Erst in den 1960er Jahren kam für ihn mit der Rolle des
"Winnetou" sein ganz großer Durchbruch in den
bundesrepublikanischen Karl-May-Verfilmungen und er wurde auch international
bekannt. Er verkörperte den makellosen, dennoch menschlichen Häuptling der
Apachen bis Anfang der 1990er Jahre auch in zahllosen Inszenierungen deutscher
Freilichtbühnen und bei den Karl-May-Festspielen so
überzeugend, dass die fiktive Figur und die Person des Schauspielers für
seine Zuschauer kaum noch zu unterscheiden war. 1991 ritt Pierre in
"Winnetou, das Vermächtnis" das letzte Mal über die Freilichtbühne
in Bad Segeberg und brach alle bisherigen Rekorde mit über 315.000 Besuchern.
Zuletzt wurde er noch als Regisseur für das Wild-West-Spektakel "Halbblut 1999"
verpflichtet, dass im Juni 1999 am "Kalkberg" in Bad Segeberg
gezeigt wurde.
Sein legendäres Debüt als Apachen-Häuptling Winnetou gab Pierre Brice 1962 in
"Der Schatz im Silbersee"1), neben
Lex Barker2) als Old Shatterhand.
Der von Horst Wendtlandt produzierte Film kostete drei Millionen Mark und
geriet zum erfolgreichsten Kassenhit des Jahres.
Ein weiterer nicht unerheblicher Faktor für den unerwarteten Erfolg des Winnetou-Films war
auch die hervorragende Musik des Filmkomponisten Martin Böttcher1). Eine Fortsetzung des Stoffes
ließ nicht lange auf sich warten, es folgten "Winnetou 1. Teil"1)
(1963) und "Old Shatterhand"1)
(1964), bis 1968 stand Brice für insgesamt elf Winnetou-Folgen vor der
Kamera. Drei Jahrzehnte später wurde er 1998 für den TV-Zweiteiler "Winnetous Rückkehr"2)
noch einmal vor die Kamera geholt → prisma.de.
Foto mit freundlicher Genehmigung von Einhorn-Film
© Einhorn-Film/Weltlichtspiele Kino GmbH
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Neben den Winnetou-Filmen spielt Brice er in den 1960er Jahren auch Hauptrollen
in Filmen unterschiedlichen Genres, die man gern als "Dutzendware" bezeichnen
darf: Darunter "Robin Hood in der Stadt des Todes" (1962),
"Zorro gegen Maciste Kampf der
Unbesiegbaren"1) (1963)
und "Die goldene Göttin vom Rio Beni"1) (1964). 1965 war er in dem Western "Die Hölle von Manitoba"1)
und in dem Krimi "Schüsse im Dreivierteltakt"1)
zu sehen, 1968 in dem Melodram "Die Reue des Pierre Grilhem" (Le regret de Pièrre
Guilhem).
Als ernstzunehmender Charakterdarsteller drehte der sympathische Franzose unter
Roger Boussinot 1967 das Ehe- und Gesellschaftsdrama
"Die Nacht gehört uns" (1967, Le trèizième caprice), an der Seite von Sophia Loren und Marcello Mastroianni
agierte er 1974 als Kommissar in der Kriminalkomödie "Die Puppe des Gangsters"1) (La
pupa del gangster).
In den 1980er und 1990er Jahren konzentrierte sich Pierre Brice dann verstärkt auf
seine Arbeit beim Fernsehen. Als " Serienheld" flimmerte er in mehr
oder weniger anspruchsvollen TV-Geschichten wie "Die Hütte am See",
"Ein
Schloss am Wörthersee"1) oder dem "Traumschiff" durch
die bundesdeutschen Wohnzimmer. In der ARD-Reihe "Klinik unter Palmen"1),
mimte er in der ersten Staffel den Anwalt Jean-Claude Valentine,
der einen Arzt alias Klaus Jürgen Wussow zur Rechenschaft ziehen
will. 2002 erlebte man ihn in der Utta Danella-Verfilmung "Die Hochzeit auf dem Lande"
als hilfreichen Butler William, in der romantischen Komödie "Mit einem Rutsch ins Glück" (2003)
tauchte er an der Seite von Anja Kruse und Heio von Stetten als Monsieur de
Montvalon auf. In der Episode "Zauber von Bali" (2005)
aus der Reihe "Das Traumhotel" machte er ebenfalls eine gute Figur,
es folgten Gastauftritte unter anderem in dem Dauerbrenner "In aller Freundschaft" (2007, Episode: Das zweite Leben")
sowie in der Telenovela "Rote
Rosen" (2008) und in der Folge "Hochzeitsreise nach Marrakesch" (2009) aus der
Reihe "Kreuzfahrt ins Glück".
