Shirley Temple (Shirley Jane Temple) wurde am 23. April 1928 als Tochter des Leiters einer Bankfiliale George Francis Temple (1888 – 1980) und dessen Ehefrau Gertrude Amelia (1893 – 1977) im kalifornischen Santa Monica1) geboren, besuchte später die "Westlake School for Girls". Bereits mit vier Jahren trat sie in einer parodistischen Kurzfilmserie für "Educational Pictures"1) auf, so auch in "War Babies"1) (1932) aus der "Baby-Burlesk"-Filmreihe. Popularität erlangte sie durch den musikalischen Streifen "Stand Up and Cheer"2) (1934), in dem sie mit James Dunn1) (1901 – 1967) den Song "Baby take a bow" trällerte. 1934 schloss die ehrgeizige Mutter einen Vertrag mit der Filmfirma "20th Century Fox"1) ab und schon im gleichen Jahr erhielt die 6-jährige Shirley Temple einen "Sonder-Oscar", den sogenannten "Juvenile Award"1) und ist damit bis heute die Jüngste "Oscar"-Preisträgerin. "In dankbarer Anerkennung für ihren herausragenden Beitrag zur Filmunterhaltung während des Jahres 1934", hieß es in der Begründung.
Mehr als 40 Kinofilme drehte Shirley Temple bis sie 21 Jahre alt war, zehn Jahre lang zählte das niedliche Mädchen mit dem pausbäckigen Engelsgesicht und den Korkenzieherlocken in mehr oder weniger rührseligen Geschichten zu den zehn zugkräftigsten Kassenstars Hollywood und die Serienprodukte – Herstellungskosten nicht mehr als dreihunderttausend Dollar – brachten der "20th Century Fox" Millionengewinne: Kinderstar Shirley Temple war ein Stück amerikanischer Traum und Wirklichkeit. Ihr Konterfei verzierte Shampoo, Seifen- und Waschmittel-Verpackungen; sogar ein Kinder-Cocktail wurde nach ihr benannt, der weltweit der bekannteste alkoholfreie Drink ist.

Shirley Temple schneidet die Geburtstagstorte zu ihrem 7. Geburtstag an
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber/Körperschaft: New York Times Photo; Datierung: 23.04.1936
© ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer FO300438/05)

Shirley Temple schneidet die Geburtstagstorte zu ihrem 7. Geburtstag an; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber/Körperschaft: New York Times Photo; Datierung: 23.04.1936; Copyright ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer FO300438/05)
Shirley Temple 1938; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber/Körperschaft: Weltbild; Datierung: 06.07.1938; Copyright ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer P 1892) Die "Shirley-Temple"-Puppe war ein wichtiges Requisit in jedem amerikanischen Haushalt, vor allem aber verkörperte sie das gute Gewissen der Vereinigten Staaten. Neben Jackie Coogan (1914 – 1984), Freddie Bartholomew (1924 – 1992) und Roddy McDowall1) (1928 – 1998) war Shirley Temple der verkaufsaktivste Kinderstar jener Jahre. Mit mehr als 300.000 Dollar erreichte sie 1937 das siebthöchste Jahreseinkommen in den USA, mit dem Werbe-Nebengeschäft kassierte die Familie nochmals 30.000 Dollar im Monat → siehe auch den Artikel "Kinderstar: Fluch oder Segen?" bei cyranos.ch.  
Shirley Temple war vorlaut, ein bisschen wie eine Puppe mit Lockenkopf, sie tanzte und sang und eroberte mit ihrer Naivität die Herzen der Menschen.
    
