Otto Höpfner / Heinz Schenk / Lia Wöhr / Reno Nonsens
Die beliebte, volkstümliche Unterhaltungssendung "Zum Blauen Bock" wurde am 3. August 1957 auf der "Großen Deutschen Rundfunk-, Fernseh- und Phono-Ausstellung" (später "Internationale Funkausstellung"1) (IFA)) in Frankfurt/M1) aus der Taufe gehoben. Die Idee, eine typische Äppelwoi1)-Gaststätte nachzubilden, kam von dem damaligen ersten Intendanten des "Hessischen Rundfunks"1) (hr), Eberhard Beckmann1) (1905 – 1962).
Drei Monate später strahlte der Sender die Unterhaltungsshow mit "Lokalkolorit" ab 9. November 1957 jeden Samstag – zunächst im Nachmittagsprogramm, später dann am Abend – regelmäßig aus. Gastgeber und Wirt der fiktiven Äppelwoi-Wirtschaft war anfangs Otto Höpfner, der mit Frankfurter "Gebabbel" prominente Gäste aus Film, Funk und Fernsehen empfing, der Show zum raschen Erfolg verhalf und das hessische Nationalgetränk sowie den dazugehörigen Bembel1) bundesweit bekannt machte.

Bembel-Logo der Sendung "Zum Blauen Bock"
Foto mit freundlicher Genehmigung des
"Hessischen Rundfunks" (Pressestelle); © hr

Bembel-Logo der Sendung "Zum Blauen Bock"; Foto mit freundlicher Genehmigung des Hessischen Rundfunks (hr);  Copyright hr
Foto: vorne Lia Wöhr und Heinz Schenk, rechts Reno Nonsens, oben Otto Höpfner; Foto mit freundlicher Genehmigung des Hessischen Rundfunks (hr) Copyright hr Den Eindruck einer Schankwirtschaft erzeugten Tische mit Sitzbänken, auf denen die Gäste saßen, und drumherum angeordnete, etwa zwei Meter hohe Kulissen, welche Fachwerkhäuser darstellten. In der Sendung spielte das Tanzorchester "Hans Schepior" und seine Solisten, der sämtliche eingeladenen Künstler/-innen begleitete. Neben der Musik nahmen Wortbeiträge einen nahezu ebenso großen Raum ein. Dazu gehörten Sketche, bei denen auch schon Heinz Schenk mitwirkte, und Gespräche mit den Gästen, wobei stets der Bürgermeister und die bedeutenden Persönlichkeiten der Stadt zu Wort kamen.
Eine Besonderheit der Sendung war, dass die Produktion der Sendung nicht auf einen festen Standort beschränkt wurde. Die Sendung wurde überwiegend in verschiedenen hessischen Städten produziert. Gelegentlich wurden Sendungen auch außerhalb Hessens, zum Teil auch im Ausland produziert. Innerhalb Hessens besuchte man dabei nicht nur die großen, sondern auch kleine Städte. Dies war noch vollkommen ungewöhnlich und sorgte in der jeweiligen Stadt für enormes Aufsehen. Voraussetzung für einen Besuch war es allerdings, dass eine geeignete Stadt- oder Sporthalle zur Verfügung stand.

 
Foto: vorne Lia Wöhr und Heinz Schenk,
rechts Reno Nonsens, oben Otto Höpfner
Foto mit freundlicher Genehmigung des
"Hessischen Rundfunks" (Pressestelle); © hr
Weitere Eigenarten stellten die Bembel und der Beginn einer jeden Sendung dar, er bestand nämlich aus einem Einspielfilm, in dem Otto Höpfner in eine Figur, etwa einen Handwerker, schlüpfte. Die Bembel bekamen die Gäste nach ihrer Darbietung zum Dank und als Erinnerung überreicht.2)
Im Dezember 1965 verließ Höpfner Wegen eines Gagenstreits mit dem "Hessischen Rundfunk" nach 74 Folgen die Sendung, Heinz Schenk und Lia Wöhr traten ab der 75. Sendung am 15. Januar 1966 als "Gastwirte" seine Nachfolge an, unterstützt von dem ewig nörgelnden Oberkellner Reno Nonsens. Der "Blaue Bock" wurde zu einer bundesweiten Institution "hessisch" gefärbter Unterhaltung und die Sympathiewerte blieben bis zur letzten Sendung am 19. Dezember 1987 unverändert hoch – 15 bis 20 Millionen Zuschauer schalteten regelmäßig ein.
Das Konzept des Formats, Frohsinn und volkstümliche Heiterkeit zu verbreiten, blieb grundsätzlich erhalten, allerdings übernahm Schenk nun nicht mehr direkt die Funktion eines Wirtes, um sich von seinem eher rustikal-hemdsärmelig aufgetretenen Vorgänger Höpfner abzugrenzen. Vielmehr trat der gelernte Schauspieler als Moderator und Entertainer in Erscheinung, der – anfangs als "feiner" Oberkellner, später als Geschäftsführer im Trachtenanzug – auch mit Gesangseinlagen und kleinen Sketchen glänzte. Darüber hinaus konzipierte Schenk als Autor die Show, schrieb viele der Texte und das Drehbuch. Den Part der jovialen Wirtin übernahm Lia Wöhr, dem Publikum bekannt durch die legendäre "Hesselbach"-Serie, wo sie in den 1960er Jahren als Putzfrau Frau Siebenhals in Erscheinung getreten war. Viele Jahre drückte Franz Grothe1) (1908 – 1982) bis zu seinem Tod der Sendung musikalisch seinen Stempel auf, gemeinsam mit Schenk entstanden über 400 Lieder, die von den Stars jener Jahre interpretiert wurden. Man denke auch an das von Ernst H. Hilbich gesungene, legendäre Stimmungslied "Heut‘ ist Karneval in Kyritz an der Knatter", mit dem Hilbich Mitte der 1960er Jahre in der Fastnachtsausgabe das Publikum begeisterte und diesen Song als "Prinz von Kniritz an der Knatter" fortan regelmäßig auch beim "Blauen Bock" zum Besten gab.
Der Erfolg der Sendung beruhte nicht zuletzt musikalisch auf einer gelungenen Mischung zwischen leichter anspruchsvollerer Unterhaltung, bekannte und bedeutende Operetten-/Opernsänger/-innen wie Rudolf Schock, Erika Köth, Renate Holm1) oder Hermann Prey gaben sich beim "Blauen Bock" ein Stelldichein, ebenso wie Stars der "leichten Muse", etwa Caterina Valente, Dunja Reiter1), Paul Kuhn oder das "Medium Terzett"1) – um nur ein paar der Publikumslieblinge jener Jahre zu nennen. Aber auch prominente Persönlichkeiten aus Politik, Show und Sport waren stets gern gesehene Gäste. Nach dem Tod von Franz Grothe im Jahre 1982 übernahm Rolf-Hans Müller1) (1928 – 1990) bis zum Schluss die musikalische Leitung der Sendung.
Am 19. Dezember 1987 wurde der Quotenrenner "Zum Blauen Bock" letztmalig ausgestrahlt, insgesamt flimmerten im Verlaufe der Jahrzehnte 208 Sendungen über die Bildschirme, für die zwischen 1957 und 1966 Martin Jente1) (1909 – 1996) und anschließend Lia Wöhr als Produzenten verantwortlich zeichneten.
Die "Stuttgarter Nachrichten"1) schrieben anlässlich des 100. Geburtagges (11.12.2024) von Heinz Schenk unter anderem: "Glamouröse Weltläufigkeit, wie sie Schenks TV-Kollegen Hans-Joachim Kulenkampff (1928 – 1998), Dieter Thomas Heck1) (1937 – 2018) oder Rudi Carrell (1934 – 2006) in ihren Shows zelebrierten, war im "Blauen Bock" von vornherein nicht vorgesehen. Mit seinem "hessischen Schlappmaul" setzte der Moderator auf knallbunten Lokalkolorit und kleinbürgerliche Festzeltstimmung. In seinen selbst geschriebenen Sketchen, Moderationen und eigenen Liedern bediente er einen oftmals reichlich altbackenen Humor, in dem die "Mainzer Fastnacht"1) deutlich ihre Spuren hinterlassen hatte." → stuttgarter-nachrichten.de

