Wenn es galt, einen etwas absonderlichen Frauentypus im Film zu besetzen, griffen die Macher gerne auf eine Schauspielerin zurück, die sich seit Jahrzehnten einen Ruf als exzellente Charakterdarstellerin erworben hatte bzw. deren Markenzeichen "Subtilität, feiner Humor und ein Gespür für Skurrilität"*) in ihrer Rollengestaltung war – Bibiana Zeller. Geboren wurde sie am 25. Februar 1928 in der damals eigenständigen Ortschaft Mauer1) bei Wien (heute Teil des 23. Wiener Gemeindebezirks Liesing1)) und lebte mit ihren Eltern am Wiener Rudolfsplatz. Nach dem Gymnasialabschluss bzw. der Matura entschloss sie sich für die "Bretter, die die Welt bedeuten", aus einer Flucht aus der Realität sei sie Schauspielerin geworden, weil sie den Zweiten Weltkrieg unter der nationalsozialistischen Herrschaft so grausam gefunden habe → Interview bei derstandard.at.
Bibiana Zeller absolvierte eine Ausbildung am heutigen "Franz Schubert Konservatorium"1), begann dann 1950 ihre Karriere mit einem Engagement am Wiener "Theater in der Josefstadt"1)

Bibiana Zeller 2010 in der Wiener "Hofburg"1) anlässlich der Verleihung
des Fernsehpreises "Romy"1) als "Beliebteste Schauspielerin"
Urheber: Manfred Werner – Tsui;  Lizenz CC-BY-SA 3.0;
Quelle: Wikimedia Commons

Bibiana Zeller 2010 in der Wiener Hofburg anlässlich der Verleihung des Fernsehpreises "Romy" als "Beliebteste Schauspielerin"; Urheber: Manfred Werner – Tsui;  Lizenz CC-BY-SA 3.0; Quelle: Wikipedia 
Ab 1952 wirkte die aufstrebende Schauspielerin an verschieden Bühnen in Deutschland, kehrte jedoch immer  wieder für Gastspiele an die "Josefstadt" zurück. Ab 1956 war sie für fünfzehn Jahre als freie Schauspielerin tätig, wirkte im Ensemble von Herbert Wochinz1) am "Theater am Fleischmarkt"2) und bei den "Komödienspielen Porcia"1) in Spittal an der Drau1). Außerdem war sie dem "Theater am Kurfürstendamm"1) in Berlin, der Stuttgarter "Komödie im Marquardt"1) und dem "Theater Bonn"1) eng verbunden. 1972 folgte sie einem Ruf Gerhard Klingenbergs1) an das Wiener "Burgtheater"1) und profilierte sich dort als unverzichtbare Interpretin überwiegend prägnanter Nebenrollen auch in vielen Ur- und Erstaufführungen. Bis zuletzt gehörte sie zum Ensemble des berühmten Theaters und stand dort noch im hohen Alter auf der Bühne. Auch bei den "Salzburger Festspielen"1) konnte man ihre darstellerische Kunst bewundern, 2005 und 2006 gestaltete sie die Mutter des von Peter Simonischek1) dargestellten Jedermann in den Aufführungen des Traditionsstücks "Jedermann"1) von Hugo von Hofmannsthal1),  inszeniert von Henning Bock. Bereits 1985 wirkte sie unter der Regie von Claus Peymann1) in der Uraufführung des Schauspiels "Der Theatermacher"1) von Thomas Bernhard1) mit und gab an der Seite des Protagonisten Traugott Buhre die Wirtin.
  
