Bourvil am 20. März 1967 bei seiner Ankunft auf dem Amsterdamer Flughafen Schiphol; Rechteinhaber: Nationaal Archief (Den Haag, Rijksfotoarchief; Bestandsnummer: 920-1739); Urheber/Fotograf: Kroon, Ron / Anefo; Quelle: Wikimedia Commons; Lizenz: www.gahetna.nl/over-ons/open-data / CC BY-SA 3.0 NL Bourvil wurde am 27. Juli 1917 mit dem bürgerlichen Namen André Raimbourg im französischen Pétrot-Vicquemare geboren. Seinen Vater Albert Raimbourg lernte er nie kennen, da dieser als Soldat im 1. Weltkrieg getötet wurde. Die Mutter heiratete erneut und zog mit ihrem neuen Ehemann, einem Landwirt namens Louis Ménart, und dem 3-jährigen André in das Dorf Bourville (Normandie). Zunächst absolvierte Bourvil, wie er sich später mit Künstlernamen in Anlehnung an das Dorf seiner Kindheit und Jugend nannte, nach der Schule als 15-Jähriger in Rouen eine Lehre als Bäcker und war später Hilfsarbeiter beim Bau. Er spielte schon als Jugendlicher gut Mundharmonika, Akkordeon und das Kornett, war Mitglied einer Dorfkapelle. Während seines Militärdienstes entdeckte er auch seine Vorliebe für die Singerei und trat bei der Truppe bereits mit verschiedenen Liedern auf. 1937 wagte er sich dann das erste Mal als Amateur-Entertainer mit gecoverten Liedern von Fernandel1) (1903 – 1971) auf die Bühne. Als die Nationalsozialisten Frankreich besetzen, bestritt Bourvil seine erste Radiosendung und avancierte mit seinen mittlerweile eigenen Chansons zum französischen Radiostar. Es folgten Auftritte in Operetten sowie als Chansonnier beim Kabarett in der französischen Provinz unter dem Namen "Andrel" – eine Hommage an sein Vorbild Fernandel.

Bourvil am 20. März 1967 bei seiner Ankunft auf dem Amsterdamer Flughafen Schiphol
Rechteinhaber: Nationaal Archief (Den Haag, Rijksfotoarchief; Bestandsnummer: 920-1739)
Urheber/Fotograf: Kroon, Ron / Anefo;  mehr bei → www.gahetna.nl
Quelle: Wikimedia Commons;
Lizenz: www.gahetna.nl/over-ons/open-data / CC BY-SA 3.0 NL

