Auguste Prasch-Grevenberg wurde am 23. August 1854 als Auguste Johanna Philippine Grevenberg im damals zum Großherzogtum Hessen gehörenden Darmstadt geboren. Sie war die Tochter des Opernsängers bzw. Heldentenors und Theaterdirektors Peter Grevenberg (1824 – 1890) und dessen Ehefrau, der Opernsängerin (Sopranistin) Wilhelmine Grevenberg-Langheinz (um 1825 – 1898). Nachdem sie sich für den Beruf der Schauspielerin entschieden hatte, ließ sie sich von dem Bühnen- und Opernregisseur Karl Tetzlaff, seit 1872 Regisseur bzw. 1876/77 künstlerischer Leiter des "Friedrich-Wilhelmstädtischen Theater" (heute "Deutsches Theater") in Berlin entsprechend ausbilden. 1876 gab sie am "Hoftheater Meiningen"1) (Thüringen), seit 1866 unter der künstlerischen Leitung von Herzog Georg II.1) von Sachsen-Meiningen stehend, ihr Bühnendebüt. Über verschiedene Stationen, so Bremen, Wiesbaden und Karlsruhe, kam sie 1889 nach Meiningen zurück und bereiste mit dem Ensemble auch halb Europa. Ende des 19. Jahrhunderts folgte ein Siegeszug der "Meininger" durch Europa. Die "Meininger Gastspiele" wurden zur Legende. Das Ensemble reiste von 1874 bis 1890 – ein logistisches Meisterstück – mit samt Bühnenbildern, Requisiten und Kostümen per Bahn durch 39 Städte, von London bis Kiew mit 2591 Vorstellungen – überwiegend Werke von Shakespeare, Schiller und Goethe wurden aus der gefühlsentleerten Inszenierungskonvention herausgeführt. notiert unter anderem theater-meiningen.de.
 
Auguste Prasch-Grevenberg am "Hoftheater Meiningen"
Quelle: Bildmappe "Die Meininger" (1890) von Christian Wilhelm Allers1) (1857 – 1915)
Angaben zur Lizenz siehe hier
Auguste Prasch-Grevenberg am "Hoftheater Meiningen" 1889 mit Karl Weiser in Schiller "Die Räuber; aus Bildmappe "Die Meininger" von Christian Wilhelm Allers (1857 – 1915); Quelle: Wikipedia bzw. Wikimedia Commons
Blatt Nr. 5:
1889 mit Karl Weiser1) (1848 – 1913)
als Amalia in Schiller "Die Räuber
Quelle: Wikipedia bzw. Wikimedia Commons
Auguste Prasch-Grevenberg am "Hoftheater Meiningen"; Stück unbekannt; aus Bildmappe "Die Meininger" von Christian Wilhelm Allers (1857 – 1915); Quelle: Wikipedia bzw. Wikimedia Commons
Blatt Nr. 13:
1890 am "Hoftheater Meiningen"
Beschreibung siehe hier
Quelle: Wikipedia bzw. Wikimedia Commons

  
In ihren frühen Jahren wurde Auguste Prasch-Grevenberg bevorzugt im Fach der Salondame und als jugendliche Naive besetzt, wie beispielsweise als Lorchen in dem Lustspiel "Die beiden Leonoren" von Paul Lindau; mit der Zeit avancierte sie zu einer vielbeachteten Charaktermimin. Erfolge feierte die Künstlerin vor allem in Ibsen-Stücken, aber auch als Kleist'sches "Käthchen von Heilbronn"1) und als Maria in Shakespeares "Was ihr wollt"1). Sie glänzte in Meiningen und bei ihren Gastspielreisen mit etlichen Titelrollen sowohl im klassisch-dramatischen als auch heiteren Fach, so in Schillers Schauspiel "Die Jungfrau von Orleans"1), in Ibsens "Nora oder Ein Puppenheim"1) oder in Victorien Sardous Lustspiel "Cyprienne". Sie gestaltete die Zofe Franziska in Lessings "Minna von Barnhelm"1) ebenso facettenreich wie Wallensteins Tochter Thekla in Schillers "Wallenstein"1), die Eve Rull in Kleists "Der zerbrochene Krug"1) oder die Berta in Grillparzers "Die Ahnfrau"1). Weitere Rollen in Meiningen waren beispielsweise das listige Hausmädchen Toinette in Molières "Der eingebildete Kranke"1), im vorgerückten Alter die Großmutter Herwig in Anzengrubers "Das vierte Gebot"1) oder die Mutter Aase in Ibsens "Peer Gynt"1).

