Großaufnahme der italienischen Schauspielerin Anna Magnani, Autogramm gebend, anlässlich ihres Gastspiels 1965 am Wiener "Burgtheater" (Ausschnitt des Originalfotos); Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber/Körperschaft: Ungenannt; Datierung: 1965; Copyright ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer FO400223/01) Anna Magnani wurde am 7. März 1908 in der italienischen Hauptstadt Rom1) als uneheliches Kind einer Italienerin und eines Ägypters geboren. Sie wuchs bei der Großmutter in den Slums von Rom auf, nachdem Mutter Marina Magnani die Tochter verlassen hatte, und besuchte ein paar Jahre eine Klosterschule. Mit 15 Jahren begann sie ihr Schauspielstudium an der "Accademia d'arte drammatica"1) in Rom, finanzierte die Ausbildung mit Jobs als Sängerin. Danach arbeitete sie ab 1926 intensiv am Theater und wechselte wiederholt die Schauspielergruppen; nebenher trat sie in Kabaretts und Nachtbars auf.
Bereits 1928 gab sie ihr Filmwanddebüt mit einer winzigen, ungenannten Rolle in Augusto Geninas1) Stummfilm "Scampolo"2) ("Das Mädchen der Straße"), 1934 folgten kleinere Parts in den Streifen "Tempo massimo" (mit Vittorio De Sica) und "La cieca di Sorrento". 1935 heiratete die Magnani den Regisseur Geoffredo Alessandrini1)) (1904 – 1978) und übernahm kleine Aufgaben in dessen Filmen, während sie ihre Bühnenkarriere fortsetzte; die Ehe wurde 1950 annulliert.
1941 fiel die Schauspielerin in der Rolle der Tänzerin in Vittorio De Sicas Tragikomödie "Teresa Venerdí" ("Verliebte Unschuld") auf – ihrem ersten größeren Filmerfolg. Wegen ihrer Schwangerschaft – Vater war der Schauspieler Massimo Serato1)) (1916 – 1989) – musste sie auf die Hauptrolle in Luchino Viscontis1) gefeiertem Regiedebüt "Obsessione"1)) (1943, "Besessenheit") verzichten. 
Nach der Geburt ihres Sohnes Cellino kehrte Anna Magnani ins Filmgeschäft zurück, doch ihre Möglichkeiten waren stark begrenzt, da der Krieg die Mitarbeit in internationalen Produktionen verhinderte. Sie beschränkte sich auf kleinere Charakterrollen wie in Mario Bonnards1) Komödie "Campo de' fiori" (1943) oder Mario Mattōlis1) Drama "L'ultima carrozzella" (1943). 
 
Großaufnahme der italienischen Schauspielerin Anna Magnani.
Autogramm gebend, anlässlich ihres Gastspiels 1965 am Wiener "Burgtheater"1)
(Ausschnitt des Originalfotos)
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber/Körperschaft: Ungenannt; Datierung: 1965
© ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer FO400223/01)
1945 konnte sie dann in Roberto Rossellinis1) Klassiker "Roma, cittā aperta"1)) ("Rom – Offene Stadt") endlich ihr außergewöhnliches Talent voll zum Ausdruck bringen. Der Film, der 1944 unter extrem schwierigen Bedingungen in dem vom Krieg gezeichneten Italien gedreht wurde, erzählt die Geschichte der schwangeren Witwe Pina (Magnani), die in die Katastrophe getrieben und am Ende vom Feuer der deutschen Maschinengewehre niedergestreckt wird. Das filmische Drama gehört zu den Meisterwerken des italienischen Neorealismus1) und markierte für Anna Magnani den ersten bedeutenden Schritt zur Berühmtheit. Für ihre Leistung gewann sie auf dem Filmfestival in Venedig ihren ersten "Nastro d'argento"1), den Preis der italienischen Filmjournalisten. Anna Magnani und Roberto Rossellini1) (1906 – 1977) wurden auch privat ein Paar, bis der Regisseur seine aufsehenerregende Affäre mit Ingrid Bergman (1915 – 1982) begann.
