Filmografie
Silvana Mangano wurde am 21. April 1930 als Tochter eines sizilianischen Bahnbeamten und einer Engländerin (Ivy Webb aus Croydon1)) in der italienischen Hauptstadt Rom1) geboren. Durch den 2. Weltkrieg verarmt, lebte die Familie in äußerst bescheidenen Verhältnissen. Tochter Silvana betätigte sich als Tänzerin, Fotomodell und Statistin beim Film, erstmals taucht ihr Name in dem von René Chanas (1913 – 1990 inszenierten Drama "Le jugement dernier" (1945) auf. Über einen Schönheitswettbewerb – 1946 errang sie den Titel "Miss Rom" – wurde man auf die  attraktive junge Frau aufmerksam, Mario Costa1) besetzte sie in seinem nach der gleichnamigen Opera buffa1) (dt. "Der Liebestrank"1)) von Gaetano Donizetti1) (Musik) realisierten Spielfilm "L'elisir d'amore" (1946) als Freundin der von Opernsängerin  Nelly Corradi1) dargestellten Protagonistin Adina. Nach weiteren kleineren Auftritten, unter anderem in dem von Gregory Ratoff1) in Rom nach dem Romanzyklus "Memoiren eines Arztes"1) von Alexandre Dumas d. Ä.1) mit Orson Welles als Joseph Balsamo1) alias Alessandro Graf von Cagliostro1) gedrehten Abenteuer "Black Magic"1) (1949, "Graf Cagliostro"), gelang ihr der Durchbruch zum international gefeierten Star: Unter der Regie von Giuseppe de Santis1) gab sie an der Seite von Vittorio Gassman und Raf Vallone in dem Meisterwerk "Riso amaro"1) (1949, "Bitterer Reis") die auf den Reisfeldern von Piemont arbeitende, aufreizend leichtgeschürzte Silvana. "Eines der bekanntesten Werke des italienischen Neorealismus1), das 1949 zu einem Skandal führte, weil es die leidenschaftlichen Verwicklungen realistisch einfing." notiert filmdienst.de. Neben Anna Magnani (1908 – 1973) wurde Silvana Mangano zu dem Symbol des italienischen Neorealismus und gehörte seither zu den großen weiblichen Filmstars Italiens, die oft leidenschaftliche Frauen aus dem Volk spielte.
    
Beispielsweise sah man sie als das Mädchen Mara in dem kriminalistischen, packenden Drama "Il brigante Musolino"2) (1950, "Freiwild"), das Mario Camerini1), inspiriert durch das Leben des von Amedeo Nazzari1) dargestellten, kalabrischen Banditen (und Volkshelden) Giuseppe Musolino (1876 – 1956), in Szene setzte, unter der Regie von Alberto Lattuada1) glänzte sie mit der Titelrolle in dem Melodram
"Anna"1) (1951), die am Ende ihrer Liebe zu dem Gutsbesitzer Andrea (Raf Vallone) entsagt, Nonne wird und ihr Leben zukünftig ganz der Krankenpflege widmet; übrigens zeigte sich Vittorio Gassman als Andreas Rivale Vittorio, mit ihm stand Silvana Mangano wiederholt vor der Kamera. Mit "L'oro di Napoli"1) (1954, "Das Gold von Neapel") entstand ein sechsteiliger Episodenfilm, den Vittorio De Sica in Szene setzte und zudem in Segment 4 "I giocatori"1) ("Die Spieler") selbst auftrat. Hier übernam Silvana Mangano in der fünften Episode "Teresa"1) die Rolle der römischen Prostituierten Teresan, die sich nach Neapel verheiraten will, ohne ihren Zukünftigen zu kennen. Der Heiratsvermittler Don Ubaldo (Ubaldo Maestri) stellt ihn ihr bei einem Treffen in der Galleria Umberto I1) endlich vor – den gut aussehenden, vermögenden Don Nicola (Erno Crisa1)). Für diese schauspielerische Leistung wurde sie 1955 mit einem "Nastro d’Argento"1) als "Beste Hauptdarstellerin"1) ausgezeichnet.
  
