sich in Curd Jürgens' Regiedebüt
bzw. Krimi "Prämien auf den Tod"1) (1950),
1952 sah man sie – erneut zusammen mit Curd Jürgens – in dem Melodram "Haus des Lebens"1),
in Wolfgang Liebeneiners amüsant ironischem Science-Fiction-Film "1. April 2000"1)
sowie in Kurt Hoffmanns Verwechslungskomödie "Musik bei Nacht"1) (1953).
In einer Aufzeichnung aus dem "Burgtheater" erschien 1955 Goethes "Götz von Berlichingen"1)
(Rolle: Adelheid von Walldorf) als Filmversion, ebenso wie Schillers "Wilhelm Tell"1) (1956;
Rolle: Berta von Bruneck)
jeweils mit Ewald Balser in der Titelrolle, gefolgt von "Maria Stuart"1) (1959,
Titelrolle) und "Don Carlos"1) (1960;
Rolle: Prinzessin von Eboli). In dem von Willi Forst mit unter
anderem Adrian Hoven,
Attila Hörbiger
und sich selbst in Szene gesetzten romantischen Heimatstreifen im altösterreichischen Militärmilieu
mit dem Titel "Kaiserjäger"1) (1956)
mimte sie die Gräfin Valerie Hardberg.
Zu Judith Holzmeisters Präsenz im Fernsehen zählten hauptsächlich
Adaptionen von Bühnenwerken wie beispielsweise Eugene O'Neills " Fast
ein Poet"3) (1961),
Sartres "Kean"3) (1963),
Schillers "Kabale und Liebe"2) (1965)
oder Jean Anouilhs "Die Wilde" (1968). Man sah die Charakterdarstellerin zusammen
mit Wolfgang Büttner,
Lil Dagover und
Ernst Fritz Fürbringer
in der Literaturverfilmung "Memento Mori"3) (1975,
nach dem Roman von Muriel Spark1)) sowie als Gräfin in
einer Folge des 6-teiligen TV-Dramas "Die
Alpensaga"1) (1976). Für Regisseur
Axel Corti1) verkörperte sie die Kaiserin
Elisabeth1) und Mutter der von Elisabeth Augustin1)
dargestellten Maria Theresia1) in dem
historischen Stück "Wie der Mond über Feuer und
Blut"1) (1985) mit dem Untertitel "Das erste Regierungsjahr Maria Theresias". Als Schauspielerin trat sie zuletzt trat sie in Xaver Schwarzenbergers Komödie "Lovers"1) (1995) auf dem
Bildschirm in Erscheinung und mimte als Lydika die Mutter von Lavinia Turnau (Michaela May1)).
2006 sah man Judith Holzmeiser dann noch einmal in dem Dokumentarfilm "Das Leben – ein Theater"
über das "Hilde-Wagener-Künstlerheim"1): "Einst k.-u.-k.-Militär-Genesungsheim in
Baden1) bei Wien, vermittelt das
"Hilde-Wagener-Künstlerheim" mit seinen 30 Einzelzimmern und vier Appartements auch heute noch das Flair der
Jahrhundertwende. Die Bewohner sind pensionierte Künstler, die in dem von Lotte Tobisch1) schwungvoll geführten Haus
liebevoll und familiär betreut werden. Hin und wieder schwelgen sie in ihren glanzvollen Bühnenerinnerungen.
Barbara Weissenbeck porträtiert eine Gruppe pensionierter Künstler im Alter zwischen 67 und 102 Jahren,
die gemeinsam im "Hilde-Wagener-Künstlerheim" leben." (Quelle: ORF/3sat) → Übersicht
Filmografie
Judith Holzmeister, die Kammerschauspielerin und "Grande Dame" des
Burgtheaters, wurde für ihre herausragenden schauspielerischen Leistungen
mehrfach ausgezeichnet, unter anderem verlieh man ihr 1973 die "Kainz-Medaille"1),
1991 erhielt sie als erste Trägerin den "Liselotte-Schreiner-Ring"1).
Die Burgschauspielerin starb am 23. Juni 2008 im Alter von 88 Jahren in Baden bei Wien.
Sie wurde am 11. September 2008 auf der Wiener "Burgtheaterstiege"
(Volksgartenseite) verabschiedet, nach der Tradition einmal um das Haus
getragen und anschließend in der Feuerhalle
Simmering1), die ihr Vater
entworfen hatte, eingeäschert. Ihre Urne ist auf dem Wiener "Zentralfriedhof"1)
in einem Ehrengrab der Stadt Wien (Gruppe 33G, Nummer 40) beigesetzt.
notiert Wikipedia→ Foto
der Grabstelle bei knerger.de
Die damalige österreichische Kulturministerin Claudia Schmied1) würdigte die Leistungen
der Kammerschauspielerin unter anderem mit den Worten "Judith Holzmeister stand im Rampenlicht,
sie suchte es jedoch nie. Für sie bedeutete die Kunst alles, nicht aber das gekünstelte Leben.
Durch ihren Tod verliert Österreich eine große Künstlerin und ein Vorbild für
alle." Für Franz Morak1),
Schauspieler und ÖVP-Politiker, war mit Judith Holzmeister
"eine Schauspielerin von uns gegangen, die österreichische Theatergeschichte geschrieben hat
und die Tradition des Burgtheaters maßgeblich mitgeprägt hat. Die Sprache ist
das zentrale Mittel des Theaters. Das hat Judith Holzmeister mit ihrer großen
Persönlichkeit und Konsequenz vorgelebt. Ihr Glaube an das Theater war bis
zu letzt ungebrochen, was sie nicht nur ihren Kollegen, sondern auch ihren Direktoren und Regisseuren eindrucksvoll vermittelt
hat".
