Clint Eastwood (Clinton Eastwood Jr.) wurde am 31. Mai 1930
als Sohn des Stahlarbeiters Clinton Eastwood Sr. (1906 1970) und dessen Frau
Margaret Ruth (1909 2006) in San Francisco1)
(Kalifornien) geboren. Der Vater verlor in der Depressionszeit1) seine Arbeit
und zog mit seiner Familie, zu der auch die 1934 geborene jüngere Schwester
Jeanne gehörte, an der Westküste herum, um sich als Tankwart
durchzuschlagen. Eastwood besuchte insgesamt zehn verschiedene
Schulen, brach 1948 sein College-Studium ab und arbeitete unter anderem als Holzfäller in Oregon, als Heizer
in einem Stahlwerk, als Badewärter, Tankwart und im Ersatzteillager von
"Boeing" in
Seattle. 1951 wurde er zur Armee eingezogen, auf dem Weg nach Korea stürzte
sein Flugzeug über dem Meer ab, der tüchtige Schwimmer konnte sich jedoch an die Küste retten.
Im dortigen US-Camp erteilte er Schwimmunterricht und lernte Martin Milner1) und
David Janssen1)
kennen, zwei Schauspieler, die ihm später den Weg nach Hollywood ebneten.
Über einen befreundeten Kameramann, der erste Kontakte zu den "Universal
Studios"1) herstellte, kam Eastwood in den 1950er Jahren zum Film.
"Universal" gab ihm nach den zweiten Testaufnahmen zwar einen Vertrag, setzte ihn
zunächst aber lediglich in Nebenrollen meist zweitklassiger Streifen wie
"Die Rache des Ungeheuers"1) (1955, Revenge of The Creature)
oder "Verschollen in Japan" (1957, Escapade in Japan)
ein. Unzufrieden mit den Verhältnissen in Hollywood wechselte Eastwood
daraufhin zum Fernsehen, wo er ab 1958 in 217 Folgen die Hauptrolle des
Vormanns Rowdy Yates, rechte Hand des Treck-Führers Gil Favor (Eric Fleming1)), in
der international erfolgreichen Western-Serie "Tausend
Meilen Staub" ("Rawhide") mimte.
Clint Eastwood 1993 bei den "Internationalen Filmfestspielen
von Cannes"1)
Urheber: Georges Biard; Lizenz: CC-BY-SA
3.0;
Quelle: Wikimedia Commons;
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Die Begegnung mit dem italienischen Regisseur Sergio Leone1) war der Auslöser für seine zweite,
sensationell erfolgreiche Filmkarriere. Sergio Leone holte den
"preiswerten" Fernsehstar 1964 nach Europa, um mit ihm den Italowestern zu
kreieren. Er bot ihm die Hauptrolle in "Für
eine Handvoll Dollar"1)
(Per un pugno di dollari) an,
Auftakt seiner heute als Klassiker geltenden
"Dollar-Trilogie". Mit diesem Film, der in Europa ein Kassenknüller wurde,
etablierte Leone ein neues Genre, einer der Wegbereiter für den Italowestern- Siegeszug war Clint Eastwood
in der Rolle des harten, zynischen "Law and order"-Helden.
Das erfolgreiche Duo drehte 1965 "Für ein paar Dollar
mehr"1) (Per qualche dollaro in più)
und im Jahr darauf "Zwei glorreiche Halunken"1) (Il buono, il brutto, il
cattivo) Eastwood
wurde der "Mann ohne Namen".
In kurzer Folge drehte er in Europa weitere Erfolge wie
"Hängt ihn höher"1) (1968,
Hang 'em High),
"Coogans großer Bluff"1) (1968,
Coogan's Bluff),
"Agenten sterben
einsam"1) (1968, Where Eagles Dare),
"Westwärts zieht der Wind"1) (1969, Paint Your Wagon),
"Ein Fressen für die Geier"1) (1970,
Two Mules For Sister Sarah) oder
"Stoßtrupp Gold"1) (1970,
Kelly's Heroes).
