Wirken am Theater (Auszug) / Filmografie / Hörspiel
Portrait von Ekkehard Schall im Juli 1957; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pkm_0001289_003); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek; Urheber: Abraham Pisarek (1901–1983); Datierung: 03.07.1957; Quelle: www.deutschefotothek.de Der Schauspieler und Regisseur Ekkehard Schall galt als einer der profiliertesten Interpreten deutscher Sprache in Stücken von Bertolt Brecht1) und neben Brecht-Ehefrau Helene Weigel als eines der prägendsten Mitglieder des "Berliner Ensembles"1). Geboren wurde er am 29. Mai 1930 in Magdeburg1), schon als Schüler nahm er zwischen 1946 und 1948 Unterricht am "Schauspielstudio Magdeburg. Sein Bühnendebüt gab er anschließend in seiner Geburtsstadt, nach Engagements am "Kleist-Theater"1) in Frankfurt/Oder (1948–1951) und an der Berliner "Neuen Bühne" (1951/52) kam er 1952 auf persönliche Einladung Brechts an das "Berliner Ensemble", wo er bis 1999 seine künstlerische Heimat fand; 14 Jahre lang war er zwischen 1977 und 1991 zudem Stellvertreter des Intendanten Manfred Wekwerth1). Seinen Einstand beim "Berliner Ensemble" gab er 1952 mit der Figur des José an der Seite von Helene Weigel (Teresa Carrar) in "Die Gewehre der Frau Carrar"1), eine Aufführung, die am 11. September 1953 als Studio-Gastspiel auch im Fernsehen gezeigt wurde. Schall glänzte immer wieder mit den Brecht-Protagonisten, sei es, dass er dem "Arturo Ui", den er über 500 Mal spielte, dem "Coriolan", "Galileo Galilei", "Baal" oder dem Gutsbesitzer Puntila eindrücklich und kraftvoll Leben einhauchte.
 
Portrait von Ekkehard Schall im Juli 1957
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pkm_0001289_003)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek
Urheber: Abraham Pisarek1) (1901–1983); Datierung: 03.07.1957
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
 
"Die Begegnung mit Brecht hat diesen Schauspieler geformt", schreibt Dieter Kranz1) 1966 in einem Beitrag über Schall. Ständige harte Arbeit, verbunden mit hohem körperlichen und geistigen Einsatz sowie teils äußerst intensiver Vorbereitung mit individuellen Sprachübungen und gründlicher Recherche katapultieren den begabten jungen Künstler zum bedeutenden und prominenten Hauptrollenspieler der Brecht-Bühne. wurde bei der ehemaligen Webseite defa-sternstunden ausgeführt.
  

Ekkehard Schall mit seiner Paraderolle des Arturo Ui in
"Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui"1) von Bertolt Brecht,
1959 am "Berliner Ensemble", die Hans-Dieter Schütt1) als
"chaplineske Weltleistung" bezeichnet. → Quelle
→ weitere Szenenfotos bei www.deutschefotothek.de
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0004552_c_035a)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek
Urheber: Abraham Pisarek1) (1901–1983); Datierung: 18.03.1959
Quelle: www.deutschefotothek.de;
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017

  

An Rollen in Brecht-Theaterstücken (Quelle: "Henschel Theaterlexikon"*) seien genannt:
(Link: Wikipedia)

