Elisabeth Grümmer, 1955 fotografiert von Fritz Eschen (1900–1964); Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_e_0057284); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Fritz Eschen; Urheber: Fritz Eschen; Datierung: 17.11.1955; Quelle: www.deutschefotothek.de Die deutsche Sopranistin Elisabeth Grümmer wurde am 31. März 1911 als Elisabeth Schilz und Tochter deutscher Eltern im Elsass-Lothringischen Niederjeutz bei Thionville geboren. Als nach dem 1. Weltkrieg Elsass-Lothringen am 17. Oktober 1919 nach kurzer Unabhängigkeit in die Französische Republik eingegliedert wurde, zog der Vater, Werkmeister im Reichsbahn-Ausbesserungswerk, mit seiner Familie in die südthüringische Theaterstadt Meiningen, wo die junge Elisabeth später, zunächst gegen den Willen ihrer Eltern, auch die Schauspielschule besuchte und schon dort beispielsweise als Klärchen in Goethes "Egmont"1) auffiel; alles schien auf eine Karriere als Schauspielerin hinzudeuten. In Meiningen lernte sie auch ihren späteren Mann, den Geiger und Kapellmeister des dortigen Landestheaters, Detlef Grümmer kennen; 1935 heiratete das Paar. Als Detlef Grümmer 1941 an das Aachener Stadttheater engagiert wurde, zog die Familie – Elisabeth Grümmer war inzwischen Mutter geworden – nach Aachen; dort erhielt sie auch ein erstes Engagement als Schauspielerin, trat aber auch schon mal in Spielopern oder Operetten auf.
 
Elisabeth Grümmer, 1955 fotografiert von Fritz Eschen1) (1900–1964)
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_e_0057284);
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Fritz Eschen
Urheber: Fritz Eschen; Datierung: 17.11.1955;
Quelle: www.deutschefotothek.de
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
Der damalige, blutjunge Generalmusikdirektor Herbert von Karajan1) (1908 – 1989) entdeckte ihre große stimmliche Begabung, überzeugte sie, unter anderem bei der Gesangspädagogin Franziska Martienssen-Lohmann (1887 – 1971) Unterricht zu nehmen und ermöglichte ihr das Debüt als Sängerin – so als eines der Blumenmädchen in Wagners "Parsifal"1); ihren Durchbruch hatte Elisabeth Grümmer dann als "Octavian" in "Der Rosenkavalier"1) von Richard Strauss. 1942 wechselte die aufstrebende Sängerin an das Duisburger Stadttheater Duisburg, das Engagement endete nach kurzer Zeit, als das Theater durch Bombenangriffe zerstört wurde. Danach folgte bis 1944 ein kurzes Engagement in Prag. 1944 traf sie ihr größter persönlicher Schicksalsschlag, als die Wohnung der Familie in Aachen durch einen Bombenvolltreffer vollständig zerstört wurde und dabei ihr Ehemann umkam. Detlef Grümmer war die große Liebe ihres Lebens. In seinem Gedenken wollte sie ihre Künstlerkarriere erfolgreich fortsetzen, ihre gemeinsame Tochter großziehen und keine zweite Ehe mehr eingehen.2)
  
Nach 1945 wurde Elisabeth Grümmer Mitglied der "Städtischen Oper" (heute "Deutsche Oper") in Berlin, der sie bis zum Ende ihrer aktiven Laufbahn verbunden blieb. Schnell machte sich Elisabeth Grümmer mit ihrer herausragenden, reinen und klaren Sopranstimme einen internationalen Namen, Konzert- und Gastspielreisen führten sie an die bedeutenden Opernhäuser der Welt, wie beispielsweise dem Londoner "Covent Garden", der Pariser "Grand Opéra", der Mailänder "Scala", der New Yorker "Metropolitan Opera" oder dem "Teatro Colón" in Buenos Aires; sie brillierte in Hamburg ebenso wie in München, Salzburg, Wien oder Bayreuth, wo sie zwischen 1957 und 1961 jährlich bei den Festspielen auftrat.
Sie konzentrierte sich, ähnlich wie Elisabeth Schwarzkopf3) (1915 – 2006), auf ein relativ schmales Repertoire, mit dem sie jedoch um so mehr ihre enorme sängerische Dominanz bewies. So brillierte sie beispielsweise als Mozart-Interpretin mit der "Pamina" in "Die Zauberflöte"1), gestaltete ausdrucksstark die "Donna Anna" in "Don Giovanni"1) unter Wilhelm Furtwängler bei den Salzburger Festspielen oder die "Elektra" in "Idomeneo"1). Sie begeisterte als "Agathe" in Carl Maria von Webers "Der Freischütz"1), als "Octavian" sowie als "Marschallin" in "Der Rosenkavalier"1) von Richard Strauss und machte als Wagner-Sängerin Furore: So als "Elsa von Brabant" in "Lohengrin"1), als "Elisabeth" in "Tannhäuser"1), als "Eva" in "Die Meistersinger von Nürnberg"1) oder als "Gutrune" in "Götterdämmerung"1). Aus dem italienischen Fach gestaltete sie nur die "Desdemona" in "Otello"1), die "Elisabeth von Valois" in "Don Carlos"1) und die "Alice Ford" in "Falstaff"1) (alle Verdi) sowie die "Mimi" in Puccinis "La Bohčme"1), nicht aber die Cho-Cho-San in "Madame Butterfly"1). "Meine Stimme hatte nicht den Biss für diese Heroinen", soll sie einmal selbstkritisch gesagt haben.
  