Shirley Temple 1938
Foto mit freundlicher Genehmigung der
Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber/Körperschaft: Weltbild; Datierung: 06.07.1938
© ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer P 1892)
Produktionen mit Titeln wie "Little Miss Marker"1) (1934, "Die Glückspuppe"), "Baby Take a Bow" (1934, "Shirley's großes Spiel"), "Our Little Girl" (1935, "Unser kleines Mädel"), "The Littlest Rebel"1) (1935, "Der Kleinste Rebell") oder "The Little Colonel"1) (1935, "Oberst Shirley") waren ganz auf die reizende Titelheldin zugeschnitten. Shirley Temple bezauberte die Zuschauer als Findelkind Ching-Ching zwischen China und Amerika in dem musikalischen Streifen "Stowaway"1) (1936, "Sonnenscheinchen"), als Priscilla in dem Abenteuer "Wee Willie Winkie"1) (1937, "Rekrut Willie Winkie") und als Heidi in dem gleichnamigen Film1) (1937), frei gedreht nach dem gleichnamigen Roman1) von Johanna Spyri1).  Oft mimte sie die Halbwaise, deren Vater im Bürgerkrieg, Kolonialkrieg, oder Burenkrieg seinen Mann steht, während die Tochter zu Hause tapfer und im Glauben an die Gerechtigkeit ausharrt, bis Daddy zurückkehrt. Die sechs-, acht- oder zehnjährige Shirley begnügte sich dabei nicht nur mit passivem Warten auf die Heimkehr des Helden, sie stützte auch die Mutlosen zu Hause, half den Unterdrückten, kämpfte mit den unwiderstehlichen Waffen des Kindes gegen jede Art von Unrecht.
  

Shirley Temple als Findelkind Helen "Star" Mason
in dem Film "Shirley Ahoi!"1) (1936, "Captain January")
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber/Körperschaft: New York Times Photo; Datierung: ungenannt
© ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer FO300438/04)

Shirley Temple in dem Film "Shirley Ahoi!" (1936, "Captain January"); Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber/Körperschaft: New York Times Photo; Datierung: ungenannt; Copyright ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer FO300438/04)
Wenn in "The Littlest Rebel" US-Präsident Abraham Lincoln1) (Frank McGlynn Sr.1)) von der niedlichen Titelheldin begeistert ist oder in "Kleine Prinzessin"1) (1939, "The Little Princess") sogar Queen Victoria1) (Beryl Mercer1)) auftaucht und der Hauptmann-Tochter Sara Crewe bei der Suche nach ihrem angeblich im Burenkrieg gefallenen Vater hilft, so war das nicht ganz so utopisch: Shirley Temple ließ sich auf dem Schoß von US-Präsident Franklin D. Roosevelt1) fotografieren, der einmal gesagt haben soll "So lange unser Land Shirley Temple hat, wird alles gut!", und sie selbst kommentierte später ihre Wirkung auf die Zuschauermassen politisch: "Wenn die Stimmung der Leute in den Depressionsjahren ganz unten ist, kann man für 15 Cent ins Kino gehen und das lachende Gesicht eines Kindes sehen, das einem die Sorgen vergessen hilft! Ist das nicht wundervoll?"
In Shirley Temples Filmen spiegelte sich der amerikanische Geist: Sie waren geprägt vom kämpferischen Heroismus der Nation, die das Indianermassaker, Korea und Vietnam möglich machten und von jenem gemäßigten Rassismus, der den "dummen Negersklaven" oder die "idiotischen Indianer" zwar nicht verteufelten, sondern ihnen gnädig die Torheiten nachsah. "Was eigentlich Sklavenbefreiung heißt, weiß ich auch nicht mehr", sagt das Faktotum, der Sklave "Uncle Billy" (Bill Robinson1)), in "Der kleinste Rebell".
Shirley Temple war genau zur rechten Zeit im Filmgeschäft, ihr Erscheinen rettete die Produzenten vor einer großen Krise, denn es galt in den harten Schicksalsjahren der Vereinigten Staaten, saubere Filme mit moralisch-kämpferischern Botschaften zu drehen. Und das schaffte sie auf überzeugende Weise. 
Alles drehte sich in den Filmen um Shirley. Sie war die Gerechtigkeit, Tapferkeit, sie war das Vertrauen der Nation. Die Kinder, die Shirley verkörperte, mussten Schweres durchmachen. Doch immer wieder war es das kleine Mädchen, das die Erwachsenen durch ihr Selbstvertrauen, ihre Stärke verblüffte. "Temples Begabung als Tänzerin, speziell im Stepptanz, war bekannt und gefeiert. Bereits in ihren frühesten Filmen tanzte sie und beherrschte im Alter von fünf Jahren komplizierte Stepp-Choreographien. Sie war ein Team mit dem berühmten Tänzer Bill Robinson in "The Little Colonel" (1935), "The Littlest Rebel" (1935), "Rebecca of Sunnybrook Farm" (1938) und "Just Around the Corner" (1938). Er unterrichtete sie auch und entwickelte die Choreographien beispielsweise für ihren Film "Dimples". Temple drehte auch mit anderen Tanzpartnern, wie George Murphy1) oder Buddy Ebsen1). Shirley Temple und Bill Robinson waren in jener Zeit das einzige Tanzpaar, das mit der Popularität von Fred Astaire und Ginger Rogers konkurrieren konnte. Da Robinson Afroamerikaner war, mussten in vielen Städten des rassistisch geprägten Südens die Szenen, in denen er Temple an der Hand hielt, herausgeschnitten werden." notiert Wikipedia.
  