Bibiana Zeller war seit Anfang der 1950er Jahre in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen mit prägnanten Rollen präsent, stand erstmals für die von Rudolf Steinboeck1) in Szene gesetzte, musikalische Kino-Komödie "Abenteuer im Schloss"1) (1952) vor der Kamera. Vor allem auf dem Bildschirm trat sie in den folgenden Jahren in etlichen Verfilmungen von Theaterstoffen, Unterhaltungsspielen und Serien in Erscheinung. Sie zeigte sich beispielsweise in den Adaptionen der Possen von Johann Nestroy1) – so 1965 als Helene in "Die verhängnisvolle Faschingsnacht"1) in einer Aufzeichnung aus dem "Theater in der Josefstadt", 1968 als Josephine, Frau des Herrm von Scheitermann (Otto Tausig), in der Verfilmung von "Frühere Verhältnisse"1) und 1969 in "Kampl"1) mit Alfred Böhm1) in der Titelrolle. Eine Aufführung der von Wilhelm Dieterle bei den "Bad Hersfelder Festspielen"1) inszenierten Shakespeare-Komödie "Ein Sommernachtstraum"1) wurde ebenfalls ausgesrahlt, hier brillierte Bibiana Zeller 1968 mit der Figur der Titania. Das TV-Publikum erlebte sie beispielsweise unter der Regie ihres ersten Ehemannes Otto Anton Eder1) in der Tragikomödie "Passion eines Politikers"3) (1970) nach einem Drehbuch von Carl Merz1) mit der weiblichen Hauptrolle der Melanie, Gattin des Protagonisten Nationalrats Bröschl (Helmut Qualtinger) und als Marie Rhon in "Das weite Land"3) (1970) nach dem gleichnamigen Bühnenstück1) von Arthur Schnitzler1), inszeniert von Peter Beauvais1) mit O. W. Fischer und Ruth Leuwerik als Ehepaar Hofreiter.
Zum TV-Star avancierte Bibiana Zeller mit der satirischen 1970er/80er-Kult-Krimiserie " Kottan ermittelt"1) (Regie: Peter Patzak1)) um den Wiener Polizeimajor Adolf Kottan, machte hier als Ilse Kottan Furore, etwas skurrile Ehefrau des Titelhelden, der zu Beginn von Peter Vogel, später von Franz Buchrieser und Lukas Resetarits1) verkörpert wurde. Bibiana Zeller war nicht mehr vom Bildschirm wegzudenken, zahlreiche weitere Serienrollen folgten im Verlaufe der Jahrzehnte. In dem Quotenrenner "Julia – Eine ungewöhnliche Frau"1) mimte sie 1999 bis  2003 an der Seite von Christiane Hörbiger die Figur der Oma Hertha Mähr bzw. der ehemaligen Reiterin Ann Miller, in den Staffeln 2 bis 4 bzw. zwischen 2007 und 2011 verkörperte sie in der ORF-Familienserie "Oben ohne"1) die Hilde Horrowitz, ungeliebte Mutter von August "Gustl" Horrowitz (Andreas Steppan1)). Eine schöne Nebenrolle war auch die der Tante Cornelia in der schrägen ORF-Serie "Braunschlag"1) (2012).
  