Auf der Leinwand erlangte Bourvil große Popularität als einer der beliebtesten Komiker und Charakterdarsteller, vorzugsweise in der Rolle von Bauern und Kleinbürgern, die den Tücken des Alltags zum Trotz sich durch Schlagfertigkeit und gespielte Naivität behaupten. Die Tragik des Kleinbürgers zeigte der Charakterdarsteller 1958 neben Michèle Morgan in André Cayattes "Le miroir à deux faces" (Der Tag und die Nacht) und 1970 in seinem letzten Film "Le cercle rouge"2) (Vier im roten Kreis) von Jean-Pierre Melville, in dem er einen überhaupt nicht komischen Polizeikommissar mimte; um sich von den bisherigen Komödienfiguren abzugrenzen, kündigte er sich erstmals als "André Bourvil" an.  
In den 1950er Jahren stand er öfter auf der Theater-Bühne als vor der Kamera. Ein möglicher Grund mag gewesen sein, dass das Kino selten sein volles Talent zur Geltung brachte, denn meist verheizte man ihn in nichtssagenden kleinen Lach-Rollen. Doch es gab Ausnahmen wie Henri Georges Clouzots "Miquette et sa mère" (1950), Sacha Guitrys "Si Versailles m'était conté"2) (1954, Versailles – Könige und Frauen) oder René Clairs "Tout l'or du monde" (1961, Alles Gold dieser Welt).
1956 wurde Bourvil in Venedig für seine wohl berühmteste Rolle, die des Schwarzmarkthändlers und Taxifahrers Martin in Claude Autant-Laras Komödie "La traversée de Paris"2) (Zwei Mann, ein Schwein und die Nacht von Paris) ausgezeichnet: Martin und Grandgil (Jean Gabin) transportieren für den Metzger Jambier (Louis de Funès) während der Zeit der deutschen Okkupation ein schwarzgeschlachtetes Schwein quer durch Paris. Bourvil mimte den Schwarzhändler Martin in einer erstaunlichen Mischung von Klamauk, schwarzem Humor und echter Tragödie und sein Kumpan, der arbeitslose Taxifahrer Grandgil alias Jean Gabin, erwies sich dabei als ganz unangenehmer Zeitgenosse. Großen Erfolg hatte Bourvil in Frankreich auch 1960 mit der Titelfigur des als einfältig geltenden Noël Fortunat in Alex Joffés Literaturverfilmung "Fortunat": Als listiger Schuster bzw. Widerstandskämpfer zeigte er hier seinen Landsleuten während der Okkupation Wege in die freie Zone.
Seit Mitte der 1950er Jahre bildete Bourvil mit Louis de Funès1) (1914 – 1983) ein beliebtes Komikergespann, so bereits 1954 in Gilles Grangiers Komödie "Poisson d'avril"3) (Der Sonntagsangler), später in den Gérard-Oury-Filmen "Le corniaud"2) (1964, Scharfe Sachen für Monsieur) und " La grande vadrouille"2) (1966, Die große Sause). Ganz auf Bourvil zugeschnitten war der spaßige Unterhaltungsstreifen " Les cracks"2) (1968, Schussfahrt nach San Remo3)), neben Jean-Paul Belmondo konnte er wenig später als naiver Kleinganove Anatole in "Le cerveau"2) (1969, Das Superhin) glänzen, einer "einfallsreich inszenierten und brillant gespielten Kriminalkomödie mit einer Fülle von überraschenden Gags."4)

Neben seiner Karriere als Schauspieler war Bourvil ein überaus erfolgreicher Sänger, der zahllose Auftritten auf der Bühne und in Operetten-Aufführungen absolvierte. Er sang über 300 verschiedene Titel, zu einigen davon hat er die Texte geschrieben. Zwischen 1955 und Ende der 1970er Jahre kamen jährlich mehrere Schallplatten von Bourvil heraus. Bekannte Chansons, die auch heute noch in zahlreichen "Best-of"-Sammlungen veröffentlicht werden, sind zum Beispiel "Ballade Irlandaise", "La Tendresse", "A biciclette" oder "La tactique du Gendarme".5)
 
Der beliebte Künstler starb am 23. September 1970 im Alter von nur 53 Jahren in Paris am Kahler-Syndrom2); seine letzte Ruhe fand der Schauspieler auf dem Friedhof von Montainville im französischen Département Yvelines → Foto der Grabstelle bei Wikimedia Commons
Seit 23. Januar 1943 bis zu seinem Tod war Bourvil mit seiner Jugendliebe, der 1918 geborenen Jeanne Lefrique verheiratet, die am 26. Januar 1985 nach einem Autounfall verstarb; auch sie wurde auf dem Friedhof von Montainville beigesetzt. Aus der Verbindung stammen zwei Kinder, die 1950 geborene Tochter Dominique wurde später Anwältin für Strafrecht und machte auch eine politische Karriere, die 1953 geborene Tochter Philippe brachte es zur Professorin für Finanzwissenschaften an der angesehenen Pariser Universität Sorbonne.
Neben Fernandel und Louis de Funès zählte Bourvil, der als überaus gebildet und belesen galt, zu den drei großen Charakterkomikern des französischen Films. 
Textbausteine des Kurzportraits von www.prisma.de
Siehe auch Wikipedia, www.cyranos.ch
Link: 1) Kurzportrait innerhalb dieser HP, 2) Wikipedia, 3) prisma.de
Quelle: 4) Lexikon des internationalen Films,
5) Wikipedia (abgerufen 20.07.2011) 
 
