Gérard Philipe wurde am 4. Dezember 1922 als Gérard Albert Philip und Sohn eines wohlsituierten Hoteliers im französischen Cannes geboren. Zunächst begann er nach dem Abitur 1940 ein Medizinstudium, wechselte dann zur Juristerei, weil sein Vater wenig von den Plänen seines Sohnes, Arzt in den Kolonien zu werden, begeistert war. Als Student entdeckte ihn bei einem Wohltätigkeitsfest Regisseur Marc Allégret1) (1900 – 1973), der ihm 1943 eine kleine Filmrolle in "Les petites du quai aux fleurs" gab. Philipe entschied sich nun für die Schauspielerei und nahm Unterricht am Konservatorium in Paris. Nach einigen Tourneen mit einer Wanderbühne in der Provinz konnte er dann in Stücken wie Jean Giraudoux' "Sodome und Gomorrha", vor allem aber mit Albert Camus' "Caligula"1) (1945) Aufmerksamkeit erringen. 1951 trat er Jean Vilars "Théâtre national populaire" bei, mit dem er viel Erfolg in Paris hatte, ebenso wie auf dem Festival von Avignon und auf Tourneen; er spielte ein klassisches Repertoire, und führte bei mehreren Stücken Alfred de Mussets, aber auch zeitgenössischer Autoren wie Henri Pichette und Jean Vauthier, selbst Regie.2) Philipe erlangte große Popularität als romantischer Held durch Titelrollen in "Le Cid"1) von Pierre Corneille, "Der Prinz von Homburg"1) von Heinrich von Kleist, "Richard II."1) von Shakespeare oder "Ruys Blas" von Victor Hugo. Während seiner Arbeit für den Film setzte Philipe stets seine Theaterarbeit fort und umfangreiche Tourneen führten ihn durch ganz Europa.
 

Gérard Philipe im Filmkostüm (Fotografie (Weltpostkarte), um 1950)
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pos-2009-a_0000073)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Documenta Film, Rom
Quelle: www.deutschefotothek.de; Sammlung der Kostümbildnerin Annelies Rose
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017

Gérard Philipe im Filmkostüm (Fotografie (Weltpostkarte), um 1950); Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pos-2009-a_0000073); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Documenta Film, Rom; Quelle: www.deutschefotothek.de; Sammlung der Kostümbildnerin Annelies Rose
1945 hatte Philipe seine erste große Hauptrolle beim Film erhalten, als Fürst Myschkin in Georges Lampins Dostojewski-Verfilmung "Der Idiot"1) (L'idiot). Psychologisch differenzierte Rollen spielte er auch 1946 in Georges Lacombes "Le pays sans étoiles" sowie in Claude Autant-Laras "Stürmische Jugend"1) (Le diable au corps"). Als charmanter Herzensbrecher, romantischer Liebhaber und Draufgänger, aber auch in sensiblen Rollen avancierte Philipe innerhalb kürzester Zeit zum beliebtesten französischen Schauspieler und wurde auch europaweit bekannt.
So war er 1948 der unglückliche Marquis Fabrice del Dongo, der in der Stendhal-Verfilmung "Die Kartause von Parma"1) (La Chartreuse de Parme) zu 20 Jahren Kerkerhaft verurteilt wird und sich dort in die schöne Tochter des Festungskommandanten (Renée Faure) verliebt. 1950 mimte er der Grafen in Max Ophüls' Arthur-Schnitzler-Verfilmung "Der Reigen"1) (La ronde). 1952 brillierte er in seiner wohl berühmtesten Rolle als "Fanfan, der Husar"1) in Christian-Jaques Mantel-und-Degen-Film "Fanfan la Tulipe" und als Musiklehrer Claude, der sich in eine Traumwelt flüchtet, war er neben Martine Carol und Gina Lollobrigida in René Clairs Klassiker "Die Schönen der Nacht"1) (Les belles de nuit) bald auf dem Höhepunkt seiner Karriere.
Porträt Gérard Philipe, 1955 fotografiert von Hans-Joachim Koch; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_hauptkatalog_0084200); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Hans-Joachim Koch; Urheber: Hans-Joachim Koch; Datierung: 04.1955; Quelle: www.deutschefotothek.de 1953 wurde Sartres glühende Liebesgeschichte "Die Hochmütigen" (Les orgueilleux) von Yves Allégret verfilmt und machte Gérard Philipe und Michèle Morgan zum Traumpaar des Kinos; ein Jahr später agierte er als Protagonist Julien Sorel in Autant-Laras Stendhal-Adaption "Rot und Schwarz"1) (1954, Le rouge et le noir) sowie als Musketier d'Artagnan in Sacha Guitrys opulent ausgestattetem Historienfilm "Versailles – Könige und Frauen"1) (1954, Si Versailles m'était conté).
1955 erhielt Philipe eine Auszeichnung als "Bester französischer Schauspieler" für die Titelrolle des "Monsieur Ripois", der in René Cléments gleichnamigem Film (Deutscher Titel: Liebling der Frauen) in London die schönen Frauen ins Unglück führt. Im gleichen Jahr war er noch einmal in René Clairs Melodram "Das große Manöver"1) (Les grandes manoeuvres) zu sehen und spielte an der Seite von Michèle Morgan den rücksichtslosen Herzensbrecher Armand de la Verne in Husarenuniform.
1956 inszenierte Philipe mit Unterstützung von Joris Ivens und in Zusammenarbeit mit der DEFA "Die Abenteuer des Till Eulenspiegel"1) (Les aventures de Till L'Espiègle) und verkörperte die Hauptrolle des Till.
 