Shirley Temple 1937
Quelle: Wikimedia Commons (Ausschnitt des Originalfotos)
von "UCLA Library Digital Collection"; 
Urheber: "Los Angeles Times"1); Lizenz: CC BY 4.0 Deed

Shirley Temple im Januar 1937; Quelle: Wikimedia Commons (Ausschnitt des Originalfotos) von "UCLA Library Digital Collection"; Urheber: "Los Angeles Times"; Lizenz: CC BY 4.0 Deed
Mit ihrem erstem Technicolor-Film "The Little Princess"1) (1939, "Die kleine Prinzessin"), der auch von der Kritik mit Achtung aufgenommen wurde, begann ihr Ruhm allerdings zu verblassen.  Die MGM-Produktion "The Wizard of Oz"1) (1939, "Das zauberhafte Land") mit Judy Garland, dem neuen Stern am amerikanischen Filmhimmel, überflügelte mühelos den Erfolg des Shirley-Temple-Films, und als Amerikas Wunderkind schließlich sogar in "Susannah of the Mounties"1) (1939, "Fräulein Winnetou") unsympathische Züge annahm, sich als Querulantin gab und Freundschaft mit dem Sohn eines Indianerhäuptlings schloss, schien der Traum ausgeträumt. Shirley Temple, "das Produkt ihrer karrieresüchtigen Mutter", wie Hollywoodregisseur Allen Dwan1) einmal sagte, drehte in den 1940er Jahren zwar noch etliche Filme und wurde nun in Teenager-Rollen besetzt, doch ihre große Karriere war mit dem Vertragsende bei der "20th Century Fox" vorbei.
  
In dem Melodram "Miss Annie Rooney" (1942) spielte sie eine ihrer letzen großen Hauptrollen, danach trat sie mit wenn auch prägnanten Nebenrollen an der Seite anderer Hollywoodstars auf, beispielsweise in der Romanadaption bzw. in dem Drama über die amerikanische Heimatfront mit dem Titel "Since You Went Away"1) (1944, "Als du Abschied nahmst") als Filmtochter von Claudette Colbert oder als Schwester der Richterin Margaret Turner (Myrna Loy) in der Komödie "The Bachelor and the Bobby-Soxer"1) (1947, "So einfach ist die Liebe nicht") mit Cary Grant. Produktionen, wie die amüsante Geschichte "Kiss and Tell" (1945, "Küsse und verschweig mir nichts!") waren zwar unterhaltsam, die große Zeit von Shirley Temple war vorbei. Es folgten noch Streifen wie Western "Fort Apache"1) (1948, "Bis zum letzten Mann") mit John Wayne und Henry Fonda oder die Komödie "Mr. Belvedere Goes to College" (1949, "Herr Belvedere kann alles besser") mit Clifton Webb1). Ihren letzten Leinwandauftritt hatte Shirley Temple mit der Titelrolle des impulsiven Teenagers Corliss Archer, der in dem Lustspiel "A Kiss for Corliss" (1949) von dem berüchtigten Playboy Kenneth Marquis (David Niven) begeistert ist. Unzufrieden mit dem Verlauf ihrer Karriere beendete die 21-Jährige ihre Kino-Laufbahn. 1958/59 moderierte sie die TV-Sendung "The Shirley Temple Storybook", die über zwei Jahre im US-amerikanischen Fernsehen lief und in der klassische Märchen- und Kindergeschichten adaptiert wurden, gefolgt von "The Shirley Temple Theatre" (1960/61). Nach dem Ende der Serie zog sie sich endgültig aus dem Showgeschäft zurück → Übersicht Kinofilme.
 