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Quelle: 2) Wikipedia (abgerufen 07.02.2012)

 
Otto Höpfner wurde am 6. November 1924 als Sohn eines Metzgers in Mainz1) geboren. Zunächst trat er in die Fußstapfen seines Vaters, erlernte das Metzgerhandwerk und war kurze Zeit im elterlichen Betrieb tätig. Dann beschloss er, als Musiker ins Showgeschäft zu wechseln, machte eine dementsprechende Ausbildung in Gesang und Klavier sowie erste Bühnenerfahrungen in der Mainzer Fastnacht und kam schließlich durch einen Ansager-Wettbewerb zum " Hessischen Rundfunk"1).
Foto: Otto Höpfner, erster Wirt vom "Zum Blauen Bock"; Foto mit freundlicher Genehmigung des Hessischen Rundfunks (hr) Copyright hr Ab 1952 moderierte er im Rundfunk den "Frankfurter Wecker"1), eine Sendung die Live über den Sender ging. Hier wurde Höpfner nicht nur als Gastgeber, sondern auch durch eigene Lieder und Gedichte rasch populär und erreichte Traum-Einschaltquoten. In Sendungen wie beispielsweise "Wie sich die Töne gleichen", in der er Schlager jener Zeit auf ihre Ähnlichkeit mit Melodien aus Opern und Operetten prüfte, war er ebenfalls zu hören. 1957 begann dann mit dem "Blauen Bock" seine fast zehnjährige Karriere als Fernsehstar. Als Wirt der volkstümlichen Unterhaltungssendung, in der er mit Persönlichkeiten aus Politik, Show und Sport locker plauderte, kannte ihn bald ganz Deutschland und der Name "Höpfner" geriet zum Synonym hessischer Fröhlichkeit und guter Laune.
 
Otto Höpfner, erster Wirt vom "Zum Blauen Bock"
Foto mit freundlicher Genehmigung des
"Hessischen Rundfunks" (Pressestelle); © hr
Als Otto Höpfner 1966 nach 74 Sendungen von Heinz Schenk in der der Äppelwoi-Kneipe abgelöst wurde – ein Streit über die Gage soll die Ursache gewesen sein – wechselte er zunächst kurzzeitig zum "Westdeutschen Rundfunk"1) (WDR), dann 1967 zum ZDF1) und versuchte dort seine TV-Karriere fortzusetzen. Von Mitte Mai 1967 bis Ende 1968 moderierte er 13 Folgen lang die dem "Blauen Bock" ähnliche Sendung namens "Stelldichein beim Wein"2), doch so recht konnte er nicht mehr an seine alten Erfolge anknüpfen und verschwand ab Ende der 1960er Jahre fast völlig vom Bildschirm. Eine seiner wenigen Ausflüge als Schauspieler machte er in der TV-Adaption "Der Vgelhändler" (1968) nach der gleichnamigen Operette von Carl Zeller1) und trat neben Peter Minich1) (Vogelhändler Adam) als Dorfschulze Schneck auf → IMDb. Der ehemalige Publikumsliebling verdingte sich bei Modenschauen, Kaffeefahrten oder Volksfesten, brachte noch einige Schallplatten mit selbst verfassten Stimmungsliedern heraus, beteiligte sich beim Kabarett, spielte Theater und war nur noch vereinzelt als Gast im Fernsehen präsent – so zuletzt Ende 2004.
Seinen Weggang vom "Blauen Bock" soll er später als seinen "größten Fehler" bezeichnet haben.
1973 kehrte er noch einmal kurz zum Fernsehen zurück: Er leitete die Mainzer Fernseh-Fastnachtssitzung "Mainz wie es singt und lacht"; dieser Versuch, Elemente der zeitgenössischen Unterhaltungskultur in die Fernseh-Fastnacht einzuführen, erntete aber bei Kritik und Publikum nur Ablehnung.3)

Der ehemalige Rundfunk- und Fernsehmoderator Otto Höpfner starb überraschend am 31. Januar 2005 in Paris1); noch wenige Wochen zuvor hatte er mit einem großen Fest seinen 80. Geburtstag gefeiert.
Seinen Lebensabend verbrachte er in der nahe Heidelberg1) gelegenen, kleinen Gemeinde Wilhelmsfeld1) (Baden-Württemberg); auf dem dortigen Friedhof fand er auch seine letzte Ruhe. Er war laut IMDb mit Ehefrau Ria († 1989) verheiratet, aus der Verbindung gingen Sohn Felix und Tochter Silvia hervor. 

Siehe auch Wikipedia

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Quelle: 3) Wikipedia (abgerufen 06.02.2012; nach fernsehlexikon.de)

 
Heinz Schenk wurde am 11. Dezember 1924 als Sohn des Drogisten Friedrich Schenk (1902 – 1966) und dessen Ehefrau Hedwig (geb. Collin; 1906 – ?), einer ehemaligen Tänzerin, in Mainz1) geboren. Seine Mutter, später Sekretärin bzw. Verwaltungsangestellte bei den "Mainzer Stadtwerken"1), heiratete nach der Scheidung 1935 erneut und Schenk wuchs mit weiteren (Halb)Geschwistern auf. Er sprach später wenig über seine fmiliären Wurzeln und hielt keinen Kontakt zu seiner Herkunftsfamilie.2) Der Großvater mütterlicherseits, Joseph Hermann Collin (1837 – 1922), war jüdischer Abstammung, Schenks Mutter galt während der NS-Diktatur1) im Nazi-Jagon als "Halbjüdin"1). Aufgewachsen teilweise bei der Großmutter Katharina Collin, zeigte sich schon als Kind sein komisches Talent, bereits mit elf Jahren stand er in der Fastnachtsbütt. 
Nach dem Besuch des "Bischöflichen Willigis-Gymnasiums"1) in seiner Geburtsstadt, ließ er sich 15-jährig parallel zu der kaufmännischen Lehre in der Teppich- und Gardinen-Abteilung des Wiesbadener Kaufhauses "Krüger & Brandt" am "Wiesbadener Konservatorium"3) zum Schauspieler ausbilden. "Als Mitglied der "Hitlerjugend"1) kam Schenk in eine Sondereinheit für "Bühnenkunst" in Wiesbaden-Nerotal1), wo er den Musiker Paul Kuhn kennenlernte, sowie Werner Wörle, mit dem er sein Leben lang befreundet blieb und mit dem zusammen er den Wiesbadener Karneval entscheidend beeinflusste. Wärend des 2. Weltkrieges diente Schenk in Polen und Ostpreußen als Funker und Nachrichtenträger der Wehrmacht1). Aufgrund eines Herzfehlers oder weil ein Vorgesetzter seine schützende Hand über ihn hielt, kam er nicht in den Fronteinsatz."4)

Das Foto wurde mir freundlicherweise von
dem Fotografen Heinz Hammer zur Verfügung gestellt.
© Heinz Hammer (www.hammer-fotografie.de)

