Louis de Funès wurde am 31. Juli 1914 mit dem klingendem Namen Louis Germain de Funès de Galarza in der nordwestlich von Paris gelegenen Stadt Courbevoie (Hauts-de-Seine) geboren. Seine Vorfahren stammten aus einer spanischen Adelsfamilie, sein Vater Carlos Luis de Funès de Galarza (1871 – 1934), ein Jurist, und seine Mutter Leonor Soto de Garzala (1879 – 1957) hatten 1904 Sevilla verlassen und waren nach Frankreich ausgewandert. Nach der Geburt von Louis und seinen Geschwistern versuchte der Vater, der in Frankreich den erlernten Beruf des Rechtsanwalts nicht ausüben durfte, als Diamantenhändler in Venezuela geschäftlich Fuß zu fassen. Er ließ seine Familie in Frankreich zurück, hatte jedoch kein Glück. An Tuberkulose erkrankt, kehrte er 1934 zunächst nach Courbevoie zurück; noch im selben Jahr starb er dann in Málaga. Louis de Funès verbrachte seine Kindheit in Villiers-sur-Marne und erhielt ab seinem fünften Lebensjahr von seiner Mutter Klavierunterricht.*)
Bevor de Funès sich dann für den Schauspielerberuf entschied und ab 1941 bei René Simon (1898 – 1971) an dessen 1925 gegründeten "Cours d'art dramatique René-Simon" eine Ausbildung begann, hatte er sich schon in den verschiedensten Metiers versucht und war unter anderem Buchhalter, Zeichner, Fotograf, Dekorateur und Kürschner. Im Verlauf der nächsten Jahre folgten nun Auftritte beim Kabarett, Theater, Rundfunk und Fernsehen sowie in zahlreichen Kinofilmen, in denen er nur als Statist oder in unbedeutende Nebenrollen zu sehen war. Endlich bekam Louis de Funès dann eine Hauptrolle in dem Bühnenlustspiel "Oscar", sein komödiantisches Talent wurde entdeckt und er erhielt 1955 eine erste größere Aufgabe beim Film in Claude Autant-Laras' "La traversee de Paris"1) (1956, Zwei Mann, ein Schwein und die Nacht von Paris) an der Seite von Jean Gabin und Bourvil. Dieser Part des Metzger Jambier war dann der Durchbruch beim Film nach so vielen erfolglosen Jahren.
  
Bereits 1957 spielte er die Hauptrolle des an Liebesdepressionen leidenden Komponisten Pierre Cousin in der eher zu vernachlässigenden Komödie "Woll'n Sie nicht mein Mörder sein?"1) (Comme un cheveu sur la soupe), nach Streifen wie "Fisch oder Fleisch"1) (1958, Ni vu, ni connu), "Ein Herr aus besten Kreisen" (1962, Le gentleman d'epsom) oder "Radieschen von unten"2) (1963, Des pissenlits par la racine) folgten dann mit der Figur des Hektikers Balduin oder des spießigen Gendarms von St. Tropez Schlag auf Schlag eine Reihe von internationalen Publikumserfolgen. Den "Balduin" mimte de Funès erstmals in Balduin, der Geldschrankknacker1) (1964, Faites sauter la banque!), im gleichen zeigte er sich mit der Rolle, die ihn legendär machte: In "Der Gendarm von St. Tropez"1) (1964, Le gendarme de St. Tropez) verkörperte er den chaotischen Polizisten Ludovic Cruchot, einen Charakter, den er bis zu seinem Tod weitere fünf Mal spielte. Auch als "Louis, das Schlitzohr"1) (1964, Le corniaud2)) konnte er in dem von Gérard Oury inszenierten Klamauk das Publikum begeistern, als erfolgloser und tollpatschig-grimmiger Kommissar Juve kämpfte de Funès 1964, 1965 und 1967 in den turbulenten "Fantômas"-Verfilmungen gegen den genialen Verbrecher alias Jean Marais. So in der ersten Krimikomödie "Fantômas"1) (1964), gefolgt von "Fantomas gegen Interpol"1) (1965, Fantômas se déchaîne) und "Fantomas bedroht die Welt"1) (1967, Fantômas contre Scotland Yard).
 
