John Gilbert erblickte am 10. Juli 1897 als John Cecil Pringle in Logan1) (Utah) das Licht der Welt. Der Sohn englischer Schauspieler, die mit Wanderbühnen durchs Land zogen, begleitete bereits im Kindesalter seine Eltern auf Tourneen. Nach dem Besuch einer Militärschule in Kalifornien wurde er 1914 Inspizient bei der "Baker Stock Company" Ein Jahr später unterschrieb er einen Komparsen-Vertrag bei der Filmgesellschaft "Triangle" von Thomas Harper Ince1) und gab 1915 mit einem kleinen Part sein Leinwanddebüt als "Jack Gilbert" in dem Streifen "The Coward".
John Gilbert etwa 1927; Urheber: Ruth Harriet Louise (1903 - 1940); Quelle: Wikimedia Commons Nach Auftritten in weiteren Produktionen erhielt er dann 1919 von Filmpionier Maurice Tourneur1) (1873 – 1961) einen Vertrag als Schauspieler, Autor und Regie-Assistent, interessierte sich für fast alle Bereiche der Filmproduktion, arbeitete am Drehbuch mit, zeichnete für Regie, Schnitt und Zwischentitel verantwortlich und übernahm als Darsteller Aufgaben in zahlreichen stummen Streifen.
1921 wechselte der attraktive Gilbert zur "Fox Film Corporation" von William Fox1) und übernahm Rollen als romantischer Liebhaber, wie beispielsweise neben Estelle Taylor1) als Mercédès die Titelrolle des Edmond Dantes in der von Emmett J. Flynn (1891 – 1937) in Szene gesetzten Adaption "Monte Christo" (1922) nach dem gleichnamigen Roman1) von Alexandre Dumas d.Ä1) oder als Glücksspieler Jack "Cameo" Kirby in John Fords1) Verfilmung "Cameo Kirby"1) (1924, "Der feindliche Gast") nach dem Bühnenstück "Cameo Kirby" von Booth Tarkington1) und Harry Leon Wilson1).
1924 wechselte Gilbert dann zu MGM1) und stieg wenig später mit Liebhaberrollen an der Seite der Hollywood-Diven zum Idol der stummen Leinwand auf. Mit Norma Shearer als Partnerin  drehte er unter anderem die Dramen "He Who Gets Slapped"1) (1924, "Der Mann, der die Ohrfeigen bekam") und "The Snob" (1924, "Der Mann ohne Charakter") nach dem Roman "The Snob: The Story of a Marriage" von Helen Reimensnyder Martin (1868 – 1939).

John Gilbert etwa 1927
Urheber: Ruth Harriet Louise1) (1903 – 1940)
Quelle: Wikimedia Commons
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Den Prinzen Danilo gab er in Erich von Stroheims dekadentem Film "The Merry Widow"1) (1925, "Die lustige Witwe") nach dem Grundmuster der gleichnamigen Operette1) von Franz Lehár1) und Mae Murray1) als Tänzerin Sally O'Hara, einen durchschlagenden Erfolg konnte er auch mit der Rolle des James Apperson an der Seite von Renée Adorée1) in King Vidors1) Antikriegsfilm "The Big Parade"1) (1925, "Die Parade des Todes") erzielen.  Ebenfalls unter der Regie vom King Vidor erlebte man Gilbert neben Lillian Gish (Mimi) als Rodolphe in der Adaption "La Boheme" (1926) nach der gleichnamigen Oper1) von Giacomo  Puccini1), mit "Flesh and the Devil"1) (1926, "Es war") nach dem Roman "Es war" von Hermann Sudermann1) folgte ein weiterer Kassenschlager – keine geringere als Greta Garbo war seine Partnerin in diesem von Clarence Brown1) inszenierten Melodram. Mit der Garbo stand Gilbert auch für den stummen Streifen "Love"1) (1927, "Anna Karenina") vor der Kamera, von Edmund Goulding1) gedreht nach dem berühmten Roman "Anna Karenina"1) von Leo Tolstoi1), sowie einmal mehr unter der Regie von Clarence Brown für "A Woman of Affairs"1) (1927, "Eine schamlose Frau") nach dem Werk "Der grüne Hut – Ein Roman für wenige" von Michael Arlen (1895 – 1956); Gilbert und "die Göttliche" Garbo sollen sich übrigens auch privat nahe gestanden haben. Zuvor hatte er zusammen mit Joan Crawford die stummen Dramen "Twelve Miles Out"1) (1927) und "Four Walls"1) (1928) abgedreht. Zu Gilberts letzten Stummfilmen zählte das romantische Abenteuer "Desert Nights" (1929, Regie: William Nigh1)), wo er als Entführungsopfer Hugh Rand, Manager des echten Lord Stonehill (Claude King; 187–1941), sowie Ernest Torrence1) und Mary Nolan als Gaunerpärchen "Lord und Lady Stonehill" in Erscheinung trat → Übersicht Stummfilme (Auszug).