Heinz Schenk; Copyright Heinz Hammer
Ein erstes Engagement erhielt Schenk nach Kriegsende an der Kleinkunstbühne "Zum Elefanten" in Worms1), wo er für eine Gage von fünf Reichsmark, einem Stammessen pro Abend sowie einer Fahrkarte 3. Klasse die Zuschauer/-innen mit Parodien von/über Heinz Rühmann, Theo Lingen, Hans Moser und Hans Albers erfreute.4)  
Foto: Heinz Schenk mit Bembel anlässlich der 200. Sendung von "Zum Blauen Bock"; Foto mit freundlicher Genehmigung des Hessischen Rundfunks Copyright hr/Kurt Bethke Die Karriere als einer der beliebtesten Entertainer des "Deutschen Fernsehens" begann im Varieté und im Kabarett, bei Rundfunkveranstaltungen und Schlagerparaden unterhielt er mit Sketchen und Quiz-Spielen das Publikum. Mit Programmen wie "Heinzelmännchens Lachparade" oder "Frankfurter Spätlese" startete Schenk seine außergewöhnliche künstlerische Laufbahn.
Beim "Hessischen Rundfunk"1) wurde er vor allem durch die Hörfunk-Frühsendung "Frankfurter Wecker"1) rasch bekannt, ein Millionenpublikum erreichte er dann ab 1966 als hessisch babbelnder Äppelwoi-Wirt in der Unterhaltungssendung "Zum Blauen Bock", wo er nicht nur als Gastgeber fungierte, sondern als Autor, Ideenlieferant und Verseschmied die TV-Show maßgeblich prägte.
In den 1970er und 1980er Jahren gehörte der "Blaue Bock" zu den beliebtesten Sendungen im "Deutschen Fernsehen", zusammen mit der Wirtin Lia Wöhr brachte Heinz Schenk jahrzehntelang Stimmung in Deutschlands Wohnzimmer und erreichte zeitweise fast 20 Millionen Zuschauer/-innen. 

 
Foto: Heinz Schenk mit Bembel anlässlich der 
200. Sendung (24.08.1985) von "Zum Blauen Bock"
Foto mit freundlicher Genehmigung des "Hessischen Rundfunks" (Pressestelle);
© hr/Kurt Bethke
Mit einer Traum-Einschaltquote von 15,9 Millionen Zuschauern/-innen verabschiedete sich Heinz Schenk am 19. Dezember 1987 nach 21 Jahren und 134 Auftritten aus "Altersgründen". wie es hieß, von der Sendung, konzentrierte sich verstärkt auf Bühnenrollen und begeisterte vor allem im Frankfurter "Volkstheater"1) das Publikum. Hier gab er beispielsweise im Frühjahr 1987 (Premiere: 25.04.1987) sowie erneut im Frühjahr 1988 insgesamt mehr als 100 Mal in dem im Frankfurt des 19. Jahrhundert angesiedelten Schwank "Rendezvous im Palmengarten"5) von Adolf Stoltze1) den Witwer Bohneberger, der eine neue Frau sucht, die gleichzeitig Mutterersatz für seine beiden Kinder, Sohn Fritz (Andreas Walther-Schroth) und Tochter Julchen (Sabine Roller), sein soll. Bei einem Rendezvous im "Palmengarten"1) wartet dort die Witwe Wirbel (Liesel Christ) … "Heinz Schenk und Liesel Christ sorgen für jede Menge Lachnummern in dieser Verwechslungskomödie, die auch nach rund 150 Jahren nichts von ihrem Charme eingebüßt hat." notierte "Pidax Film", welche das Stück am 28. August 2015 auf DVD herausbrachte.
    
"Rendezvous im Palmengarten": Szenenfoto mit Heinz Schenk als Witwer Bohneberger; mit freundlicher Genehmigung von "Pidax Film", welche die Komödie am 28. August 2015 auf DVD herausbrachte "Rendezvous im Palmengarten": Abbildung DVD-Cover mit freundlicher Genehmigung von "Pidax Film", welche die Komödie am 28. August 2015 auf DVD herausbrachte
Szenenfoto mit Heinz Schenk sowie Abbildung DVD-Cover mit
freundlicher Genehmigung von "Pidax Film"

Bereits zur Spielzeit 1985/86 glänzte er während eines Tournee-Gastspiels als Alfred P. Doolittle, Vater von Eliza (Anja Kruse1)), in dem Musical "My Fair Lady"1), eine von Christian Wölffer (1942 – 2015) in Szene gesetzte Produktion, die Anfang März 1986 auch in der Frankfurter "Jahrhunderthalle"1) zu sehen war – unter anderem gab Lia Wöhr die Mrs. Pearce, Hausdame von Prof. Henry Higgins (Claudius Zimmermann; 1938 – 2021). Anlässlich seines 50-jährigen Bühnenjubiläums im März 1992 ehrte der "Hessische Rundfunk" den Volksschauspieler mit der Ausstrahlung des am "Volkstheater"1) von Wolfgang Kaus1) in Szene gesetzten Stücks "De Geizhals" (Premiere: 23.03.1991), der hessischen Version der Molière-Komödie "Der Geizige"1), in der Schenk mit der Titelrolle des geizigen Harpagon, Vater von Elise (Carine Huber) und Cléanthe (Steffen Wilhelm; * 1965), die Zuschauer/-innen belustigte. Weiterhin sah man unter anderem Wolff von Lindenau1) als Elises Liebhaber Valère und Hans Zürn1) als Harpagons Koch bzw. Kutscher Jacques. Diese Aufführung wurde ebenfalls von "Pidax Film" auf DVD veröffentlicht und gelangte am 18. August 2015 in den Handel → Besetzung bei volkstheater-frankfurt-chronik.de/Fotos.
    

"Der Geizhals": Szenenfoto mit Heinz Schenk (r.) als Harpagnon und Hans Zürn als Jacques; mit freundlicher Genehmigung von "Pidax Film", welche die Komödie am 18. August 2015 auf DVD herausbrachte

"Der Geizhals": Abbildung DVD-Cover mit freundlicher Genehmigung von "Pidax Film", welche die Komödie am 18. August 2015 auf DVD herausbrachte

Szenenfoto mit Heinz Schenk (r.) als Harpagnon und Hans Zürn als Jacques
sowie Abbildung DVD-Cover mit freundlicher Genehmigung von "Pidax Film"
Eine weitere Molière'sche Figur bzw. Paraderolle für Schenk war einmal mehr unter der Regie von Wolfgang Kaus der notorische Hypochonder Argan in der hessischen Fassung des Komödien-Klassikers "Der eingebildete Kranke"1) (Premiere: 01.04.1995), ebenfalls im Fernsehen gezeigt (1996) sowie in der Reihe "Pidax Theater-Klassiker" am 18. August 2015 auf DVD veröffentlicht; "Es gibt fast keine Krankheit, die er nicht hat. Zumindest glaubt er das: Argan ist nämlich ein notorischer Hypochonder und befolgt demnach auch alles, was ihm seine Ärzte – oder besser gesagt, die behandelnden Quacksalber – verordnen. Diese haben jedoch weniger die Genesung ihres Patienten als vielmehr die Vermehrung des eigenen Reichtums im Sinn und stellen dem gutgläubigen Familienvater horrende Rechnungen. Um dem fortan entgegenzuwirken, möchte der tyrannische Familienpatron Argan, dass seine Tochter Angelique (Corinne Huber) einen jungen Arzt (Steffen Wilhelm) heiratet. Die hingegen ist in Cléante (Andreas Walther Schroth) verliebt, der wiederum kein Mediziner ist. Das sorgt für allerlei Verwicklungen … (Quelle: "Pidax Film"; → Besetzung bei volkstheater-frankfurt-chronik.de/Fotos)
   
"Der eingebildete Kranke": Szenenfoto mit Heinz Schenk (Mitte) als der "eingebildete Kranke" Argan; mit freundlicher Genehmigung von "Pidax Film", welche die Komödie am 18. August 2015 auf DVD herausbrachte "Der eingebildete Kranke": Abbildung DVD-Cover mit freundlicher Genehmigung von "Pidax Film", welche die Komödie am 18. August 2015 auf DVD herausbrachte
Szenenfoto mit Heinz Schenk (Mitte) als der "eingebildete Kranke" Argan
sowie Abbildung DVD-Cover mit freundlicher Genehmigung von "Pidax Film"