Dann kam mit Gérard Ourys temporeichen Zweite-Weltkrieg-Farce "Die große Sause" (La grande vadrouille) als Partner von Bourvil 1966 ein Film in die Kinos, der alle Rekorde schlug, allein in Frankreich erreichte der Film sensationelle 17 Millionen Zuschauer, stand in Frankreich über 25 Jahre lang an der Spitze der erfolgreichsten Filme. 1968 war de Funès Umfragen zu Folge der beliebteste Schauspieler nicht nur in Frankreich, sondern in ganz Europa: Er hatte es geschafft!
 
Die große Sause/Drei Bruchpiloten in Paris
Originaltitel: La grande vadrouille
Frankreich 1966
Regie: Gérard Oury
Drehbuch: Gérard Oury, Danièle Thompson, Marcel Jullian
Musik: Georges Auric
Kamera: André Domage, Alain Douarinou, Claude Renoir
Darsteller:
Bourvil: Augustin Bouvet, Maler- und Tapeziermeister in Clignancourt,
Louis de Funès: Stanislas LeFort, Dirigent des Palais Garnier,
Terry-Thomas: Sir Reginald Brook ("Big Moustache"),
Claudio Brook: Peter Cunningham, Mike Marshall: Alan Mac Intosh,
Marie Dubois: Juliette, Mary Marquet: Oberin des Hospizes in Beaune,
Pierre Bertin: Juliettes Großvater (Direktor des Kasperletheaters),
Andrea Parisy: Schwester Marie-Odile, Benno Sterzenbach: Major Achbach,
Sieghardt Rupp: Lt. Stürmer, Paul Préboist: Fischer,
Henri Génès: Zoowärter in Vincennes,
Colette Brosset: Mme Germaine, Hotelbesitzerin in Mersault,
Reinhard Kolldehoff: deutscher Gefreiter,
Helmuth Schneider: deutscher Offizier,
und andere
(Die Links führen zu Wikipedia (deutsch/englisch) bzw. zum Kurzportrait innerhalb dieser HP)
Kurzinhalt:
Im Jahre 1942, während der Besetzung Frankreichs durch Nazideutschland im Zweiten Weltkrieg, wird ein britischer Bomber auf dem Rückflug nach England über Paris abgeschossen. Die drei mit Fallschirmen abgesprungenen Briten landen an drei verschiedenen Orten. Einer lernt zufällig den Malermeister Bouvet (Bourvil) kennen, ein anderer, nach einem Absprung aufs Dach der Pariser Oper, den eitlen Dirigenten LeFort (Louis de Funès). Sie beabsichtigen, sich über die Demarkationslinie in die so genannte "freie Zone" abzusetzen, von wo aus sie wieder nach Großbritannien zurückkehren wollen. Der Dirigent zeigt zunächst wenig Neigung, den alliierten Kämpfern zu helfen.
Nachdem die Deutschen bei ihm den Fallschirm gefunden haben, muss er jedoch untertauchen und begibt sich anstelle des Briten zum Treffpunkt, den die drei vor dem Absprung vereinbart haben. Auch Bouvet erscheint, weil inzwischen bei ihm die Gestapo aufgetaucht ist. Zu fünft treten die Männer die weitere Flucht an, die sich schwierig und gefährlich gestaltet, weil sie zu gelegentlichen und zufälligen Begegnungen mit der deutschen Besatzungsmacht führt. Der Wehrmachts-Major Achbach (Benno Sterzenbach) setzt viel daran, die Briten festzunehmen. Mit Hilfe der ansässigen Nonnen finden die Flüchtigen kurze Zeit Unterschlupf in einem Kloster. Später bietet ihnen eine Hotelbesitzerin (Colette Brosset) ein Versteck, in deren Gaststätte auch deutsche Offiziere logieren. Nach einer spektakulären Verfolgungsjagd, bei der sie die Verfolger mit Kürbissen bewerfen, gelingt ihnen die Flucht in zwei Segelflugzeugen in die "freie Zone".
 
