Die amerikanische Arztreihe "Dr. Kildare" gehört zu den ganz frühen Serien, die im Fernsehen melodramatisch mit den "Halbgöttern in Weiß" und deren oftmals nicht alltäglichen Situationen unterhalten sollen. Waren es früher (oder auch noch heute) die Groschenromane, welche eine bestimmte Klientel für dieses Genre begeisterten, bediente sich der Film im Verlauf der Zeit mit zahllosen mehr oder weniger belanglosen Geschichten dieses Genres, das bis heute eine wahre Invasion von "Weißkittel" hervorgebracht hat.
Der New Yorker Arzt "Dr. Kildare" war bereits Ende der 1930er Jahre auf der Leinwand zu einer populären Figur geworden, 1938 kam die erste Geschichte unter dem Titel "Young Dr. Kildare" (Dr. Kildare: Sein erster Fall) mit Lew Ayres1) (1908 – 1996) in der Titelrolle und Lionel Barrymore2) (1878 – 1954) als dessen Mentor Dr. Leonard Gillespie in die Kinos. Nach diesem Streifen wurden bis 1942 noch weitere acht Episoden in Spielfilmlänge produziert, die auf den Erfolgsromanen des unter dem Pseudonym "Max Brand" schreibenden
Frederick Schiller Faust1) (1893 – 1944) basierten.
Anfang der 1960er Jahre erinnerte man sich an den Erfolg dieser Kinoproduktionen und NBC beschloss eine Neuauflage im Fernsehen. Am 27. September 1961 wurde die erste Folge mit dem Titel "Twenty-four hours" in Amerika ausgestrahlt, bis August 1966 und der Episode "Reckoning" (Die Abrechnung) flimmerten weitere 190 Stories über den Bildschirm, von denen die ersten 133 jeweils 45 Minuten lang und in sich abgeschlossen waren; ab Folge 131 wurden die Episoden auf 25 Minuten gekürzt, dafür aber bis auf zu sieben Fortsetzungen ausgeweitet.
Die ARD übernahm die Serie ab Anfang Mai 1968, wobei auch hier die Länge mit 3 Folgen zu je 45 Minuten, 8 Folgen zu je 25 Minuten und 25 Folgen zu je 15 Minuten differierte; ab August 1969 kamen bis Dezember 1969 nochmals 10 Folgen zu je 25 Minuten hinzu. Bis Ende der 1990er Jahre wurden von verschiedenen Sendern Wiederholungen und teilweise neue Folgen gezeigt.

Schauplatz der Geschichten ist das fiktive New Yorker "Blair General Hospital", in dem der junge Internist Dr. James Kildare (Richard Chamberlain) kurz nach seiner Ausbildung seinen Dienst antritt. Hier trifft er auf seinen älteren Kollegen, den oftmals raubeinigen und knurrigen Dr. Leonard Gillespie (Raymond Massey), mit dem er sich zunächst zusammenraufen muss. Im Verlauf der anfänglichen Handlung wird das Verhältnis zwischen Kildare und Gillespie zu einem wesentlichen Element, der wissbegierige junge Arzt gewinnt den Respekt des renommierten, erfahrenen Mediziners, der zu seinem Mentor wird. Dr. Kildare vermittelt das Idealbild eines Arztes, der sich trotz des stressigen Krankenhausalltages nicht nur selbstlos um die medizinischen Belange seiner Patienten kümmert, sondern auch für private Probleme stets ein offenes Ohr zu hat und nach Lösungen sucht. Die Geschichten, die erzählt werden, erscheinen im Licht heutiger, gleichartiger Serien ziemlich unspektakulär. Vielleicht war es grade der Kontrast zwischen der bereits damals vorherrschenden sterilen Praxis im üblichen Klinikbetrieb und den durch Dr. Kildare verkörperten Sehnsüchten nach einer menschlichen Komponente im Patienten-Arzt-Verhältnis, welche die Popularität der Serie ausmachte. Ein sicherlich nicht unwesentlicher Faktor für die damals enorme Popularität der Sendung war sicherlich auch, dass Dr. Kildare alias Richard Chamberlain blendend aussah und nicht nur die Herzen der Schwestern höher schlagen ließ. Der Schauspieler Richard Chamberlain wurde durch die Serie zum Teenageridol und verdankt dieser Figur seinen Durchbruch zum Weltstar.