Viel Applaus ernete auch sein "Datterich" nach der gleichnamigen Darmstädter Lokalposse1) von Ernst Elias Niebergall1) (Premiere: 05.04.1997; → Besetzung bei volkstheater-frankfurt-chronik.de/Fotos) und der Ludwig Sauerwein in der hessischen Version des heiteren Volksstücks "Das kleine Amtsgericht" von Otto Bielen1) (Premiere: 14.02.1998; → Besetzung bei volkstheater-frankfurt-chronik.de/Fotos) – ebenfalls beide inszeniert von Wolfgang Kaus1)): "Ludwig Sauerwein wäre gerne Richter geworden, hat es aber nur zu einem Gerichtssaalbesucher gebracht, der sich als Gerichtsdiener nützlich macht und nebenbei als Rechtsberater betätigt. Sauerwein wohnt bei der Delikatessenhändlerin Amanda Henninger (Ruth Kähler1)) und seine Sprechstunden hält er im benachbarten Café "Zur letzten Instanz" ab, dessen Besitzerin Appolonia Steuernagel (Anette Krämer; 1949–2017) ist. Mit den beiden Frauen hat Sauerwein seine Last – mal vertragen sie sich, dann streiten sie wieder. Er berät sie beide, aber die Damen halten sich nicht immer an seine Anweisungen, und daraus ergeben sich komische Situationen. Zwei weitere "Mandanten" sind Stadtstreicher, die eine geeignete Straftat suchen, um den Winter in einem geheizten Gefängnis verbringen zu können. Im Gerichtssaal geht es zu wie in einem "Königlich-Hessischen Amtsgericht". (Quelle: wunschliste.de/HR) – die TV-Ausstrahlung erfolgte 1999.
Einen letzten Bühnenauftritt hatte Schenk an der "Oper Frankfurt"1) in der von Peter Eschberg1) in Szene gesetzten Opéra bouffe "La Périchole"1) von Jacques Offenbach (Premiere: 16.05.1998), wo er die Sprechrolle des alten Gefangenen Marquis de Santarem übernahm. Sein Gastengagement am "Volkstheater" mit der Figur des Warenhändlers Ferdinand Hampelmann in der Frankfurter Lokalposse "Herr Hampelmann oder Die Landpartie nach Königstein" von Carl Malß1) musste Schenk aus gesundheitlichen Gründen während der Proben im April 1999 abbrechen.6) – Erich Walther1) sprang füt ihn ein → volkstheater-frankfurt-chronik.de.
Erwähnenswet ist zudem Schenks Regie-Arbeit, 1990 ging Schenk erfolgreich mit dem unverwüstlichen Schwank "Der Etappenhase"1) von Karl Bunje1) in der von ihm geschaffenen hessischen Fassung auf Tournee durch Deutschland und spielte zudem die Hauptrolle.
  
Der Abschied vom "Blauen Bock" bedeutete für Schenk jedoch keineswegs auch den Abschied vom Fernsehen, auf dem Bildschirm war er weiterhin als Schauspieler und Entertainer präsent. So erlebte man ihn beispielsweise als den nörgelnden Pauschaltouristen Frührentner Konrad Abs in Dieter Wedels1) Dreiteiler "Wilder Westen, inclusive"1) (1988), in der ARD präsentiete er die 30-minütige, nachmittägliche Talk-Spiel-Show "Atoll"5) (1989/90), ein Jahr später lief die Kurz-Satiren "Der Knodderer" an. Auf der Kinoleinwand mimte er in dem Kassenschlager "Kein Pardon!"1) (1993) von (Regie) und mit Hape Kerkeling1) den hessisch babbelnden, abgehalfterten, jähzornigen Heinz Wäscher, der die TV-Show "Witzigkeit kennt keine Grenzen" moderiert – sein Auftrittslied "Witzischkeit kennt keine Grenzen" erschien zugleich als Single und Maxi-Single auf Schallplatte sowie als CD. Im Februar des selben Jahres feierte Heinz Schenk mit der ganz ähnlich wie "Zum blauen Bock" konzipierten Unterhaltungssendung "Fröhlich eingeSchenkt"5) sein vielbeachtetes Comeback als Showmaster sowie als Ideengeber und Autor. Die Show mit Musik und Prominenten-Smalltalk wurde so erfolgreich, dass die anfänglich Donnerstags ausgestrahlte Sendung ab Februar 1994 zur großen Samstag-Abend Unterhaltung avancierte, am 16. November 1996 flimmerte die 16. und letzte Ausgabe über die Bildschirme. Im Frühjahr 1996 hatte er sich noch einmal in einer Kino-Produktion gezeigt, wirkte als Fritz Schuster, Vater des hoch verschuldeten Frankfurter Bauunternehmers Dr. Jochen Schuster (Ulrich Mühe), in der von Carlo Rola1) gedrehten Satire "Peanuts – Die Bank zahlt alles"1) mit (Kinostart: 21.03.1996). Eine seiner letzten Arbeiten war der Zeichentrickfilm "Werner – Gekotzt wird später!"1) (2003) um die Comicfigur "Werner"1) von Rötger Feldmann1) alias "Brösel", in dem er die verschrobene, hessische "Tankstellen-Omi" sprach.
  
Schenk schrieb die Texte zu weit über 800 Lieder, mit seinen Hits wie "Es ist alles nur geliehen" (erstmals vorgetragen 1978 im "Blauen Bock"), "Alles kann der Mensch sich kaufen – nur keine Zeit", "Wir sind alles Marionetten" oder dem ARD-Fernsehlotterie1)-Song "Gib dem Glück eine Chance" machte Schenk auch als Sänger Furore. Den Text zu dem Stimmungslied "Heut ist Karneval in Knieritz an der Knatter", das in den 1970er und 1980er Jahren von Ernst H. Hilbich regelmäßig jedes Jahr zur Karnevalszeit im "Blauen Bock" gesungen wurde, schrieb er jeweils neu um. Künstler wie beispielsweise Heino profitierten von Schenks Talent als Texter.
Der Beliebtheitsgrad von Heinz Schenk lässt sich an zahlreichen Auszeichnungen ablesen, die der "Hesse der Nation" im Verlaufe seiner Karriere erhielt: So wurde ihm unter anderem am 18. Februar 1970 ein Bronzener "Bambi"1) überreicht, 1983 die "Hermann-Löns-Medaille"1) (Ehrenmedaille in Gold), seit 1984 war Heinz Schenk Träger des "Bundesverdienstkreuzes l. Klasse"1) und 1990 würdigte man sein Lebenswerk mit einem "Ehren-Bambi". Am 9. Dezember 1999 konnte er den "Hessischen Verdienstorden"1) entgegennehmen. Dass er 1988 mit dem "Hessischen Apfelweinpreis" der "Arbeitsgemeinschaft Hessische Apfelweinstraße"1) geehrt wurde, verstand sich im Grunde von selbst.
 
Der Gartenfreund und Hobbyfotograf Heinz Schenk veröffentlichte 1990 seine Erinnerungen unter dem Titel "Die Sanduhr des Lebens"; vier Jahre zuvor war von ihm "Das große Heinz Schenk-Buch" auf den Markt gekommen. Weitere Buchveröffentlichungen sind unter anderem "Daran hätten Oma und Opa nie gedacht!" (1965) und "Der Witz der Hessen" (1982).
Foto: Heinz Schenk, der 2006  unter die zehn "Größten Hessen" gewählt wird. Foto mit freundlicher Genehmigung des Hessischen Rundfunks Copyright hr In seinen letzten Lebensjahren zog sich Schenk altersbedingt ins Privatleben zurück und wohnte in Wiesbaden-Naurod1); dort starb er am 1. Mai 2014 im Alter von 89 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls. Die letzte Ruhe fand er am 15. Mai 2014 im Beisein engster Freunde in einem Doppelgrab auf dem Nauroder Friedhof neben seiner Ehefrau Gerti, die wenige Monate zuvor am 14. Dezember 2013 im Alter von 85 Jahren von ihm gegangen war → Foto der Grabstätte bei knerger.de.
Das kinderlose Paar hatte 1951 geheiratet und war seit 62 Jahren unzertrennlich gewesen.
"2025 wurde sein Grab von der Stadt Wiesbaden zum Ehrengrab1) erhoben; diese Ehrung gilt bis zum Jahre 2044." notiert Wikipedia. 
 