Für eine Handvoll Dollar
Per un pugno di dollari
Italien/BRD/Spanien 1964
Regie: Sergio Leone
Musik: Ennio Morricone
Darsteller/innen:
Clint Eastwood : Joe, der "Fremde", Marianne Koch: Marisol
Wolfgang Lukschy:
Sheriff John Baxter,
José Calvo: Gastwirt Silvanito
Gian Maria Volontè: Ramón
Rojo, Sieghardt Rupp: Esteban Rojo
Antonio Prieto: Don Miguel Rojo,
Margarita Lozano: Consuelo Baxter,
Josef Egger: Piripero, der Sargtischler,
Daniel
Martín: Julio, Marisols Mann,
Benito
Stefanelli: Rubio, Mario
Brega: Chico,
Aldo
Sambrell: Mitglied der Rojo-Bande, Fredy
Arco: Jésus, Marisols Sohn.
und andere
(Die Links führen zu Wikipedia bzw. zum Kurportrait innerhalb
dieser HP)
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Kurzinhalt:
In dem abgelegenen Dorf San Miguel in New Mexico werden die Einwohner
von zwei rivalisierenden Gangsterfamilien terrorisiert von den
angloamerikanischen Baxters und den mexikanischen Rojos. Ein einsamer, schieß:fertiger
Reiter ("Joe") kommt in das Dorf und bietet beiden Familien an, für
sie zu arbeiten. Von jeder kassiert er eine ansehnliche Summe als Bezahlung.
Ramón, der Anführer der Rojos, entdeckt den Betrug und lässt Joe brutal
foltern. Danach gelingt diesem die Flucht. Die Rojos ermorden daraufhin die
Baxters, weil sie diese verdächtigen, Joe zu verstecken. In einer Mine erholt
sich Joe von seinen Verletzungen und kehrt nach San Miguel zurück, um mit den
Rojos und speziell mit Ramón abzurechnen.
Quelle: Wikipedia
www.prisma.de
notiert:
Als Sergio Leone 1964 diesen bahnbrechenden Italowestern drehte,
vertraute er nicht so recht darauf, dass das Publikum in dieser rein amerikanischen Domäne
einen italienischen Film für glaubwürdig halten würde. Deshalb nannte er sich
Bob Robertson, auch einige der Darsteller nahmen englische Pseudonyme an.
Die Sorge war ganz unbegründet: Leones Film wurde ein Welterfolg, und
obwohl er nicht der erste Italowestern war, so etablierte er ihn doch als
eigenständiges Subgenre, und das zu einer Zeit, als dem US-Western merklich
die Luft ausgegangen war. Eine Originalleistung hatte Leone allerdings nicht erbracht.
Sein Film ist ein verkapptes Remake (manche reden von Plagiat) des japanischen Samurai-Films
"Yojimbo, der Leibwächter"1) (1961) von
Akira Kurosawa1). Leone kann nicht einmal die Idee
für sich beanspruchen, einen Kurosawa-Film zum Western umzubauen, das hatte John Sturges mit
"Die glorreichen Sieben"1), einem Remake von "Die sieben
Samurai"1) (1954), bereits 1960 bewiesen. (
)
Siehe auch filmzentrale.com,
dieterwunderlich.de
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Zwei glorreiche Halunken
Originaltitel Italien:
Il buono, il brutto, il cattivo
Titel USA:
The Good, The Bad And The Ugly
Western, Italien 1966
Regie: Sergio Leone
Musik: Ennio Morricone
Darsteller/innen:
Clint Eastwood: Der Blonde,
Lee van Cleef: Sentenza, der Böse
Eli Wallach: Tuco, der Hässliche,
Aldo Giuffrè: Betrunkener Hauptmann
Mario Brega: Corporal Wallace,
Antonio Casas: Stevens
Chelo Alonso: Mrs. Stevens,
Antonio Ruiz: Stevens jüngster Sohn
Livio Lorenzon: Baker,
Luigi Pistilli: Pater Pablo Ramirez
Rada Rassimov: María,
Lorenzo Robledo: Clem,
Al Mulock: Elam,
John Bartha: Sheriff,
Antonio Molino Rojo: Captain Harper,
Víctor Israel: Corporal beim Lager der Konföderierten,
und andere
(Die Links führen zu Wikipedia bzw. zum Kurportrait innerhalb
dieser HP) |
Kurzinhalt:
Joe (Clint Eastwood) und Tuco (Eli Wallach) beschaffen sich auf ebenso
dreiste wie gefährliche Weise Geld: Joe liefert seinen Komplizen dem nächsten
Sheriff aus, kassiert das auf ihn ausgesetzte Kopfgeld und wartet auf Tucos
Hinrichtung. In dem Augenblick, in dem das Urteil vollstreckt werden soll,
schießt ihn Joe vom Galgen und die beiden galoppieren davon. Währenddessen jagt
Setenza (Lee van Cleef) einer Geldkassette mit 200.000 Dollar nach.
Von einem Farmer erfährt er, dass ein gewisser Bill Carson das Versteck des Geldes kennt.
