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Luis Trenker wurde am 4. Oktober 1892 in St. Ulrich in Gröden (Südtirol,
Italien) als Sohn des Malers und Bildschnitzers Jakob Trenker und dessen Frau
Karolina geboren; einer von Trenkers
Vorfahren, Josef Trenker, tat sich zusammen mit Andreas Hofer am Berg Isel
im Kampf gegen Napoleon hervor.
Nach dem Besuch der Volksschule (1898 bis 1901) und der Bürgerschule im
Bozener Knabenseminar Josefinum (1902/03) absolvierte Luis Trenker ab 1903 zwei Jahre lang die Bau- und
Kunsthandwerkerschule in Bozen, anschließend bis zum Abitur 1912 die
k.u.k. Realschule in Innsbruck. Danach begann er ein Architekturstudium an der
"Technischen Hochschule" in Wien, welches er 1914 durch die Einberufung zum
Kriegsdienst bis 1918 unterbrechen musste. Trenker wurde Soldat, nahm
zunächst als Kanonier in Galizien, später, nach einer
Verwundung, ab 1916 als Offizier einer
Bergführerkompanie in den Dolomiten am 1. Welzkrieg teil. 1920 nahm er
sein Studium der Architektur in Wien wieder auf und schloss dieses 1924 an der
"Technischen Universität" in Graz ab. Bis 1927 arbeitete er als Architekt in Bozen, außerdem war er Skilehrer und Bergführer;
schon als Schüler hatte er die schwierige Bergführerprüfung abgelegt.
Als Bergführer wurde er dann 1923 auch für den Film entdeckt, der ihn
dann nicht mehr loslassen sollte.
Foto: Luis Trenker vor 1929
Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander
Binder1) (1888 1929)
Quelle: www.cyranos.ch;
Angaben zur Lizenz siehe hier
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Der Regisseur und Bergfilmpionier Dr. Arnold Franck1) (1889 1974), der Trenker zunächst als alpinen Berater
engagiert hatte gab ihm die Hauptrolle in dem stummen Streifen
"Der Berg des Schicksals"2) (1924).
In den folgenden Bergfilmen
"Der Heilige Berg"2) (1926) und der "Der Große
Sprung"2) (1927) war Trenker Partner von Leni Riefenstahl3)
(1902 2003). Um seine
eigenen Ideen umsetzen zu können, drängte
es ihn schon bald zur Regie. In der Stummfilmversion von "Kampf ums Matterhorn" (1927)
nach dem Roman von Carl Haensel1) (1889 1968) leitete er die Außenaufnahmen,
mimte unter der Regie von Nunzio Malasomma gleichzeitig den Bergführer
Jean-Antoine Carrel, mit dem der Engländer Edward Whymper1) (1840 1911),
gespielt von Peter Voß1) (1891 1979), um die
Erstbesteigung des Matterhorns konkurriert. Trenker
beschritt erstmals neue Wege, verbannte den Bergfilm aus den Ateliers, ging hinaus in die Natur. Die Produzenten
schickten ihn in die Arktis nach Spitzbergen, wo "Der Ruf des Nordens" (1929)
entstand, in
dem erstmals Ansätze zum heroischen Epos sichtbar werden. Es folgten die ersten Tonfilme "Die heiligen drei Brunnen" (1930),
"Die Große Sehnsucht" (1930) und "Der Sohn der weißen
Berge" (1930), wo er bereit Co-Regie führte; seine Kriegserlebnisse verarbeitete
Trenker dann 1931 im ersten eigenen Spielfilm
"Berge in Flammen"1).
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Als Regisseur bearbeitete Trenker die Themen seiner Heimat;
in fast allen Filmen, in denen er Regie führte, übernahm er auch die Hauptrolle.
Sein patriotisches Tirol-Drama "Der Rebell"1) (1932) wurde von John Ford für ein Meisterwerk
gehalten. Die Filme realisierte er meist nach eigenen Vorlagen, die ihn selbst als
Helden in den Mittelpunkt stellten.
Trenker drehte auch in den Vereinigten Staaten Filme, die schicksalhaft die
Weltwirtschaftkrise verarbeiteten, so beispielsweise " Der verlorene Sohn"4) (1934).