Einen weiteren "Nastro d'argento" gewann die Magnani dann 1948 in Venedig für ihre Titelrolle der Angelina in Luigi Zampas "L'onorevole Angelina" ("Abgeordnete Angelina"), wo sie eine Frau in den Slums darstellte, sowie im Folgejahr für das von Rossellini in Szene gesetzte Drama "L'amore"1) (1948), "Amore"); hier gab sie in dem Teil "Die menschliche Stimme", basierend auf Jean Cocteaus1) "La voix humaine", die mondäne Frau. Magnanis Frauentyp war auf dunkelhaarige Frauen festgelegt, die überhaupt keine Schönheit waren und immer eine dramatisch unordentliche Frisur trugen. Mit den von ihr verkörperten vitalen und kraftvollen Frauengestalten aus dem Volk, insbesondere dem römischen Proletariat und Kleinbürgertum, wurde sie zu einer der bedeutendsten Schauspielerinnen des italienischen Films. Es folgten in den kommenden Jahren aber auch Hauptrollen in Produktionen, die oft nicht ihrem Talent entsprachen, wie beispielsweise in dem kriminalistischen Melodran  "Il bandito" (1946, "Bandito") von Alberto Lattuada1) oder in der Literaturadaption "Assunta Spina" (1947, "Die Gezeichnete") von Mario Mattōli1).
In Viscontis tragischen Satire "
Bellissima"1) (1951) zeigte sich die die Frau mit den eher herben Gesichtszügen dann wieder herausragend als frustrierte Mutter aus dem Volk bzw. temperamentvolle, eruptive Krankenpflegerin, die alle ihre Sehnsüchte und Träume auf die talentlose Tochter (Tina Apicella) fixiert und versucht, aus ihr einen Filmstar zu machen. Bereits in der von William Dieterle in Szene gesetzten Geschichte "Vulcano"1) (1950) hatte sie als sizilianisches "leichtes Mädchen"  Maddalena Natoli überzeugen können, Das "Lexikon des internationalen Films" notiert: "Trotz seiner Nähe zur Kolportage ein eindrucksvolles Melodram mit poetischer Note, geschickt konstruiert, eindrucksvoll durch die glänzende schauspielerische Leistung von Anna Magnani." → zweitausendeins.de. Nach der Rolle der Anita Garibaldi1), Ehefrau des von Raf Vallone verkörperten italienischen Freiheitskämpfers Giuseppe Garibaldi1) in dem Biopic "Camicie rosse" (1952, "Anita Garibaldi") verpflichtete sie Jean Renoir1) für die Rolle der heißblütigen Vollblutkomödiantin Camilla in dem Meisterwerk "La caozza d'oro"1) (1952, "Die goldene Karosse"), inspiriert durch die Komödie "Le carrosse du Saint-Sacrement" von Prosper Mérimée1); auch mit dieser Rolle, die extra für sie geschrieben worden war, beeindruckte die Italienerin und es war wohl eine ihrer intensivsten Darstellungen.
 
Danach ging die Magnani wie viele andere italienische Leinwandstars jener Jahre nach Hollywood, wo sie jedoch nur wenige Filme drehte. 1955 feierte sie in den USA einen Triumph in Daniel Manns1) Tennessee Williams-Adaption "The Rose Tattoo"1) ("Die tätowierte Rose"), wo sie neben Burt Lancaster die weibliche Hauptrolle der italo-amerikanischen Witwe Serafina Delle Rose verkörperte und für ihre eindringliche Interpretation als erste Italienerin mit einem "Oscar"1) als "Beste Hauptdarstellerin" ausgezeichnet wurde. 1958 war sie als Gioia zu sehen, die in George Cukors1) Melodram "Wild Is the Wind"1) ("Wild ist der Wind") von ihrem autoritären Mann, dem Schafzüchter Gino (Anthony Quinn) unterdrückt wird, und konnte wenig später für diese Darstellung bei der "Berlinale"1) einen "Silbernen Bär"1) mit nach Hause nehmen sowie im gleichen Jahr in Italien den "David di Donatello Award"1). Erneut in einer Tennessee Williams-Verfilmung zeigte sie sich 1959 neben Marlon Brando, als Lady Torrance in Sidney Lumets1) "The Fugitive Kind"1) ("Der Mann in der Schlangenhaut"). Nach dieser Produktion kehrte die Magnani in ihr Heimatland Italien zurück. Hier gelang ihr dann die unvergessliche Darstellung der Titelheldin bzw. Prostituierten "Mamma Roma", die sich für ihren Sohn (Ettore Garofolo) aufopfert, in Pier Paolo Pasolinis1) gleichnamigem Film1) (1962). Dieser Klassiker machte sie zum Inbegriff der "Romanitā" und des heldenhaften Lebens vieler einfacher Frauen in den Kriegsjahren und Pier Paolo Pasolini setzte ihr mit seinem Werk ein Denkmal → Übersicht Kinofilme (Auszug).