Als Joe und Tucos Trick bei einer Wiederholung fast misslingt, beschließt
Tuco, seinen Komplizen umzubringen. Da finden die beiden einen
Planwagen, in dem ein Schwerverwundeter um Wasser bittet. Als Tuco
ihn erschießen will, verspricht der Soldat ihm für die Erfüllung
seines Wunsches 200.000 Dollar. Doch als Tuco mit Wasser zurückkehrt,
ist der Verwundete tot. Der Soldat, Bill Carson, hat jedoch vor seinem Tod Joe
das Geldversteck verraten und so
muss Tuco Joe wohl oder übel mitnehmen.
Die beiden brechen zu einem Friedhof auf, auf dem die Geldkassette vergraben sein soll.
Unterwegs werden sie gefangengenommen und zu Setenza gebracht, der inzwischen
Sergeant in der Armee geworden ist. Beim Verhör begeht Tuco den Fehler, sich
als Bill Carson auszugeben.
Setenza zwingt ihn daraufhin, ihm den Ort zu nennen, an dem das Geld vergraben ist.
Auf dem Weg dorthin versuchen die drei Männer durch raffinierte Tricks,
sich gegenseitig zu hintergehen. Während der Suche nach dem Grab, in dem
die Geldkassette verborgen ist, kommt es zu einem Kampf, in dessen Verlauf
Setenza getötet wird. Joe scheint auch Tuco gegenüber im Vorteil und es
sieht für Augenblicke so aus, als ob er derjenige wäre, dem die Beute
alleine in die Hände fiele. Doch da fällt der entscheidende Schuss, der
Tuco aufschreckt und das Abenteuer zu einem überraschenden Ende bringt
Nach dem Erfolg von "Für eine Handvoll Dollar" und "Für ein paar Dollar
mehr" ist auch Sergio Leones dritter Teil der "Dollar"- oder
"Paella"-Trilogie wieder ein Film der Spitzenklasse.
Tolle, Darsteller, eine ausgefeilte, zynische Dramaturgie zwischen
Härte und Humor, brillante Kameraarbeit und perfekte
Musik.
Quelle: www.prisma.de
Siehe auch die umfangreichen Informationen zum Film bei Wikipedia
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Zurück in den USA gründete Eastwood 1969 seine eigene Filmfirma, die "Malpaso
Productions" und startete 1971 mit dem Film
"Sadistico"1)
(Play Misty
for Me) seine erfolgreiche
Regie-Karriere. Außerdem begann für Eastwood eine mehrjährige, äußerst
fruchtbare Zusammenarbeit mit Regisseur
und Action-Profi Don Siegel1).
Mit dem legendären "Dirty Harry"1)
(Dirty
Harry) schuf für Eastwood
1971 zum zweiten Mal einen weltweit bekannten Leinwandcharakter und
definitiven Anti-Helden der 1970er-Jahre.
Im Mittelpunkt von "Dirty Harry" steht Inspektor Harry Callahan, bewaffnet
mit einer 44er Magnum. Ein Mann, der im Auftrag von Recht und Ordnung
nach der Devise handelt: Töten oder getötet werden. Ein neuer
Mythos war geboren. Der stoppelbärtige Westernheld agierte nun im Dschungel der Großstadt.
Zu dieser Zeit begann auch die Zusammenarbeit mit "Warner Broshers" als Verleihfirma.
Mit Streifen wie "Sinola"1) (1972, Joe Kidd),
"Ein Fremder ohne Namen"1) (1973, High Plains Drifter)
oder "Die letzten beißen die Hunde"1) (1973, Thunderbolt and Lightfoot)
eroberte Eastwood sich ein noch größeres Publikum.
Bis Ende der 1980er folgten Kassenschlager wie
"Der
Texaner"1) (1975, The
Outlaw Josey Wales),
"Flucht von Alcatraz"1) (1979,
Escape from
Alcatraz),
"Firefox"1) (1981),
"Dirty Harry kommt zurück"1) (1983,
Sudden Impact),
"Der Wolf hetzt die Meute"1) (1984,
Tightrope),
"Pale Rider Der namenlose Reiter"1) (1985, Pale Rider),
"Heartbreak Ridge"1) (1986)
und "Das Todesspiel"1) (1988, The Dead Pool).