Den Übergang zum Tonfilm schaffte der auf dem Höhepunkt seiner Karriere als Nachfolger von Frauenschwarm Rudolph Valentino gefeierte Star relativ problemlos. Wikipedia notiert: "Der Schauspieler handelte 1930 einen neuen Vertrag aus, der ihm für vier Filme jeweils 250.000 US-Dollar Gage sicherte, was Gilbert zu einem der bestbezahlten Stars neben Constance Bennett1) und Al Jolson1) machte. Was sich auf lange Sicht jedoch fatal für ihn auswirkte, waren seine teilweise heftigen Meinungsverschiedenheiten mit MGM-Chef Louis B. Mayer1), was schließlich zu künstlerisch immer weniger befriedigenden Rollen führte. Auch hatte sich der Geschmack des Publikums gewandelt, und mit Clark Gable und Robert Montgomery1) hatte das Studio zwei neue Topstars." Sein Stern begann zu sinken, da sein Typus des romantischen Liebhabers auf der Leinwand nicht mehr ganz so gefragt war. Er drehte nur noch wenige Filme, zu den bekanntesten zählt Rouben Mamoulians1) sentimental-pathetisches Biopic "Queen Christina" (1933, "Königin Christine") und seine Figur des Don Antonio de la Prada, erneut an der Seite von Greta Garbo in der Titelrolle der Christina von Schweden1). Letztmalig zeigte sich Gilbert in der Komödie "The Captain Hates the Sea" (1934, Regie: Lewis Milestone1)) und mimte einen alkoholkranken Journalisten → Übersicht Tonfilme.
 
John Gilbert starb am 19. Januar 1936 mit nur 38 Jahren in Los Angeles1) an den Folgen eines Herzinfarktes. In der Presse wurde damals berichtet, dass Gilberts Alkoholkonsum an dem frühen Tod nicht ganz unschuldig gewesen sein dürfte. Die letzte Ruhe fand der Stummfilm-Star auf dem "Forest Lawn Memorial Park"1) im kalifornischen Glendale → findagrave.com.
Alle vier Ehen Gilberts endeten vor dem Scheidungsrichter, zwischen 1917 und 1922 war er mit Olivia Burwell verheiratet, wenig später folgte die Ehe mit dem Stummfilmstar Leatrice Joy1) (1893 – 1985), die trotz der am 22. September 1924 geborenen gemeinsamen Tochter Leatrice nur zwei Jahre hielt; Tochter Leatrice Gilbert Fountain († 20.01.2015) veröffentlichte Mitte der 1980er Jahre eine Biografie über ihren Vater mit dem Titel "Dark Star: The Untold Story Of The Meteoric Rise And Fall Of The Legendary John Gilbert". Anfang Mai 1929 ehelichte das einstige Film-Idol die Schauspielerin Ina Claire1) (1893 – 1985), 1931 erfolgte die offizielle Trennung. Seine 1932 geschlossene letzte Ehe mit dem Filmstar Virginia Bruce1) (1910 – 1982) zerbrach nach zwei Jahren; aus dieser Verbindung ging Tochter Susan Ann (1933 – 2004) hervor.
Im Februar 2013 erschien von der Autorin Eve Golden die Biografie "John Gilbert: The Last of the Silent Film Stars".
Siehe auch Wikipedia, cyranos.ch sowie den Artikel bei Wikipedia (englisch)
Fotos bei virtual-history.com, filmstarpostcards.blogspot.com, Wikimedia Commons
Fremde Links: 1) Wikipedia
Lizenz Foto John Gilbert (Urheber Ruth Harriet Louise): Dieses Werk ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 oder weniger Jahren nach dem Tod des Urhebers.
