Simone Signoret erblickte am 25. März 1921 als Simone Henriette Charlotte Kaminker und Tochter des Übersetzers André Kaminker (1888 – 1961), der später zum Chefdolmetscher bei den "Vereinten Nationen"1) aufsteigen sollte, im hessischen Wiesbaden1) das Licht der Welt. "Als sie in Wiesbaden geboren wurde, war der Vater dort als Offizier der französischen Besatzungstruppen1) nach dem Ersten Weltkrieg stationiert. Er war polnisch-jüdischer Herkunft, ihre Mutter Georgette Signoret (1896 – 1984) war katholisch und stammte aus der Provence1). 1923 kehrte die Familie nach Paris zurück. Simone Signoret hatte zwei jüngere Brüder, Alain und Jean-Pierre, in ihrer Jugendzeit lebte sie in der Bretagne1). Nach dem Baccalauréat1) (Abitur) wollte sie Jura studieren. Ihr Vater floh 1940 vor den deutschen Truppen nach London und schloss sich dort den "freifranzösischen Streitkräften"1) ("Forces françaises libre") an. 1941 gab sie sich, da sie unter der deutschen Besatzung1) nach NS-Kriterien als "Halbjüdin" gegolten hätte, den Geburtsnamen ihrer Mutter. Für die Zeitung "Le Petit Parisien"1) arbeitete sie als Sekretärin. Zuvor hatte sie an einer höheren Schule Latein und Englisch unterrichtet." notiert Wikipedia.
Bereits während des 2. Weltkrieges hatte sie Kontakte zum Theater und arbeitete zeitweise – unter anderem in Werken ihres späteren Ehemannes Yves Allégret1) – als Komparsin beim Film. Ohne Schauspielausbildung schaffte sie es nach dem Krieg in der Filmszene Fuß zu fassen und erhielt 1946 in dem von Marcel Blistène (1911 – 1991) inszenierten Streifen "Macadam" ("Zur roten Laterne") eine erste Hauptrolle. Für diese erfolgreiche Darstellung der abgebrühten Edelprostituierten Gisèle konnte sie 1947 den "Prix Suzanne Bianchetti"1) erringen, wurde aber eine Zeit lang auf solche Rollen festgelegt. So auch in Yves Allégrets Kriegsdrama "Dedée d'anvers"2) (1948, "Die Schenke zum Vollmond") als Animierdame Dedée, die aus dem Milieu ausbrechen will. 
In dem von Leopold Lindtberg1) in Szene gesetzten Schweizer Lustspiel "Swiss  Tour"1)  (1949) mit dem Hollywoodstar Cornel Wilde1) in der Hauptrolle des Matrosen Stanley Robin, das in Deutschland unter dem Titel "Ein Seemann ist kein Schneemann" lief, war sie die junge Yvonne mit Femme fatale-Touch. Sie spielte die Prostituierte in Max Ophüls'1) Verfilmung "La ronde"1) (1950, "Der Reigen") nach dem dem Theaterstück "Reigen"1) von Arthur Schnitzler1), doch erst 1952 gelang ihr mit der psychologisch überzeugenden Darstellung der schönen, lasziven Marie, genannt "Goldhelm" in Jacques Beckers1) Milieuporträt aus der Jahrhundertwende "Casque d'or"1) ("Goldhelm") an der Seite von Serge Reggiani1) der Durchbruch zum Leinwandstar.

Szenenfoto mit Simone Signoret und Cornel Wilde aus "Swiss Tour"
Quelle/Link: cyranos.ch bzw. Archiv "Praesens-Film AG" Zürich, mit freundlicher
Genehmigung von Peter Gassmann (Praesens-Film AG, Zürich; © Praesens-Film AG

Szenenfoto mit Simone Signoret und Cornel Wilde aus "Swiss Tour"; Quelle: cyranos.ch bzw. Archiv "Praesens-Film AG" Zürich, mit freundlicher Genehmigung von Peter Gassmann (Praesens-Film AG, Zürich; Copyright Praesens-Film AG
Ihre Wandlungsfähigkeit als Schauspielerin konnte Simone Signoret dann ein Jahr später als Geliebte von Raf Vallone in Marcel Carnés1) Adaption "Thérèse Raquin"1) ("Thérèse Raquin – Du sollst nicht ehebrechen") nach dem gleichnamigen Roman1) von Émile Zola1) beweisen. Es folgte 1955 die weibliche Hauptrolle der Nicole Horner in Henri-Georges Clouzots1) düsteren Thriller "Les diaboliques"1) ("Die Teuflischen") nach dem Roman "Celle qui n'était plus" von Pierre Boileau1) und Thomas Narcejac1) und 1957 stellte sie beeindruckend für Regisseur Raymond Rouleau1) in "Les sorcières de Salem"1) ("Die Hexen von Salem") die Elisabeth Proctor an der Seite von Yves Montand (John Proctor) dar. Rouleau hatte das Theaterstück "Hexenjagd"1) von Arthur Miller1) als Vorlage für diesen Film verwandt und Simone Signoret war bereits in mehreren Inszenierungen gemeinsam mit ihrem zweiten Mann Yves Montand mit diesem Stück im Theater aufgetreten, hatte auch ohne systematische Schauspielausbildung große Erfolge auf der Bühne gefeiert.
  