Porträt Gérard Philipe, 1955 fotografiert von Hans-Joachim Koch
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_hauptkatalog_0084200)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Hans-Joachim Koch
Urheber: Hans-Joachim Koch; Datierung: 04.1955
Quelle: www.deutschefotothek.de
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017

Zu den aufsehenerregendsten Filmen des beliebten Stars gehörte 1959 Roger Vadims Literaturverfilmung "Gefährliche Liebschaften"1) (Les liaisons dangereuses) nach einem Briefroman von Pierre-Ambroise-François Choderlos de Laclos (1741 – 1803), der in den Salons des französischen Adels in einer Phase der gesellschaftlichen Verwahrlosung spielt; hier zeigte er sich an der Seite von Jeanne Moreau als Vicomte de Valmont. Der Film, der erst nach dem Tod von Philipe in die Kinos kam, wurde von einigen Kritikern als "genüsslich erotisches Emotionskino" bezeichnet, dennoch bekam der Streifen an den Kinokassen großen Zuspruch.
Mit Luis Buñuel Drehte Philipe seinen letzten Film, das Drama "Für ihn verkauf ich mich"1) (1959, La fièvre monte à El Pao), wenig später starb Frankreichs Spitzenstar und Liebling seiner Generation kurz vor seinem 37. Geburtstag am 25. November 1959 nach kurzem, schweren Leiden in Paris an seiner Leberkrebs-Erkrankung. Drei Tage später wurde Philipe auf dem Friedhof des kleinen Städtchens Ramatuelle oberhalb der Bucht von St. Tropez beigesetzt – seinem letzten Willen entsprechend im Kostüm des "El Cid"1); seine Witwe wurde 1990 an seiner Seite begraben → Foto der Grabstelle bei Wikimedia Commons.

Der charismatische Charaktermime hinterließ seine Frau, die Ethnographin, Schriftstellerin und Schauspielerin Nicole Fourcade (1917 – 1990), welche er am 29. November 1951 geheiratet hatte, sowie die beiden Kinder aus dieser Verbindung. Tochter Ann-Marie, die später selbst als Schauspielerin, aber auch als erfolgreiche Kinderbuchautorin arbeitete, war am 21. Dezember 1954 geboren worden, 1956 erblickte Sohn Olivier das Licht der Welt. 

Das Geheimnis seines Erfolges ist schwer zu erklären. Die einen nannten ihn "Liebling der Götter", andere beschrieben ihn als begnadeten Schauspieler. Selbst seine politischen Ansichten, seine Vorliebe für den russischen Film, sein Versuch, eine französisch-chinesische Produktion zu realisieren und seine Zusammenarbeit mit der DEFA schadeten seiner Karriere nicht im geringsten. Er übte auch etliche Jahre bis zu seinem frühen Tod die Funktion des Präsidenten der französischen Schauspielergewerkschaft aus.3)
Am 10. Juni 1961 ehrte die französische Post den großen Schauspieler posthum mit einer Sondermarke im Rahmen der Serie "Große Schauspieler".
1963 veröffentlichte seine Witwe Anne Philipe mit dem Buch "Le temps d'un soupir" Erinnerungen an den Schauspieler, der schon zu Lebzeiten zur Legende wurde und den viele als "Liebling der Götter" bezeichneten.

Gérard Philipe 1955
Urheber: Stevan Kragujević (1922–2002)
Lizenz: CC BY-SA 3.0 RS; Veröffentlichung mit Genehmigung von Tanja Kragujević,
Tochter des serbischen Fotografen; Quelle: Wikimedia Commons

Gérard Philipe 1955; Urheber: Stevan Kragujevic (1922–2002); Lizenz: CC BY-SA 3.0 RS; Veröffentlichung mit Genehmigung von Tanja Kragujevic, Tochter des serbischen Fotografen; Quelle: Wikimedia Commons
Textbausteine des Kurzportraits von www.prisma.de 
Siehe auch die mehrsprachige Webseite www.gerardphilipe.com
sowie Wikipedia, www.cyranos.ch
Link: 1) Wikipedia
Quelle: 2) Wikipedia (abgerufen 29.07.2011),  3) www.cyranos.ch
     
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(Link: Wikipedia, in Klammern: prisma.de)
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