Foto: Heinz Schenk, der 2006 unter die zehn
"Größten Hessen" gewählt wird.
Foto mit freundlicher Genehmigung des
"Hessischen Rundfunks" (Pressestelle); © hr
Der populäre Entertainer, Schauspieler, Sänger und Autor hinterließ ein Millionenvermögen. Wikipedia (Stand: 11.06.2025) vermerkt: "Nachlassverwalter ist Horst Klemmer aus dem niedersächsischen Oldenburg1), persönlicher Freund und 40 Jahre lang Manager von Heinz Schenk. Er wurde zu Lebzeiten Schenks dazu bestimmt, eine "Heinz-Schenk-Stiftung" zu gründen und zu leiten, die aus dem Nachlass gespeist wird. Diese soll sich um die finanzielle Unterstützung junger Musiker und anderer Bühnenkünstler beim Karrierestart kümmern. Schenks Wohnhaus in Wiesbaden, in dem das kinderlose Ehepaar 45 Jahre lebte, wurde zugunsten der Stiftung verkauft. Teile des Nachlasses (Bekleidung) wurden im Rahmen der Flüchtlingskrise in Europa 20151) für Flüchtlinge in Oldenburg dem Präsidenten des "DRK-Landesverbandes Oldenburg"1), Dieter Holzapfel1), übergeben. Zugunsten der Stiftung fand im August 2016 eine Versteigerung von über 9.000 Positionen aus dem Nachlass statt. Im ehemaligen Wohnhaus des Ehepaars wurde die gesamte Wohnungseinrichtung versteigert, darunter auch Schenks Audio- und Videoequipment, mehrere Bembel1) und zwei "Bambis"1). Das Wohnhaus wurde 2018 abgerissen und das Grundstück mit zwei Zeilen Reihenhäusern bebaut."
 
Das vom "Hessischen Rundfunk"1) (hr) und "Südwestrundfunk"1) (SWR) produzierte, von Henriette von Hellborn und Sven Waskönig gedrehte, 60-minütige Filmportrait "Der 20 Millionen Mann – Entertainer Heinz Schenk"5) , in dem Schenks Leben und Karriere beleuchtet wurde, gelangte erstmals am 10. Dezember 2024 anlässlich des 100. Geburtstages (11.12.2024) des legendären, vielseitigen Künstlers zur Ausstrahlung. "Die Dokumentation bietet nicht nur Archivperlen: Prominente wie der Mainzer Kabarettist Tobias Mann, Popkultur-Autor Jonas Engelmann1), Kriegsgenerations-Expertin Sabine Bode1) und Heinz Schenks "Ziehtochter" Margit Sponheimer1) würdigen den Entertainer aus heutiger Sicht, setzen sich aber auch kritisch mit seiner Form des Humors auseinander, offenbaren den Privatmann hinter dem Showmaster." kann man bei www.ardkultur.de lesen.
Bereits zehn Jahre, zuvor am 10. Dezember 2015, erinnerte der "Hessische Rundfunk" in seinem 3. Programm mit der 45-minütigen Dokumentation "Heinz Schenk – ganz persönlich!"5) von Monika Kullmann an den großen Heinz Schenk. "Moderator Holger Weinert1), der Heinz Schenk viele Jahre kannte, und Margit Sponheimer, eine der engsten Freundinnen, stellen den Menschen Heinz Schenk vor." (…) Der Film "ist eine sensible, aber vor allem unterhaltsame Hommage an einen Menschen, den seine Erfahrungen aus der Kindheit prägten und der doch niemals seinen Humor verlor." (Quelle: fernsehserien.de bzw. hr-fernsehen)

Quelle: Wikipedia,whoswho.de sowie
frankfurter-personenlexikon.de (Autorin: Sabine Hock1)sabinehock.de)
Filmografie bei der Internet Movie Database

Fremde Links: 1) Wikipedia, 3) wiesbaden.de, 5) fernsehserien.de
Quelle: 2) Wikipedia bzw. frankfurter-personenlexikon.de, 4) Wikipedia (abgerufen: 09.08.2025)
6) frankfurter-personenlexikon.de

 
Foto: Lia Wöhr als Putzfrau Frau Siebenhals bei den "Hesselbachs"; Foto mit freundlicher Genehmigung des Hessischen Rundfunks Copyright hr Lia Wöhr wurde am 26. Juli 1911 als älteste Tochter des Bäckermeisters Karl Wöhr (1887 – ?) und dessen Ehefrau Maria Catharina (1889 – 1973) in Frankfurt-Rödelheim1) geboren, wuchs mit ihren jüngeren Geschwistern Karl (1914 – 1986, und Ella Katharina (1918 – 1994) im Gallusviertel1) auf. 
     
Foto: Lia Wöhr als Putzfrau Frau Siebenhals bei den "Hesselbachs"
Foto mit freundlicher Genehmigung des "Hessischen Rundfunks"
© Kurt Bethke/ hr
Nach dem Besuch der Frankfurter "Hellerhofschule" (1918–1920), ging sie auf das Lyzeum1) "Viktoriaschule" (1920–1925; heute "Bettinaschule"1)), und anschließend bis zur so genannten "Mittleren Reife"1) auf die "Westend-Mittelschule" (1925–1927); daneben erhielt sie eine Ballettausbildung in der "Ballettschule Bensler" (1924–1927), da sie ursprünglich Tänzerin werden wollte.2)
Ab 1927 studierte sie nach dem Besuch eines Lyzeums ab 1927 Musik und Schauspiel an "Dr. Hoch's Konservatorium"1) in Frankfurt und nahm außerdem Gesangsunterricht. "Sie wurde unter anderem von Ellen Daub1) und Mathilde Einzig1) im Rollenstudium, von Helene Mayer1) im Fechten und von Eberhard Beckmann1) in Kunstgeschichte unterrichtet und am 31. August 1929 "als bühnenreif entlassen". Direkt anschließend trat Wöhr ihr erstes Engagement am "Stadttheater" in Halberstadt1) (1929–1933) an, wo sie als Schauspielerin im Fach der "jugendlichen Naiven" verpflichtet, aber bald vor allem als Soubrette und Tänzerin beliebt war. Nachdem sie schon in Halberstadt häufiger die Einstudierung von Tänzen für Operetten-Inszenierungen übernommen hatte, wandte sie sich im Sommer 1933 zunächst nach Berlin, um die Prüfung zur Ballettmeisterin abzulegen. Nach kurzen Engagements als Schauspielerin, Sängerin, Tänzerin und Tanzleiterin am "Grenzlandtheater Obererzgebirge"1) in Annaberg1) (1933/34) und am "Kur- und Stadttheater" in Bad Helmstedt1) (1934) arbeitete sie eine Spielzeit lang an verschiedenen Bühnen in Berlin, als Soubrette in Operetten (u. a. am "Theater in der Innenstadt", dem früheren "Thalia-Theater"1), Dezember 1934), aber auch als Tänzerin in einem Zirkus."2) Zurück in ihrer Geburtsstadt, erhielt sie zur Spielzeit 1935/36 ein Engagement als Chargendarstellerin am "Schauspiel Frankfurt"1), wechselte dann wegen wenig befriedigender Rollen an die "Oper Frankfurt"1), mit dem Ziel "Opernregie" vor Augen. Es wurde ein "steiniger Weg", Wöhr lernte von der "Pike auf", betätigte sich als Soffleuse, "studierte Komposition, Klavier und Dirigieren bei Bertil Wetzelsberger1) und Franz Konwitschny an der "Musikhochschule"1), und an den "Städtischen Bühnen"1) erhielt sie intern Unterricht in Dekoration und Kostümkunde durch Ludwig Sievert1) sowie in Bühnentechnik und Beleuchtung durch Walter Dinse (1892 – 1946), den technischen Direktor der "Städtischen Bühnen". Ihr Debüt als Choreografin gab sie im Sommer 1937, als sie die Tänze für den Schwank "Die Juxbraut" von Toni Impekoven/Carl Mathern1) am "Schauspielhaus"1) einstudierte, und im selben Jahr war sie als Tänzerin bei den "Römerberg-Festspielen"1) eingesetzt. Im Weihnachtsmärchen des "Opernhauses" 1937/38 spielte sie die Hauptrolle der Goldmarie in "Goldmarie und Pechmarie", einer opulenten Bühnenfassung von "Frau Holle"1) nach den Brüdern Grimm1)."2)
Während des 2. Weltkriegs stagnierte ihre Karriere, sie arbeitete einmal mehr als Souffleuse, betätigte sich unter anderem als Regieassistentin und Bühnen-Inspizientin, trat mit heiteren Beiträgen sowie Chansons in bunten Programmen des Rundfunks sowie bei der Truppenbetreuung auf. Das Kriegsende erlebte sie im nordhessischen Grebendorf1), Ende Juni 1945 kehrte sie nach Frankfurt/M bzw. die "Städtischen Bühnen" zurück.
  