Nach "Der Kaiser von Kalifornien"1) (1936) entstand das
legendäre Leinwand-Epos "Der Berg ruft!"1) (1938), der Rebellenfilm
"Condottieri"2) (1937) wurde von den Katholiken als zu antiklerikal,
von den Protestanten als zu katholisch und von den Nazis als Verrat am Führertum
an gesehen. Nach "Liebesbriefe aus dem Engadin" (1938) sowie dem 1940 entstandenen
Streifen "Feuerteufel"2),
der verdeckte Kritik
am Hitler-Regime enthielt, konnte
Trenker bis Kriegsende in Deutschland keine eigenen Filme mehr realisieren. Auch
seine Weigerung in Südtirol für die Nationalsozialisten zu optieren,
hatte zu einer starken Verstimmung mit Goebbels und dem
Propagandaministerium geführt.
Trenker setzte nun seine Filmtätigkeit in Italien fort, drehte unter
anderem "Im Banne des Monte Miracolo" (1943, Monte Miracolo) sowie den
Jubiläums-Dokumentarfilm des Papstes "Pastor Angelicus".
Foto: Luis Trenker
Quelle: Wikipedia
bzw. Wikimedia
Commons
von "Die bunte Welt des Films", veröffentlicht 1934 von der
"Haus Bergman Tobacco Company"
Urheber: Unbekannt; Lizenz zur Genehmigung siehe hier
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1941 wurden das Drehbuch und die Finanzierung eines neuen Films abgelehnt, da Trenker darauf bestanden hatte,
in den italienischen Alpen zu drehen. Auch andere Filmprojekte wurden von der Reichsleitung abgelehnt. 1942 spielte er als
Hauptdarsteller mit Genehmigung der Reichsfilmkammer im nationalsozialistischen Propagandafilm
"Germanin Bayer 205". Das Drehbuch stammte diesmal allerdings nicht
von Trenker selbst; die Regie führte Goebbels' Schwager Max W. Kimmich. Die Hauptrolle in
"Germanin" trug Trenker nach 1945 "den Ruf eines Nazi-Schauspielers" ein
(König/F.Trenker, Bera Luis, S. 219).
Wie aus einem Brief an den Stab Himmlers hervorgeht, wurde Trenker nach diesem Film offiziell mit Berufsverbot belegt.
1940 hatte er Berlin verlassen und war nach Rom gezogen, wo er sich bessere Bedingungen erhoffte und 1942
"Pastor Angelicus" drehte. Er konnte 1943, diesmal auch wieder in der Funktion des Regisseurs und Autors,
in Italien mit den Dreharbeiten zum Film
"Im Banne des Monte Miracolo" beginnen, die er jedoch erst sechs Jahre später, in Österreich, beenden konnte.
König/F.Trenker (S. 221)
bezeichnen diesen Film
"als eigentliche letzte filmische Tätigkeit Trenkers zur Zeit des Dritten Reiches". Er zog sich schließlich
nach Bozen zurück und versuchte weiterhin, Finanzmittel für neue Filmprojekte aufzutreiben.5)
Auch auf Riefenstahls Gefolgsmann Luis Trenker lastete ein Nazi-Fluch; sein Nationalepos
"Der Rebell" war einer von Goebbels' Lieblingsfilmen. Vielleicht
mimte er deswegen in den 1950er Jahren den arglosen und immer leicht
vertrottelt wirkenden Plauderonkel im Fernsehen. Dabei war der Südtiroler
in den 1930er Jahren ein begnadeter Filmemacher gewesen, dessen zwischen
Expressionismus und Naturalismus schwankender Stil sogar in Hollywood Aufsehen erregte.
Gefälschte Kraxel-Touren auf Studio-Felsen hätte der Naturbursch als ein Sakrileg empfunden.
Zur Nazi-Ideologie hielt Trenker trotz seines Hangs zur Heimattümelei immer Sicherheitsabstand.
Stets sind seine Filmhelden beseelt von einer betont antizackigen, immer ein
wenig chaotischen Gemütlichkeit, die mit faschistischem Über- und
Herrenmenschentum wenig zu tun hatten. Trenkers Meisterwerk "Der verlorene
Sohn", in dem er obdachlos und gepeinigt von der
Sehnsucht nach den Bergen auf der Suche nach einem Teller
Suppe durch New Yorker Hochhausschluchten taumelt, war ein
Vorbild für den erst zehn Jahre später sich entfaltenden italienischen Neorealismus.