  
Filme
Stummfilme / Tonfilme
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie Wikipedia (englisch)
(Fremde Links: Wikipedia, theatertexte.de; R = Regie)
Stummfilme (Auszug; bis 1921 überwiegend als Jack Gilbert)
  • 1915: The Coward (R: Reginald Barker (1886–1945); als junger Mann aus Virginia) → Wikipedia (englisch)
  • 1916: The Apostle of Vengeance (R: Clifford Smith (1894–1937); als Willie Hudson) → Wikipedia (englisch)
  • 1916: The Phantom (R: Charles Giblyn (1871– 1934); mit Frank Keenan (1858–1929) als Gauner bzw. Juwelendieb
    "Phantom" Farrell; als Bertie Bereton, Mitglied (Sohn) der Bereton-Familie)
    ) → IMDb
  • 1917: The Bride of Hate (R: Walter Edward (1870 1920)) als Sohn des Arztes Dr. Dudley Duprez (Frank Keenan))
    → Wikipedia (englisch), IMDb
  • 1917: Princess of the Dark (R: Charles Miller (1857–1936); als "Crip" Halloran) → Wikipedia (englisch), IMDb
  • 1917: Happiness  (R: Reginald Barker (1886–1945); als Richard Forrester) → Wikipedia (englisch), IMDb
  • 1917: The Devil Dodger (R: Clifford Smith (1894–1937); als Roger Ingraham)→ Wikipedia (englisch), IMDb
  • 1918: The Mask (R: Thomas N. Heffron (1872–1951); als Billy Taylor) → IMDb
  • 1919: Heart o' the Hills (nach dem Roman von John Fox, Jr.; R: Joseph De Grasse, Sidney Franklin; als der reiche
    Aristokrat Gray Pendleton, Geliebter von Marjorie Lee (Betty Bouton; 1891–?)
    ) → Wikipedia (englisch)
  • 1920: The White Circle (nach der Kurzgeschichte "The Pavilion on the Links" von Robert Louis Stevenson;
    R: Maurice Tourneur; als Frank Cassilis
    ) → Wikipedia (englisch)
  • 1922: Gleam O'Dawn (nach dem Roman von Arthur Goodrich (1878–1941); R: John Francis Dillon (1884–1934);
    als Artist Gleam O'Dawn
    ) → IMDb
  • 1922: Arabian Love (R: Jerome Storm (1890–1958); als Bandit Norman Stone alias "The Sheik") → Wikipedia (englisch)
  • 1922: Der Graf von Monte Christo / Monte Cristo (nach dem gleichnamigen Roman von Alexandre Dumas d.Ä;
    R: Emmett J. Flynn (1891–1937); als Seemann Edmond Dantes alias der Graf von Monte Christo; Estelle Taylor als Mercédès
    )
    → filmdienst.de, Wikipedia (englisch)
  • 1923: Truxton King (nach einem"Graustark"-Roman von George Barr McCutcheon; R: Jerome Storm (1890–1958);
    als Abenteurer Truxton King
    ) → Wikipedia (englisch)
  • 1923: Der feindliche Gast / Cameo Kirby (nach dem Bühnenstück "Cameo Kirby" von Booth Tarkington und
    Harry Leon Wilson; R: John Ford; als Glücksspieler Jack "Cameo" Kirby
    )
  • 1924: The Wolf Man (R: Edmund Mortimer (1874–1944); als Gerald Stanley, Norma Shearer als Elizabeth Gordon)
    → Wikipedia (englisch)
  • 1924: Der Mann, der die Ohrfeigen bekam / He Who Gets Slapped (nach dem Theaterstück "Tot, kto poluchayet poshchechini"
    von Leonid Nikolajewitsch Andrejew; R: Victor Sjöström; als waghalsiger Kunstreiter Bezano, Norma Shearer als Consuelo,
    Tochter des Zirkusdirektors Graf Mancini (Tully Marshall), Lon Chaney Sr. als Wissenschaftler Paul Beaumon, später Clown
    mit dem Namen "He Who Gets Slapped" ("der geschlagen wird")
    )
  • 1924: The Wife of the Centaur (nach dem gleichnamigen Roma von Cyril Hume; R: King Vidor mit dessen Ehefrau
    Eleanor Boardman in der weiblichen Hauptrolle; als neurotischer Schriftsteller Jeffrey Dwyer
    )  → Wikipedia (englisch)
  • 1924: Der Mann ohne Charakter / The Snob (nach dem Roman "The Snob: The Story of a Marriage" von
    Helen Reimensnyder Martin (1868–1939); R: Monta Bell; als Eugene Curry, Norma Shearer als Nancy Claxton
    )
  • 1925: Die lustige Witwe / The Merry Widow (nach dem Grundmuster der gleichnamigen Operette von Franz Lehár;
    R: Erich von Stroheim; als Prinz Danilo Petrovich, Mae Murray als Tänzerin Sally O'Hara; Wikipedia notiert:
    "Stroheim verfasste ein Drehbuch, das nur noch das Grundmuster der Operette "Die lustige Witwe" beinhaltete und
    bearbeitete den Stoff so, dass aus der leichten Komödie eine Satire auf menschliche Verhaltensweisen und sexuelle
    Obsessionen wurde. Stroheim teilte die Figur des Danilo in zwei Charaktere: In die des leichtlebigen und umgänglichen
    Danilo und in die des hinterhältigen, arroganten Kronprinzen Mirko. Sonja, die arme Bauerntochter wurde in seiner
    Bearbeitung zu einer bekannten amerikanischen Tänzerin namens Sally O'Hara. Stroheim visualisiert hauptsächlich
    die Vorgeschichte der lustigen Witwe, die in der Lehárschen Operette nur Andeutung findet."