Der Erfolg des fünffachen Bambi-Preisträgers1) (1964, 1967,
1968, 1987, 1990) war bis zuletzt enorm, täglich sollen ihn noch
Körbe voller Fanpost in seinem Landhaus in der Nähe von Paris erreicht
haben, das er
seit 1986 mit seiner deutschen Ehefrau Hella, die er 1981 nach vielen
Jahren des Zusammenlebens geheiratet
hatte, bewohnte. Neun Mal in Folge erhielt er zwischen 1964 und 1972
den "Otto"1) der Zeitschrift "Bravo", den er dann
erneut 1976, 1977 und 1978 entgegennehmen konnte. 1992 wurde dem
populären Franzosen das "Bundesverdienstkreuz Erster Klasse"
verliehen, weil er "als einer der populärsten Franzosen in Deutschland
ewige Werte wie Treue, Ehrlichkeit und Mut" überzeugend über
30 Jahre vermittelte. 1999 bekam er von dem Karl-May-Archiv den Preis
"Scharlih"1) wegen seiner Verdienste um Karl May und seiner
literarischen Romanfigur "Winnetou", ein Jahr zeichnete man ihn im
September für seinen Einsatz als UNICEF-Botschafter mit dem undotierten
"Thomas Morus Ehrenpreis" aus. Mit dem "Brisant
Brillant"1) wurde er 2004 "für sein Lebenswerk" geehrt, im
gleichen Jahr überreichte man ihm den Deutschen Entertainment Preis
"DIVA"1). Weitere Preise sind der "Steiger-Award"1) (2005)
für "besonderes gesellschaftliches und künstlerisches Engagement"
sowie der Titel "Ritter der Ehrenlegion" (2007; Chevalier de la Légion d’Honneur1)) für seine
Verdienste um die Deutsch-Französische Freundschaft und das europäische Kino.
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Anlässlich seines 75. Geburtstages brachte Pierre Brice im
Sommer 2004 seine Biografie "Winnetou und ich" auf den
Markt, in der er sagt "Winnetou ist für mich keine Rolle, Winnetou ist für mich eine Philosphie".
Die Erinnerungen an sein Leben reichen von der typisch französischen Kindheit über
sein Engagement für die Résistance und im Indochina Krieg, von ersten Erfolgen als
Schauspieler in Frankreich, Italien und Spanien bis zu seinem großen Durchbruch
im deutschen Film. Heute sind es seine sozialen und karitativen Aufgaben, die der engagierte Prominente
besonders wichtig nimmt. In seiner Autobiografie erzählt er von seinen abenteuerlichen Reisen in
den Kosovo und seiner erfüllenden Tätigkeit als Unicef-Botschafter in Kambodscha.
(Zitat der amazon-Redaktion)
Pierre Brice anlässlich der Verleihung der "Goldenen
Kamera"1) am 30.01.2010 in Berlin
Foto mit freundlicher Genehmigung von Bodo Petermann
© Bodo Petermann, BP PHOTO (www.bpphoto.de)
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Zum 80. Geburtstag am 6. Februar 2009 gratulierten Presse und die
TV-Berichterstattung dem sympathischen Schauspieler, dessen Ruhm bis heute
untrennbar mit der Rolle des Apachenhäuptlings Winnetou verbunden ist. "Häuptling
der Herzen" titelte die "Süddeutsche Zeitung", schrieb unter
anderem "Der schöne Pierre entsprach dem Bild von einem Häuptling, wie er bei Karl May im Buche stand:
"Sein Gesicht war edel geschnitten, fast römisch, die Farbe ein mattes Hellbraun mit einem
Bronzehauch." Dazu dieser traurig-sehnsuchtsvolle Blick aus silberseeblaugrünen Augen.
Brice hatte sich anfangs darüber beklagt, dass sein Winnetou zu wenig Text hat,
durfte er doch meistens nur Halbsätze in der dritten Person sprechen
("Winnetous Herz ist schwer"). Dass er gerade dadurch zum Idol wurde,
statt vieler Worte eine gute Figur zu machen, mag den Schauspieler in ihm kränken. Den Indianer macht es unvergessen."