Quelle: Wikipedia

Besonders in der Originalfassung lohnt der Film, denn die Engländer und Deutschen sprechen hier immer in ihrer Muttersprache und gerade daraus resultiert oft die Komik.
"Die große Sause" kam 1967 unter dem Titel "Drei Bruchpiloten in Paris" in einer ziemlich verstümmelten und nur 100 Minuten langen Fassung in die deutschen Kinos. Nachdem dieser Film auch hierzulande große Triumphe feierte, kam unter dem Titel "Die große Sause" in einer deutlich sorgfältigeren Bearbeitung erneut in die bundesdeutschen Kinos.
 
Lexikon des internationalen Films:
Während der deutschen Besetzung werden ein Anstreicher und ein Dirigent nicht ganz freiwillig zu Helden der Resistance, indem sie drei abgesprungene englische Flieger auf abenteuerlicher Flucht aus Paris retten. Den Zeithintergrund verharmlosende, aber tempo- und gagreiche Burleske

Siehe auch Wikipedia, prisma.de

 
De Funès variierte in fast allen Rollen den Typus des stets verärgerten und aggressiven, tobsüchtigen Kleinbürgers mit antimodernistischem Affekt; der Spießer begriff zu spät und fuhr dann aus der Haut. Situationskomik, die wie in "Balduin, das Nachgespenst"1) (1968, Le Tatoué), "Balduin, der Sonntagsfahrer"1) (1970, Sur un arbre perché) oder "Louis, der Giftzwerg"1) (1969, Hibernatus) von Schadenfreude lebte, hohes Tempo, Kalauer und Gags in der Tradition der Filmklamotte waren kennzeichnend für den Stil seiner Filme – das Repertoire an Grimassen war erstaunlich.
Der Schauspieler, der im Verlaufe seiner Karriere zu einem der bekanntesten Komiker Europas avancierte, hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten; Höhepunkt war am 16. März 1973 die Ernennung zum "Ritter der französischen Ehrenlegion"1) durch Laudator Gérard Oury, mit dem er im gleichen Jahr den erfolgreichen Film "Die Abenteuer des Rabbi Jacob"1) (Les aventures de Rabbi Jacob2)) gedreht hatte. Eine weitere, zwei Jahre später geplante Komödie mit Oury konnte nicht mehr verwirklicht werden, da de Funès im Frühjahr 1975 einen ersten Herzinfarkt erlitt. Der Schauspieler schränkte in den folgenden Jahren seine Filmarbeit deutlich ein, widmete sich mehr seinem Hobby, dem Gärtnern, und drehte nur noch einige wenige Filme.
 

Foto mit freundlicher Genehmigung von Einhorn-Film
© Einhorn-Film/Weltlichtspiele Kino GmbH

Die Abenteuer des Rabbi Jacob; Copyright Einhorn-Film
1976 kam "Brust oder Keule"1) (L'aile ou la cuisse) mit einem merklich abgemagerten und nicht mehr ganz so hektischen de Funès in die Kinos und zwei Jahre später "Der Querkopf"1) (1978, La zizanie) mit dem damaligen Superstar Annie Girardot.
De Funès schrieb die Drehbücher für seine späteren Filme zumeist selbst. Zu seinen letzten Arbeiten gehörte Jean Giraults gelungene Molière-Verfilmung, der 1979 gedrehte Film "Louis der Geizkragen"1) (1980, L'avare) zeigte, dass de Funès auch feinere komödiantische Portraits zeichnen konnte. Leider war die in Deutschland gezeigte Fassung um ein gutes Drittel gekürzt und grauenhaft synchronisiert.
1980 erhielt der den "Ehren-César"1), das Gegenstück zu dem amerikanischen "Oscar" für sein Lebenswerk.
Kurz nach Beendigung der Dreharbeiten zu dem letzten "St. Tropez"-Film "Louis und seine verrückten Politessen"1) (1982, Le gendarme et les gendarmettes) starb Louis de Funès am 27. Januar 1983 im Alter von 68 Jahren in Nantes an einem erneuten Herzinfarkt. Seine letzte Ruhe fand der Leinwandstar in Le Cellier unweit von Schloss Clermont → Foto der Grabstelle bei knerger.de.
 