Anna Magnani mit "Burgtheater"-Direktor Ernst Haeussermann (l.) und Franco Zeffirelli (Mitte) anlässlich ihres Gastspiels von "La lupa" 1965 im Wiener "Burgtheater"; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber/Körperschaft: Ungenannt; Datierung: 1965; Copyright ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer FO400499/14) Seit Mitte der 1960er Jahre zog sich Anna Magnani langsam aus dem Filmgeschäft zurück und konzentrierte sich vor allem auf die Arbeit am Theater. So brillierte sie unter anderem als Protagonistin in der Bühnenversion der meisterlichen Erzählung "La lupa" ("Die Wölfin") über die ebenso unersättliche wie tragische Liebe in einem sizilianischen Dorf von Giovanni Verga1) (Regie: Franco Zeffirelli1)) oder als Titelheldin Medea1) in dem gleichnamigen Stück "Médée"1) von Jean Anouilh1), inszeniert von Gian Carlo Menotti1) am "Teatro Quirino" in Rom (Premiere: 20.12.1966). Mit "La lupa" reiste sie ab Mitte der 1960er Jahre im Rahmen einer rund vier Jahre andauernden Tournee durch halb Europa, wurde in Paris, Zürich, Wien, Moskau, Leningrad, Warschau und Berlin frenetisch gefeiert.
  
Anna Magnani mit "Burgtheater"-Direktor Ernst Häussermann1) (l.)
und Franco Zeffirelli (Mitte) anlässlich ihres Gastspiels von
"La lupa" 1965 im Wiener "Burgtheater"
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber/Körperschaft: Ungenannt; Datierung: 1965
© ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer FO400499/14)
Ihren letzten Auftritt vor der Filmkamera hatte sie 1972 für einige Sekunden in Frederico Fellinis1) semi-autographischem Rom-Porträt "Roma"1) ("Fellinis Roma"), wo sie sich selbst spielte. "Das Kunstwerk geriet zur Hommage an die große italienische Charakterdarstellerin, die zum Zeitpunkt der Dreharbeiten bereits krank war." notiert Wikipedia.
Ein Jahr später, am 26. September 1973, starb die Schauspielerin mit 65 Jahren in einem Spital in Rom an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Die Trauerfeier fand unter großer Anteilnahme statt, mehr als 100.000 Menschen sollen ihrem Sarg gefolgt sein. Die letzte Ruhe fand Anna Magnani auf dem städtischen Friedhof von San Felice Circeo1), rund 100 Kilometer südöstlich von Rom → Foto der Grabstelle bei knerger.de.
Heute erinnert ein "Stern" auf dem "Hollywood Walk of Fame"1) an die wichtigste Ikone des neorealistischen italienischen Kinos (Standort: 6300 Hollywood Boulevard).
Anna Magnanis einziger am 23. Oktober 1942 geborener Sohn Celliono, liebevoll von seiner Mutter "Luca" genannt, aus ihrer Beziehung mit dem acht Jahre jüngeren Schauspieler Massimo Serato1) wurde von der Schauspielerin alleine aufgezogen. Als Kind erkrankte er an Polio, was die Magnani immer wieder veranlasste, Rücksicht zu nehmen und ihre Arbeit als Schauspielerin einzuschränken. Luca Magnanis 1975 geborene Tochter Olivia Magnani hat sich inzwischen seit Ende der 1990er Jahre einen Namen als Schauspielerin gemacht, war unter anderem mit der kleinen Rolle der Greta Bettanini in der vielbeachteten zweiteiligen ARD-Produktion "Contergan – Eine einzige Tablette"1) (2007) zu sehen.
Textbausteine des Kurzportraits von prisma.de 
Siehe auch Wikipedia, www.fembio.org sowie
den Artikel zum 100. Geburtstag (2008) bei www.welt.de
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de
    
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(Fremde Links: filomportal.de, Wikipedia, prisma.de (deutscher Titel))
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