Stewart Granger wurde am 6. Mai 1913 unter dem bürgerlichen Namen James Lablanche Stewart als Sohn des schottischen Offiziers James Stewart und dessen Ehefrau Frederica Eliza in der britischen Hauptstadt London1) geboren. Die Mutter, eine geborene Lablache, hatte französisch, italienisch-englische Vorfahren und war mit dem italienischen Opernsänger Luigi Lablache1) (1794 – 1858) verwandt, Grangers Vater verrichtete als Oberst der britischen Armee in Indien seinen Dienst. | |||||||||||
Nach winzigen, oft ungenannten Rollen in Filmproduktionen der 1930er Jahre erhielt der attraktive Brite eine erste größere Aufgabe in der Komödie "So This Is London" (1939). In den 1940er Jahren stieg er rasch zu einem beliebten Darsteller auf, der sich als abenteuerlich-romantischer Leinwandheld empfahl. So zeigte er sich als schmucker Bandenführer Nino Barucci in dem Melodram "Madonna der sieben Monde"1) (1945, "Madonna of the Seven Moons") oder als Apollodorus in der George Bernard Shaw-Adaption "Caesar und Cleopatra"1) (1946, "Caesar and Cleopatra"), etablierte sich als erfolgreicher Star, der die Frauenherzen höher schlagen ließ. 1946 überzeugte er in der Literaturadaption "Paganini"1) ("The Magic Bow") mit der Titelrolle des legendären "Teufelsgeigers" Niccolò Paganini1) und zwei Jahre später als Graf Königsmark in dem verklärenden historischen Melodram "Königsliebe"1) (1948, "Saraband for Dead Lovers") über die tragische Liebesbeziehung zwischen der Prinzessin Sophie Dorothea von Braunschweig-Lüneburg1), dargestellt von Joan Greenwood1), und dem Grafen Philipp Christoph von Königsmarck1) alles Filme, die damals im Kino die Zuschauer begeisterten. 1950 ging Granger in die USA, wo nun in Hollywood seine eigentliche Erfolgskarriere begann. Gemeinsam mit seiner zweiten Ehefrau Jean Simmons nahm er einen Vertrag bei der Filmproduktionsfirma "Metro-Goldwyn-Mayer"1) (MGM) an, die ihm Ruhm und Ansehen, aber auch schnellen Verschleiß einbrachte. Granger wurde auf Rollen des edlen, schönen Abenteurers festgelegt wie 1950 als Großwildjäger Allan Quatermain1) neben Deborah Kerr in dem Kassenschlager "König Salomons Diamanten"1) ("King Solomon's Mines"). Als Trapper Jules gab er in dem Western "Gefährten des Grauens"1) (1950, "The Wild North") eine ebenso gute Figur ab wie mit der Doppelrolle des Königs Rudolf V. von Ruritanien und jungen Engländers Rudolf Rassendyll in "Im Schatten der Krone"1) (1952, "The Prisoner of Zenda") nach dem Roman "Der Gefangene von Zenda"1) von Anthony Hope1). Granger machte als geheimnisvoller "Scaramouche, der galante Marquis"1) (1952, "Scaramouche") Furore oder als Liebhaber der schönen Elisabeth von England1) (gespielt von seiner eigenen Gattin) in "Die Thronfolgerin"1) (1953, "Young Bess") mit Charles Laughton als Heinrich VIII.1) der Brite wurde zum Inbegriff des blendend aussehenden Draufgängers, geriet jedoch schnell in die Schublade des galanten und aalglatten Charmeurs. So auch 1953 als Kommandant Claudius in der Oscar-Wilde-Adaptation der "Salome"1) an der Seite von Rita Hayworth in der Titelrolle der Salome1) und Charles Laughton als Herodes1). Als Husarenoffizier und Lebemann George Bryan Brummell1) überraschte Granger in "Beau Brummel Rebell und Verführer"1) (1954, "Beau Brummell"), eleganter Freund des untugendhaften, britischen Thronfolgers Georg IV.1), Prince of Wales (Peter Ustinov) und Angebeteter der mit Lord Edwin Mercer (James Donald1)) verlobten Lady Patricia Belham (Elizabeth Taylor). Vor allem aber bleibt Granger wohl unvergessen als Jeremias Fox in Fritz Langs aufwendigem Melodram "Das Schloß im Schatten" ("Moonfleet") aus dem Jahre 1955. Hier konnte er wie selten in seiner von Klischees bestimmten Karriere sein herkömmliches Image in Frage stellen: der heruntergekommene Adlige Fox nutzte sein unschuldig schönes Aussehen für schmutzige Geschäfte. An der Seite schöner Frauen bestand er Abenteuer wie mit Grace Kelly in der Roman-Adaption "Grünes Feuer"1) (1956, "Green Fire"), mit Ava Gardner in dem Drama "Knotenpunkt Bhowani"1) (1956, "Bhowani Junction") und der Komödie "Die kleine Hütte"1) (1957, "The Little Hut"). Weitere Abenteuer bestand Granger mit Robert Taylor in dem Western "Die letzte Jagd"1) (1955, "The Last Hunt"), mit Rhonda Fleming1) in "Schlucht des Verderbens"1) (1957, "Gun Glory") oder mit John Wayne in "Land der tausend Abenteuer"1) (1960, "North to Alaska").