Privat galt Louis de Funès, der neben Fernandel3 (1903 – 1971) und Bourvil3) (1917 – 1970) zu den drei großen Charakterkomikern des französischen Films zählte, entgegen des Typus, den er auf der Leinwand verkörperte, eher als stiller und bescheidener Mann. Er lebte zurückgezogen auf seinem "Château de Clermont au Cellier"1), ca. 18 Kilometer unterhalb von Nantes (Loire); das Schloss ist in einigen Bereichen für Besucher zugänglich → Foto bei Wikimedia Commons.
Seit 20. April 1943 war de Funès in zweiter Ehe mit Jeanne Barthelemy de Maupassant, einer Großnichte des berühmten Schriftstellers Guy de Maupassant
1) (1850 – 1893), verheiratet. De Funès hatte seine spätere Frau in einer Musikschule kennen gelernt, wo sie als Sekretärin arbeitete und er sein Klavierspiel vervollkommnen wollte; aus der Ehe stammen die Söhne Patrick (geb. am 27.01.1944), der Arzt wurde und Olivier de Funès1) (geb. am 11. 08.1945), der als Flugpilot bei der Air France arbeitete, aber auch ab Mitte der 1960er Jahre verschiedentlich gemeinsam mit seinem Vater vor der Kamera stand.
De Funès' erste, Ende April 1936 geschlossene Ehe mit Louise Elodie Carroyer war schon nach wenigen Jahren gescheitert und endete Mitte November 1942 vor dem Scheidungsrichter; der gemeinsame Sohn Daniel hatte am 12. Juli 1937 das Licht der Welt erblickt.

In Deutschland liehen die verschiedensten Schauspieler dem umtriebigen Franzosen ihre Stimme: Zu nennen sind unter anderem Gerd Martienzen1) (1918 – 1988), der de Funès am Häufigsten synchronisierte, da er fast die gleiche Stimme wie sein französischer Kollege hatte. Als Martienzen 1976 erkrankte übernahm Peter Schiff3) (geb. 1923) die Synchronrolle. In einigen wenigen Filmen war Klaus Miedel1) (1915 – 2000) als deutsche Stimme zu hören; unter anderem in "Scharfe Kurven für Madame" und "Balduin, der Geldschrankknacker".
Anton Reimer1) (1904 – 1970) sprach Louis de Funès in insgesamt drei Filmen: "Fantomas gegen Interpol", "Die Damen lassen bitten" und "Scharfe Sachen für Monsieur".
Diverse Veröffentlichungen gibt es über das Leben und Wirken von Louis de Funès: Unter anderem erschien 1979 "Louis de Funès, Seine Filme – sein Leben" von Robert Chazal, der das Leben des Schauspielers von seiner Jugendzeit bis 1978 schildert. Das Buch umfasst die gesamte Chronologie im Leben des Schauspielers, sämtliche Filmbeschreibungen, wissenswertes um die Person Louis de Funès und einige Einblicke hinter die Kulissen. Eine weitere Veröffentlichung in französischer Sprache ist "Louis de Funès" – Une légende" von Jean-Jacques Jelot-Blanc, die 1993 auf den Markt kam.
1998 ehrte die französische Post den großen Schauspieler posthum mit einer Sondermarke. 

Viele Informationen zu Louis de Funès findet man im Internet unter
www.louisdefunes.de sowie bei www.defunes.de
Siehe auch Wikipedia, www.whoswho.de sowie
einige Filme bei
www.prisma.de
*) Quelle Wikipedia (abgerufen 02.06.2015), nach: Patrick und Olivier de Funès: "Louis de Funès – der Querkopf."; S. 20 ff
Link: 1) Wikipedia, 2)
prisma.de, 3) Kurzportrait innerhalb dieser HP
Kinofilme
Filmografie bei der Internet Movie Database
(Link: Wikipedia, prisma (in Klammern))
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