Ekkehard Schall mit seiner Paraderolle des Arturo Ui in "Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui" von Bertolt Brecht, 1959 am "Berliner Ensemble"; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0004552_c_035a); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek; Urheber: Abraham Pisarek (1901–1983); Datierung: 18.03.1959; Quelle: www.deutschefotothek.de
Ekkehard Schallgestaltete jedoch auch brillant Figuren anderer Autoren, im folgenden eine Auswahl*):
Ekkehard Schall, 1988 fotografiert von Barbara Morgenstern; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_mo_0001303_009); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Barbara Morgenstern; Urheber: Barbara Morgenstern; Datierung: 11.01.1988; Quelle: www.deutschefotothek.de Schall wurde für seine vielschichtige Rollengestaltungen gefeiert, konnte im Rahmen von Gastspielreisen seine Kunst zudem im Ausland zeigen und errang so auch internationale Anerkennung. Besonderer Beliebtheit erfreuten sich auch seine Rezitationsabende, auf denen er ebenfalls Texte von Brecht gestaltete. Sein Regiedebüt hatte er 1974 mit dem Brecht-Stück "Leben Eduards des Zweiten von England" gegeben, einer Adaption des Dramas "Edward II"1) von Christopher Marlowe1).
Seit der so genannten "Wende" verlagerte sich Schalls Tätigkeitsfeld schrittweise vom "Berliner Ensemble" hin zur Arbeit mit dem freien "Theater 89"1), das in Berlin und Umland wechselnde Orte bespielt. In diesem Rahmen sprach er u.a. den Monolog "Ein Kind unserer Zeit" (2001), der auf Horváths gleichnamiger Erzählung1) basiert, und probte für Hochhuths1) "Die Stunde des Jägers" (2005), *), zur Person Ernest Hemingways1) und der Literaturszene der 1960er Jahre. Die Rolle des Hemingway auf der Bühne zu präsentieren war ihm jedoch krankheitsbedingt nicht mehr vergönnt. Auch ein geplantes Projekt der Inszenierung von Shakespeares "König Lear" am "Volkstheater Rostock" konnte nicht mehr realisiert werden. Und Wikipedia notiert: "Eigenen Worten zufolge lehnte er es ab, durch "ignorante Jüngere als Zitat "der proletarischen Heldenzeit" eingesetzt zu werden. Daraufhin begann er auf dem Anwesen Brechts in Buckow viel beachtete Gedichte zu schreiben, die auch von der Literaturkritik geschätzt wurden."
 
Ekkehard Schall, 1988 fotografiert von Barbara Morgenstern
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_mo_0001303_009)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Barbara Morgenstern;
Urheber: Barbara Morgenstern; Datierung: 11.01.1988;
Quelle: www.deutschefotothek.de
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
Im Hinblick auf seine umfangreichen Bühnentätigkeit blieb Schalls Arbeit vor der Kamera eher überschaubar, dennoch hinterließ er auch hier nachhaltige Spuren. Im Jahrbuch "Unsere Filmsterne" konnte man Anfang der 1960er Jahre zu lesen: "Der untersetzte Schauspieler mit dem eigenwilligen Gesicht ist dem Film- und Fernsehpublikum vor allem durch seine breite stimmliche Ausdrucksskala und seine explosive Spielweise einige Male aufgefallen."
Erste Erfahrungen vor der Kamera hatte er 1954 in dem "Stacheltier"-Kurzfilm "Die Studienreise"2) sammeln können, eine erste Hauptrolle in einem abendfüllenden Kinofilm erhielt er dann als Ostberliner "Halbstarker" Dieter in Gerhard Kleins Gegenwartsfilm "Berlin – Ecke Schönhauser…"1) (1957). So richtig populär wurde der Mime mit der Figur des Gutsinspektors Ekkehart Bröker in dem Zweiteiler "Schlösser und Katen"1) (1957), von Kurt Maetzig gedreht nach dem gleichnamigen Roman von Kuba1) = Kurt Barthel. In dem Märchenfilm "Die Geschichte vom armen Hassan"1) (1958) erfreute er als Titelheld, die Produktion "Mutter Courage und ihre Kinder"1) (1961) mit Schall als Eilif war die filmische Übernahme der Inszenierung des gleichnamigen Theaterstücks1) von Bertolt Brecht mit Helene Weigel in der Titelrolle. Weitere Arbeiten für das Kino waren unter anderem das Abenteuer "Der Traum des Hauptmann Loy"3) (1961) und das Biopic über Karl Liebknecht1) mit dem Titel "Trotz alledem!"1) (1972), wo er den General Wilhelm Groener1) verkörperte.
Im Fernsehen erlebte man den Charakterdarsteller in verschiedenen Übertragungen von Theateraufführungen, "sowohl im Film als auch im Fernsehen interpretiert Schall immer wieder Stoffe von Bertolt Brecht voll bestechender Schärfe."**) Besonders in Erinnerung blieb dem Publikum am Bildschirm sicherlich sein Kammerdiener Räder im mehrteiligen Fernsehfilm nach Falladas "Wolf unter Wölfen"1) (1965). Mit kalt starrenden Augen im maskenhaft unbeweglichen Gesicht und mit stockend verhaltener Sprechweise spielte er einen glitschigen, schleimigen Widerling, eine lebende Mumie, hinter deren devotem Gehabe auch das Aufbegehren des sozial Unterdrückten und die Leidenschaft des verschmähten Mannes spürbar wird." (Dieter Kranz, 1976). führt das "Lexikon der DDR-Stars"**) aus. In dem Fünfteiler "Ich – Axel Caesar Springer"1) (1968–1970) mit Horst Drinda als Zeitungsmogul  Axel Springer1), verlieh er dem Bankier Hermann Josef Abs1) Kontur, überzeugte als Diplomat Gustav Krupp von Bohlen und Halbach1) in dem Zweiteiler "Goldene Zeiten – Feine Leute"4) (1977). Eine weitere Persönlichkeit der Zeitgeschichte stellte er als Franz Liszt1) in der mehrteiligen, internationalen Produktion "Wagner"1) (1983) an der Seite von Richard Burton als Richard agner1) dar, präsentierte sich als Komponist Gasparo Spontini1) in "Freischütz in Berlin"4) (1987), einer in den Jahren 1817 bis 1821 in Berlin angesiedelten Geschichte. Herausragend war seine Doppelrolle des Gouverneurs Muratow, genannt "Die Bestie", bzw. Schauspielers Kochalow in "Die Bestie"4) (1988) nach der Erzählung von Bertolt Brecht1). Ein Jahr später spielte er den Priester und Wissenschaftler Giordano Bruno1) in "Der Mantel des Ketzers"4) (1989), ebenfalls in Szene gesetzt nach der Erzählung von Bertolt Brecht1).
Erwähnt werden muss, dass der Charakterdarsteller im Verlaufe der Jahrzehnte mit seiner "unverkennbar stets etwas heiser anmutenden Stimme"5) immer mal wieder als Sprecher das Ensemble verschiedener Hörspiele bereicherte. Eine Auswahl der in der ARD-Hörspieldatenbank aufgeführten Produktionen findet man hier am Ende des Artikels.
Ekkehard Schalls schauspielerische Leistungen wurden mehrfach gewürdigt, bereits 1959 erhielt er den "Kunstpreis der DDR"1), der "Vaterländische Verdienstorden in Silber"1) wurde ihm 1973 überreicht, 1976 folgte der "Nationalpreis der DDR1) I. Klasse für Kunst und Literatur". Auch im Ausland ehrte man den Künstler, 1985 zeichnete man ihn in New York mit dem renommierten "Obie Award"1) für seinen Bertolt Brecht-Abend bzw. die Off-Broadway-Theaterproduktion "An Evening with Ekkehard Schall" aus. Er war seit 1980 Präsidiumsmitglied des "Verbandes der Theaterschaffenden der DDR"1). 1983 drehte Karin Hercher für das Fernsehen der DDR das Porträt "Ekkehard Schall – Poet der Bühne".
 
