Benny Goodman wurde am 30. Mai 1909 als Benjamin David Goodman und neuntes Kind jüdischer Einwanderer aus Russland, die vor den dortigen Pogromen geflohen waren, in Chicago geboren. Sein Vater David Goodman (1873 – 1926), der in Russland Schneider gewesen war, musste seine Familie in Amerika mit harter Arbeit in Schlacht- und Viehhöfen durchbringen und zusammen mit seinen zwölf Geschwistern wuchs der junge Benjamin in ärmlichen Verhältnissen im jüdischen Chicagoer Ghetto auf. Schon mit neun Jahren machte der spätere "King of Swing" erste Übungen auf der Klarinette, erhielt mit Unterstützung seiner Eltern David and Dora Goodman (1873 – 1964) wie einige seiner Brüder Musikstunden in der örtlichen "Kehelah-Jacob-Synagoge", nicht zuletzt weil die Eltern glaubten, dass dies ein Weg aus der Armut sein könnte.
Als seine Eltern das musikalisches Talent ihres Sohnes erkannten, schickten sie ihn zum "Hull House", einer sozialen Organisation, wo er seine Studien fortsetzen konnte. Später ermöglichten sie ihm ab 1919 eine 2-jährige Ausbildung bei dem Klassiklehrer Franz Schoepp vom "Chicago Symphony Orchestra". Als sein Vater starb, musste der vierzehnjährige Junge zum Lebensunterhalt der Familie beitragen, verließ die Schule und spielte als professioneller Musiker auf Ausflugsdampfern des Michigansees sowie in örtlichen Nachtclubs. Mit 16 Jahren kam er dann zu der Band von Art Kassel1) (1896 – 1965), anschließend zum Bandleader und Drummer Ben Pollak1) (1903 – 1971), wo er sich zwischen 1925 und 1929 in dessen Ensemble als Klarinettist einen Namen machte; sein erstes auf Schallplatte veröffentlichtes Solo "He's the Last Word" mit der Pollack-Band erschien 1926.
 

Foto: Benny Goodman 1972 in Hamburg
Urheber: Heinrich Klaffs (www.hklaffs.de)
Quelle: Wikimedia Commons von www.flickr.com
Lizenz: CC-BY-SA 2.0.

Benny Goodman 1972 in Hamburg; Urheber: Heinrich Klaffs (www.hklaffs.de); Quelle: Wikimedia Commons von www.flickr.com; Lizenz: CC-BY-SA 2.0.
Bald avancierte Goodman in New York zu einem gefragten Studiomusiker und gründete dann1934 seine eigene erste 13 Mann starke Bigband, der unter anderem Bunny Berigan1) (1908 – 1942) an der Trompete, Jess Stacey2) (1904 – 1995) am Klavier und Gene Krupa1) (1909 – 1973) am Schlagzeug angehörte. Vorher hatte er bereits als "Benny Goodman&His Orchestra" Platten veröffentlicht; seine erste Hitnotierung findet man in den US-Charts bereits im Januar 1931 mit "He's Not Worth Your Tears".
Zwischen 1935 und 1938 feierte Goodman mit seiner Band die größten Erfolge und erreichte eine Popularität, die beispiellos ist. Erster Höhepunkt seiner Karriere war wohl am 16. Januar 1938 sein Konzert in der berühmten New Yorker "Carnegie Hall", in der bis dahin ausschließlich klassische Konzerte stattgefunden hatten.
Neben dem 28-jährigen Benny Goodman an der Klarinette waren z. B. so legendäre Jazzgrößen wie Harry James1) (Trompete), Teddy Wilson
1) (Klavier), Jess Stacy1) (Klavier), Lionel Hampton1) (Vibraphon), Allan Reuss1) (Gitarre), oder Gene Krupa1) (Schlagzeug) vertreten; siehe auch "The Famous Carnegie Hall Concert 1938" bei Wikipedia. Alle Genannten hatten schon als Solisten und/oder Bandleader Erfolge aufzuweisen, doch es war Benny Goodmans Verdienst, dass in seiner Band erstmals weiße und schwarze Musiker gemeinsam auftraten und damit das Tabu der Rassentrennung durchbrochen wurde. Das im Vorfeld skeptisch gewesene Publikum feierte mit frenetischem Beifall die Musiker und erfreulicherweise ist dieses unvergleichliche Konzert nicht für immer verloren, denn Goodman hatte dafür gesorgt, dass es heimlich aufgezeichnet wurde. Es kam allerdings erst 1950 auf den Markt, wurde aber ein grandioser Erfolg und gehörte über die Jahre hinweg zu den am meisten verkauften Schallplatten der Geschichte. In der Folgezeit spielte Benny Goodman immer mit wechselnden Musikern, die er mal als Combo mal als Trio, Quartett oder Sextett einsetzte, in Ballsälen, bei Rundfunkveranstaltungen und zahllosen Konzerten und sein Swingstil wurde unverwechselbar. Nach 1940 löste Goodman die Bigband auf und trat von da ab öfter mit einem Septett auf.
Schon ab 1934 hatte mit seiner Bigband eigene Radioprogramme gestaltet, wie die dreistündigen Live-Radio-Show "Let's Dance" und zwischen 1937 und 1949 ging er mit der Sendung "Camel Caravan" regelmäßig auf Sendung.
Im Gegensatz zu Glenn Miller3)
(1904 – 1944) vollzog Goodman nie den letzten Schritt zur reinen Tanz- oder Schlagermusik und seine unnachahmliche Art, mit virtuoser Technik auf der Klarinette schwierigste Passagen zu zelebrieren, blieb bis heute unerreicht.
Im Laufe seiner Karriere brachte es Goodman auf rund 160 Hiteintragungen in den amerikanischen Charts, darunter waren so erfolgreiche Titel wie "Moon Glow" (1934), "How High The Moon" (1940), "Jersey Bounce" (1942), "Take Me" (1942), "Why Don't You Do Right" (1943), "It's Only A Paper Moon" (1945), "A Gal In Calico" (1947), "On A Slow Boat To China" (1948) oder "Memories Of You" (1956), um nur einige wenige Titel zu nennen.  

