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Die (vermutlich) aus Bulgarien stammende Schauspielerin Manja Tzatschewa
war rund zehn Jahre lang in der deutschen Stummfilm-Szene aktiv. Über ihre
Geburtsdaten gibt es widersprüchliche Angaben, das mag daran liegen,
dass sie vermutlich auch als "Tzwetta Tzatschewa" auf der Leinwand in
Erscheinung trat. So geben die "Internet Movie Database" (IMDb) bzw.
filmportal.de an, Tzwetta Tzatschewa sei am 27. Dezember 1900 in Peschtera
(Bulgarien) geboren, für Manja Tzatschewa weist filmportal.de als Geburtsdaten den 27. Januar 1893 im
damals zu Österreich-Ungarn gehörenden Lemberg (heute: Lwiw, Ukraine) aus.
Ob es sich dabei um ein- und dieselbe Person handelt (oder möglicherweise
Schwestern) bleibt ungeklärt.
Gesichert ist jedoch, dass die Stummfilm-Mimin sich erstmals in Rudolf Meinerts
Krimi "Die sterbenden Perlen"1) (1918) aus der "Harry
Higgs"-Detektivserie1)
mit Hans Mierendorff präsentierte. In den nachfolgenden melodramatischen
und detektivischen Produktionen wurde
die Schauspielerin meist als rassig-fremdländischer Frauentyp besetzt, etwa als Armenierin
in "Madame d'Ora" (1918) neben Titelheldin Erna Morena, als
Nang Ping in "Mister Wu" (1918; Regie: Lupu Pick) oder als
Man-To in "Die Japanerin" (1919, Regie: Ewald André Dupont) mit Max Landa als Detektiv.
Mit Regisseur Richard Oswald bzw. Bernd Aldor als Parner drehte sie "Die Seltsame Geschichte des Barons Torelli" (1918),
erneut von Lupo Pick wurde sie als Vera Warovna besetzt, die von dem Prinzen Voisky (Bernd Aldor) in "Mein Wille ist Gesetz" (1919) erobert wird.
Für Manfred Noa mimte sie die verführerische Lili in
"Moderne Töchter" (1919), ein Streifen, der anfangs unter
dem Titel "Sklaven der Sinnlichkeit" in die
Lichtspielhäuser gelangte, sowie die Tänzerin Dorothy Hall in "Liebe" (1919).
Foto: Manja Tzatschewa 1922
Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder1)
(1888 1929)
Quelle: Wikimedia
Commons; Ross-Karte Nr. 405/1
Angaben zur Lizenz siehe hier
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Auch in dem sechsteiligen Abenteuer "Der Mann ohne Namen"1) (1920/21) wurde Manja Tzatschewa
von Georg Jacoby an der Seite von Harry Liedtke besetzt, der den
charmanten Meisterdieb Peter Voss mimte, und tauchte als die
Lieblingsfrau von Prinz Abdul Hassan (Erich Kaiser-Titz) auf. In Karl Heinz Martins
Melodram "Die Perle des Orients"2) (1921) schlüpfte
sie in die Rolle der Lieblingssklavin des indischen Radscha
von Singalundi (Ferdinand von Alten), kam erneut als indische Nebenfrau
bzw. Bajadere in
Manfred Noas kriminalistischem Zweiteiler "Der heilige Hass" (1921)
daher, der sie auch in dem Zweiteiler "Söhne der Nacht" (1921)
neben Hans Albers besetzt hatte.
Es folgten Stummfilme wie "Der Schatten der Gaby Leed" (1921;
Regie: Carl Boese) mit Otto Gebühr oder die von ihr gespielte Titelfigur in Friedrich Wilhelm Murnaus,
bis vor kurzem als verschollenen geltendem Film "Marizza, genannt die Schmugglermadonna"1) (1921);
2010 wurde ein Fragment des Streifens entdeckt, welches sich im Besitze eines
italienischen Sammlers befand, und restauriert.
Danach stand Manja Tzatschewa bis 1927 nur noch für wenige
Produktionen vor der Kamera, agierte etwa als Tochter von Bernhard Goetzke in Frederic Zelniks "Briefe, die ihn nicht erreichten" (1925) oder
als Revue-Tänzerin in "Annemarie und ihr Ulan" (1926; Regie: Erich Eriksen).
Letztmalig trat sie als "Tzwetta Tzatschewa" in Hans Steinhoffs
Mix aus Drama, Gaunerkomödie und Krimi "Die Tragödie eines Verlorenen"2) (1927)
neben Alfred Abel, Kurt Gerron und Helga Molander in
Erscheinung → www.stummfilm.at.
Foto: Manja Tzatschewa vor 1929
Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander
Binder1) (1888 1929)
Quelle: www.cyranos.ch;
Angaben zur Lizenz siehe hier
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Nach diesem Auftritt verliert sich die Spur der Schauspielerin, laut
filmportal.de soll Manja Tzatschewa3) 1966 in der Ukraine verstorben sein, Tzwetta Tzatschewa3)
am 12. Dezember 1975 in Frankreich. Wikipedia notiert: "Vermutlich sind
beide Todesangaben falsch, da die österreichische "Arbeiter-Zeitung" in einem
Artikel über vergessene Filmschauspieler am 15. August 1931 schreibt, dass
Tzatschewa zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben gewesen sei." → anno.onb.ac.at
(PDF-Dokument).
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Quellen (unter anderem): Wikipedia,
www.cyranos.ch Fotos
bei www.virtual-history.com
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Link: 1) Wikipedia, 2) Murnau Stiftung, 3) filmportal.de
Lizenz Foto Manja Tzatschewa (Urheber: Alexander Binder): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil
ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die
Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren
Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod
des Urhebers.
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Stummfilme
Filmografie bei der Internet Movie Database
sowie www.earlycinema.uni-koeln.de
(Link: Wikipedia, Murnau Stiftung, filmportal.de, murnaugesellschaft.de)
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- 1918: Die sterbenden Perlen
("Harry
Higgs"-Reihe)
- 1918: Der Lebende Leichnam
- 1918: Madame d'Ora
- 1918: Mister Wu
- 1918: Die Seltsame Geschichte des Barons Torelli
- 1919: Der Teufel
- 1919: Die Japanerin
- 1919: Liebe
- 1919: Mein Wille ist Gesetz
- 1919: Moderne Töchter
- Teil 3: Die Menschen, die nennen es Liebe/Sklaven der Sinnlichkeit
- 1919:Verlorene Töchter
- Teil 2: Opfer der Schmach / Die rote Laterne
- 1920: Frauenliebe
- 1920: Berlin W
- 1920: Hass
- 1920: Die
sieben Todsünden
- 1920/21: Der Mann ohne Namen
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- 1921: Götzendämmerung. Opfer der Keuschheit
- 1921: Schieber
- 1921: Die Perle des Orients
- 1921: Söhne der Nacht
- Teil 1: Die Verbrecher-GmbH
- Teil 2: Die Macht der Liebe
- 1921: Der heilige Hass
- Teil 1
- Teil 2: Die Flucht vor dem Tode
- 1921: Der Schatten der Gaby Leed
- 1921: Marizza, genannt die Schmugglermadonna
→ Wikipedia
- 1922: Die Fürstin der Ozeanwerft
- 1922: Tingeltangel
- 1922: Maciste und die Javanerin
- 1924: Der Mönch von Santarem
- 1925: Briefe, die ihn nicht erreichten
- 1926: Der Rebell von Valencia
- 1926: Annemarie und ihr Ulan
- 1927: Tragödie eines Verlorenen → www.stummfilm.at
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