Aufgrund ihres am 6. Juni 1940 erfolgten Eintritts in die "NSDAP"1) wurde sie vom amtierenden Bürgermeister aus dem städtischen Dienst entlassen sowie von der US-amerikanischen Militärregierung zunächst mit einem Berufsverbot belegt. Nachdem eine Spruchkammer sie als "Mitläuferin" eingestuft und Wöhr 1.000 Reichsmark als Sühne gezahlt hatte, erhielt sie von der örtlichen Militärregierung im Januar 1947 die Zulassung als Schauspielerin und Lehrerin für dramatischen Unterricht. Sie wandte sich erneut dem Regiefach zu, betätigte sich zudem als Conférencière und Alleinunterhalterin, kreierte das "Hessenmädchen" in oberhessischer Tracht. Eberhard Beckmann1) (1905 – 1962), damaliger Leiter von "Radio Frankfurt" sowie bald erster Intendant des nun als "Hessischer Rundfunks"1) (HR) firmierenden Senders,  holte sie zum Rundfunk, wo sie sich mit dieser Figur regelmäßig bei den "Öffentlichen Bunten Nachmittagen" präsentierte.
Populär wurde Lia Wöhr vor allem mit der von Wolf Schmidt entwickelten Hörspielreihe um "Die Hesselbachs"1) ("Familie Hesselbach"1), "Prokurist a. D. Hesselbach, Büro für Lebensberatung"1), "Hesselbach GmbH"1)), wo sie von der zweiten bis zur 77. letzten Folge zwischen 1949 und 1956 die "Mamma Hesselbach" sprach, Wolf Schmidt selbst übernahm die Rolle des Vaters Karl Hesselbach. Sofie Engelke hörte man als Tochter Anneliese und Joost Siedhoff als Sohn Willy, den auch später in der TV-Serie spielte.
1956 wurde Wöhr beim "Hessischen Rundfunk" als erste Frau (ein Novum) Programm-Produzentin für das Fernsehen und produzierte unter anderem ab 1960 die nun für das Fernsehen konzipierte erfolgreiche Familienserie "Die Firma Hesselbach" gefolgt von "Familie Hesselbach", stand darin selbst als die hessisch babbelnde Putzfrau Siebenhals vor der Kamera. Bereits seit Herbst 1955 hatte sich Lia Wöhr als Putzfrau in der von Hans Hellhoff1) moderierten, alle 14 Tage Samstags ausgestrahlten HR-Unterhaltungssendung "Auf ein frohes Wochenende" hervorgetan und als Putzfrau Hippenstiel über 500 Folgen lang weggeworfene Schallplatten aus dem Papierkorb geklaubt – selbstverständlich mit entsprechend spitzzüngigen Kommentaren.

Lia Wöhr, die Produzentin der "Hesselbach"-Serie",
mimte die Raumpflegerin Frau Siebenhals.
Foto mit freundlicher Genehmigung des
"Hessischen Rundfunks" (Pressestelle); © hr

Foto: Lia Wöhr, die Produzentin der "Hesselbach"-Serie", mimte die Raumpflegerin Frau Siebenhals. Foto mit freundlicher Genehmigung des Hessischen Rundfunks Copyright hr
Als Produktionsleiterin fungierte sie zudem bei den Kinofilmen "Die Familie Hesselbach"3) (1954), "Die Familie Hesselbach im Urlaub"4) (1955), "Das Horoskop der Familie Hesselbach"3) (1956) und "Herr Hesselbach und die Firma"5) (1956) von (Regie/Drehbuch/Produktion) und mit Wolf Schmidt (Vater Hesselbach) sowie Else Knott1) (Mutter Hesselbach); in den ersten drei Streifen tauchte sie zudem als die böse Nachbarin Frau Bickelberg auf. "Mit dem Flop eines fünften Films, diesmal ohne die "Hesselbachs" (1957, "Der ideale Untermieter5)), worin Wöhr die Produktionsleitung dem ambitionierten Schmidt selbst überließ und "nur" als Darstellerin der Haushälterin Isolde mitwirkte, endete der Ausflug ins Filmgeschäft für Schmidt und sein Team."2)filmreporter.de 
Seit 1959 beim "Hessischen Rundfunk" fest angestellt, zeichnete sie als Produzentin verantwortlich für ambitionierte Sendungen wie "Der Feuervogel"1) von Igor Strawinsky1) und "Johannes-Passion" von Johann Sebastian Bach1) oder für Unterhaltungsformate wie "Acht nach 8"1) (1973) mit Hans-Joachim Kulenkampff und die anfangs (1974–1979) von Frank Elstner1), gefolgt Reinhard Mey1) (3 Ausgaben) sowie Sigi Harreis1) (1980–1996) präsentierte Schnellrate-Show "Die Montagsmaler"1), wo sie mitunter (1976, 1981, 1982) auch selbst auftrat. Darüber hinaus war sie jahrelang als Produzentin für die deutschen Vorentscheidungen zum "Grand Prix Eurovision de la Chanson" (heute: "Eurovision Song Contest"1)) zuständig.
Ungeheure Popularität erlangte Lia Wöhr aber vor allem ab 1966 als freundliche "Wirtin" des "Blauen Bocks" und blieb dieser Unterhaltungssendung, die sie ab 1970 zudem produzierte,  auch nach ihrer Pensionierung (1976) bis zum Schluss treu.
  