Für sein Werk "Bird"1)
(1988), dem Porträt des schwarzen Jazzmusikers Charly
"Bird" Parker1), wurde Eastwood, der in zahlreichen Erfolgsfilmen die
Hauptrolle spielte, 1989 mit dem "Golden
Globe"1) in der Kategorie "Beste
Regie" ausgezeichnet. Die Geschichte "Erbarmungslos"1)
(Unforgiven) war 1992
sein zehnter Western, seine 36. Spielfilm-Hauptrolle und seine 16. Regie-Arbeit,
die zu Eastwoods größtem Erfolg bei Kritik und Publikum gleichermaßen
wurde. Die Einspielergebnisse lagen bei über 100 Millionen Dollar, der Film erhielt
vier "Oscars", unter anderem als "Bester Film" und für die
"Beste Regie", sowie 10 Oscar-Nominierungen, auch. für
Clint Eastwood als Schauspieler zum ersten Mal in seiner Karriere.
Seine Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen und das Unerwartete zu proben,
seine Glaubwürdigkeit als klassischer Held und seine Langlebigkeit in einem oft
so kurzlebigen Geschäft sind charakteristisch für Eastwood und die Rolle in
"Die Brücken am Fluss"1)
(The Bridges of Madison County),
in dem er 1995 den Einzelgänger Robert Kincaid spielte,
der für das Magazin "National Geographic" in Iowa die holzüberdachte Roseman Bridge
fotografieren soll. Dabei veränderte eine Zufallsbegegnung mit der Farmerin
Francesca Johnson (Meryl Streep1)) für immer sein Leben. Der allzu betulich inszenierte,
überlange Kriminalfilm "Mitternacht im Garten von Gut und Böse"1) (1997, Midnight in the Garden of Good and
Evil), geriet zum Flop an den Kinokassen. Das "Filmlexikon"
notiert hierzu: "Ein nach dem gleichnamigen Bestseller von John Berendt
entstandener Film, der zunächst mit viel Gespür für die Exzentrizitäten
der Figuren und Atmosphären gestaltet ist, in der zweiten Hälfte aber in die
Konventionalität eines nicht einmal richtig spannenden Gerichtsfalls abrutscht."
→ www.zweitausendeins.de
Danach spielte Eastwood 1998 unter
eigener Regie in der Literaturadaption "Ein wahres Verbrechen"1)
(True
Crime) eine mit dem Part des Reporters und Ex-Trinkers Steve Everett eine Rolle, für die
er drei Jahrzehnte zu alt war immerhin gibt es ein paar schöne Dialoge mit
James Woods1),
der den Chefredakteur Alan Mann mimte..
Clint Eastwood während der "Berlinale 2007"1) bzw. der Vorstellung
seines Films "Letters from Iwo Jima"1)
Foto mit freundlicher Genehmigung von Bodo Petermann
© Bodo Petermann, BP PHOTO (www.bpphoto.de)
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Im Jahre 2000 inszenierte Clint Eastwood das spaßige Science-Fiction-Abenteuer
"Space Cowboys"1)
(Space
Cowboys), in dem er selbst auch die Hauptrolle übernahm.
Mit "Space Cowboys" hatte er sich noch mal eine "richtige Sause" gegönnt,
er
präsentierte sich einmal mehr als Autor, Regisseur und Hauptdarsteller in Personalunion.
Gemeinsam mit seinen in Ehren ergrauten Kollegen James Garner,
Donald Sutherland
und Tommy Lee Jones1) unternimmt er eine nervenaufreibende
Reparaturmission eines Satelliten im Erdorbit, die keineswegs als "Armageddon" im Altersheim
abgetan werden sollte.
Nach den Literaturverfilmungen "Blood Work"1) (2002,
Blood
Work)
und "Mystic River"1) (2003) eine seiner
gelungensten Regiearbeiten, diesmal ohne Easwood als Protagonist kam mit
"Million Dollar Baby"1) (2004,
Million Dollar Baby) ein weiteres Eastwood-Highlight in die Kinos.
Der Film war bei der 77. Oscarverleihung am 28. Februar 2005 für sieben "Oscars" nominiert und erhielt
schließlich vierbegehrte Trophäen: "Bester Film" (Clint Eastwood,
Albert S. Ruddy1) und
Tom Rosenberg), "Beste Regie" (Clint Eastwood) damit war Eastwood der bis
dahin älteste Regisseur, der je diesen Preis gewann ,
"Beste Hauptdarstellerin" (Hilary Swank1))
und "Bester Nebendarsteller" (Morgan Freeman1)).
Eastwood spielte in dem Boxer-Drama, für das er unter anderem Ende 2004 von
der amerikanischen Regisseursvereinigung (Directors
Guild of America1)) zum "Besten Regisseur des Jahres"
ausgezeichnet wurde, die Hauptrolle des gealterten Boxtrainers Frankie Dunn,
der sein Leben lang im Ring verbracht hat. Erzählt wird die packende Geschichte um die Freundschaft zwischen
dem verhärmten Boxtrainer, dessen bestem Freund (Morgan Freeman) und einer Frau
(Hilary Swank) aus der Unterschicht.
