Der Schauspieler und Sänger Kurt Freiherr von Ruffin wurde am 28. September 1901 in München1) geboren. Sein Vater Walter Aloys Kuno Maria Freiherr von Ruffin (1870 – 1918) war Offizier beim "Königlich Bayerischen Leibregiment"1) und Nachfahre einer im 18. Jahrhundert nach Bayern eingewanderten italienischen Adelsfamilie (Ruffini1)), die Mutter Olga (1873 – 1924) eine geborene Edle von Maffei. Die Eltern schickten Sohn Kurt nach der Grundschule zwischen 1911 und 1917 an das "Neue Gymnasium" in Würzburg1), danach besuchte er das "Wilhelmsgymnasium"1) in München, welches er 1920 mit dem Abitur verließ. Kurt von Ruffin entschied sich nun für eine künstlerische Laufbahn, ließ sich in München von dem Kammersänger und Akademieprofessor Eugen Robert Weiss1) (1863 – 1933) sowie dem Opernsänger Wilhelm Rode1) (1887 – 1959) in Gesang ausbilden und gab bereits erste Liederabende. Anschließend vertiefte ab 1926 seine Studien am "Mozarteum"1) in Salzburg1) sowie auf Empfehlung des berühmten Dirigenten Arturo Toscanini1) (1867 – 1957) in Mailand1) bei Giuseppe Borghi. Wenig später erhielt von Ruffin 1927 ein erstes Engagement am "Opernhaus"1) ("Centraltheater") in Magdeburg1), Verpflichtungen in Mainz1) und Nürnberg1) schlossen sich an.
Von den Gebrüdern Alfred1) und Fritz Rotter1) 1930 an das für seine Revuen und Operetten berühmt gewordene Berliner "Metropol-Theater"1) berufen, wandte sich der Sänger der leichten Muse zu, feierte in Aufführungen wie dem Singspiel "Die Toni aus Wien" (Musik: Ernst Steffan1)), der Operette "Die Fledermaus"1) von Johann Strauss1) oder der komischen Oper "Boccaccio"1) von Franz von Suppé1) Erfolge. Am "Theater des Westens"1) trat er in Revuen auf, unter anderem in einer musikalischen Version des Schauspiels "Alt-Heidelberg"1) von Wilhelm Meyer-Förster1).
 
Mit Aufkommen des Tonfilms fand von Ruffin Beschäftigung in verschiedenen Produktionen und avancierte nun auch auf der Leinwand mit Nebenrollen als "smarter Kavalier" zum Publikumsliebling. Seine erste Rolle spielte er als Gideon neben Victor de Kowa und Anny Ahlers1) in "Die Faschingsfee"1) (1931), inszeniert von Hans Steinhoff1) nach der gleichnamigen Operette1) von Emmerich Kálmán1) (Musik). Es folgte Friedrich Zelniks Musikstreifen "Walzerparadies" (1931), wo er an der Seite von Charlotte Susa mit der Nebenrolle des Grafen Prax auftauchte. Als schmucker Leutnant zur See präsentierte er sich in der Komödie "Die Schlacht von Bademünde"2) (1931), kam dann mit der für ihn eher untypischen Rolle eines Boxers und Ganoven daher, der in dem nach dem Roman "Bobby erwacht …" von Georg Mühlen-Schulte1) realisierten Krimi "Bobby geht los"1) (1931) von (Regie) und mit Harry Piel den "Sportsmann" bzw. Box-Champion Bobby Morland (Piel) K.O. schlägt. Kurt von Ruffin gehörte zur Besetzung des ganz auf Liane Haid zugeschnittenen Lustspiels "Ihre Durchlaucht, die Verkäuferin"3) (1933) und der Adaption "Schwarzwaldmädel" (1933) nach der gleichnamigen Operette1) von Leon Jessel 1) (Musik) mit Maria Beling1) in der Titelrolle des Bärbele und Hans Söhnker als Student Hans Fichtner, dann wurde seine Karriere jäh unterbrochen.
Wegen seiner Homosexualität denunziert, musste von Ruffin 1934/35 eine neunmonatige Haft im KZ Lichtenburg1) in Prettin1) (Sachsen-Anhalt) verbüßen, konnte danach kurzzeitig wieder kleine Aufgaben vor der Kamera übernehmen, bis er 1936 mit einem Drehverbot belegt wurde. So zeigte er sich in Herbert Maischs1) musikalischen Romanze bzw. Wiener Kostümfilm "Königswalzer"3) (1935) als Graf Otto Preising an der Seite von Paul Hörbiger (Herzog Max in Bayern1)), Curd Jürgens (Kaiser Franz Joseph I.1)) und Carola Höhn (Herzogin Elisabeth in Bayern1), genannt "Sissi") und Willi Forst (Ferdinand Graf Tettenbach). Als Adjutant trat er in Paul Martins1) Melodram "Schwarze Rosen"1) (1935) mit Lilian Harvey und Willy Fritsch in Erscheinung sowie als Bekannter der jungen Irene (Lída Baarová), Gattin des Rechtsanwalts Dr. Leuttern (Gustav Fröhlich), in dem Krimi "Die Stunde der Versuchung"3) (1936; Regie: Paul Wegener). Erst in der Rühmann-Komödie "Ich vertraue dir meine Frau an"1) nach dem Bühnenstück von Johann von Vásáry1) (1943; Regie: Kurt Hoffmann1)) – hier mimte er den Dirigent Fred Hansen und sang den Schlager "Allerschönste aller Frauen" (Musik: Franz Grothe1)) – sowie in dem von Paul Verhoeven nach seinem mit Toni Impekoven1) (Libretti) und Edmund Nick1) (Musik) verfassten, gleichnamigen musikalischen Lustspiel1) gedrehten Streifen "Das kleine Hofkonzert"1) (1945; EA: 15.04.1949) erhielt von Ruffin noch einmal Aufgaben als Leinwanddarsteller; der 1944/45 gedrehte Film "Frühlingsmelodie"1) mit der Musik von Peter Kreuder1) blieb unvollendet.
Zwischendurch stand der Künstler sporadisch auf der Bühne, unter anderem 1941 am "Theater am Nollendorfplatz"1), 1940 fand er vorrübergehend eine Betätigung als Synchronsprecher in der deutschsprachigen Version der von Mario Soldati1) mit Assia Noris1) gedrehten, italienischen Produktion "Dora Nelson" (1940), der unter dem Titel "Skandal um Dora" in die deutschen Lichtspielhäuser kam; hier lieh er Leinwand-Debütant Massimo Girotti1) als Enrico seine Stimme → IMDb, dievergessenenfilme.wordpress.com.
 
