Lag schon bei der Stummfilm-Darstellerin Dorrit Weixler1) (1892 1916) das genaue
Geburtsdatum bzw. der Geburtsort im Dunkeln, so weiß man von der
jüngeren Schwester Grete Weixler nur so viel, dass sie um 1900 das
Licht der Welt erblickte. Schon der Großvater soll in Ungarn ein bekannter
Schauspieler gewesen sein, die filmischen Anfänge von Schwester
Dorrit fielen noch in ihre Kinderzeit, wie Grete Weixler rückblickend
in einem Interview einmal sagte. Weixlers Tante lebte als Künstlerin in
Wien, auch die weiteren Geschwister wandten sich der darstellenden Kunst zu.*)
So lag es also nahe, dass Grete Weixler sich ebenfalls für die Schauspielerei bzw. die noch
aufstrebende Kinematographie interessierte, spielte bereits 1914 als
junges Mädchen neben
Schwester Dorrit einen kleinen Part in dem kurzen Streifen "Fräulein Piccolo"
des Filmpioniers Franz Hofer2)
(1892 1945), der laut Wikipedia3)
(vgl. Kurzportrait) mit Dorrit Weixler verheiratet gewesen sein soll.
Im Gegensatz zur Dorrit Weixler, die als erster Backfisch des deutschen Kinos auf kindhafte junge Frauen
in heiteren Geschichten spezialisiert war, bevorzugte Grete Weixler überwiegend
das melodramatische Stummfilm-Genre: Meine Schwester spielte das kindhafte Mädchen,
das nichts weiß, aber alles ahnt. Sie verfügte über jede Schattierung des Humors. Ich hingegen fühle mich mehr zum ernsten
Spielfilm hingezogen und wurde auch so beim Film und der Bühne,
"Trianon-Theater" Berlin, beschäftigt.*)
Foto: Grete Weixler um 1920
Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander
Binder2) (1888 1929)
Quelle: Wikimedia
Commons bzw. Wikipedia;
Photochemie-Karte Nr. 1411
Angaben zur Lizenz siehe hier
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Sie zeigte sich an der Seite heute meist ebenfalls vergessener
Stummfilm-Mimen, überwiegend mit Nebenrollen in Produktionen, deren
Titel alleine schon melodramatisches ahnen ließen . Etwa unter der
Regie von Walter Schmidthässler in "Geopfert
" (1916, mit Olga Engl)
und in "Liebesopfer" (1918, mit Maria Fein). Carl Boese besetzte sie in "Der Fluch des Nuri" (1918,
u.a. mit Hans Albers), Friedrich Zelnik in "Margarete. Die Geschichte einer Gefallenen" (1918, mit Lya Mara).
Mit Lupu Pick drehte sie beispielsweise " Kitsch. Tragödie einer Intrigantin" (1919)
sowie "Heddas Rache" (1919, mit Speyer-Ehefrau Mia Pankau),
ein Melodram, das auch unter dem Titel "Die Tochter der Prostituierten oder Wenn Leidenschaft zur Rache wird"
in die Lichtspielhäuser gelangte und 1922 als "Die Tochter der Verführten"
in gekürzter Fassung erneut aufgeführt wurde. Sie stand für Otto Ripperts zweiteiliges
Sozialdrama "Der Weg, der zur Verdammnis führt" (1919, u.a. mit Charlotte Böcklin) vor der Kamera, mit dem die
abenteuerliche Geschichte zweier junger Frauen erzählt wurde, die Mädchenhändlern in die Hände fallen,
in die weite Welt verschleppt werden und in der Prostitution landen.
Dieser Streifen war einer der umstrittensten und zugleich "erfolgreichsten Produkte aus der Nachkriegs-Welle der Sittenfilme"4)
und unter der Schirmherrschaft des "Deutschen Nationalkomitees zur internationalen Bekämpfung des Mädchenhandels"
entstanden.5)
Foto: Grete Weixler um 1920 auf einer
Fotografie von Nicola Perscheid2) (1864 1930)
Quelle: Wikimedia Commons
bzw. Wikipedia;
Photochemie-Karte Nr. 1324
Angaben zur Lizenz siehe hier
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Bis Anfang der 1920er Jahre folgten weitere, eher unbedeutende Stummfilme
wie Wolfgang Neffs " Der Sklavenhalter von Kansas-City" (1920),
"Die Todesmaske" (1920) und der Zweiteiler " Die Brillantenmieze" (1921, mit
Ria Alldorf6)) zugleich Grete Weixlers letzte Arbeit vor der Kamera.
Danach verliert sich die Spur der Schauspielerin, trotz ihrer kurzzeitigen
Popularität gibt es keinerlei Informationen, wie der weitere Lebensweg verlaufen ist;
auch eine Sterbedatum ist unbekannt. Wie Schwester Dorrit Weixler, die
sich am 30. November 1916 durch Erhängen das Leben nahm, ist auch
Grete Weixler vollkommen in Vergessenheit geraten.
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Quellen (unter anderem*)): Wikipedia,
www.cyranos.ch
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*) Laut Interview Grete Weixler bei sophie.byu.edu
bzw. Grete Weixler in: "Die Frau im
Film" (Altheer & Co., Zürich 1919, S. 41)
Link: 1) Kurzportrait innerhalb dieser HP, 2) Wikipedia, 6) cyranos.ch
3) Stand 04.12.2012
4) "Der Weg, der zur Verdammnis führt" in: Ilona Brennicke, Joe Hembus: Klassiker des deutschen Stummfilms
19101930 (Goldmann, München 1983, S. 232)
5) Artikel zu Otto Rippert beiwww.film-zeit.de
Lizenz Fotos Grete Weixler (Urheber: Alexander Binder/Nicola Perscheid):
Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche
Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die
Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer
gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
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Stummfilme
Filmografie bei der Internet Movie Database
(Link: Wikipedia, Murnau Stiftung)
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- 1915: Jahreszeiten des Lebens
- 1916: Im Reich der Zwerge
- 1916: Geopfert
- 1917: Klein Doortje
- 1917: Ihr Sohn
- 1917: Die Memoiren des Satans
- Teil 2: Fanatiker des Lebens
- 1918: Margarete. Die Geschichte einer Gefallenen
- 1918: Liebe und Leben
- Teil 2: Die Tochter des Senators
- Teil 3: Zwei Welten
- 1918: Liebesopfer
- 1918: Der Fluch des Nuri / Das Lied der Nisami
- 1918: Leutnant Mucki
- 1918: Die Verteidigerin
- 1918: Die
schwarze Locke
- 1919: Wolkenbau und Flimmerstern
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- 1919: Verschleppt
- 1919: Kitsch. Tragödie einer Intrigantin
- 1919: Heddas Rache / Die Tochter der Prostituierten
oder Wenn Leidenschaft zur Rache wird
(1922 wieder aufgeführt als "Die Tochter der Verführten")
- 1919: Donna Lucia
- 1919: Die Herrenschneiderin
- 1919: Der Weg, der zur Verdammnis führt
- 1919: Der Terministenklub
- 1919: Der Klabautermann
- 1920: Die Todesmaske
- 1920: Der Sklavenhalter von Kansas-City
- 1920: Das Gasthaus von Chicago
- 1920: Der Mann, der alle Welt bestiehlt (Teil 2)
- 1921: Die Brillantenmieze (2 Teile)
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