Rechtzeitig zum runden Geburtstag von Pierre Brice kam die von Regisseur
Oliver Schwehm realisierte knapp einstündige Dokumentation "Winnetou darf nicht sterben"
als DVD auf den Markt. In dem bereits 2008 auf Arte ausgestrahlten Film würdigt Schwehm das Lebenswerk
des Mimen, zeichnet auf einfühlsame Weise den Werdegang des französischen Schauspielers nach,
der in seinem Geburtsland so gut wie unbekannt ist, wie der französische Titel
("Le célèbre inconnu") zeigt. Interviews mit Pierre Brice, seinen
Kollegen und Weggefährten Mario Adorf, Marie Versini und Rik Battaglia sowie
zahlreiche Filmausschnitte runden die kurzweilige Dokumentation ab.
Foto: Pierre Brice ca. 1978
als Winnetou bei den "Karl-May-Festspielen" in Elspe
Urheber: Elke
Wetzig; Lizenz: CC-BY-SA
3.0
Quelle: Wikimedia
Commons |
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Einer ganz speziellen Aufgabe stellte sich der beliebte Künstler nach
etlichen Jahren Bühnenabstinenz seit Mitte Juli 2010: In Cuxhaven übernahm
er in
dem Open-Air-Musical "Der Traum von Freiheit" des Autors und Regisseurs
Christian Berg den Part des Erzählers, der als "Wanderer
zwischen den Welten" mit seinem Knappen Krischan (Christian Berg) durch
die Lande zieht. Bis zum 8. August waren insgesamt 22 Aufführungen auf der
Sommertheater-Bühne im Schlossgarten Cuxhaven geplant. Das Stück, angekündigt als "Musical von Drachen, Heldinnen und Abenteurern für die ganze Familie"
handelt von Tjede Peckes1),
einer Frau
aus Friesland, die sich Anfang des 16. Jahrhunderts gegen die Bischöfe von Bremerhaven auflehnte und als
Jeanne d'Arc des Elbe-Weser-Dreiecks gilt; die Musik stammt von Konstantin Wecker.
Medienberichten zufolge plante der inzwischen über 85-jährige Schauspieler
sein Anwesen in Paris zu verkaufen und mit seiner 20 Jahre jüngeren Ehefrau
Hella3) nach Deutschland bzw.
in deren Heimat Bayern zu ziehen → www.n-tv.de.
Im Oktober 2013 feierte er dann das das Richtfest seiner neuen Villa in
Garmisch-Partenkirchen, gedacht für den Lebensabend im Familienkreise; eine Drillingsschwester
von Hella Brice lebt bereits mit Familie in der Marktgemeinde, die andere
wollte dorthin umziehen.
Zum endgültigen Einzug in das neue Domizil kam es nicht mehr, Pierre Brice starb überraschend am 6. Juni 2015 im Alter von 86 Jahren in einer Klinik
nahe Paris; er erlag den Folgen einer Lungenentzündung.
Die öffentliche Trauerfeier für den Filmstar fand am 18. Juni 2015 in der
Münchener Jesuitenkirche St. Michael statt, bei der neben der
Familie, Freunden und Weggefährten auch Hunderte von Fans Abschied von ihrem
"Winnetou"-Idol nahmen. Auf Wunsch des Verstorbenen trugen viele
Trauergäste Weiß statt Schwarz,
unter den Prominenten befanden sich auch Uschi Glas, einst weibliche
Titelheldin in "Winnetou und das Halbblut Apanatschi" (1966), die
französische Schauspielerin Marie Versini, Darstellerin der Nscho-tschi bzw.
Schwester von Winnetou in "Winnetou 1. Teil" (1963) und der Komponist Martin Böttcher,
welcher zu etlichen Karl May-Streifen die Filmmusik geschrieben hatte. Die
Beisetzung erfolgte einen Tag später im engsten
Familien- und Freundeskreis auf dem Friedhof in Gräfelfing nahe München
→ Foto der Grabstelle bei knerger.de.
In Erinnerung an Pierre Brice veröffentlichte der Bamberger "Karl-May-Verlag"
am 19. Oktober 2015 einen Bildband über den legendären "Winnetou"-Darsteller.
Zusammengestellt von Michael Petzel3),
werden in "Pierre Brice Unvergesslicher Winnetou" neben seiner
Paraderolle des edelmütigen Apachen-Häuptlings auch Fotos aus dem Privatleben des Schauspielers
präsentiert.
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