Bis 1949 lebte Trenker in Venedig und Rom, danach kehrte er in seine Südtiroler Heimat zurück,
gründete eine eigene Produktionsfirma und drehte bis in die 1980er Jahre zahlreiche
Heimat- und Bergdramen wie "Wetterleuchten
um Maria"1) (1957) oder das Remake von "Schicksal am Matterhorn",
das unter dem Titel "Von
der Liebe besiegt"1) (1956) in die
Kinos kam, jeweils mit Marianne Hold in der
Titelrolle. Aber auch etliche Dokumentarstreifen, etwa "Kleine
Kletterfahrt"1) (1952), "Grüß Gott,
Herr Pfarrer" (1962) oder "Südtirol und seine
Bergführer" (1982) tragen seine Handschrift.
Sein vielseitiges Talent bewies Trenker auch mit seinen zahlreichen
Bestseller-Romanen wie "Helden der Berge" (1936) oder "Duell in
den Bergen" (1951), die zum Teil mehr als acht Millionen Auflage erreichten. Seine
Erinnerungen veröffentlichte Trenker unter den Titeln "Alles gut
gegangen. Geschichten aus meinem Leben" (1965), bereits 1959 hatte er
im Bayerischen Rundfunk mit der Sendung "Luis Trenker erzählt"
das Publikum an seinem Leben teilhaben lassen.. In seinen letzten Lebensjahren setzte er
sich in Wort und Schrift besonders für den Umweltschutz ein; 1978 gehörte er zu den Unterzeichnern einer Wählerinitiative der
"GRÜNEN".
Sein wettergegerbtes Gesicht, das je nach Bedarf finstere Entschlossenheit oder
naive Lebensfreude ausstrahlte, stand für den Typ des
rauen Berghelden, der jeden Gipfel stürmt und die waghalsigste Herausforderung annimmt. Der
"James Bond der Berge" war ein Genie der Selbstdarstellung, in
ihm verband sich der hemdsärmelige Naturbursch mit dem sendungsbewussten
Patrioten zu einer Figur von archaischer Größe. Er rettete vergessene
Werte wie Glaube, Daseinsfreude, Heimatliebe aus einer anderen Zeit in die
Gegenwart.6)
Abbildung DVD-Cover mit freundlicher
Genehmigung von "Pidax
film"
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Der Regisseur, Schauspieler und Schriftsteller Luis Trenker starb am 12. April 1990 mit 97 Jahren in
Bozen; seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Ortsfriedhof seiner
Heimatgemeinde St. Ulrich in Gröden in einem Familiengrab → Foto der
Grabstelle bei knerger.de.
Trenker war von 1928
bis zu deren Tod im Jahre 1988 mit der Tochter
des Leipziger Seilbahn-Industriellen Max Paul von Bleichert, Hilde von Bleichert verheiratet gewesen; aus der Verbindung
stamm(t)en die Kinder Florian (1930 2003), Luis Ferdinand
(geb. 1933),
der später promovierter Jurist wurde, Barbara (geb. 1936) und Josef (geb. 1940?). Eine neue
Lebensgefährtin fand Trenker in seiner jungen Privatsekretärin
Martina Höller, mit der er noch im hohen Alter ein Kind gezeugt
haben soll.
Während seiner langen künstlerischen Karriere wurde Trenker
vielfach ausgezeichnet: So erhielt er unter anderem 1936 auf dem Festival
in Venedig einen Preis für "Der verlorene Sohn", 1955 die "Große Goldmedaille"
des Bergfilmfestivals in Trient,
1978 den "Karl-Valentin-Orden", 1982 ein "Filmband in Gold" für
"langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film".
Außerdem war er Träger des "Komturkreuzes" der Republik
Italien (1966), des "Goldenen Verdienstkreuzes" des Landes
Tirol (1977) und des "Bayerischen Verdienstordens" (1979).
Seit 1962 war Trenker Ehrenbürger seiner Geburtstadt St. Ulrich
sowie seit 1956 Ehrenmitglied des Bergführervereins Zermatt.
Nach jahrelanger Odyssee wurde das "Luis-Trenker-Zentralarchiv"
Mitte März 2004 von Trenkers Nachkommen dem "Museum Gröden"1)
(Museum de Gherdëina) im Zentrum von St. Ulrich in Gröden übergeben.
Der Nachlass umfasst über 220 Objekte wie Bilder, Fotos, Bücher und
sonstige Exponate aus dem persönlichen Besitz des Künstlers, eine
Dauerausstellung erinnert an Trenkers Filmschaffen und hält den Mythos
"Luis Trenker" wach.
Von Stefan König und Florian Trenker
stammt die im Oktober 2006 erschienene Biografie
"Bera Luis Das Phänomen Luis Trenker".
Der 1930 geborene Sohn Florian Trenker verstarb 2003, Dr. Luis Ferdinand Trenker ist Jurist
und betreut mit Bruder Josef Trenker unter anderem das
digitalisierte "Luis Trenker Archiv" im "Museum Gröden".