Ekkehard Schall starb am 3. September 2005 nach schwerer Krankheit im Alter von 75 Jahren in Berlin. Die letzte Ruhe fand der als "Brecht-Mime schlechthin" bezeichnete Künstler auf dem dortigen "Dorotheenstädtischer Friedhof" – ganz in der Nähe seines Förderers und Schwiegervaters Bertolt Brecht → Foto der Grabstelle bei Wikimedia Commons und knerger.de.

Foto: Ekkehard Schall hält im November 1989 eine Demonstrations-Rede
Original-Text: 500.000 Bürger beteiligten sich an einer Demonstration für den Inhalt
der Artikel 27 und 28 der Verfassung der DDR. Auf dem anschließenden Meeting
auf dem "Alexanderplatz" ergriff auch der Schauspieler Ekkehard Schall das Wort
Quelle: Deutsches Bundesarchiv, Digitale Bilddatenbank, Bild 183-1989-1104-035
Fotograf: Hubert Link / Datierung: 04.11.1989 / Lizenz CC-BY-SA 3.0
Originalfoto und Beschreibung: Deutsches Bundesarchiv Bild 183-1989-1104-035 bzw.
Wikimedia Commons; Genehmigung des Bundesarchivs zur Veröffentlichung
innerhalb dieser Webpräsenz wurde am 11.10.2010 erteilt.