Nach Ende des 2. Weltkrieges setzte von Ruffin seine Karriere am Theater erfolgreich fort, wirkte als Sänger und Schauspieler in Berlin an der "Komischen Oper"1) – hier brillierte er 1948 einmal mehr mit der Figur des Gabriel von Eisenstein in der Operette "Die Fledermaus"1) – am "Theater am Kurfürstendamm"1), am "Renaissance-Theater"1) und ab 1984 an dem den "Staatlichen Schauspielbühnen Berlin"1) angeschlossenen "Schillertheater"1), dem er bis zur Schließung im Jahre 1993 als ältestes Ensemblemitglied angehörte.
Ab Ende der 1940er Jahre stand von Ruffin gelegentlich auch wieder vor der Kamera, spielte beispielsweise kleinere Rollen in den Produktionen "Verspieltes Leben"1) (1949; von (Regie) und mit Kurt Meisel), "Der blaue Strohhut"1) (1950; Regie: Viktor Tourjansky1)) und "Die fidele Tankstelle"1) (1950; von (Co-Regie) und mit Joe Stöckel). Einen Chauffeur mimte er in Alfred Vohrers1) Edgar-Wallace-Verfilmung1) "Der Zinker"1) (1963), hatte einen Mini-Auftritt als Freund des pensionierten Oberlandesgerichtsrats Herbert Zänker (Martin Held in Wolfgang Staudtes1) Gaunerkomödie "Die Herren mit der weißen Weste"1) (1970).
Im Fernsehen erlebte man ihn unter anderem als Zeitzeugen in drei Dokumentationen: Er wirkte in Jutta Ahlemanns ZDF-Portrait "Adele Sandrock. Erinnerungen an eine große Schauspielerin" (1987) mit, über seine bedrückenden Erlebnisse im "KZ Lichtenburg" berichtete er zusammen mit Friedrich-Paul von Groszheim1) und Paul Gerhard Vogel (1915 – 2014) in der von Elke Jeanrond und Joseph Weishaupt1) gedrehten TV-Reportage über die Verfolgung Homosexueller während des Nazi-Regimes1) mit dem Titel "Wir hatten ein großes 'A' am Bein", die 1991 vom NDR und anderen dritten Programmen ausgestrahlt wurde. Im gleichen Jahr realisierte Rosa von Praunheim über und mit von Ruffin, dem Berliner Original, Nachtclub-Besitzer und Travestie-Künstler Harry "Straps-Harry" Toste (1907 – 2004 → morgenpost.de) sowie dem Opernregisseur, Hochschullehrer und Schwulen-Aktivisten Andreas Meyer-Hanno1) (1932 – 2006) den 45-minütigen Dokumentarfilm "Stolz und schwul"4) → Übersicht Filmografie.
 
Kurt von Ruffin starb am 14. November 1996 im hohen Alter von 95 Jahren in Berlin. Seine jüngere Schwester Mary Freiin von Ruffin (1909 – 2002) war seit Mitte Mai 1930 mit dem Schauspieler Karl Ludwig Diehl (1896 – 1958) verheiratet.
Quellen (unter anderem)*): Wikipedia, cyranos.ch sowie
CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film, LG 39
Siehe auch www.ruffin.rosa-winkel.de
Foto bei virtual-history.com
*) Kay Weniger: "Zwischen Bühne und Baracke. Lexikon der verfolgten Theater-, Film- und Musikkünstler 1933 bis 1945" (Metropol, Berlin 2008, S. 300/301)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) Murnau Stiftung, 3) filmportal.de, 4) filmdienst.de
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