1959 bzw. 1960 erhielt die Schauspielerin, die bereits 1953 von der "British Academy of Film and Television Arts"1) (BAFTA) mit dem "British Film Academy Award"1) als "Beste Schauspielerin"1) für "Goldhelm" ausgezeichnet worden war, einen "Oscar"1) als "Beste Hauptdarstellerin" sowie den "Preis für die beste Darstellerin"1) bei den "Internationalen Filmfestspiele von Cannes"1) und einen weiteren "BAFTA-Award" für ihre Rolle der unglücklich verheirateten Französin Alice Aisgill in Jack Claytons1) Drama "Room at the Top"1) (1959, "Der Weg nach oben"). Das "British Film Institute"1) wählte "Der Weg nach oben" im Jahre 1999 auf Platz 32 der "besten britischen Filme aller Zeiten"1). Obwohl der Französin der Weg nach Hollywood nun offen stand, lehnte Simone Signoret feste Verträge in den USA ab, war aber doch hin und wieder in so beeindruckenden US-Produktionen wie als die Komtesse in Stanley Kramers1) Film "Ship of Fools"1) (1965, "Das Narrenschiff") nach dem gleichnamigen Roman1) von Katherine Anne Porter1) oder als Lisa Schindler in dem Psycho-Thriller "Games"2) (1966, "Satanische Spiele") von Curtis Harrington1) zu sehen.
In den 1960er und 1970er Jahren bewies Simone Signoret in einer Reihe von Filmen ihr unglaubliches Schauspieltalent: So mimte sie unter anderem 1969 an der Seite von Lino Ventura die Mathilde in Jean-Pierre Melvilles1) Kriegs- bzw. Agentenfilm "Larmée des ombres"1) ("Armee im Schatten"), 1971 glänzte sie als alte frustrierte Clémence Bouin neben Jean Gabin in dem Drama "Le chat"1) ("Die Katze") dem gleichnamigen Roman1) von Georges Simenon1). Ebenfalls nach dem Roman (dt. "Die Witwe Couderc") von Georges Simenon entstand mit Alain Delon als Partner "La veuve Couderc"2) (1971, "Der Sträfling und die Witwe"):
In der französischen Provinz gelingt es dem entflohenen Sträfling Jean (Alain Delon), bei der Witwe Couderc (Simone Signoret) unterzukommen. Die Bäuerin ist in dem Dorf unbeliebt, und der Mann in ihrem Haus heizt die Gerüchteküche an. Als sich Jean dann noch in die 16-jährige Nichte Coudercs (Ottavia Piccolo1)) verliebt, gerät die Situation außer Kontrolle. "Pidax" präsentiert die französisch-italienische Co-Produktion aus dem Jahr 1971 von Regisseur Pierre Granier-Deferre1) ("Die Katze") nach der Romanvorlage von Georges Simenon. Granier-Deferre war ein Fachmann für Simenon-Verfilmungen. Der Film besticht durch das Spiel der beiden Hauptdarsteller und den psychologischen Feinheiten. Großes Kino! (Quelle: Pidax Film) → wunschliste.de
"Der Sträfling und die Witwe": Szenenfoto mit Alain Delon als Ex-Zuchthäusler Jean Lavigne und Simone Signoret als Witwe Couderc: mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film, welche die Literaturadaption im September 2021 auf DVD herausbrachte "Der Sträfling und die Witwe": Abbildung DVD-Cover mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film, welche die Literaturadaption im September 2021 auf DVD herausbrachte
Abbildung DVD-Cover sowie Szenenfoto mit Alain Delon als Ex-Zuchthäusler Jean Lavigne
und Simone Signoret als Witwe Couderc
Mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film, welche die Literaturadaption
im September 2021auf  DVD herausbrachte