"Das Gold von Neapel": Szenenfoto mit Silvana Mangano als Teresa; mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film, welche den Film am 8. Mai 2020 auf DVD herausbrachte.

"Das Gold von Neapel": Abbildung DVD-Cover mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film, welche den Film am 8. Mai 2020 auf DVD herausbrachte.

"Das Gold von Neapel": Szenenfoto mit Silvana Mangano als Teresa sowie Abbildung DVD-Cover
Mit freundlicher Genehmigung von Pidax Film, welche den Film am 8. Mai 2020 auf DVD herausbrachte.
   
Durch Mario Camerinis1) aufwendiges Abenteuer "Ulisse"1) (1954, "Die Fahrten des Odysseus") wurde die schöne Italienerin auch in den USA bekannt. In diesem opulenten Monumentalfilm, entstanden in Anlehnung an das Epos "Odyssee"1) des Homer1) mit Kirk Douglas als Odysseus1), dem König von Ithaka1), präsentierte sie sich als dessen Gattin Penelope1) sowie die Zauberin Circe1). "Als farbenprächtiges Antik-Abenteuer mit Wildwest-Touch immerhin spektakulär und spannend." urteilt filmdienst.de. Es folgten Produktionen wie das Drama "Uomini e lupi"2) (1956, "Frauen und Wölfe") mit Yves Montand als Partner, die Adaption "La diga sul Pacifico"2) (1957, "This Angry Age") nach dem Roman "Un barrage contre le Pacifique" (dt. "Heiße Küste") von Marguerite Duras1) an der Seite von Anthony Perkins und " La tempesta"3) (1958, "Sturm im Osten") nach den Vorlagen "Geschichte der Verschwörung Pugatschows" über den "Pugatschow-Aufstand"1) und "Die Hauptmannstochter"1) von Alexander Puschkin1) mit Van Heflin1) als der Don-Kosak1) Jemeljan Pugatschow1), wo sie als heißblütige Hauptmanns-Tochter Masha den Leutnant Grinjow (Geoffrey Horne1)) betörte. Einmal mehr neben Vittorio Gassman sowie Alberto Sordi1) tauchte sie in dem Kriegsstreifen "La grande guerra"1) (1959, "Man nannte es den großen Krieg") als die Prostituierte Costantina auf, gehörte als Jovanka in "Jovanka e le altre"1) (1960, "Jovanka und die anderen") zu den fünf Frauen, die sich 1943 dem Partisanenkampf gegen die Deutschen in Jugoslawien anschließen.
 
Anfang der 1960er Jahre änderte sich Manganos Rollentypus, aus dem sinnlich-aufreizenden Mädchen wurde eine geheimnisvoll-anziehende Frau, manchmal Unheil bringend, manchmal selbst ein Opfer. Diese Wandlung kam wohl auch durch ihre Heirat (1949) mit dem einflussreichen Produzenten Dino de Laurentiis1) (1919 – 2010) zustande, der den Kurven-Star bald zu einer eleganten Dame von Welt umformte. Gab sie in dem von Richard Fleischer1) nach dem Roman von Pär Lagerkvist1) realisierten Historienfilm "Barraba"1) (1961, " Barabbas") als Rahel noch die frühere Geliebte des von Anthony Quinn verkörperten Mörders und Aufrührers Barabbas, überzeugte sie unter der Regie von
Carlo Lizzani1) in dem Drama "Il processo di Verona" (1963) über den Prozess von Verona1) während des 2. Weltkriegs vom 8. bis 10. Januar 1944 in Verona1) als Edda Ciano1), Tochter des Diktators Benito Mussolini1) und Ehefrau von Graf Galeazzo Ciano1) (Frank Wolff1)), der wegen "Hochverrats" zum Tode verurteilt wurde. Ein neuerlicher "Nastro d’Argento"1) sowie ein "David di Donatello"1) jeweils in der Kategorie "Beste Hauptdarstellerin" war 1964 der Lohn für ihr beeindruckendes Spiel. Für Regisseur Tinto Brass1) mimte sie in dem amüsanten Science-Fiction-Streifen "Il disco volante" (1964) mit Alberto Sordi1) in einer vierfach-Rolle die arme, verwitwete Bäuerin und mehrfache Mutter Vittoria Laconiglia.
Der künstlerischen Zusammenarbeit mit Pier Paolo Pasolini1) (1922 – 1975) und Luchino Visconti1) (1906 – 1976) verdankte die Schauspielerin in den 1960er und 1970er Jahren ihre ausgereiftesten Rollen. In Viscontis Episodenfilm "Le streghe"1) (1967, "Hexen von heute") beeindruckte der Star in allen fünf Geschichten mit der weiblichen Hauptrolle, verkörperte "mit beachtlicher Wandlungsfähigkeit fünf unterschiedliche Frauentypen, von der unterkühlten Lady bis zur temperamentvollen Sizilianerin." so filmdienst.de. Einmal mehr wurde ihre schauspielerische Leistung mit einem "David di Donatello" gewürdigt.
  