Kinofilme (Auszug)
Filmografie bei der Internet Movie Database
(Link: Wikipedia, prisma.de)
  • 1942: Croisières sidérales
  • 1945: Ferme du pendu (Entfesselte Leidenschaft)
  • 1946: Pas si bête
  • 1947: Blanc comme neige
  • 1947: Par la fenêtre
  • 1947: Studio en folie
  • 1949: Le roi Pandore
  • 1949: Le coeur sur la main
  • 1950: Miquette et sa mère
  • 1950: Le rosier de Madame Husson (Monsieur Tugendsam)
  • 1951: Garou-Garou, le passe muraille (Der sensationelle Einbrecher)
  • 1951: Seul dans Paris
  • 1952: Le trou normand
  • 1953: Les trois mousquetaires (Abenteuer der drei Musketiere)
  • 1953: Cent francs par seconde
  • 1954: Cadet-Rousselle (Wer nimmt die Liebe ernst ?)
  • 1954: Poisson d'avril (Der Sonntagsangler)
  • 1954: Si Versailles m'était conté (Versailles – Könige und Frauen)
  • 1955: Les hussards
  • 1955: Le fil à la patte
  • 1956: El cantor de México (Der Sänger von Mexiko)
  • 1956: La traversée de Paris (Zwei Mann, ein Schwein und die Nacht von Paris)
  • 1958: Les misérables (Die Elenden)
  • 1958: Sérénade au Texas (Texasmädel)
  • 1958: Un drôle de dimanche (Leben und lieben lassen)
  • 1958: Le miroir à deux faces (Der Tag und die Nacht)
  • 1959: Le bossu (Der Gejagte/Ritter der Nacht)
  • 1959: La jument verte (Die grüne Stute)
  • 1959: Le chemin des écoliers (Die Schüler)
  • 1960: Le capitan (Mein Schwert für den König)
  • 1960: Fortunat
  • 1961: Tout l'or du monde (Alles Gold der Welt)
  • 1961: Le tracassin (Freuden der Großstadt)
  • 1962: Les bonnes causes (Des Teufels schwache Seite)
  • 1962: Les culottes rouges
  • 1962: The Longest Day (Der längste Tag)
  • 1962: Tartarin de Tarascon
  • 1962: Un clair de lune à Maubeuge
  • 1963: Un drôle de paroissien (Den Seinen gibt's der Herr)
  • 1963: La cuisine au beurre (Alles in Butter)
  • 1964: Le corniaud (Scharfe Sachen für Monsieur/Louis, das Schlitzohr)
  • 1964: Le magot de Josefa (Das Ekel von Josefa)
  • 1964: La grande frousse (Angst in der Stadt)
  • 1965: La grosse caisse (Die große Kiste)
  • 1965: Le majordome (Sie werden lästig mein Herr)
  • 1965: Les grandes gueules (Die großen Schnauzen)
  • 1965: Guerre secrète (Spione unter sich)
  • 1966: La grande vadrouille (Die große Sause/Drei Bruchpiloten in Paris)
  • 1966: Trois enfants dans le désordre (Drei Kinder in der Wirrnis)
  • 1968: La grande lessive (Die große Aktion)
  • 1968: Les cracks (Schussfahrt nach San Remo)
  • 1969: Monte Carlo or Bust! Carlo (Monte Carlo Rally)
  • 1969: L'arbre de Noël (Pascal)
  • 1969: Le cerveau (Das Superhirn)
  • 1970: Clodo
  • 1970: L'étalon
  • 1970: Le cercle rouge (Vier im roten Kreis)
  • 1970: Le mur de l'Atlantique (Leo der Kriegsheld)
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