 Großartig war 1973 auch ihre Putzfrau Jeanne, die sich in dem Drama "Rude journée pour la reine"3) ("Ein schwerer Tag für die Königin") ihren agträumen hingibt. In dem Krimi "Les granges brulées"1) (1973, "Die Löwin und ihr Jäger") lieferte sie sich als dominante Bäuerin Rose ein (Rede)-Duell mit dem jungen Untersuchungsrichter Larcher (Alain Delon). 1977 folgte mit der Titelrolle der alternden Prostituierten "Madame Rosa" in "La vie devant soi"1) ("Madame Rosa") nach dem mit dem "Prix Goncourt"1) ausgezeichneten Roman "Du hast das Leben noch vor dir"1) ("La vie devant soi") von Romain Gary1) ein weiterer Höhepunkt ihrer langen Karriere: Der Film erhielt bei der Oscarverleihung 19781) einen "Oscar" in der Kategorie ""Bester fremdsprachiger Film"1), Simone Signoret das französische Gegenstück, den "César"1) als "Beste Hauptdarstellerin"1) sowie den "David di Donatello"1) ebenfalls als "Beste Hauptdarstellerin", wobei sie sich diesen Preis mit Jane Fonda1) für deren Darstellung der Lillian Hellman1) in der Romanverfilmung "Julia"1) (1977) teilte. Eine weitere "César"-Nominierung erhielt sie für ihren vorletzten Kinofilm bzw. die Rolle der Mme Louise Baron in "L'étoile du nord"1) (1982, "Stern des Nordens"), gedreht von Pierre Granier-Deferre nach dem Roman "Der Untermieter" ("Le locataire") von Georges Simenon → Übersicht Kinofilme.
Auch für das Fernsehen arbeitete Simone Signoret ab Mitte der 1970er Jahre, so übernahm sie beispielsweise die Rolle der Untersuchungsrichterin Elisabeth Massot in der deutsch-französischen Co-Produktion bzw. Krimiserie "Die Untersuchungsrichterin"4) (1977, "Madame le juge"). In ihren späten Rollen verkörperte die Schauspielerin überwiegend selbstbewusste Frauen, die sich gegen das Vergessen der Geschichte wehren. Wie kaum eine andere Darstellerin bekannte sie sich zum Älterwerden und verheimlichte nie ihr Alter.
  
Bis zu ihrem Lebensende war Simone Signoret politisch und sozial sehr engagiert und half mit ihrem Geld Menschen, die wegen ihrer politischen Anschauungen Repressalien erdulden mussten. Wegen ihres linken Engagements nahm sie auch persönliche Einschränkungen in Kauf, so war ihr in den 1960er Jahren unter anderem der Weg in die staatlichen Medien versperrt. Wikipedia führt aus: "Bereits 1950 unterschrieb sie zusammen mit Montand den Stockholmer Appell1) zum Verbot aller Kernwaffen und erhielt daraufhin Einreiseverbot für die USA. Sie protestierte öffentlich gegen die Niederschlagung des Ungarischen Volksaufstands1) durch die Sowjetunion, Frankreichs Algerienkrieg1) sowie das spanische Franco-Regime1) und engagierte sich bei Arbeiterstreiks."
1976 veröffentlichte sie ihre weltweit in 16 Sprachen übersetzten Memoiren "La nostalgie n'est plus ce qu'elle était" (dt. "Ungeteilte Erinnerungen"), die sie 1979 mit "Le lendemain elle etait souriante" fortsetzte und Auskunft darüber gibt, wie ihre Memoiren entstanden. Beide Bücher gerieten ebenso zu Bestsellern wie ihr 1984 erschienener Roman "Adieu Volodia" ("Adieu Wolodja"), mit dem sie das Schicksal jüdischer Imigranten aus Polen und Ungarn in Paris thematisierte.
  
Simone Signoret, die zu einer der wichtigsten Schauspielerinnen des französischen Kinos gehörte, erlag am 30. September 1985 nach langer Krankheit im Alter von nur 64 Jahren in der französischen Gemeinde Auteuil-Anthouillet1) ihrem Krebsleiden. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung wurde sie auf dem Pariser Prominentendriedhof "Père Lachaise"1) beigesetzt, wo später auch Yves Montand neben seiner Frau die letzte Ruhe fand → Foto der Grabstelle bei Wikimedia Commons.
Die vielseitige Künstlerin war in erster Ehe von 1944 bis 1949 mit dem Regisseur Yves Allégret1) (1907 – 1987) verheiratet; aus der Verbindung ging die 1946 geborene Tochter Catherine Allégret1) hervor, die ebenfalls Schauspielerin wurde. 1951 heiratete Simone Signoret ihren Kollegen Yves Montand (1921 – 1991), mit dem sie trotz zahlreicher Affären Montands bis zu ihrem Tod zusammenblieb; besonders die Affäre Montands mit Marilyn Monroe (1926 – 1962) sorgte damals für Schlagzeilen.
1998 widmete die französische Post der unvergessenen Schauspielerin neben Romy Schneider, Jean Gabin, Bernhard Blier, Louis de Funes und Lino Ventura eine Briefmarke im Rahmen der Serie "Acteurs de cinéma français".
Textbausteine des Kurzportraits von prisma.de
Siehe auch Wikipedia, cyranos.ch
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Kinofilme (Auszug)
Filmografie bei der Internet Movie Database
(Fremde Links: Wikipedia, prisma.de (deutscher Titel), filmportal.de, defa-stiftung.de)
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