Porträt von Willi Schwabe ca. 1957; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pkm_0001293_001); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek; Urheber: Abraham Pisarek (1901–1983); Datierung: 1957?; Quelle: www.deutschefotothek.de Willi Schwabe wurde am 21. März 1915 als Sohn eines Opernsängers in Berlin geboren und wuchs somit anfangs in einem künstlerisch geprägten Umfeld auf. Nach dem frühen Tod der Eltern hatte er zunächst mittels eines Stipendiums an der Berliner Kunstgewerbeschule eine Ausbildung zum Bühnenbildner gemacht, entschied sich dann jedoch für die Schauspielerei. Am "Deutschen Theater" sammelte er mit winzigen Rollen erste Bühnenerfahrungen, nahm zwischen 1934 und 1936 in seiner Geburtsstadt privaten Unterricht. Es folgten Auftritte bei einer Wanderbühne und kleineren Berliner Häusern, die Karriere des aufstrebenden Schauspielers wurde dann durch den 2. Weltkrieg unterbrochen. Aus englischer Kriegsgefangenschaft entlassen, nahm Schwabe in Berlin einen neuen Anlauf, wirkte kurzzeitig am West-Berliner "Schlosspark Theater"1) (1947(49) sowie an der "Bühne der Jugend" (1948/49). Dann fand er in Ost-Berlin eine neue Wirkungsstätte, schloss sich dem im November 1949 von Bertolt Brecht1) und Ehefrau Helene Weigel gegründeten "Berliner Ensemble"1) an. Hier fand er für rund vier Jahrzehnte (bis 1990) eine künstlerische Heimat und trat vor allem in Werken von Brecht auf. "Schwabe ist ein präziser, verläßlicher Ensembleschauspieler, dessen Stärke Rollen mit komischem Einschlag sind." vermerkt das "Lexikon der DDR-Stars"*)
  
Porträt von Willi Schwabe ca. 1957
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pkm_0001293_001)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek
Urheber: Abraham Pisarek1) (1901–1983); Datierung: 1957?
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
So erlebte man ihn unter anderem als
(Link: Wikipedia)
Weitere Rollen hatte er unter anderem als Graf Wermuth in der Brecht'schen Bearbeitung von "Der Hofmeister"1) von Jakob Michael Reinhold Lenz, als Amtsschreiber Glasenapp in Hauptmanns "Der rote Hahn"1) und "Der Biberpelz"1) oder als Esperanto-Lohse in "Frau Flinz" nach der Komödie von Helmut Baierl1). Einige Inszenierungen wurden auch vom "Deutschen Fernsehfunk"1) (DFF) übertragen (→ siehe hier), zuletzt strahlte der DFF 1987 die Aufführung von Carl Zuckmayers Tragikomödie "Der Hauptmann von Köpenick"1) mit Hans-Peter Reinecke1) als Wilhelm Voigt aus, Schwabe gab den Prokurist Knell → fernsehenderddr.de.
 
 

Willi Schwabe (2. von links) als Ministerpräsident
in "Turandot oder Der Kongreß der Weißwäscher"
mit Felicitas Ritsch (Kaisermutter, links),
Curt Bois (Kaiser von China, Mitte),
Peter Kalisch (Jaul Jel, sein Bruder, rechts)
und Olga Straub (Turandot, vorne)
Regie: Wolfgang Pintzka / Peter Kupke
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0000077)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek
Urheber: Abraham Pisarek1) (1901–1983); ohne Datierung
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017