Neben ihrer umfangreichen Arbeit für das Fernsehen und sonstige Aktivitäten stand Lia Wöhr seit Mitte der 1970er häufig am Frankfurter "Volkstheater"1) auf der Bühne, so gab sie beispielsweise zur Spielzeit 1976/77 die Gärtnerin Frau Funk in der Lokalposse "Alt-Frankfurt"1) von Adolf Stoltze1) mit unter anderem Liesel Christ (Premiere: 19.10.1976; → volkstheater-frankfurt-chronik.de): "Frankfurt, um 1860. Der Main trennt die unterschiedlichen Gesellschaftskreise: In der Altstadt wohnt die bürgerliche Klasse, während in Sachsenhausen die arbeitende und ärmere Schicht zu Hause ist. Was aber, wenn ein Sohn aus gutem Hause sich in die Tochter einer Marktfrau verliebt? Heinrich Muffel (Toni Mag), Abkömmling einer wohlsituierten Kaufmannsfamilie (Erich Walther/(Josefine Klee-Helmdach1)), muss sich diese Frage stellen. Er hat sich nämlich in Lorchen Funk (Irene Rohde), deren Mutter (Lia Wöhr) eine einfache Gemüsegärtnerin ist, verliebt. Das sorgt nicht nur für Komplikationen, sondern auch für helle Aufregung, zumal Heinrichs Vater Hieronymus schon ganz andere Pläne für seinen Sohn geschmiedet hat … (Quelle: "Pidax Film", welche das Stück am 18. August 2015 im Rahmen der Reihe "Pidax Theater-Klassiker" auf DVD herausbrachte)

   
"Alt-Frankfurt": Abbildung DVD-Cover mit freundlicher Genehmigung von "Pidax Film", welche das Stück am 18. August 2015 auf DVD herausbrachte "Alt-Frankfurt": Szenenfoto mit Lia Wöhr (r.) als Frau Funk und Irene Rohde als Tochter Lorchen; mit freundlicher Genehmigung von "Pidax Film", welche das Stück am 18. August 2015 auf DVD herausbrachte
Abbildung DVD-Cover sowie Szenenfoto mit Lia Wöhr (r.) als Frau Funk und Irene Rohde als Tochter Lorchen
Mit freundlicher Genehmigung von "Pidax Film"
Weitere Fotos bei  volkstheater-frankfurt-chronik.de

Man sah sie als Tante des Konfirmanden Fritz (Peer Schum) in "Schweich, Bub!", der hessischen Fassung des Volksstücks "Schweig, Bub!"1) von Fitzgerald Kusz1)  (Premiere: 26.10.1977; → volkstheater-frankfurt-chronik.de) mit Liesel Christ (Mutter), Dieter Schmiedel1) (Vater und Walter Flamme1) (Onkel). Als Putzfrau Lilli Pieper erfreute sie das Publikum in der Krimikomödie "Keine Leiche ohne Lilli"6) ("Busybody") von Jack Popplewell1) in der Übersetzung von Christian Wölffer (1942 – 2015) mit Walter Born als Kommissar Josef Vilgrader (Premiere: 13.01.1979; → volkstheater-frankfurt-chronik.de/Fotos), glänzend ihre Abby Brewster, mordlustige Schwester von Martha (Josefine Klee-Helmdach1)) in dem Klassiker des schwarzen Humors "Arsen und Spitzenhäubchen"7) ("Arsenic and Old Lace") von Joseph Kesselring1) (Premiere: 07.03.1981, → volkstheater-frankfurt-chronik.de) sowie die Anna Maria Gärtner (im Original: Mary-Anne Carter) in der Komödie "Zwei ahnungslose Engel"6) von Erich Ebermayer1), erneut an der Seite von Josefine Klee-Helmdach in der Rolle von Annas Schwester Helene Luise   (Premiere: 09.10.1982; → volkstheater-frankfurt-chronik.de/Fotos). Ihre Handschrift als Regisseurin hinterließ sie bei dem Lustspiel mit Gesang "Herr Hampelmann in Eilwagen" von Carl Malß1), in der Bearbeitung von Wendelin Leweke1), aufgeführt seit der Premiere am 5. Mai 1979 auf der Freilichtbühne im Innenhof des "Dominikanerklosters"1), mit Erich Walther1) als Warenhändler Ferdinand Hampelmann und Liesel Christ als Madame Hampelmann → volkstheater-frankfurt-chronik.de.
Zudem wirkte Lia Wöhr seit Ende der 1970er Jahre beim Tourneetheater "Theater unterwegs", brillierte hier unter anderem 1979/80 mit der Titelrolle der schrulligen Amelia Sunshine in der Komödie "Guten Abend, Mrs. Sunshine"6) ("Goodnight Mrs. Puffin") von Arthur Lovegrove, welche in einer Aufzeichnung aus dem Kölner "Theater am Dom"1) auch im Fernsehen gezeigt wurde; Anneliese Uhlig und Friedrich Schoenfelder gaben das Ehepaar Fordyce bzw. die Eltern von Jacqueline (Wega Jahnke1)) → IMDb. In dem Schauspiel "Sturm im Wasserglas"1) von Bruno Frank1) begeisterte sie 1981 als die gutmütige Blumenfrau Frau Vogl, welche die Steuer für ihren Hund nicht mehr bezahlen kann, nichts von der großen Politik versteht, aber das Herz auf dem rechten Fleck hat.  Eine weitere schöne Rolle war 1990 die der alten Bobbi, genannt "Bibbo", das "Mädchen für alles" in dem Volksstück "Katharina Knie"1) von Carl Zuckmayer1).
  
Die Fernsehzuschauer/-innen erlebten sie neben ihren regelmäßigen Auftritten bei den "Hesselbachs" sowie ihrer "Parade-Rolle" der "Blauen Bock"-Wirtin unter anderem mehrfach mit kleineren Parts in dem Dauerbrenner "Tatort", so als Wurstverkäuferin in "Der Fall Geisterbahn"1) (1972) mit Klaus Höhne als KHK Konrad1), als Adoptivmutter des Kriminellen Dieter Stroess (Heinz Werner Kraehkamp1)) in "Zürcher Früchte"1) (1978) mit Heinz Treuke1) als KHK Bergmann1), sowie in den Krimis mit Karl-Heinz von Hassel als KHK Edgar Brinkmann1) als Putzfrau in "Schmerzensgeld"1) (1985), als Frau Berger in "Automord"1) (1986), als Frau Habel in "Rikki"1) (1991) und als Schwester des Hausmeisters in "Der Rastplatzmörder"1) (1994).
In dem von Fritz Umgelter1) nach dem Historienroman von Sandra Paretti1) gedrehten Dreiteiler "Der Winter, der ein Sommer war" (1976) zeigte sie sich als Korbmacherin,  in der Adaption "Kaiserhofstraße 12" (1980) nach dem autobiografischen Roman von Valentin Senger1) mit Christoph Eichhorn1) als der ältere Valentin mimte sie eine aufgeregte Frau. Mit kleineren Episodenrollen war sie immer mal wieder in populären Serien präsent, sei es als Kioskbetreiberin Lydia in "Anruf aus Marrakesch"4) (1987) aus "Die Wilsheimer"1), als Frau Konsulin Schrill-Beben in "Kaffee und Köterspeise" (1989) aus "Kasse bitte!"4), als Frau Waldeck in "Am Busen der Natur" (1990) aus "Der Millionenerbe"1), als Tante Betty in "Auf den Hund gekommen"4) (1991) aus "Der Hausgeist"1) oder als Brezelverkäuferin in "Verlorene Zärtlichkeit"4) (1992)  aus "Diese Drombuschs"1).