Den "Oscar" als "Bester Hauptdarsteller" konnte Eastwood
nicht erringen, unterlag Jamie Foxx1)
in "Ray"1)
über die Soul-Legende Ray Charles
(1930 2004) → weitere Auszeichnungen für "Million
Dollar Baby" bei Wikipedia.
In seinem Film "Gran Torino"1) (2008)
übernahm er dann wieder selbst die Hauptrolle und spielte einmal mehr
meisterlich den ehemaligen Ford-Mitarbeiter und Koreakriegsveteranen Walt Kowalski, dessen Weltbild
von rassistischen Vorurteilen geprägt ist.
Eastwood kam in dem Sozial-Drama als eigenbrötlerischer Grantler daher, gab den
verwitweten Zyniker und Menschenfeind Kowalski, grandios erinnerte er dabei bisweilen an einen gealterten
"Dirty Harry". Christian Buß
schrieb in DER SPIEGEL unter anderem: "Hart an der Karikatur verkörpert Clint Eastwood
in "Gran Torino" eine Art hoch verdichtete Rächerfigur: Er
greint, er knurrt, er zieht die Augen zusammen, als wolle er in der Rolle des
Kowalski noch einmal alle wortkargen, aber umso gewaltbereiteren Revolverhelden
seiner Schauspielerlaufbahn vereinen. Von Harry Callahan aus der "Dirty
Harry"-Saga über Bill Munny aus "The Unforgiven" bis hin zu den
vielen Namenlosen der frühen Italo-Western zieht er alle Register. Und nicht
zu vergessen ist natürlich sein Boxtrainer Frankie Dunn im oscargekrönten
"Million Dollar Baby", der mit "Tough ain't enough" einen
Wahlspruch ausgegeben hat, den auch Kowalski an der Tür seines sorgsam gehüteten
Waffenschranks hängen haben könnte. (
) Es ist, als demontierte Eastwood
mit dem passiven Widerstand, den er seinen Protagonisten leisten lässt, sämtliche
aktionsbereiten Helden, die er ehedem verkörpert hat. So könnte die Rächer-Elegie
"Gran Torino", die in den USA besser gelaufen ist als jeder
Eastwood-Film zuvor, tatsächlich der letzte Auftritt des 78-Jährigen als
Schauspieler sein, wie immer wieder gemunkelt wird."
Der Streifen wurde vom "American Film Institute"1) als einer der zehn besten Filme
des Jahres 2008 ausgezeichnet, Eastwoods schauspielerische Leistung würdigte
man ebenfalls, er gewann den Preis als "Bester männlicher Schauspieler" des
"National Board of Review"1);
in Deutschland kam der Film am 5. März
2009 in die Kinos.
Eastwoods Film "Invictus"1)
(2009, Invictus Unbezwungen) startete am 18. Februar 2010 in
den deutschen
Kinos. Das Drehbuch von Anthony Peckham basierte auf dem Buch "Der Sieg des Nelson Mandela: Wie aus Feinden Freunde wurden" von John Carlin
und und thematisiert die Ereignisse vor und während der Rugby-Union-Weltmeisterschaft 1995.
In der Rolle des Widerstandskämpfers und späterem Präsidenten Südafrikas
Nelson Mandela1)
sah man Morgan Freeman1),
den Mannschaftskapitän Francois Pienaar1)
stellte Matt Damon1)
dar. Clint Eastwood, Morgan Freeman und Matt Damon erhielten je eine Nominierung für den
"Golden Globe 2010"1). Freeman und Damon wurden weiterhin für einen
"Oscar" nominiert, mussten jedoch Jeff Bridges1)
("Bester
Hauptdarsteller" in "Crazy Heart"1)) bzw.
Christoph Waltz1)
("Bester
Nebendarsteller" in "Inglourious Basterds"1)) den Vortritt lassen.