Willi Schwabe (2. von links) in "Turandot oder Der Kongreß der Weißwäscher" mit Felicitas Ritsch (Kaisermutter, links), Curt Bois (Kaiser von China, Mitte), Peter Kalisch (Jaul Jel, sein Bruder, rechts) und Olga Straub (Turandot, vorne); Regie: Wolfgang Pintzka / Peter Kupke; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0000077); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek; Urheber: Abraham Pisarek (1901–1983); ohne Datierung; Quelle: www.deutschefotothek.de
Vor allem durch das Fernsehen erlangte Willi Schwabe ungeheure Popularität, in nachhaltiger Erinnerung ist er mit der monatlichen, 45-minütigen Sendung "Willi Schwabes Rumpelkammer"1) geblieben, die er seit der Erstausstrahlung am 13. Dezember 1955 (noch unter dem Titel "Runpelkammer") bis 1990 knapp 400 Mal in rot-braune Samtjacke moderierte und damit ein Stück DDR-Fernsehgeschichte schrieb. "Am Anfang jeder Sendung stieg Willi Schwabe mit einer Laterne in der Hand über eine Treppe auf einen nachgebauten Dachboden als Kulisse hinauf. Dabei wurde als Melodie "Tanz der Zuckerfee"1) aus dem Ballett "Der Nussknacker"1) von Peter Tschaikowski auf einer Celesta1) mit ihrem typischen weichen, an ein Glockenspiel erinnernden Klang, gespielt. Willi Schwabe schloss die Bodenkammer auf, entzündete die Laterne und begrüßte die Zuschauer mit den Worten "Guten Abend meine Damen und Herren und herzlich willkommen in der Rumpelkammer". Hierauf verbeugte er sich tief." führt Wikipedia aus. Er präsentierte mit diesem "Straßenfeger" Ausschnitte aus alten Spiel- und Revuefilmen, die er "launig, aber kenntnisreich kommentiert. Bis zum Sommer 1990 entstehen 387 Folgen. Das ist die längste Serie einer vergleichbaren Fernsehreihe in Europa. (…) Nach um 1970 durchgeführten streng gehüteten Untersuchungen soll an Tagen nach einer "Rumpelkammer"-Sendung die Arbeitsproduktivität in DDR-Betrieben um 5–10 Prozent höher gelegen haben."*) Und das "Fernsehlexikon"1) notiert: Schwabe steigt mit einer Laterne in seine "Rumpelkammer" hinab, wo alte Requisiten herumstehen und ein riesiger Schreibtisch mit Erinnerungen. Zwischen den Filmen erzählt er kleine Anekdoten, als hätte er die alten Ufa-Stars selbst gekannt. In den ersten drei Folgen muss er die gezeigten Szenen noch mit erhobenem Zeigefinger über den politischen Hintergrund der Ufa-Stars kommentieren, dann lässt man die Leute sich nur an den Ausschnitten erfreuen und verzichtet darauf.2)
Nachdem Willi Schwabe erkrankte, übernahm der Schauspieler Friedrich Schoenfelder 1990 für einige letzte Folgen die Moderation und führte sie fort. Die Sendung erreichte immer noch die alte Popularität, wurde aber aufgrund der veränderten TV-Landschaft als nicht mehr wertvoll oder gar lukrativ betrachtet. Mit der "Abwicklung" des "Deutschen Fernsehfunk" im Zuge der Wiedervereinigung wurde auch dieser beliebte Dauerbrenner eingestellt.
Zudem trat Schwabe Ende der 1970er Jahre als Gastgeber der legendären Live-Samstagabendshow "Ein Kessel Buntes"1) auf, gehörte zu den Moderatoren der erstmals am 26. Dezember 1972 ausgestrahlten Show "Nacht der Prominenten"1), dem ostdeutschen Pendant zu "Stars in der Manege"1). Weitere beliebte Sendungen waren unter anderem "Einmal raten – zweimal gewinnen" (EA: 28.10.1957), einem unterhaltsamen Preisausschreiben des "Nationalen Aufbauwerks"1) (NAW) mit Wolfgang Reichardt als Co-Moderator, und "Wie war denn das?" (1962/63) mit dem Untertitel "Knobelstunde für aufmerksame Fernsehzuschauer mit Willi Schwabe".
 
Als Schauspieler zeigte er sich in verschiedenen DEFA-Produktionen und Filmen des DFF. Nach seinem Leinwanddebüt mit einer ungenannten Nebenrolle in Gustav von Wangenheims zweiten Regiearbeit "Und wieder 48"1) (1948) übernahm Schwabe eher sporadisch kleinere Aufgaben in weiteren Kinofilmen. Eine seiner größeren Leinwandrollen war der Hofmarschall von Kalb in Martin Hellbergs Schiller-Adaption "Kabale und Liebe"1) (1959). Man erlebte ihn auf dem Bildschirm unter anderem als Henry St. John, Viscount of Bolingbroke, in "Das Glas Wasser"1) (1956) nach dem Lustspiel von Eugéne Scribe, in der Moliere-Komödie "Der Misanthrop – Der Menschenfeind" (1966) glänzte er an der Seite von Protagonist Hilmar Thate als Höfling und Verseschmied Oronte, Geliebter der koketten Célimène (Christine Gloger1)). "Oft tritt er auch in väterlicher Attitüde mit sarkastischem Einschlag auf"*), so als Sir Patrick Cullen in "Des Doktors Dilemma"3) (1976), von Schulfreund Kurt Jung-Alsen1) in Szene gesetzt nach dem Schauspiel von George Bernard Shaw1).