Mehr als 80.000 Millionen Zuschaue sollen die Serie weltweit verfolgt haben, gegen Ende ließ die Begeisterung zwar etwas nach, da nicht mehr das Wechselspiel zwischen Dr. Kildare und Dr. Gillespie im Vordergrund stand, sondern vermehrt medizinische Probleme einiger Gaststars in den Fokus des Geschehens gerückt wurden. In den ersten Staffeln standen Dr. Kildare auch noch zwei befreundete Klinikärzte zur Seite, Dr. Agurski (Eddie Ryder3), 1923 – 1997) und Dr. Gerson (Jud Taylor3), 1932 – 2008), die jedoch später aus der Serie herausgeschrieben wurden.
1972 kam es noch einmal zu einer kurzen Neuauflage im US-Fernsehen unter dem Titel "Young Dr. Kildare" mit Mark Jenkins3) in der Titelrolle und Gary Merrill1) (1915 – 1990) als Dr. Gillespie, die jedoch an die Erfolge der 1960er Jahre nicht anknüpfen konnte und wenig später eingestellt wurde. Der Titelsong zur Serie hieß "Three Stars Will Shine Tonight", die Musik stammte von Jerry Goldsmith1) und Pete Rugolo1), der Text von Hal Winn; die Version mit Richard Chamberlain als Sänger kam bei MGM-Records als Platte heraus und wurde zum Hit.

Etwa zur gleichen Zeit wie "Dr. Kildare" praktizierte übrigens im US-Fernsehen ein anderer Kollege in der Serie "Ben Casey"3) (1961 – 1966) mit Vince Edwards3) (1928 – 1996) in der Titelrolle. Vince Edwards war zwar als "Dr. Ben Casey" ebenfalls beliebt, erreichte jedoch nicht den Star-Status wie Richard Chamberlain, der drei Mal so viel Fan-Post wie Edwards erhalten haben soll.

Siehe auch Wikipedia, fernsehserien.de 
Weitere Links bei www.wunschliste.de

Link: 1) Wikipedia (deutsch), 2) Kurzportrait innerhalb dieser HP, 3) Wikipedia (englisch)

Die Hauptdarsteller:
Richard Chamberlain

Richard Chambelain am 1. Dezember 1982 anlässlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde des "Pomona College" ("honorary doctor of laws degree"); Quelle: Wikimedia Commons; Foto-Ausschnitt von www.defenseimagery.mil; Urheber: Sandra V. Doubleday

… spielte die Titelrolle des "Dr. Kildare".
 
Geboren am 31. März 1934 in
Beverly Hills (Los Angeles, Kalifornien).
 
Kurzbiografie zu Richard Chamberlain innerhalb dieser Homepage.
 
Siehe auch Wikipedia, www.whoswho.de, www.prisma.de
 
Weitere Filme*) mit Richard Chamberlain
 
Foto: Richard Chambelain am 1. Dezember 1982
anlässlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde des "Pomona College"
("honorary doctor of laws degree")
Quelle: Wikimedia Commons (Foto-Ausschnitt)
Urheber: Sandra V. Doubleday
Lizenz Foto Richard Chamberlain: Diese Datei ist ein Werk eines Mitarbeiters der Streitkräfte der Vereinigten Staaten oder des Verteidigungsministeriums der Vereinigten Staaten, aufgenommen oder hergestellt während seiner offiziellen Anstellung. Als amtliches Werk der Bundesregierung der Vereinigten Staaten ist dieses Bild gemeinfrei → www.defense.gov.
Raymond Massey … spielte den Arzt Dr. Leonard Gillespie.
 
Geboren am 30. August 1896 als Raymond Hart Massey in Toronto (Kanada),
gestorben am 29. Juli 1983 in Los Angeles (Kalifornien).