Elisabeth Grümmer in der Oper "Dantons Tod" von Gottfried von Einem1),
1949 an der Berliner "Deutschen Staatsoper"
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0000768_005)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek
Urheber: Abraham Pisarek1) (1901–1983); Datierung: 06.1949
Quelle: www.deutschefotothek.de
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017

Elisabeth Grümmer in der Oper "Dantons Tod" von Gottfried von Einem, 1949 an der Berliner "Deutschen Staatsoper"; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0000768_005); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek; Urheber: Abraham Pisarek (1901–1983); Datierung: 06.1949; Quelle: www.deutschefotothek.de
Auch als Lied- und Oratoriensängerin wurde Elisabeth Grümmer gefeiert, ihre Konzertabende mit Werken von beispielsweise Brahms, Bach, Schubert oder Haydn waren stets ein künstlerischer Höhepunkt für Freunde klassischen Musik; unvergessen bleibt vor allem ihre Sopran-Partie der "Matthäus-Passion"1) von Johann Sebastian Bach. Ihre Liederabende zeichneten sich durch eine beeindruckende "Schlichtheit" aus: Jeder der Elisabeth Grümmer einmal auf der Bühne gesehen hat, wird bestätigen, dass ihre Schallplatten nur unvollkommen den Eindruck ihrer Persönlichkeit wiedergeben, die ungekünstelte Naivität, die uneitle Präsentation ihrer erheblichen stimmlichen Mittel, deren technische Beherrschung es ihr ermöglichten, bis zum Beginn der 70er Jahre noch auf der Bühne zu stehen.4)

Während ihrer Karriere erhielt Elisabeth Grümmer zahlreiche Ehrungen: So hatte sie bereits 1951 den "Preis des deutschen Kritikerverbandes" in der Sparte "Musik" entgegengenommen, 1965 wurde sie zur Professorin an der "Berliner Musikhochschule" ernannt und noch kurz vor ihrem Tod mit der Ehrenmitgliedschaft von der "Deutschen Oper" in Berlin gewürdigt. Von 1977 bis zu ihrem Tod war sie Vorsitzende der "Gesellschaft der Freunde der Staatlichen Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Berlin e.V." (heute "Paul-Hindemith-Gesellschaft"1) in Berlin e.V.). Als Musikpädagogin lehrte sie auch in Hamburg sowie auf Einladung des französischen Opernintendanten Bernard Lefort (1922 – 1999) an der "École de chant" der Pariser Oper.
  
Die Opern- und Kammersängerin Elisabeth Grümmer, die neben Lotte Lehmann3) (1888 – 1976), Erna Berger3) (1900 – 1990), Martha Mödl (1912 – 2001), Elisabeth Schwarzkopf3) (1915 – 2006), Hilde Güden1) (1917 – 1988) und Gundula Janowitz1) zu den herausragenden deutschen Sopranistinnen des 20. Jahrhunderts gehörte, starb am 6. November 1986 mit 75 Jahren im nordrhein-westfälischen Warendorf; ihre letzte Ruhe fand sie auf dem Friedhof im benachbarten Everswinkel.
Zu ihren Ehren und zur Erinnerung wurde durch den Verkehrs- und Verschönerungsverein Alsbach am 4. April 2014 gegenüber ihrem Wohnhaus in Alsbach-Hähnlein zwischen Weinbergstraße und Hochstraße eine Treppe und Stieg in "Elisabeth-Grümmer-Stieg" benannt.5) → Foto bei Wikimedia Commons.
 

Siehe auch Wikipedia, www.cantabile-subito.de (in englisch)
Link: 1) Wikipedia, 3) Kurzportrait innerhalb dieser HP
Quelle:
2) Wikipedia (abgerufen 02.11.2011)
4) "Grosse Stimmen" von Jens Malte Fischer, Verlag J. B. Metzeler, Stuttgart 1993, S.  371
5) Wikipedia (abgerufen 20.02.2015)
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