Seit ihrer Heirat mit dem Meininger Schauspieler und Mannheimer Hoftheater-Intendanten Alois Prasch1) (1854 – 1907) nannte sie sich Auguste Prasch-Grevenberg. 1895 folgte sie ihrem Ehemann nach Berlin, wo dieser das "Berliner Theater"1) sowie gleichzeitig zwischen 1897 und 1899 als Nachfolger von Friedrich Witte-Wilds das "Theater des Westens" leitete. Sie trat am "Berliner Theater" auf, unter anderem einmal mehr mit der Titelrolle in Ibsens "Nora oder ein Puppenheim" (1896, →  ibsenstage.hf.uio.no) mit Arthur Kraußneck (Torvald Helmer) und Albert Bassermann (Dr. Rank) als Partner, glänzte an verschiedenen anderen Berliner Bühnen und unternahm Gastspiele mit Tourneetheatern. Feste Engagements ging sie noch vor dem 1. Weltkrieg an den "Münchner Kammerspielen" ein, nach Kriegsende an dem von Max Reinhardt geleiteten "Deutschen Theater". Noch kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs gehörte sie, mittlerweile fast 85 Jahre alt, dem Ensemble des Berliner "Schiller-Theaters" an. Ihre Bühnenlaufbahn beendete sie 1939 dort, wo ihre Karriere begonnen hatte – in Meiningen.
 
Wie viele ihrer Kolleginnen zog es auch Auguste Prasch-Grevenberg Ende der 10er Jahre des vergangenen Jahrhunderts vor die Kamera, konnte jedoch im Stummfilm mit Nebenrollen lediglich Achtungserfolge erringen. Sie selbst schätzte die Situation wohl realistisch ein, schrieb Anfang der 1920er Jahre in einem Brief an die Freifrau von Heldburg1), seit 1873 dritte Ehefrau von Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen, dass "die Filmerei zwar künstlerisch nicht so befriedigend, dafür aber eine gute Einnahmequelle sei."2)
Zu ihren Arbeiten zählen unter anderem Otto Ripperts opulentes, monumentales spätmittelalterliches Sittengemälde "Die Pest in Florenz"1) (1919; Drehbuch: Fritz Lang), wo sie als Dienerin der Kurtisane Julia (Marga von Kierska) in Erscheinung trat. In den nachfolgen Produktionen übernahm sie meist Rollen als Mutter bzw. Großmutter oder mimte ältere Damen adligen Geblüts, so beispielsweise als Mutter der Titelheldin (Hella Moja) in dem zur Zeit Napoléon Bonapartes angesiedelte Rührstück "Gräfin Walewska"3) (1920; Regie: Otto Rippert). In Johannes Guters Kriminalgeschichte "Die Dreizehn aus Stahl"2) (1920) tauchte sie als Pensionsvorsteherin auf, spielte neben Asta Nielsen in dem Melodram "Irrende Seelen"3) (1921), von Carl Froelichs nach Motiven des Dostojewski-Romans "Der Idiot" in Szene gesetzt. Als Gerhard Lamprecht erstmals den Versuch unternahm, Thomas Manns komplexes Gesellschaftsportrait "Buddenbrooks" (1923, "Die Buddenbrooks") auf die stumme Leinwand zu bannen, besetzte er Auguste Prasch-Grevenberg als die Frau des Konsuls Kröger (Rudolf Del Zopp). In den Hauptrollen sah man Peter Esser als Thomas Buddenbrook, Mady Christians als dessen feinsinnige spätere Ehefrau Gerda Arnoldsen, Alfred Abel als Christian Buddenbrook, Hildegard Imhof als Tony Buddenbrook und Ralph Arthur Roberts als Bankrotteur Bendix Grünlich.
Als Königin-Witwe Elisabeth Christine von Braunschweig erschien sie im ersten Teil des Historienfilms "Königin Luise" (1927, Die Jugend der Königin Luise3)) neben der Protagonistin Mady Christians, gab in "Friede", dem ersten Teil von "Der alte Fritz"1) (1928; Regie: Gerhard Lamprecht) die Sophie Caroline Gräfin von Camas1), Vertraute des von Otto Gebühr dargestellten preußischen Königs Friedrich II. Auch in ihrem letzten Stummfilm, dem von Karl Grune inszenierten monumentalen Drama "Waterloo" (1929) mit Charles Vanel als Napoléon und Otto Gebühr in der Doppelrolle des Friedrich II. bzw. des greisen preußischen Feldmarschalls Blücher, stellte sie wieder eine historische Figur dar und mimte Blüchers Ehefrau.
Danach verabschiedete sich Auguste Prasch-Grevenberg vorerst vom Filmgeschäft, um dann nach einer rund zehnjährigen Pause noch einmal Ende der 1930er Jahre für vier Produktionen auf die Leinwand zurückzukehren. Unter der Regie von Paul Wegener trat sie in dem Justizdrama "Unter Ausschluss der Öffentlichkeit" (1937) an der Seite von Olga Tschechowa und Iván Petrovich mit dem kleinen Part der Gräfin Velthusen in Erscheinung, Veit Harlan besetzte sie in "Das unsterbliche Herz"1) (1939) als Mutter des Erfinders Peter Henlein (Heinrich George). Einen letzten winzigen Auftritt hatte sie in dem Abenteuerstreifen Fahrt ins Leben3) (1940).
 