Ekkehard Schall hält im November 1989 eine Demonstrations-Rede; Quelle: Deutsches Bundesarchiv, Digitale Bilddatenbank, Bild 183-1989-1104-035; Fotograf: Hubert Link / Datierung: 04.11.1989 / Lizenz CC-BY-SA 3.0; Originalfoto und Beschreibung: Deutsches Bundesarchiv Bild 183-1989-1104-035 bzw.Wikimedia Commons
(v. l. n. r.) Ekkehard Schall, Barbara Brecht-Schall, Kulturminister Hans-Joachim Hoffmann, Ruth Berghaus und Norbert Christian 1973 bei einem Empfang während der "Brechtwoche der DDR"; Quelle: Deutsches Bundesarchiv, Digitale Bilddatenbank, Bild 183-M0210-0039; Fotograf: Hartmut Reiche / Datierung: 10.02.1973 / Lizenz CC-BY-SA 3.0; Originalfoto und Beschreibung: Deutsches Bundesarchiv, Bild 183-M0210-0039 bzw. Wikimedia Commons Er war seit 1961 mit der Brecht-Tochter Barbara Brecht-Schall1) (1930 – 2015) verheiratet, die an der Seite ihres Mannes beigesetzt wurde. Aus der Verbindung stammen die 1958 geborene Schauspielerin und Regisseurin Johanna Schall1) sowie die 1966 geborene Kostümbildnerin Jenny Schall.
Der Nachlass von Ekkehard Schall wird von der Berliner "Akademie der Künste"1) verwaltet → archiv.adk.de sowie Pressemitteilung zum 2010 eröffneten "Ekkehard-Schall-Archiv".
 
(v. l. n. r.) Ekkehard Schall, Barbara Brecht-Schall, Kulturminister Hans-Joachim Hoffmann1), Ruth Berghaus1) und Norbert Christian 1973 bei einem Empfang während der "Brechtwoche der DDR"
Quelle: Deutsches Bundesarchiv, Digitale Bilddatenbank, Bild 183-M0210-0039
Fotograf: Hartmut Reiche / Datierung: 10.02.1973 / Lizenz CC-BY-SA3.0
Originalfoto und Beschreibung: Deutsches Bundesarchiv
Bild 183-M0210-0039 bzw. Wikimedia Commons
Genehmigung des Bundesarchivs zur Veröffentlichung
innerhalb dieser Webpräsenz wurde am 11.10.2010 erteilt.
Anlässlich des 80. Geburtstages veröffentlichte die Fotografin und Autorin Vera Tenschert1), die durch ihre Theater- und Porträtfotografien am "Berliner Ensemble" bekannt geworden ist, Mitte März 2010 im Verlag "Das Neue Berlin" den opulenten Bild-Text-Band mit dem Titel "Ekkehard Schall. Von großer Art". Der Bildband beginnt mit "Winterschlacht" (1955) und endet mit "Baal" (1987) und ist so auch ein Kaleidoskop der Spielpläne und Regiestile am "Berliner Ensemble", nicht nur die Erinnerung der Theaterfotografin "an große Inszenierungen des Berliner Ensembles mit grandiosen Kollegen". Und er zeigt, dass Ekkehard Schall zwar viel, aber nicht nur Brecht gespielt hat: auch "Woyzeck", auch Eislers "Johann Faustus", auch Shakespeare. vermerkt Ute Grundmann unter anderem in dem Artikel bei www.nachtkritik.de.
Von dem Journalisten Hans-Dieter Schütt1) kam im September 2014 ebenfalls im Verlag "Das Neue Berlin" die Veröffentlichung "Ekkehard Schall "Ich hab’s erlebt was will man mehr" – Letzte Gespräche" auf den Markt → Leseprobe (PDF) bei www.eulenspiegel.com.
Quellen: "Henschel Theaterlexikon"*), "Lexikon der DDR-Stars"**) und Wikipedia
Siehe auch die Nachrufe bei www.faz.net und www.deutschlandfunkkultur.de
*)  Henschel Theaterlexikon (Hrsg. C. Bernd Sucher; Henschel Verlag, 2010, S. 754/755)
**) "Lexikon der DDR-Stars" von F.-B. Habel und Volker Wachter (Ausgabe 1999, S. 289/290)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) defa-stiftung.de, 3) filmportal.de, 4) fernsehenderddr.de
5) Quelle: defa-sternstunden.de (Seite nicht mehr abrufbar)
Quelle Hans-Dieter Schütt: "Ekkehard Schall. Ich hab’s erlebt was will man mehr. Letzte Gespräche" (Verlag "Das Neue Berlin", S. 11)
  
Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de

(Fremde Links: Wikipedia, defa-stiftung.de, filmportal.de, fernsehenderddr.de)
Kinofilme Fernsehen (Auszug)
Hörspielproduktionen (Auszug)
(Link: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia)
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