Für Xaver Schwarzenberger1) war sie beispielsweise die Protagonistin in der Komödie "Zuckeroma"1) (2004), hier lief Bibiana Zeller als egomanische Oma Elfriede bzw. boshafte Schwiegermutter zur Hochform auf. "Die Komödie über das Zusammenleben verschiedener Generationen unter ein Dach entpuppt sich als bitterböse Satire, die Xaver Schwarzenberger einmal mehr nach dem Drehbuch seiner Ehefrau Ulli1) in Szene setzte. In der Rolle der boshaften Oma glänzt Bibiana Zeller, die schon mehrfach mit Schwarzenberger zusammenarbeitete." notiert prisma.de. Überzeugend bzw. berührend war 2009 ihre Rolle der schwerkranken Brise Schubert, die sich in der "Tatort"1)-Folge "Altlasten"1) umbringen wollte, "… Und da ist die großartige Bibiana Zeller, die Oma Schubert in ihrer geistigen Verwirrtheit, zwischen Zerbrechlichkeit und Durchsetzungskraft, so facettenreich darstellt." schrieb www.stern.de. Als Guggi, überspannt-verwirrte Mutter der vermögenden Münchner Witwe Martha (Hannelore Elsner) kam sie in ZDF-Beziehungskomödie "Lüg weiter, Liebling"1) (2010) daher, in Wolfgang Murnbergers1) vielbeachteten, vergnüglichen Geschichte "Live is Life – Die Spätzünder"1) (2010) sowie der Fortsetzung "Die Spätzünder 2 – Der Himmel soll warten"1) (2013) gehörte sie als Sissi Hopf, Mitglied der rüstigen Rentner-Rock-Band "Die Herzschrittmacher", ebenfalls zur hochkarätigen Besetzung. Einmal mehr einen sonderbaren Frauentyp mimte sie in der ebenfalls von Murnberger in Szene gesetzten Gauner-Story "Alles Schwindel"4) (2014), diesmal brillierte sie als die verwirrte, Teleshopping-süchtige Mutter des verarmten blaublütigen Leopold von Hohensinn (Benno Fürmann1)). "Wiener Schmäh meets Screwball-Touch. Deutsche Top-Schauspieler (Benno Fürmann & Udo Samel1)) vereinen sich mit den beiden österreichischen Aushängeschildern für urkomische Weiblichkeit (jung: Ursula Strauss1); alt: Bibiana Zeller). Die Mischung macht's – und die stimmt bis ins Detail. " kann man unter anderem bei tittelbach.tv lesen.
In dem "Um Himmels Willen"1)-Weihnachtsspecial "Das Wunder von Fatima"1) (EA: 25.12.2014) spielte Bibiana Zeller als Sonja Berger eine zentrale Rolle: Die als "Engel von Kaltenthal" bezeichnete wohlhabende Witwe hat Bürgermeister Wöllers (Fritz Wepper) Interesse erweckt, da er wegen dubioser Machenschaften mal wieder dringend Geld braucht. "Als die alte Dame nach Fatima will, weil sie auf einem Zeitungsfoto ihre Jugendliebe entdeckt hat, fliegt Wöller kurzerhand mit, getreu seinem Credo "Geben und Nehmen, der ewige Kreislauf der Nächstenliebe". Schwester Hanna (Janina Hartwig1)) ist natürlich auch mit von der Partie. (…) Zunächst jedoch muss die untröstliche Sonja damit fertig werden, dass ihr einstiger Schwarm Thomas (Peter Franke) nichts mehr von ihr wissen will. Als sie sich damals für einen anderen entschied, ist er nach Portugal ausgewandert und hat dort eine Familie gegründet. Allerdings redet er schon seit Jahren nicht mehr mit seinem Sohn Paulo (Urs Fabian Winiger1)), weil er ihm die Schuld am Tod seiner Frau gibt. Dabei braucht ihn Paulo dringender denn je: Sein kleiner Sohn leidet unter chronischer Lungenentzündung und wird ohne teure Therapie sterben." schreibt tittelbach.tv. Es kommt zu einigen Turbulenzen, Sonja gibt nicht auf und will Thomas' Familie helfen. Dadurch geraten auch Schwester Hanna und Wöller von einem Abenteuer ins nächste, werden sogar unfreiwillig zu Verbündeten. Und über all dem schwebt der mystische Zauber von Fatima – und angesichts von Sonjas großem Herzen fragt sich Wöller erneut, ob sie wohl der "Engel von Kaltenthal" ist6) → Übersicht TV-Spiele/TV-Serien
 
Verschiedentlich übernahm Bibiana Zeller zudem Aufgaben in Kinoproduktionen. So spielte sie unter anderen in der mehrfach ausgezeichneten, von Harald Sicheritz1) in Szene gesetzten schwarzen Komödie "Wanted"1) (1999) die Mutter des Unfallchirurgen Thomas Reiter (Alfred Dorfer1)), der sich nach dem Tod einer jungen Patientin, an dem er sich schuldig fühlt, in eine Phantasie-Welt flüchtet, in der alles möglich ist. Als Peter Patzak1) mit "Kottan ermittelt: Rien ne va plus"1) (2010) die Kottan-Story mit Lukas Resetarits1) als grantelndem Polizeimajor Adolf Kottan auf der Leinwand wieder aufleben ließ, war es selbstverständlich, dass Bibiana Zeller als dessen Film-Ehefrau Ilse mit von der Partie war. In David Schalkos1) Verfilmung "Wie man leben soll"1) (2011) nach dem Roman von Thomas Glavinic1) sah man sie als Großtante Ernestine, in dem etwas verrückten Abenteuer "Das Pferd auf dem Balkon"5) (2013; Regie: Hüseyin Tabak1)) nach dem gleichnamigen Kinderbuchklassiker von Milo Dor1) um einen am Asperger-Syndrom leidenden Jungen (Enzo Gaier1)) als clevere Oma Hedi. Zuletzt zeigte sie sich in zwei Kinoproduktionen auf der Leinwand: In dem Kinderfilm "
Gespensterjäger – Auf eisiger Spur"1) (2015) trat sie als Mrs. Kubichek in Erscheinung, in in dem preisgekrönten Film des Regisseurs Chris Kraus1) mit dem Titel "Die Blumen von gestern"1) (2017) spielte sie die Lisbeth, demente Mutter des Holocaust-Forschers Totila Blumen (Lars Eidinger1)) → Übersicht Kinofilme.