    )
  • 1925: Die große Parade / The Big Parade (R: King Vidor; als Jim Apperson, Renée Adorée als Bauernmädchen Melisande)
  • 1925: Ben Hur / Ben Hur (nach dem gleichnamigen Roman von Lewis Wallace; R: Fred Niblo; mit Ramón Novarro
    als Judah Ben Hur; als einer der Zuschauer bei der der aufsehenerregenden Rennszene
    )
  • 1926: La Bohème / Mimi (nach der Oper "La Bohème" von Giacomo Puccini (Musik); R: King Vidor; als Rodolphe,
    Lillian Gish als Midinette Mimi Brodeuse
    ) → Wikipedia (englisch)
  • 1926: Die Galgenhochzeit / Bardelys the Magnificent (nach dem Roman "Bardelys the Magnificent" von Rafael Sabatini;
    R: King Vidor mit Eleanor Boardman in der weiblichen Hauptrolle der Roxalanne de Lavedan; als Frauenheld und
    Günstling des Königs Marquis Bardelys; Arthur Lubin als König Ludwig XIII.
    ) → berlinale.de, Wikipedia (englisch)
  • 1927: Es war / Flesh and the Devil (nach dem Roman "Es war" von Hermann Sudermann; R: Clarence Brown;
    als Leo von Harden, Greta Garbo als Felicitas
    )
  • 1927: The Show (nach dem Roman "The Day of Souls" von Charles Tenney Jackson (1874–1955); R: Tod Browning;
    als Cock Robin, Darsteller in einer Budapester Beiprogramm, ehemaliger Freund von Salome (Renée Adorée)
    )
    → Wikipedia (englisch)
  • 1927: Twelve Miles Out (R: Jack Conway; als Herumtreiber/Alkoholschmuggler Jerry Fay, Joan Crawford als Jane)
  • 1927: Mann-Weib-Sünde / Man, Woman and Sin (nach dem epischen Gedicht "The Widow in the Bye Street" von
    John Masefield über einen an der Liebe scheiternden jungen Mann und seine verzweifelte Mutter; R: Monta Bell;
    als Albert Whitcomb, Sohn von Mrs. Whitcomb (Gladys Brockwell), Jeanne Eagels als Vera Worth
    )  → Wikipedia (englisch)
  • 1927: Anna Karenina / Love (nach dem Roman "Anna Karenina" von Leo Tolstoi; R: Edmund Goulding; mit Greta Garbo
    in der Titelrolle der Anna, Gattin des älteren Beamten Alexej Karenin (Brandon Hurst); als Graf Alexej Wronskij
    )
  • 1928: Die Kosaken / The Cossacks (nach dem Roman "Die Kosaken" von Leo Tolstoi; R: George Hill (1895–1934)
    und Clarence Brown; als Kosak Lukaschka, Verlobter von Marjanka (Renée Adorée); Nils Asther als Prinz Olenin
    )
     → Wikipedia (englisch)
  • 1928: Four Walls (R: William Nigh; als Ex-Häftling Benny Horowitz; Joan Crawford als dessen ehemalige Geliebte Frieda)
  • 1928: Die Masken des Erwin Reiner / The Masks of the Devil (nach dem Roman "Die Masken Erwin Reiners" von
    Jakob Wassermann; R: Victor Sjöström; als Baron Reiner
    )  → Wikipedia (englisch), IMDb, projekt-gutenberg.org
  • 1928: Eine schamlose Frau / A Woman of Affairs (nach dem Roman "Der grüne Hut – Ein Roman für wenige" von
    Michael Arlen (1895–1956); R: Clarence Brown; mit Greta Garbo als Diana Merrick; als deren Jugendliebe Neville Holderness
    )
  • 1929: Desert Nights (R: William Nigh; als Entführungsopfer Hugh Rand, Manager des echten Lord Stonehill
    (Claude King; 1875–1941); Ernest Torrence und Mary Nolan als Gaunerpärchen "Lord und Lady Stonehill"
    )
    → Wikipedia (englisch)
Tonfilme
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