Begibt man sich auf Spurensuche nach der Stummfilmdarstellerin Vera Voronina mitunter auch
Wera Woronina findet man zwar eine Vielzahl an
Fotos, die Informationen zum Leben sind jedoch eher spärlich. Geboren 1905 im damals
zum russischen Reich gehörenden Kiew (heute Ukraine) ein genaues Datum ist unbekannt floh sie während der russischen
Oktoberrevolution (1917) mit ihren Eltern nach Schweden. Mitte der
1920er Jahre startete die attraktive junge Frau eine kurze, wenn auch
eindrückliche Karriere beim Stummfilm, trat in schwedischen,
österreichischen und deutschen Produktionen in Erscheinung, spielte
in den USA und Großbritannien. Erstmals stand sie vermutlich für Gustaf Molander und
den schwedischen Streifen "Hon, den enda" (1926) vor
der Kamera und spielte in dem nach dem Roman "Il ne faut jurer
de rien" von Alfred de Musset1)
gedrehten Drama neben Alphons Fryland2)
als schöne Dolores del Prado die weibliche Hauptrolle.
Wenig später ging sie nach Österreich und drehte mit Eugen Preiß/Louis Seeman den Streifen "Haifische der Nachkriegszeit" (1926). Ihre erste Arbeit
in Deutschland war Géza von Bolvárys
heute als verschollen geltendes Melodram "Das
deutsche Mutterherz"1) (1926), in dem
übrigens der spätere Star Heinz Rühmann in der
durchweg unsympathischen Rolle eines Muttermörders sein Filmdebüt
gab. Es folgte eine Rolle in der ganz auf das dänische Komikerduo Pat und
Patachon2) ausgerichteten amüsanten Verwechselungsgeschichte
"Schwiegersöhne" (1926).
Vera Voronina fotografiert vor 1929 von Alexander
Binder1) (1888 1929)
Quelle: www.cyranos.ch;
Angaben zur Lizenz siehe hier
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Dann machte sich dunkelhaarige Schönheit in die USA auf und erschien in zwei
Hollywood-Produktionen, in dem romantischen Drama "The Whirlwind of Youth" (1927) und in
der Komödie "Time to Love" (1927), wo sie an
der Seite von Raymond Griffith1)
und William Powell2)
als weibliche Protagonistin agierte. Von George Pearson1)
nach Großbritannien geholt, mimte sie in dem nach dem gleichnamigen
Roman von John Buchan1) gedrehten
Abenteuer "Huntingtower" (1927) die russische Prinzessin Saskia,
die in einem einsamen Schloss gefangengehalten und von dem wohlhabenden Dickson McCunn (Harry Lauder) befreit
wird. Zurück in den USA wurde sie von Ernst Lubitsch in dessen
meisterlichen Biopic "Der Patriot"1) (1928) besetzt,
mit dem der legendäre Regisseur die Verschwörung
thematisiert, die zum Tode des russischen Zaren Paul I.1)
führte. Kein geringerer als Emil Jannings verkörperte die Titelfigur in
diesem Oscar-prämierten Streifen, Vera Voronina sah man als Mademoiselle
Lapoukhine; der vollständige Film gilt als verschollen.
Vera Voronina 1926 mit Blumen
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen
Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber: Atelier D'Ora-Benda (Madame
d'Ora1), 18811963); Datierung: 17.02.1926
Quelle/© ÖNB/Wien, Bildarchiv (Inventarnummer
204539-D) |
Mit Aufkommen des Tonfilms verließ die Mimin, wie auch Jannings, aufgrund
sprachlicher Probleme die USA und drehte noch drei Stummfilme: In Deutschland
entstanden Jaap Speyers Wiener Romanze "G'schichten aus dem Wienerwald" (1928) und Gustav Ucickys
Drama "Vererbte Triebe: Der Kampf ums neue Geschlecht" (1929). Bei dem
Streifen "Aufruhr des Blutes"3) (1929) des
russischen Regisseurs Victor Trivas handelte es sich um eine deutsch-tschechische Produktion.
Hier war sie das aus einem Zirkus entlaufene junge Mädel Vera, die von drei
Berliner Jungmännern (Oskar Marion/Feodor Chaliapin jr./George Seroff)
umworben wird → www.dhm.de (PDF).
Die von Richard Eichberg in Szene gesetzte deutsch-britische Produktion bzw. das
Lustspiel "Wer wird denn weinen, wenn man auseinandergeht? " (1929)
war als Stummfilm konzipiert und wurde nachträglich synchronisiert. Hier
zeigte sich Vera Voronina neben den Protagonisten Dina Gralla und Harry Halm
als Assistentin des Illusionisten Tortoni (Paul Hörbiger).
Porträt der Vera Voronina 1926
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen
Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber: Atelier D'Ora-Benda (Madame
d'Ora1), 18811963); Datierung: 17.02.1926
Quelle/© ÖNB/Wien, Bildarchiv (Inventarnummer
204538-D)
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Als der Tonfilm seinen Siegeszug antrat, zog sich die Mimin vom
Filmgeschäft zurück und verschwand aus dem Blickfeld der
Öffentlichkeit. Ebenso wie bei den konkreten Geburtsdaten sind auch zu
ihrem weiteren Lebensweg bzw. Tod keine Informationen bekannt.
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Siehe auch www.cyranos.ch
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Link: 1) Wikipedia, 2) Kurzportrait innerhalb dieser HP, 3) filmportal.de
Lizenz Foto Vera Voronina (Urheber: Alexander Binder): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre
urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische
Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer
gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
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Filme
Filmografie bei der Internet Movie Database
(Link: Wikipedia, filmportal.de) |
Stummfilme
- 1926: Hon, den enda (Schweden, Regie: Gustaf
Molander)
- 1926: Haifische der Nachkriegszeit
(Österreich,
Regie: Eugen Preiß/Louis Seeman)
- 1926: Das deutsche Mutterherz /
Die für die Heimat bluten
(Deutschland, Regie: Géza von Bolváry)
→
filmportal.de
- 1926: Schwiegersöhne / Pat und Patachon als Schwiegersöhne
(Österreich, Regie: Hans
Steinhoff)
- 1927: The Whirlwind of Youth (USA, Regie: Rowland V.
Lee)
- 1927: Time to Love (USA, Regie: Frank
Tuttle) → silentfilmstillarchive.com
- 1927: Huntingtower (Großbritannien, Regie: George
Pearson)
→ Wikipedia (englisch)
- 1928: Der Patriot (The Patriot;
USA, Regie:
Ernst
Lubitsch)
- 1928: G'schichten aus dem Wienerwald (Deutschland, Regie: Jaap
Speyer)
- 1929: Vererbte Triebe: Der Kampf ums neue Geschlecht
(Deutschland, Gustav
Ucicky)
- 1929: Aufruhr des Blutes
/ Hrísná krev
(Deutschland/Tchechoslowakei,
Regie: Victor
Trivas) → www.dhm.de
(PDF)
Tonfilm
- 1929: Wer wird denn weinen, wenn man auseinandergeht?
(Deutschland/Großbritannien, Regie: Richard
Eichberg;
als Stummfilm gedreht und nachträglich
synchronisiert)
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