"Hexen von heute": Szenenfoto mit Silvana Mangano als Filmstar und Model Gloria in Segment 1 "Hexen verbrennt man lebendig"; mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film, welche die Produktion am 22. Juli 2022 auf DVD herausbrachte. "Hexen von heute": Abbildung DVD-Cover mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film, welche die Produktion am 22. Juli 2022 auf DVD herausbrachte.
"Hexen von heute": Szenenfoto mit Silvana Mangano als Filmstar und Model Gloria
in Segment 1 "Hexen verbrennt man lebendig"1) sowie Abbildung DVD-Cover
Mit freundlicher Genehmigung von Pidax Film, welche die Produktion am 22. Juli 2022 auf DVD herausbrachte.
   
In "Epido Re"1) (1967, "Epido Re – Bett der Gewalt"), einer von Pier Paolo Pasolini1) gedrehten, modernen Interpretation des Dramas "König Ödipus"1) von Sophokles1),  gab sie eine majestätisch-würdevolle Iokaste1), Mutter/Ehefrau des von Franco Citti1) gespielten Ödipus1), Pasolini besetzte sie auch in seiner sehenswerten Parabel "Teorema"1) (1968, "Teorema – Geometrie der Liebe") als die besorgte Mutter aus dem Bürgertum, die auf Gnade wartet, sowie mit dem eher kleinen Part der Madonna in "Il Decameron"1) (1971, "Decameron") nach acht Geschichten (sowie Prolog und Epilog) aus der spätmittelalterlichen Novellensammlung "Decamerone"1) von Giovanni Boccaccio1). Mit dem preisgekrönten Drama "Morte a Venezia"1) (1971, "Tod in Venedig") brachte Luchino Visconti1) die gleichnamige Novelle1) von Thomas Mann1) auf die Leinwand, in dem Gustav von Aschenbach1) (Dirk Bogarde) während seines Urlaubs in Venedig dem schönen Knaben Tadzio (Björn Andrésen1)) verfällt, Silvana Mangano als Tadzios adlige Mutter brillierte und erneut einen "Nastro d’Argento1), diesmal als "Beste Nebendarstellerin" ebenso wie Marina Berti1) in "La califfa"1) erhielt. Kühl, tiefgründig und makellos war sie auch in ihrer Rolle der Cosima von Bülow1), Geliebte/Ehefrau des Komponisten Richard Wagner1) (Trevor Howard), in Viscontis Biopic "Ludwig"1) (1973, "Ludwig II.") mit Helmut Berger als Bayern-König Ludwig II.1) und als Marchesa Bianca Brumonti in Viscontis vorletztem Film "Gruppo di famiglia in un interno"1) (1974, "Gewalt und Leidenschaft") mit Burt Lancaster als der Professor. Im Jahr zuvor konnte sie ihren dritten "David di Donatello"1) für den Part der Antonia entgegennehmen, fünffache Mutter und Ehefrau des Lumpensammlers Peppino (Alberto Sordi1)), die mit diesem in Luigi Comencinis1) Tragikomödie "Lo scopone scientifico"2) (1972, "Teuflisches Spiel") auf das jährliche Eintreffen der Millionärin und Kartenspielerin (Bette Davis) wartet und sich im Glücksspiel gegen die Exzentrikerin ein Gewinn erhofft.
 