Bis 1960 stand Granger in Hollywood vor der Kamera, und Spötter meinten,
die Zahl seiner Filme sei fast so groß wie die der
Frauen, die in seinem Leben eine Rolle spielten; man sagte
dem Playboy unzählige Beziehungen nach.
Ab den 1960er Jahren drehte Stewart Granger hauptsächlich in Europa,
so auch das Bibel-Spektakel "Sodom
und Gomorrha"1) (1962), wo er als Lot1)
in Erscheinung trat. Als Old Surehand1) war
er neben "Winnetou"1)-Darsteller
Pierre Brice der Star in drei
Karl May-Verfilmungen1), seine Gage überstieg mit 70.000 Dollar die
seiner Kollegen. Stewart Granger war der international bekannteste Name,
der je in einer "Karl May"-Produktion mitwirkte.
In der Geschichte "Unter Geiern"1) (1964) spielte er das erste Mal an der
Seite von Pierre Brice, ein Jahr später folgte "Der
Ölprinz"1) (1965). Die
Regisseure Alfred Vohrer und Harald Philipp hatten es mit einer Hollywood Supergröße zu tun
und das ließ Granger diese zeitweise auch spüren. Bei zahlreichen
öffentlichen Auftritten in Deutschland konnte man sich
jedoch davon überzeugen, dass der Ruf des arroganten,
selbstsüchtigen und wenig umgänglichen Stars, der ihm
von der Boulevardpresse verpasst wurde, ein Trugbild war:
Granger erwies sich als elegant bescheidener Gentleman, eloquent
und ausgesprochen sympathisch. Bei den "Karl May"-Fans kam der Star allerdings nicht besonders gut an.
Seine coole, ironische Art mit der
Granger die Rolle anlegte, entsprach nicht den Vorstellungen des Publikums
von einem Helden aus der Feder Karl Mays. Und so
kam es schließlich nur zu insgesamt drei Engagements in dieser Rolle. Als
"Old Surehand 1.Teil"1)
(1965) abgedreht war, ahnte
noch niemand, dass es bereits zum 2. Teil der geplanten Trilogie nie kommen
würde.
Im Jahre 1975 holte ihn Rudi Carrell als Stargast in seine Show "Am laufenden Band"1) und Granger nutzte hellwach seine Chance, im deutschen Fernsehen kostenlos für seine neugegründete Maklerfirma "Granger Development Corp." zu werben. Generös überreichte er dem Würzburger Gewinner Hanns Hirsch eine Urkunde über ein 3.000-Quadratmeter Grundstück bei Malaga im Wert von 10.000 DM. Die gute Tat zahlte sich aus: Makler Granger verdoppelt flugs seinen Umsatz. Doch das Glück war ihm nicht dauerhaft hold, finanzielle Fehlspekulationen zwangen ihn zur Rückkehr auf die Bühne und vor die Kameras, mit Roger Moore, Richard Burton und Hardy Krüger drehte er den Abenteuerstreifen "Die Wildgänse kommen"1) (1978, "The Wild Geese"). 1982 mimte er den Prince Philip1), Herzog von Edinburgh, in dem TV-Rührstück "Die Romanze von Charles und Diana"3) ("The Royal Romance of Charles und Diana"), ließ sich 1987 in zwei Folgen der Kultserie "Das Erbe der Guldenburgs"1) blicken. Nach der Rolle des alten Lord Vulcan in dem britischen TV-Melodram "Wagnis der Liebe"1) (1987, "A Hazard of Hearts") sowie als exzentrischer Zeitungsverleger Jason Carr in der Krimi-Parodie "Verschwörung in L.A"4) (1988, "Chameleons") stand Granger letztmalig für die Episode mit dem symbolträchtigen deutschen Titel "Ein Filmstar verschwindet"4) (1991, "It's the Pictures That Got Small") aus der Serie "Profis contra Ganoven"4) ("Pros And Cons") vor der Kamera → Übersicht (Auszug) Filmografie. Stewart Granger erlag am 16. August 1993 im Alter von 80 Jahren im kalifornischen Santa Monica einem langem Krebsleiden. Seine Autobiographie "Sparks Fly Upwards" hatte der britische Schauspieler bereits 1980 veröffentlicht. Drei Mal war der Star verheiratet und hatte vier Kinder: Seine 1938 geschlossene Ehe mit der britischen Schauspielerin Elspeth March2) (1911 1999) endete nach zehn Jahren vor dem Scheidungsrichter; aus der Verbindung gingen Sohn Jamie und Tochter Lindsey († 2011) hervor. Auch die 1950 geschlossene Ehe mit seiner Kollegin Jean Simmons (1929 2010) wurde trotz der am 10. September 1956 gemeinsamen Tochter Tracy Mitte August 1960 offiziell getrennt. Zuletzt war Granger seit 1964 wenige Jahre mit der belgischen Schönheitskönigin Caroline Lecerf verheiratet. Diese Ehe ging ebenfalls in die Brüche bzw. endete 1969 vor dem Scheidungsrichter; aus dieser Verbindung stammt Tochter Samantha. |
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