Darüber hinaus erfreute Schwabe das Publikum mit Chanson- und Rezitationsabenden, bei welchen er mit Vorliebe Texte von Kurt Tucholsky1), Erich Kästner1) und Friedrich Hollaender1) ("Ich zeig heut ein Panoptikum : Willi Schwabe singt Kabarett-Chansons der zwanziger Jahre"), aber auch Gedichte von Wilhelm Busch1) zu Gehör brachte; einige dieser Programme sind als Audioproduktion bzw. auf Schallplatte erhalten.
Im Hörspielstudio stand Schwabe seit Anfang der 1950er Jahre eher gelegentlich, eine Auswahl der in der ARD-Hörspieldatenbank aufgeführten Stücke findet man hier am Ende des Artikels.
 

Willi Schwabe 1976 mit Schülerinnen der "Anton-Saefkow-Oberschule"
(Prenzlauer Berg) anlässlich der "Jugendweihe" im "Berliner Ensemble"
Quelle: Deutsches Bundesarchiv, Digitale Bilddatenbank, Bild 183-R0425-0011;
Fotograf: Reiche, Hartmut / Datierung: 25.04.1976 / Lizenz CC-BY-SA 3.0
Genehmigung des Bundesarchivs zur Veröffentlichung innerhalb
dieser Webpräsenz wurde am 11.10.2010 erteilt. Originalfoto und Beschreibung:
Deutsches Bundesarchiv Bild 183-R0425-0011 bzw. Wikimedia Commons

Willi Schwabe 1976 mit Schülerinnen der "Anton-Saefkow-Oberschule" (Prenzlauer Berg) anlässlich der "Jugendweihe" im "Berliner Ensemble"; Quelle: Deutsches Bundesarchiv, Digitale Bilddatenbank, Bild 183-R0425-0011; Fotograf: Reiche, Hartmut / Datierung: 25.04.1976 / Lizenz CC-BY-SA 3.0; Originalfoto und Beschreibung: Deutsches Bundesarchiv Bild 183-R0425-0011 bzw. Wikimedia Commons
Der vielseitige und sympathische Künstler, der im Berliner Ortsteil Altglienicke1) lebte, starb am 12. Juli 1991 im Alter von 76 Jahren in seiner Geburtsstadt; die letzte Ruhe fand er auf dem dortigen "Dorotheenstädtischen Friedhof"1) an der Seite seiner Ehefrau, der am 12. September 1909 geborenen Schauspielerin Dorothea Thiesing, die am 29. Mai 1990 von ihm gegangen war → Foto der Grabstelle bei Wikimedia Commons und knerger.de.
Die 1945 geborene Tochter Gabriele Schwabe wurde Opernsängerin, stand mehr als drei Jahrzehnte am "Volkstheater Rostock"1) auf der Bühne und ist heute Ehrenmitglied des Hauses → Artikel vom 03.08.2010 bei www.svz.de.
Für seine Leistungen war Willi Schwabe 1972 mit dem "Kunstpreis der DDR"1) ausgezeichnet worden, 1985 erhielt er den "Heinrich-Greif-Preis"1).
Seit 2002 erinnert in Berlin-Adlershof1), ehemaliger Standort des "Fernsehzentrums Berlin" (FZ) bzw. des "Deutschen Fernsehfunks", die "Willi-Schwabe-Straße" an den beliebten Schauspieler, Moderator und Sänger, der trotz seines Ruhms stets bescheiden geblieben war.
Quellen: "Lexikon der DDR-Stars"*), Wikipedia
Siehe auch den Nachruf bei www.neues-deutschland.de
*) "Lexikon der DDR-Stars" von F.-B. Habel und Volker Wachter (Ausgabe 1999, S. 262)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 3) fernsehenderddr.de
2) "Das Fernsehlexikon" von Michael Reufsteck und Stefan Niggemeier (Quelle: fernsehserien.de)
       
Filme
Kino / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, defa-stiftung.de, filmportal.de, fernsehenderddr.de, fernsehserien.de)
Kinofilme Fernsehen (Auszug)
Hörspielproduktionen (Auszug)
(Link: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia)
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