Auch im hohen Alter scheint Eastwood rastlos, sein Mystery-Thriller
"Hereafter"1)
(Hereafter Das Leben danach) war abgedreht, erneut spielte Matt Damon unter
Eastwoods Regie eine Hauptrolle. Das im "Übersinnlichen
angesiedelte Drama" feierte am 12. September 2010 auf dem "Toronto
International Film Festival"1) seine Premiere und kam am 27. Januar 2011 in Deutschland in die Kinos. Eine
weitere Regiearbeit ist das Biopic "J. Edgar"1)
(2011),
in dem er sich mit dem FBI-Boss J. Edgar Hoover1)
(1895 1972) beschäftigt und das am 19. Januar 2012 in
Deutschland an den Start ging; Leonardo DiCaprio1)
verlieh der Titelfigur
hervorragend Kontur. Am 29. November 2012 feierte in Deutschland
Eastwoods neuster Film, das von Regisseur Robert Lorenz (auch Drehbuch)
inszenierte Baseball-Drama "Back
in the Game"1) (Trouble with the
Curve)
Premiere. Hier zeigte sich die Hollywood-Legende
nach rund vierjähriger Pause einmal wieder als Darsteller, spielte brillant
den alternden und langsam erblindenden Baseball-Talentscout Gus Lobel, der
eine letzte Reise auf der Suche nach neuen, hoffnungsvollen Spielern für
sein Team, die Atlanta Braves, unternimmt.
Mit dem Drama "Jersey
Boys"1) lieferte Clint Eastwood
seine 34. Spielfilm-Regiearbeit ab. Der Film ist die amerikanische Kinoadaption des mit mehreren Theaterpreisen ausgezeichneten
gleichnamigen Musicals1)
von Bob Gaudio1)
und Bob Crewe1), das
mehr als acht Jahre lang am Broadway lief und erfolgreich in der ganzen Welt auf Tournee war. Der legendäre Leadsänger der
"Four
Seasons"1), Frankie Valli1), wird
von John Lloyd Young1)
verkörpert der für seine Darstellung von Valli im Musical bereits einen
"Tony Award"1)
bekam. Die Rolle von Bob Gaudio, der viele der erfolgreichsten Hits der
"Four Seasons" geschrieben hat, wird von Erich Bergen1)
gespielt.3)
Erstmals vorgestellt wurde der Streifen am 5. Juni 2014 auf dem "Sydney Film Festival"1),
seit 31. Juli 2014 konnten sich auch die Zuschauer im deutschsprachigen Raum von
Eastwoods Biopic über eine Kult-Popband begeistern lassen.
Die filmische Biografie bzw. den
Thriller "American Sniper"1)
setzte Eastwood nach der gleichnamigen Autobiografie des US-amerikanischen
Scharfschützen Chris Kyle1)
(1974 2013), genannt "American Sniper", in Szene, der zwischen 1999 und 2009 bei der Spezialeinheit
der US Navy, United
States Navy SEALs1), seinen Dienst
versah. Mit über 160 bestätigten Tötungen soll er laut US-Verteidigungsministerium
bisher der erfolgreichste Scharfschütze der US-Geschichte sein. Mit Bradley Cooper1)
als Protagonist, wurde die Produktion in den USA am 11. November 2014 im Rahmen des
"AFI Festivals"1) in Los Angeles erstmals vorgestellt und lief dann in
den USA am 25. Dezember 2014 an; allgemeiner Kinostart in Deutschland war am 26. Februar 2015.
Das Scharfschützen.Epos geriet zum Blockbuster, allein bis März 2015 spielte
"American Sniper" weltweit rund eine halbe Milliarde Dollar ein. Mit
über 337 Millionen Dollar in den USA und Kanada ist er dort außerdem der
erfolgreichste Film des Jahres 2014 → spiegel.de.
An aktuelleren Regie-Arbeiten sind der Streifen "Sully"1)
über die spektakuläre Landung des US-Airways-Fluges 15491)
auf dem New Yorker Hudson River zu nennen (Kinostart Deutschland:
01.12.2016) und "15:17 to Paris"1) zu nennen, der bei uns
am 1. März 2018 in die Kinos kam. Eastwood thematisiert mit diesem Film
den Anschlag
auf den Thalys-Zug1) am Abend des 21. August 2015 im belgisch-französischen Grenzgebiet.
Jüngst realisierte der Hollywood-Veteran, der am 31. Mai 2020 seinen 90. Geburtstag feierte, den Thriller "The Mule"1), die
Geschichte des 1924 geborenen 2. Weltkriegs-Veteranen und für das "Sinaloa-Kartell"1)
arbeitenden Drogenkuriers Leo Sharp1).
2014 wurde der damals 90-Jährige zu einer 3-jährigen Haftstrafe verurteilt,
zwei Jahre später starb Sharp am 12. Dezember 2016 im Alter von 92 Jahren. Die Dreharbeiten begannen am 4. Juni 2018 in
Atlanta und Augusta (Georgia)
und nach rund sechs Jahren stand Eastwood auch wieder vor der Kamera er
stellte den Drogenkurier (im Film genannt Earl Stone) dar. Bradley Cooper1),
Protagonist in "American Sniper", spielte den Jeff Moore (im Film genannt Colin Bates), Special Agent der "Drug Enforcement Administration"1),
der Sharp 2011 zur Strecke brachte → www.welt.de;
in den USA startete der Film am 14. Dezember 2018, Kinostart in Deutschland war der 31. Januar 2019 → Übersicht der
Filmografie.