Der einstige Kinderstar engagierte sich fortan für soziale und wohltätige Organisationen, wurde Direktorin der "National Multiple Sclerosis Society" und bewarb sich für die Republikanische Partei1) – allerdings erfolglos – im Herbst 1967 für einen Sitz im Repräsentantenhaus1). Als Wahlhelferin unterstützte sie US-Präsident Richard Nixon1), der sie 1969 bis 1970 zur US-Delegierten in der UN-Vollversammlung1) ernannte. Von 1970 bis 1972 gehörte Shirley Temple-Black dem Präsidium des vorbereitenden Ausschusses für die Stockholmer Konferenz über Umweltschutz an, im August 1974 schickte sie US-Präsident Gerald Ford als Botschafterin nach Ghana1); diese Funktion übte sie bis 1976 aus. 1976/1977 war Shirley Temple als erste Frau Protokoll-Chefin im "Weißen Haus"1) sowie zwischen 1989 und 1992 als Nachfolgerin von Julian Niemczyk (1920 – 2009) Botschafterin ihres Landes in der damaligen Tschechoslowakei1). Nach ihrer Rückkehr aus Prag1) beendete sie ihre erstaunliche politische Laufbahn.
 
Mit Shirley Temple starb am 10. Februar 2014 im kalifornischen Woodside1) einer der größten Kinderstars der Filmgeschichte – sie wurde 85 Jahre alt. Die letzte Ruhe fand sie auf dem "Alta Mesa Memorial Park" in Palo Alto1) (Kalifornien) → Foto der Grabstelle bei knerger.de.
Die erste, am 19. September 1945 geschlossene Ehe der damals erst 17-Jährigen mit dem Luftwaffenoffizier und Schauspieler John Agar1) (1921 – 2002) endete trotz der gemeinsamen, am 30. Januar 1948 geborenen Tochter Linda Susan am 5. Dezember 1949 vor dem Scheidungsrichter. Wenig später ehelichte Shirley Temple am 16. Dezember 1950 den 1919 geborenen Geschäftsmann Charles Alden Black2), mit dem sie bis zu dessen Tod am 4. August 2005 glücklich verheiratet blieb; aus der Verbindung stammen Sohn Charles Black Jr. (geb. 28.04.1952) und Tochter Lori Alden Black2) (geb. 09.04.1954), die Musikerin wurde.

Shirley Temple und John Agar mit ihrer
drei Monate alten Tochter Linda Susan
Foto mit freundlicher Genehmigung der
Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber/Körperschaft: New York Times Photo; Datierung: 22.05.1948
© ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer FO300438/03)

Shirley Temple und John Agar mit ihrer drei Monate alten Tochter Linda Susan; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber/Körperschaft: New York Times Photo; Datierung: 22.05.1948; Copyright ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer FO300438/03)
Seit dem 8. Februar 1960 erinnert ein Stern auf dem "Hollywood Walk of Fame"1) an den einstigen Publikumsliebling (Standort: 1500 Vine Street).
Im Laufe ihres Lebens erhielt Shirley Temple zahlreiche Auszeichnungen, neben dem erwähnten "Juvenile Award"1) unter anderem 2005 den "Screen Actors Guild Life Achievement Award"1).
Basierend auf ihren 1988 veröffentlichten Memoiren "Child Star" entstand unter der Regie von Nadia Tass1) die Disney-Produktion bzw. das TV-Biopic "Das Leben der Shirley Temple" (2001, "Child Star: The Shirley Temple Story"). Ashely Rose Orr2) stellte die kleine Shirley Temple dar, Emily Hart1) Temple als Teenager → wunschliste.de, filmdienst.de.
Textbausteine des Kurzportraits prisma.de
Offizielle (englischsprachige) Website: shirleytemple.com 
Siehe auch Wikipedia sowie die Nachrufe
bei spiegel.de, www.faz.net, tagespiegel.de
Fotos bei film.virtual-history.com sowie Fotostrecke bei www.zeit.de
Fremde Links: 1) Wikipedia (deutsch), 2) Wikipedia (englisch)
    
Kinofilme (Auszug)
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie
Wikipedia (englisch)
(Fremde Links: Wikipedia (englisch/deutsch))
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