Raymond Massey wuchs in seiner Geburtsstadt Toronto als Sohn des wohlhabenden Chester D. Massey auf, Inhaber des kanadischen Landmaschinen-Unternehmens "Massey-Harris"1). Die Familie gehörte zu den reichsten und renommiertesten in Toronto, unterstützte zahlreiche wohltätige Organisationen. Zunächst besuchte er das "Appleby College" in Oakville (Ontario), später die Universität in Toronto sowie das "Balliol College" in Oxford. Während des 1. Weltkrieges ging er zur kanadischen Armee, kämpfte unter anderem in Frankreich, wo er mehrfach verwundet wurde. Seine ersten Bühnenerfahrungen hatte er 1918 in Sibirien als Truppenbetreuer während der kurzen amerikanischen Besatzung durch die Amerikaner gemacht, nach Kriegsende kehrte er nach Kanada zurück und arbeitete einige Zeit im Betrieb seines Vaters, doch es zog ihn bald wieder auf die Bühne. 1922 erhielt er ein Engagement an einem Londoner Theater, fünf Jahre später kam er mit dem Film in Berührung und erhielt eine kleine Rolle in dem Streifen " High Treason" (1929). Nach weiteren kleineren Parts besetzte ihn Jack Raymond mit der Hauptrolle des Sherlock Holmes in "The Speckled Band" (1931), von da ab blieb Raymond Massey ein viel gefragter Leinwanddarsteller, der in zahlreichen erfolgreichen Kinoproduktionen sowohl mit Hauptrollen als auch prägnanten Nebenrollen zu sehen war. So agierte er unter anderem mit einer Doppelrolle in "Things to Come"1) (1936, Was kommen wird), einem Film, der nach dem Science-Fiction-Roman des britischen Schriftstellers  H.G. Wells "The Shape of Things to Come" (Von kommenden Tagen) entstanden war, verkörperte eindrucksvoll und sehr authentisch den US-Präsidenten Abraham Lincoln1) in John Cromwells Film-Biografie "Abe Lincoln in Illinois"1) (1940) nach dem gleichnamigen Bühnenstück von Robert E. Sherwood; für seine Leistung erhielt Raymond Massey eine Oscar-Nominierung. Erneut als Abraham Lincoln sah man Massey 1962 in John Fords Western-Abenteuer "How the West Was Won"1) (Das war der wilde Westen).
Ebenfalls 1940 spielte er neben Errol Flynn und Olivia de Havilland in Michael Curtiz' Western "Santa Fe Trail"1) (1940, Land der Gottlosen) den Sklavengegner John Brown, eine herrlich-schaurige Rolle war die des verrückten Jonathan Brewster in Frank Capras schwarzen Komödie "Arsenic and Old Lace"1) (1944, Arsen und Spitzenhäubchen). Nicht nur durch seine fast bis zur Unkenntlichkeit maskierten Gesichtszüge, die Brewster dem Frankenstein-Arzt Dr. Einstein (Peter Lorre) zu verdanken hat, bleibt der Schauspieler hier in nachhaltiger Erinnerung. King Vidor besetzte ihn neben Gary Cooper und Patricia Neal als zynischen, mächtigen Zeitungsverleger Gail Wynand in dem Melodram "The Fountainhead"1) (1949, Ein Mann wie Sprengstoff), unvergessen bleibt er in Elia Kazans meisterlichen John Steinbeck-Adaption "East of Eden"1) (1955, Jenseits von Eden). Hier ist er der verbitterte, dominante Vater Adam Trask , der seine Söhne Cal (James Dean) und Aron (Richard Davalos) streng nach der Bibel erzogen hat.
Seit Ende der 1950er Jahre übernahm der Schauspieler vermehrt Aufgaben für das Fernsehen, die Figur des Dr. Gillespie in der Serie "Dr. Kildare" trug weiter zur enormen Popularität des Schauspielers bei. In den 1970ern wurde es etwas ruhiger um Raymond Massey, seine letzten Fernsehaktivitäten datieren aus dem Jahre 1973 in TV-Spielen wie "The President's Plane Is Missing" oder "My Darling Daughters' Anniversary". Eine letzte Leinwandrolle übernahm er als Priester in dem Western "Mackenna’s Gold"1) (1969) an der Seite von Titelheld Gregory Peck.

Raymond Massey starb am 29. Juli 1983 in Los Angeles (Kalifornien) im Alter von 86 Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung; die letzte Ruhe fand er in einem Grab auf dem Beaverdale-Friedhof in der Nähe von New Haven (Connecticut). Heute erinnern zwei Sterne auf dem "Hollywood Walk of Fame" an den Schauspieler, einer für seine Arbeit beim Kinofilm (1719 Vine Street), einer für seine TV-Aktivitäten (6708 Hollywood Blvd). Zudem wurde der "Raymond Massey"-Cocktail nach ihm benannt → Wikipedia (englisch).
Raymond Massey war seit 1921 in erster Ehe mit Margery Fremantle verheiratet, von der er sich 1929 scheiden ließ; aus der Verbindung ging Sohn Geoffrey hervor, der Architekt wurde. Im gleichen Jahr ehelichte er den britischen Theaterstar Adrianne Allen2) (1907 – 1993), der 1933 in London geborene Sohn Daniel Massey1) wurde ebenfalls Schauspieler; er verstarb am 25. März 1998. Auch die 1937 geborene Tochter Anna Massey1) (1937 – 2001) trat in die Fußstapfen ihrer Eltern, wurde Schauspielerin und gehörte bis zuletzt zu den vielbeschäftigten Film- und Fernsehdarstellerinnen.
1939 endete auch Masseys zweite Ehe vor dem Scheidungsrichter, wenig später ging er seine dritte Verbindung mit der Amerikanerin Dorothy Whitney (geb. 1902) ein, die auch schon mal sporadisch wie in "Breakfast at Tiffany's" (1961, Frühstück bei Tiffany) vor der Kamera stand. Dorothy Whitney verstarb ein Jahr vor ihrem Mann, am 15. Juli 1982.
Sein älterer Bruder Vincent Massey1) (1887 – 1967) war von 1952 bis 1959 Generalgouverneur von Kanada und der erste Kanadier, der dieses Amt innehatte.
 