Die Schauspielerin, Regisseurin und Produzentin Lia Wöhr wurde im Verlaufe ihrer Karriere mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, so erhielt sie unter anderem 1982 das "Bundesverdienstkreuz 1. Klasse"1), 1984 den nach dem Mundartdichter Friedrich Stoltze1) benannten "Friedrich-Stoltze-Preis"1) und 1992 den "Hessischen Verdienstorden"1); seit 1988 war sie Ehrenbürgerin der Stadt Oberursel1), wo sie bis  zuletzt lebte. Die Stadt Frankfurt benannte nach einer Anregung der Partei "DIE GRÜNEN"1) im Ortsbeirat 1 den Platz an der Kreuzung von "Frankenallee" und "Kölner Straße" in ihrem Heimatstadtteil Gallus1) nach ihr und stellte dort – in der Nähe ihres Geburtshauses – einen 2001 vom "Hessischen Rundfunk" gestifteten Gedenkstein mit Bronzetafel auf. Ebenso wurde, noch zu Lebzeiten, ein öffentlicher Weg zu ihrem Haus in Weißkirchen nach ihr benannt ("Lia-Wöhr-Weg"). Lia Wöhr war auch Ehrenmitglied der "Freiwilligen Feuerwehr" Oberursel-Weißkirchen.3)

Bronze-Relief von Lia Wöhr am
"Lia Wöhr Platz" im Frankfurter "Gallusviertel"
Urheber/Fotograf: Wikimedia-User Peng
Lizenz: CC BY-SA 3.0
Quelle: Wikimedia Commons

Bronze-Relief von Lia Wöhr am "Lia Wöhr Platz" im Frankfurter "Gallusviertel"; Urheber/Fotograf: Wikimedia-User Peng; Lizenz: CC BY-SA 3.0; Quelle: Wikimedia Commons
Die "eingefleischte Junggesellin" Lia Wöhr starb am 15. November 1994 im Alter von 83 Jahren in Weißkirchen1), einem Stadtteil von Oberursel. Die letzte Ruhe fand sie in einem Familiengrab auf dem dortigen Friedhof → Foto der Grabstelle bei Wikimedia Commons sowie knerger.de.
Dem breiten Publikum ist Lia Wöhr vor allem als forsch-resolute Wirtin des "Blauen Bocks" in nachhaltiger Erinnerung geblieben, doch sie war sehr viel mehr – Operetten-Soubrette, Kabarettistin, Souffleuse, Conferencière, Alleinunterhalterin, Hörfunksprecherin, internationale Opernregisseurin und preisgekrönte Fernsehproduzentin. Ihre Erinnerungen, aufgeschrieben von Wendelin Leweke1), veröffentlichte sie kurz vor ihrem Tod unter dem Titel "Meine Welt ist ein großes Theater".

Quelle: Wikipedia, babbahesselbach.de sowie frankfurter-personenlexikon.de2)
Filmografie bei der Internet Movie Database

Fremde Links: 1) Wikipedia, 3) filmportal.de, 4) fernsehserien.de, 5) filmdienst.de, 6) theatertexte.de, 7) fischer-theater.de
Quelle: 2) frankfurter-personenlexikon.de (Autoren: Sabine Hock1)sabinehock.de)/Reinhard Frost in "Frankfurter Biographie 2" (1996, S. 570f.),
3) Wikipedia (abgerufen 06.02.2012)

 
Reno Nonsens wurde am 3. April 1919 als Regnauld Seyfarth in Straßburg1) (Elsass1)) geboren und kam bereit mit sechs Jahren zusammen mit seinen Eltern nach Frankfurt/M1).
1939 absolvierte er an der "Wöhlerschule"1) die Reifeprüfung und besuchte eine Klavier- und Schauspielklasse an "Dr. Hoch's Konservatorium"1). Nach einer Lehre als Gerber in Freiberg1) wurde er zum Kriegsdienst eingezogen. Nach seiner Entlassung studierte er Wirtschaftswissenschaften in Frankfurt, Straßburg und Freiburg bis zum Abschluss als Diplom-Volkswirt.2)
Beim Frankfurter Kabarett-Theater "Die Schmiere"1), welches er 1950 gemeinsam mit Rudolf Rolfs1) (1920 – 2004) gründete, brachte er fast 40 Jahre lang als hessisch babbelnder und schlecht gelaunter Kleinbürger die Leute zum Lachen.
Foto: Fester Bestandteil der Äppelwoi-Wirtschaft "Zum Blauen Bock": Wirt, Wirtin, Pikkolo und Oberkellner Reno Nonsens (rechts); Foto mit freundlicher Genehmigung des Hessischen Rundfunks Copyright hr Im "Blauen Bock" mimte Nonsens als nörgelnder Kellner den Pausenclown und war fester Bestandteil der Sendung. Besonders Wirtin Lia Wöhr brachte er meist zur schieren Verzweiflung und fast jeder Sketch endete mit Lia Wöhrs Ausruf "Also, Herr Noooonsens…".
 
Fester Bestandteil der "Äppelwoi"-Wirtschaft
"Zum Blauen Bock": Wirt (Heinz Schenk), Wirtin (Lia Wöhr),
Pikkolo und "Oberkellner" Reno Nonsens (rechts)
Foto mit freundlicher Genehmigung des
"Hessischen Rundfunks" (Pressestelle); © hr
Zu seinen seltenen Auftritten außerhalb des "Blauen Bocks" zählten 1966/67 einige Episoden der legendären Serie "Die Firma Hesselbach", wo er sich als Pförtner zeigte, bereits in dem Kinostreifen "Herr Hesselbach und die Firma"3) (1956) gehörte er als technischer Leiter Zimmermann zur Besetzung. Weiterhin zu nennen ist seine Mitwirkung in der von Sven Severin unter anderem mit Peter Pasetti und Hanne Wieder gedrehten TV-Komödie "Liebe, Tod und Heringshäppchen"3) (1979), in dem von Rolf Siber1) in Szene gesetzten Kinofilm "Kassensturz"1) (1984) tauchte er neben Protagonist Christoph M. Ohrt1) als Marschalek auf.
In Absprache mit Heinz Schenk verließ Reno Nonsens Anfang der 1980er Jahre die populäre Unterhaltungs-Show, um sich wieder verstärkt Aufgaben am Theater bzw. beim Kabarett "Die Schmiere" zu widmen, letztmalig in seiner Funktion als "Oberkellner" trat er am 23.Mai 1981 in der aus Bürstadt1) gesendeten 175. Ausgabe auf – dies bedeutete zugleich das Ende der Fernsehkarriere des Komikers. In der allerletzten Ausgabe der Sendereihe am 19. Dezember 1987 konnte man ihn noch einmal sehen – er wurde als Publikumsgast von der Kamera eingefangen.4)
1990 nahm er mit dem Programm "Rolfs und Nonsens räumen das Lager" seinen Abschied von der Bühne.2)
Reno Nonsens starb am 27. September 2001 im Alter von 82 Jahren in Frankfurt/Main; über sein Privatleben ist derzeit nichts bekannt.
 
Die "Die Tageszeitung"1) ("taz", 28.11.1994) schrieb unter anderem: "Durch seine singuläre Medienerscheinung in "Zum Blauen Bock" grub Nonsens eine unlöschbare Spur in die Erinnerung der nationalen Fernseh-Erinnerung. (…) Der notorische Miesepeter mit dem grantigen Gesichtsausdruck und den patzigen Bemerkungen. Alle waren fröhlich, heiter, unbeschwert. Nur ER nicht. Für ihn gab es immer etwas zu maulen. Ist es daher übertrieben zu sagen, daß "Zum Blauen Bock", dieses Urgestein deutscher Fernsehunterhaltung, dieses "Senioren-Punkfernsehen", sich in Wahrheit nur um Reno Nonsens herum als (exzentrisches) Zentrum organisiert hat? Ist es übertrieben zu sagen, daß man stets auf seinen Auftritt gewartet hat, fiebrig, so wie man auf Alfred Hitchcocks1) Erscheinen in dessen Filmen gewartet hat (so daß: Hitchcock sich später dazu entschloß, ganz am Anfang aufzutreten, damit die Aufmerksamkeit der Zuschauer nicht weiter abgelenkt würde)?" → taz.de

Siehe auch Wikipedia
Filmografie bei der Internet Movie Database

Fremde Links: 1) Wikipedia, 3) filmdienst.de
Quelle: 2) Wikipedia (abgerufen 06.02.2012)
4) Die bei der IMDb ausgewiesene Mitwirkung als Kellner nach Mai 1981 ist unrichtig.

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