Keiner ist so schön wortkarg, verkniffen und erbarmungslos "cool" wie Eastwood.
Er zählt zu den wenigen Hollywoodstars, deren Namen auf dem Kinoplakat in
der Regel genügen, um die Kassen klingeln zu lassen.
Der Kinogänger kennt in erster Linie den hager-drahtigen, 1.93 Meter großen Leinwandstar:
Faltenzerfurchtes Gesicht, zusammengekniffene Augen, Stoppelbart, angekauter
Tabakstengel, Fransenjacke oder grobes Tweedsakko. Sogar Krawatte
ist dem Agenten erlaubt, nur ungebügelt muss sie ausschauen,
auf keinen Fall glatt. So kennt und liebt ihn sein Publikum aus ungezählten Western
und Polizeifilmen.
Eastwood hat rohe Western gedreht und geradlinige Actionkomödien, die so amerikanisch sind wie
Football und der Mount Rushmore, aber auch feinfühlige Dramen wie "Bird", das
Charlie Parker ehrte, oder mit "Weißer Jäger, schwarzes Herz"1) (1990, White Hunter Black Heart)
eine Hommage an John Huston1). Alles Männerfilme, die von einer Melancholie durchdrungen sind,
die tief in die amerikanische Seele führt. Seit er mit "Erbarmungslos" sein
Image als Revolverheld erledigt und in "Die Brücken am Fluss" gar Tränen
angedeutet hat, dreht er befreit solide Genrefilme, in denen er mit einem Augenzwinkern
das Altern verhandelt. So ist Eastwood fast unmerklich zu einem der großen amerikanischen
Regisseure gewachsen und dem Verhängnis entgangen, als bloße Legende zu enden.
Die Auszeichnungen, die er im Laufe seiner Karriere erhalten hat, können sich sehen lassen → Übersicht bei
Wikipedia.
Auch als Musiker ist Eastwood hervorgetreten: Der begeisterte Jazz-Fan spielte selbst drei Songs
in dem spannenden Thriller "In
the Line of Fire Die zweite Chance"1) (1993,
In the Line of Fire).
Außerdem komponierte er zwei Melodien in "Perfect
World"1) (1993, A Perfect World) und nahm für seinen Film "Mitternacht
im Garten von Gut und Böse"1) (1997, Midnight in the Garden of Good and Evil) einen Jazz-Klassiker auf.
Zudem stammt auch die Musik zu mehreren seiner Regie-Arbeiten aus seiner Feder,
beispielsweise zu dem Melodram "Die
Zeit ohne Grace"1) (2003, Grace is Gone).
Eastwood ist der Typ des bescheidenen Multimillionärs, der privat gerne
Golf spielt oder zum Spaß seinen A-Star-Helikopter pilotiert.
Angesichts seiner zahllosen Affären ist es ihm erstaunlich gut gelungen,
sein Privatleben aus den Schlagzeilen herauszuhalten. Als Eastwood zwei Mal
zum Bürgermeister seiner Heimatgemeinde Carmel1) gewählt
wurde (1986 und 1988),
sahen viele in ihm schon einen Nachfolger von Ronald Reagan. Doch der zurückgezogene
Star wollte sich nicht den
Unbilden der hohen Politik aussetzen. Lieber genießt er sein Leben auf seiner Ranch in
Monterey. Seit 1996 war er mit der 35 Jahre jüngeren ehemaligen
Fernsehjournalistin Dina Ruiz4) verheiratet, aus der Ehe stammt die 1996 geborene gemeinsame Tochter
Morgan. Im August 2013 ging durch die Presse, Eastwood
und Ruiz hätten sich nach 17 gemeinsamen Jahren getrennt → www.welt.de;
2014 erfolgte dann die Scheidung.
Eastwoods 1953 geschlossene Ehe mit Maggie Johnson war im Mai 1984 geschieden worden. Aus dieser Verbindung ist Eastwood Vater von zwei weiteren
Kindern, Sohn Kyle Eastwood1) erblickte 1968 das Licht der Welt und hat sich
inzwischen erfolgreich als Musiker hervorgetan, Tochter Alison Eastwood1) wurde
1972 geboren und ist ebenfalls Filmschauspielerin, arbeitet darüber
hinaus als Regisseurin und Fotomodell. Von 1975 bis 1989 lebte er mit der Schauspielerin
und Regisseurin Sondra Locke1) zusammen,
zwischen 1967 und 1978 Ehefrau des als homosexuell geltenden Bildhauers Gordon Anderson.