Siehe auch Wikipedia
Fotos bei www.virtual-history.com
 
Weitere Filme*) mit Raymond Massey
 
Link: 1) Wikipedia (deutsch), 2) Wikipedia (englisch)
Der "Vater" der Geschichten
"Max Brand" war eines von etlichen Pseudonymen des Schriftstellers Frederick Schiller Faust, der mit seinen unterhaltsamen Erzählungen und Kurzgeschichten, aber auch als Drehbuchautor überaus erfolgreich war; er schrieb auch als "George Owen Baxter", "Martin Dexter", "Evin Evans", "David Manning", "Peter Dawson", "John Frederick" und "Pete Morland" sowie unter seinem Geburtsnamen.
Geboren am 29. Mai 1893 in Seattle (Washington), studierte er nach der Schule an der Universität von Kalifornien, machte aber keinen Abschluss. Anschließend ging er nach New York und veröffentlichte einige Gedichte, gleichzeitig begann er mit dem Schreiben von Wildwest-Erzählungen. Im Verlaufe der Zeit war er überaus produktiv, allein 200 Westernromane sind von ihm erschienen, hinzu kommen zahllose Fortsetzungsgeschichten in diversen Magazinen. Ein Teil dieser Storys schrieb Faust in Italien, wo er bis zum Spätsommer 1938 über zehn Jahre lang gelebt hatte und was ihm von manchen Kritikern den Vorwurf einhandelte, er schreibe über den "Wilden Westen" ohne diesen überhaupt richtig zu kennen.
Doch auch andere Geschichten außer Western gehören zum Werk des Vielschreibers Frederick Schiller Faust, es gibt kaum ein Genre, welches er nicht in Erzählungen verpackt hätte: Verbrechen, historische Romanzen, Science-Fiction, Abenteuer, Tiergeschichten, Liebe, Krieg oder Gesellschaftsdramen sind nur einige der Themen, die er schriftstellerisch umgesetzt hat; sein Gesamtwerk beläuft sich auf rund 30 Millionen Wörter, was etwa 530 Büchern entspricht. Einige seiner Erzählungen wurden verfilmt, beispielsweise der 1930 erschienene Romans "Destry Rides Again", eine von George Marshall perfekt inszenierte Westernkomödie unter anderem mit James Stewart und Marlene Dietrich, die 1939 erstmals unter dem gleichen Titel in die Kinos kam und auch bei uns als "Der große Bluff"1) ungemein erfolgreich war. "Brands" erster 1919 entstandener Western-Roman "The Untamed" war die Grundlage für einen Stummfilm mit dem legendären Westerndarsteller Tom Mix.

Mit Eintritt der USA in den 2. Weltkrieg gab Faust seine Arbeit als Schriftsteller von Unterhaltungsliteratur auf und wurde Kriegsberichterstatter in Italien. Während eines Angriffs der Deutschen wurde er am 12. Mai 1944 in Santa Maria Infante getötet.
Der Autor war seit 1917 bis zu seinem frühen Tod mit Dorothy Shillig verheiratet; aus der Verbindung stammen drei Kinder.
  
Zu seinen Büchern zählen unter anderem "The Night Horseman" (1920), "The Iron Trail" (1926), "Riders of the Plains" (1926), "Dead or Alive" (1932) sowie die in den späten 1930er/frühen 1940er Jahren entstandenen Fortsetzungsgeschichten um den Arzt "Dr. Kildare".

Siehe auch Wikipedia
  
Link: 1) Wikipedia
*) Link: Internet Movie Database
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