Mitte der 1970er Jahre verließ Silvana Mangano Italien und das Filmgeschäft und siedelte mit ihrem Ehemann, ihrem Sohn und ihren drei Töchtern nach Hollywood über. Als Ehrwürdige Mutter Ramallo zeigte sie sich dann noch einmal in dem von David Lynch1) nach dem gleichnamigen Roman1) von Frank Herbert gedrehten Science-Fiction-Film "Dune"1) (1984, "Der Wüstenplanet"), zusammen mit Marcello Mastroianni bzw. als dessen Filmehefrau sah man sie in der von Nikita Michalkow1) nach verschiedenen Kurzgeschichten von Anton Tschechow1) in Szene gesetzten Tragikomödie "Oci ciornie"1) (1987, "Schwarze Augen"). Einen letzten winzigen Auftritt als Restaurant-Gast hatte sie in dem Horror-Streifen "Slugs, muerte viscosa" (1988, "Slugs") → Übersicht Filmografie.  
Die beginnenden 1980er Jahre waren für die Schauspielerin privat eher tragisch, am 15. Juli 1981 kam ihr Sohn Federico4) (* 28.02.1955) mit nur 26 Jahren bei einem Flugzeugabsturz über Alaska ums Leben. 1983 erfolgte die Trennung von de Laurentiis, die Schauspielerin verließ die USA, ging nach Europa zurück und lebte in Paris und Madrid. Einigen Quellen zufolge ließ sich das Paar nie scheiden, andere Quellen wiederum geben 1988 als Scheidungsjahr an.
  
Silvana Mangano starb am 16. Dezember 1989 im Alter von nur 59 Jahren in einem Krankenhaus im spanischen Madrid1) nach einem langen Leiden an den Folgen ihrer Lungenkrebs-Erkrankung. Nach einer Operation am 4. Dezember 1989 fiel sie ins Koma und sie verstarb, ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben; die letzte Ruhe fand sie auf dem Friedhof von Pawling1) im Bundesstaat New York1) → findagrave.com.
Aus der Verbindung mit de Laurentiis gingen neben Sohn Federico drei weitere Kinder hervor, die am 13. Januar 1950 in Rom geborene Tochter Veronica De Laurentiis4) ist inzwischen eine erfolgreiche Schauspielerin und Autorin, Raffaella De Laurentiis1) (* 28.06.1954) wie ihr Vater Filmproduzentin, Francesca De Laurentiis (* 10.05.1961) ist ebenfalls als Filmemacherin tätig. Erst nach dem Tode Manganos heiratete Dino De Laurentiis im April 1990 zum zweiten Mal und gab der US-amerikanischen Filmproduzentin Martha Schumacher1) offiziell das Ja-Wort; er starb am 10. November 2010 im Alter von 91 Jahren in Los Angeles1).
Textbausteine des Kurzportraits von prisma.de
Siehe auch Wikipedia (deutsch), Wikipedia (englisch)
Fotos bei Wikimedia Commons, virtual-history.com, filmstarpostcards.blogspot.com
Fremde Links: 1)  Wikipedia (deutsch), 2) filmdienst.de, 3) wunschliste.de, 4) Wikipedia (englisch)
   
Filme (Auszug)
Filmografie bei der Internet Movie Database
(Fremde Links: Wikipedia, prisma.de (deutscher Titel); R = Regie)
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