Wie man in einschlägigen Internet-Quellen nachlesen kann, hat der Star noch
weitere Kinder, aus Clints jahrelangen Affäre mit der Schauspielerin bzw.
Stuntfrau Roxanne Tunis, die er 1960 während der Dreharbeiten zu
der TV-Serie
"Tausend Meilen Staub" kennengelernt hatte, stammt seine 1964 geborene Tochter Kimber.
Sohn Scott
Eastwood1) (geb. 1986) und Tochter Kathryn (geb. 1988)
gingen aus der
Beziehung zu der Stewardess Jacelyn Reeves hervor. Frances Fisher1), mit der Eastwood
in "Unforgiven" spielte, ist die Mutter von Tochter Francesca Ruth
(geb. 1993).
Anfang Oktober 2008 kam der von Pierre-Henry Verlhac herausgegebene Bildband
"Clint Eastwood Bilder eines Lebens" auf den Markt, in dem in 160 meist einseitigen Fotos
der Werdegang des Stars vom "schüchternen Jungen aus Oakland" über
den coolen Westernhelden bis hin zum mehrfachen Oscar-Preisträger aufgezeigt
wird. Neben wenigen bekannten Aufnahmen aus seinen Filmen sind die meisten Bilder bisher nicht veröffentlicht
worden.
Der 80. Geburtstag, den der begnadete Schauspieler und Regisseur am 31. Mai 2010 beging, wurde von den
Medien gebührend gefeiert. So titelte unter anderem die "Rheinische
Post" (28.05.2010) "Eastwood der sture Held wird 80" und
schrieb weiter "
Es gibt wohl kaum einen Schauspieler, dessen Figuren so sehr zu
einem Amalgam verschmelzen. Zu einer Leinwandperson, die sich allerdings
weiterentwickelt hat. Denn wenn er da in seiner letzten Rolle
als Koreakriegsveteran Walt Kowalski auf seiner Veranda sitzt,
ein Witwer, den die Einsamkeit hart gemacht hat und der die asiatischen
Jugendbanden aus der neuen Nachbarschaft von seinem Grundstück vertreibt,
dann ist er der gealterte Dirty Harry, der sich keine Sentimentalitäten leistet,
wenn er in die Wirklichkeit blickt. Ein Mann, der weiß, dass man manchmal Stärke zeigen muss. (
)
Eastwood ist eine Ausnahmeerscheinung in Hollywood, weil er als Darsteller einen eigenwilligen
Typus entwickelt hat, in dem sich doch die Befindlichkeiten seines Landes spiegeln.
So steht sein Gesicht für das weiße, selbstbewusste, republikanische Amerika,
das allerdings spätestens seit Bush ins Grübeln gekommen ist über die Nachhaltigkeit von Stärkebeweisen."
Rechtzeitig zum runden Geburtstag erschien Richard Schickels opulenter Bildband "Clint Eastwood Ich
bin nur ein Typ, der Filme
macht"; ab 5. Juni bis 7. August 2010 zeigte die ARD in seiner
Reihe "Sommerkino im Ersten" wöchentlich an neun Samstagen Eastwood-Highlights
aus dem umfassenden Schaffen des Altmeisters, angefangen von seinem Regiedebüt "Sadistico" bis hin zum Liebesfilm
"Die Brücken am Fluss"; gestartet wurde am 5. Juni mit dem Klassiker "Sadistico Wunschkonzert für einen Toten",
es folgten "Hängt ihn höher" (12. Juni), "Der Mann aus San Fernando" (19. Juni),
"Mit Vollgas nach San Fernando" (26. Juni),
"City Heat" (3. Juli), "Der Wolf hetzt die Meute" (17. Juli),
"Agenten sterben einsam" (24. Juli), "Zwei glorreiche
Halunken" (31. Juli) und "Die Brücken am Fluss" (7. August).
Auch der 85. Geburtstag am 31. Mai 2015 wurde von den Medien zum Anlass genommen, nicht nur Eastwoods künstlerische Lebensleistung zu
würdigen. "Das Gesicht von Clint Eastwood steht für Männerkino. Rauchende Colts und brutale Cops haben
einen Großteil seiner Karriere bestimmt. Erst später, hinter der Kamera, fand die Filmlegende neue Themen und neuen Erfolg."
notierte unter anderem n-tv.de;
siehe auch den Artikel bei www.stern.de.
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