Die Künstlerin war in erster Ehe von 1947 bis 1955 mit dem Filmstar
Curd Jürgens
(1915 – 1982) verheiratet,
nach ihrer Scheidung ehelichte sie 1959 Schauspielerkollegen Bruno Dallansky1); die gemeinsame
Tochter Domenica wurde 1960 geboren. Bruno Dallansky starb
79-jährig, nur wenige Wochen nach seiner Frau, am 5. August 2008.
Seit 2016 erinnert im 23. Wiener Gemeindebezirk Liesing1)
der "Judith-Holzmeister-Weg" an die gefeierte Schauspielerin.
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Filme
Filmografie bei der Internet Movie Database
sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, Die Krimihomepage, deutsches-filmhaus.de, fernsehserien.de) |
Kinofilme
Fernsehen (Auszug)
- 1961: Fast
ein Poet (nach dem Schauspiel von Eugene
O'Neill; als Nora Melody)
- 1961: Das Salzburger große Welttheater (nach dem
Theaterstück von von Hugo von Hofmannsthal;
Regie: Hans
Jaray; als die Weisheit; weitere Darsteller/-innen: Fred Liewehr (der Meister),
Albert Rueprecht (1. Engel),
Maria Urban (2. Engel),
Hilde Krahl (die Welt),
Fritz von Friedl (der Vorwitz),
Kurt Sowinetz (der Widersacher),
Helmut Janatsch (der Tod),
Sylvia Lydi (die Schönheit),
Aladar Kunrad (der König), Kurt Heintel (der Reiche),
Hugo Lindinger (der Bauer),
Josef Meinrad (der Bettler))
→ IMDb
- 1963: Kean (nach
dem Theaterstück von Jean-Paul Sartre
nach dem Bühnenwerk "Kean, ou désordre et génie"
von Alexandre Dumas d. Ä. über Edmund
Kean; mit Karl Paryla in der Titelrolle; als Elena, Gräfin von Koefeld)
- 1965: Figaro läßt sich scheiden (nach der Komödie
von Ödön von Horváth; Regie: Günther
Fleckenstein; als die Gräfin;
→ weitere Besetzung IMDb)
- 1965: Kabale und Liebe (nach
dem Drama
von Friedrich Schiller; als Lady Milford)
- 1966: Die
überspannte Person (nach dem Einakter von Arthur
Schnitzler; als Frau Agathe)
- 1968: Die Wilde (nach dem Theaterstück von Jean
Anouilh; als Madame Tarde; → weitere Besetzung IMDb)
- 1970: Wie eine Träne im Ozean (Dreiteiler
nach der Romantrilogie
von Manès Sperber; als Mathilde in Teil 3 "Niederlage")
→ Die
Krimihomepage (Spezial)
- 1971: Ein Fest für Boris (nach dem Theaterstück von Thomas
Bernhard; Inszenierung (Uraufführung)
"Deutsches
Schauspielhaus", Hamburg; Regie: Claus
Peymann; als die "beinlose" Gute; → weitere Besetzung IMDb)
- 1972: Merkwürdige Geschichten (Serie; als Frau Henning in
Folge 9 "Überirdische Melodie")
- 1974: Die Jagdgesellschaft (nach dem Theaterstück von Thomas
Bernhard; Inszenierung: Wiener "Burgtheater";
Regie: Claus Peymann; als die Generalin; → weitere Besetzung
IMDb)
→ www.zeit.de
- 1975: Memento Mori (nach
dem Roman von Muriel
Spark; als Mrs. Pettigrew)
- 1977: Die
Alpensaga (6 Teile; als Gräfin in Teil 3 "Das
große Fest")
- 1981: Wie
der Mond über Feuer und Blut – Das erste Regierungsjahr Maria
Theresias
(über Maria
Theresia = Elisabeth
Augustin;
Regie: Axel
Corti; als Kaiserin
Elisabeth, Gattin von Karl VI.
(= Georg
Marischka)
und Mutter von Maria Theresia)
- 1995: Lovers
(Regie: Xaver
Schwarzenberger; als Lydika, Mutter von Lavinia Turnau (Michaela
May) bzw.
Ehefrau von Jakob Turnau (Erwin
Steinhauer))
- 2006: Das Leben – ein Theater (Dokumentation
von Barbara Weissenbeck über das "Hilde-Wagener-Künstlerheim"
in Baden bei Wien;
als sie selbst; Info: Einst k.-u.-k.-Militär-Genesungsheim in Baden bei Wien, vermittelt das
"Hilde-Wagener-Künstlerheim" mit seinen 30 Einzelzimmern und vier Appartements auch heute noch das Flair der
Jahrhundertwende. Die Bewohner sind pensionierte Künstler, die in dem von
Lotte Tobisch
schwungvoll geführten Haus
liebevoll und familiär betreut werden. Hin und wieder schwelgen sie in ihren glanzvollen Bühnenerinnerungen.
Barbara Weissenbeck porträtiert eine Gruppe pensionierter Künstler im Alter zwischen 67 und 102 Jahren,
die gemeinsam im "Hilde-Wagener-Künstlerheim" leben.)
(Quelle: ORF/3sat) → crew-united.com
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