Die mehrfach ausgezeichnete Bibiana Zeller – 1998 wurde ihr der Titel "Kammerschauspielerin"1) verliehen, 2010 erhielt sie den österreichischen Film- und Fernsehpreis "Romy"1) als "Beliebteste Schauspielerin" – beeindruckte im Laufe ihrer langen Karriere mit ihrem nuancierten bzw. pointierten Spiel in vielen Rollenfächern, vor allem aber als Darstellerin von etwas absonderlich anmutenden Frauenfiguren bleibt die Schauspielerin in Erinnerung. Zudem machte sie sich einen Namen als exzellente Sprecherin, 2000 wurde sie von der Ö1-Hörspieljury mit dem "ORF-Hörspielpreis"1) als "Schauspielerin des Jahres" geehrt → weitere Auszeichnungen bei Wikipedia.
Ende März 2015 legte sie ihre von Marina C. Watteck aufgezeichneten Erinnerungen unter dem Titel "Bitte lasst mich mitspielen!" vor. "Neben ihrem Werdegang und ihren wichtigsten Karrierestationen erzählt Bibiana Zeller anhand von Tagebuchaufzeichnungen, die sie seit ihrer Jugend führte, von prägenden Erfahrungen mit Burgtheater-Direktoren, der Arbeit mit bedeutenden Kollegen, ihrem Streben nach Perfektion und ihrer absoluten Hingabe an den Schauspielberuf. (…)" wird beim Wiener "Amalthea-Verlag" notiert → amalthea.at.

Die beliebte Schauspielerin Bibiana Zeller, die sich in den letzten Jahren altersbedingt vom Filmgeschäft zurückgezogen hatte, starb am 16. Juli 2023 im hohen Alter von 95 Jahren in Wien1). "Subtilität, feiner Humor und ein Gespür für Skurrilität gehörten ebenso zu ihren Markenzeichen wie ihre charakteristisch helle, zerbrechliche Stimme, die sie dem "Burgtheater" als Ensemblemitglied seit 1972 lieh. (…) "Ob Bühne, Film oder Fernsehen: Bibiana Zeller war eine der beliebtesten Wiener Schauspielerinnen", würdigte Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler1) (SPÖ) die Schauspielerin, die 1988 die "Wiener Ehrenmedaille in Gold"1) erhielt." schreibt wien.orf.at unter anderem in einem Nachruf.
Die Künstlerin war mit ihrem Schauspielkollegen Eugen Stark1) (1936 – 2021) verheiratet. Aus ihrer ersten Ehe mit dem Regisseur Otto Anton Eder1) (1930 – 2004), der auch einige Filme mit ihr realisierte, gingen zwei Söhne hervor – einer davon ist der 1963 in Wien geborene Filmemacher, Kameramann und Autor Fabian Eder1).   
Textbausteine des Kurzportraits von Wikipedia
Siehe auch den Artikel zum 85. Geburtstag bei wien.orf.at
Quelle: *) wien.orf.at, 6) daserste.de (Seite nicht mehr abrufbar)
Fremde Links:  1) Wikipedia, 2) geschichtewiki.wien.gv.at, 3) Die Krimihomepage, 4) tittelbavh.tv, 5) fernsehserien.de
   
Filme (Auszug)
Kinofilme / TV-Spiele / TV-Serien

Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, krimilexikon.de, film.at, Die Krimihomepage,
 prisma.de, fernsehserien.de, tittelbach.tv)
Kinofilme Fernsehspiele (Auswahl Fernsehserien/-reihen (Auswahl)
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