Goodman veröffentlichte unzählige Schallplatten, trat in in Filmen, Radio- und Fernsehshows, wurde auf zahlreichen Tourneen rund um den Globus – unter anderem auch 1962 in Russland – als amerikanische Idolfigur gefeiert und mit seiner Swing-Musik begeistert er noch heute seine unzähligen Fans weltweit. Gespaltener Meinung waren die Kritiker über Goodmans klassische Aufnahmen mit Werken von Mozart, Brahms, Bartók, Debussy, Händel, Bernstein, Stravinsky oder Hindemith.
Ab Ende der 1970er Jahre widmete sich Benny Goodman dann mehr dem Privatleben, trat aber bis weit in die 1980er Jahre immer wieder mal live auf. Der "King of Swing" und wohl größte Jazz-Klarinettist starb am 13. Juni 1986 mit 77 Jahren in seinem New Yorker Heim an einem Herzinfarkt; es heißt, dass er gestorben sein soll, als er grade auf seiner Klarinette eine Sonate von Brahms spielte. Er wurde auf dem "Long Ridge Cemetery" in Stamford (Connecticut) beigesetzt → Foto der Grabstelle bei knerger.de.
Goodman war seit dem 21. März 1942 bis zu deren Tod im Februar 1978 mit Alice Hammond Duckworth, der Schwester des bekannten Jazz-Kritikers bzw. Produzenten John Hammond1) (1910 – 1987), verheiratet; aus der Verbindung stammen die Töchter Benjie und Rachel.
DER SPIEGEL (25/1986) notierte unter anderem anlässlich des Todes: "Seine Art Musik zu spielen war herzbewegend und wunderschön: jubilierendes Forte, gehauchtes Pianissimo, stets blies der Bandleader klar und fein. Dabei war das Goodman-Rezept einfach: vier Takte Einleitung durch die Rhythmusgruppe, 32 Takte eines meist schlichten Themas, die der Mann mit der Klarinette spielte, der Rest war Improvisation. Benny Goodman war die Galionsfigur einer Ära, deren Lebensgefühl Swing hieß."

Einige Biografen berichten, dass Benny Goodman menschlich schwierig gewesen sein soll; von vielen wurde er als launisch, jähzornig und geizig beschrieben und seine Bandmitgliedern hatten es wohl nicht immer leicht mit ihm, einem Mann, der für Perfektion und eiserne Disziplin bekannt war. Manche Musiker, die mit ihm zusammenspielten, entwickelten eine Art Hass-Liebe zu Goodman.
1955 wurde die Lebensgeschichte und einmalige Karriere von Benny Goodmans mit dem Titel "The Benny Goodman Story" erfolgreich auf die Leinwand gebracht; in diesem Film spielte Goodman selbst die Klarinetten-Solis, als Schauspieler verkörperte Steve Allen1) (1921 – 2000) den legendären Musiker. Goodman selber äußerte sich einmal dazu, dass die Musik ganz gut sei, die Biografie jedoch nicht stimme.4)
Etliches ist über Benny Goodman, sein Leben und seine Karriere geschrieben worden: im Februar 1993 erschien von Ross Firestone die Biografie "Swing, Swing, Swing: The Life & Times of Benny Goodman", im Juli 2000 kam von Jonah Winter das Buch "Once upon a Time in Chicago: The Story of Benny Goodman" mit Zeichnungen von Jeanette Winter auf den Markt. Hierin zeigt die Autorin den fast märchenhaften Weg des Benny Goodman vom armen kleinen Jungen im Chicagoer Ghetto bis hin zum "King of Swing" auf.
Zu den weiteren Publikationen zählen unter anderem "Benny Goodman: Listen to His Legacy (Studies in Jazz)" (April 1988) sowie "Benny Goodman: Wrappin' It Up (Studies in Jazz)" (November 1996) von D. Russell Connor. 
Benny Goodman selbst veröffentlichte bereits 1939 seine Autobiografie "The Kingdom of Swing (Mein Weg zum Jazz)" und seit 1989 ist "Benny Goodman Clarinet Method" auf dem Markt.
Der Jazzmusiker, Klarinettist und Orchesterleiter Benny Goodman wurde neben vielen anderen Auszeichnungen 1978 in die "Big Band and Jazz Hall of Fame"1) aufgenommen und 1988 in die "Radio Hall of Fame"1).
  

Englischsprachige Website: www.bennygoodman.com
Siehe auch Wikipedia, Stiftung Deutsches Historisches Museum
Link: 1) Wikipedia (deutsch), 2) Wikipedia (englisch), 3) Kurzportrait innerhalb dieser HP
Quelle: 4) Wikipedia (abgerufen 09.09.2011)
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