Aktuell produzierte "Roxy-Film" ein
kollagenartiges Biopic über den berühmten Schauspieler, Regisseur und Bergsteiger Luis Trenker
mit dem Titel "Luis Trenker Der schmale Grat der Wahrheit"1).
Thematisiert wird auch Trenkers Versuch, 1948 mit den Tagebüchern der
Hitler-Geliebten Eva Braun1) eine Fälschung auf den Markt zu bringen.
Von Wolfgang Murnberger1) in Szene gesetzt, begannen die Dreharbeiten
zu dieser BR-Koproduktion in Venedig, Südtirol, München und Berlin
nach einem Script von Peter Probst1) im
Juni/Juli 2014, als Protagonist konnte der Tiroler Schauspieler Tobias Moretti1)
gewonnen werden. In weiteren Rollen sieht man unter anderem Brigitte Hobmeier1)
als legendäre, aber umstrittene Filmemacherin Leni Riefenstahl3),
Arndt Schwering-Sohnrey1)
schlüpfte in die Maske von NS-Propagandaminister Joseph Goebbels1);
Sendetermin in der ARD war der 18. November 2015 → Artikel bei
www.focus.de,
tittelbach.tv.
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Siehe auch Wikipedia,
www.whoswho.de,
www.cyranos.ch,
filmportal.de
Fotos bei film.virtual-history.com
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Link: 1) Wikipedia, 2) Murnau-Stiftung, 3) Kurzportrait
innerhalb dieser HP, 4) www.globus-film.de
Quelle: 5) Wikipedia (abgerufen 09.10.2011), 6) "Lexikon der deutschen Film- und TV-Stars" von Adolf
Heinzlmeier/Berndt Schulz (Ausgabe 2000, S. 355)
Lizenz Foto Luis Trenker (Urheber: Alexander Binder):
Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche
Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die
Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer
gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
Genehmigung Foto Luis Trenker: Dieses Werk ist älter als 70 Jahre und sein Erschaffer nicht bekannt. Nach der
"Berner Konvention" und den Gesetzen vieler Länder gilt dieses Werk als gemeinfrei.
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Filme (Auszug)
Filmografie bei der Internet Movie Database (Link:
Murnau Stiftung, Wikipedia, filmportal.de)
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- 1924: Der Berg des Schicksals
- 1926: Der Heilige Berg
- 1927: Der
Große Sprung
- 1928: Der Kampf ums Matterhorn
- 1929: Der Ruf des Nordens
- 1930: Die heiligen drei Brunnen
- 1930: Der Sohn der weißen Berge (auch Co-Regie, Idee)
- 1931: Berge
in Flammen (auch Co-Regie)
- 1932: Der Rebell
(auch Regie, Drehbuch)
- 1934: Der verlorene Sohn
(auch Regie, Drehbuch)
- 1934: Sonnenwend (auch Regie, Co-Autor)
- 1934: Polarstürme (auch Co-Regie, Drehbuch)
- 1936: Der
Kaiser von Kalifornien (Regie, Co-Autor, Produzent; → Murnau
Stiftung)
- 1937: Condottieri
(auch Regie, Drehbuch, Idee)
- 1938: Der
Berg ruft (auch Regie, Drehbuch, Produzent)
- 1938: Liebesbriefe aus dem Engadin
(auch Co-Regie, Co-Autor,
Produzent)
- 1939: Urlaub im Schnee (Kurzfilm; Regie, Produzent)
- 1940: Der König der Berge (Dokumentarfilm; Regie, Produzent)
- 1940: Der Feuerteufel
(auch Regie, Co-Autor, Produzent)
- 1943: Germanin
- 1943: Im Banne des Monte Miracolo (Monte Miracolo; auch Regie,
Drehbuch, Produzent)
- 1950: Duell
in den Bergen (Regie, Drehbuch)
- 1950: Aus König Laurins Rosengarten (Kurzspielfilm; Regie,
Produzent)
- 1952: Kleine
Kletterfahrt (Dokumentarfilm; Regie, Drehbuch, Co-Produzent)
- 1955: Flucht
in die Dolomiten (Regie, Co-Autor)
- 1956: Von
der Liebe besiegt/Schicksal am Matterhorn (auch Regie,
Idee; → Murnau
Stiftung)
- 1957: Wetterleuchten
um Maria (Regie, Co-Autor)
- 1962: Sein
bester Freund (Regie, Co-Autor)
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