Ihren Lebensabend verbrachte die gefeierte Theatermimin in dem im Oktober 1895 von der Schauspielerin und Mäzenin Marie Seebach1) (1829 – 1897) gegründeten Künstler-Altenheim "Marie-Seebach-Stift" in Weimar, wo sie am 14. Dezember 1945 im hohen Alter von 91 Jahren starb. Ein halbes Jahr später fand am 29. Juni 1946 in dem in 1921 umbenannten "Landestheater Meiningen" eine Gedenkfeier für die verstorbene Künstlerin statt.
Auguste Prasch-Grevenberg erhielt während ihrer beeindruckenden Schauspielerkarriere verschiedene Auszeichnungen, darunter das "Ritterkreuz für Kunst und Wissenschaft" von Coburg-Gotha sowie Sachsen-Meiningen und die "Große Goldene Verdienstmedaille für Kunst und Wissenschaft" von Sachsen-Weimar. Bereits 1894 hatte man sie zum Ehrenmitglied des Meininger "Hoftheaters" ernannt.
Ihr am 18. Oktober 1883 in Karlsruhe geborener Sohn Dr. Rolf Prasch1) (verstorben 23.06.1960 in Hamburg) war als Schauspieler – u.a. auch in einigen bekannten Kinofilmen wie dem Zweiteiler "Fridericus Rex"1) (1921/22) und der Biografie "Robert Koch, der Bekämpfer des Todes"1) (1939) – sowie als Theaterregisseur tätig, leitete zwischen 1936 und 1940 das "Landestheater Meiningen". Der ältere Bruder Julius Grevenberg (1853 – 1927) machte sich ebenfalls als Theaterschauspieler sowie Regisseur und Intendant ("Opernhaus Graz", 1911–1923) einen Namen, auch die 1927 geborene Enkelin Ursula Prasch war zeitweise schauspielerisch aktiv.

Quelle (unter anderem): Wikipedia, Volker Wachter11)2)
Aloys Prasch schreibt in seinem Vorwort  zum Buch C.W. Allers "Die Meininger" (veröffentlicht 1890) zu dieser Zeichnung: Einen internen Vorgang aus der Welt der Coulissen hat Allers im folgenden Blatt (No. 13) behandelt. Die kunstsinnige Gemahlin des Herzogs, Freifrau von Heldburg1), wohnt nicht nur jeder Probe bei, sondern pflegt ihre Lieblinge nach dem Residenzschlosse zu bestellen, um künstlerische Fragen mit ihnen zu besprechen. Kammerdiener Rothe entledigt sich eines solchen an Auguste Prasch-Grevenberg gerichteten Auftrags, während im Hintergrunde des Conversationszimmers zwei eifrige Genossenschafter in die Lectüre des Vereinsorgans deutscher Bühnenangehöriger sich vertiefen. (Quelle: www.cwallers.de)
Link: 1) Wikipedia, 3) Murnau Stiftung
2) Volker Wachter: "Meininger Schauspieler und der Film" (PDF-Dokument, S. 5)
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