Mahalia Jackson
Mahalia Jackson wurde am 26. Oktober 1911 als drittes von sechs Kindern in New Orleans (Louisiana) in ärmliche Verhältnisse hineingeboren. Noch ihr Großvater war Sklave bei Weißen gewesen und bereits mit fünf Jahren wurde die kleine Mahalia Halbwaise, als ihre Mutter, die Wäscherin Charity Clark, mit erst 25 Jahren 1916 starb. Das Mädchen wurde von der streng gläubigen Tante Mahalia "Duke" Paul erzogen, da der Vater Johnny Jackson am Tag in den Docks von New Orleans und in der Nacht als Barbier arbeitete, um seine Familie zu ernähren; außerdem war er an den Wochenenden Prediger in der "Mount Moriah Baptist Church". Schon in frühen Jahren zeigte sich Mahalia Jacksons Liebe zur Musik, ab 1920 sang sie jeden Sonntag im Chor der Kirche, wo ihr Vater predigte. Tante Duke verabscheute alle weltliche Musik und so sang die kleine Mahalia auch zu Hause kirchliche Lieder und Gospel-Songs.
"Ich sang den ganzen Tag" erzählte Mahalia Jackson in ihren Memoiren über ihre Kindheit, "und schon als kleines Mädchen hatte ich eine außergewöhnlich gute Stimme"; ihre Vorbilder waren die Blues-Sängerinnen Ida Cox1) (1896 – 1967), Ma Rainey1) (1886 – 1939) und Bessie Smith1) (1894 – 1937).
Nach wenigen Jahren musste Mahalia Jackson die Schule verlassen, um als Wäscherin zum Lebensunterhalt der Familie beizutragen. 1928 ging sie mit 16 Jahren nach Chicago, arbeitete als Zimmermädchen in Hotels und als Hausangestellte bei weißen Familien. Ihr eigentlicher Traum war jedoch, Krankenschwester zu werden und in Chicago erhoffte sie sich die Möglichkeit dazu. Nebenher sang sie im Chor der "South Side Greater Baptist Church" und wurde von den vorhandenen Musikströmungen wie dem Jazz, dem Blues oder den ekstatischen Feiern kleinerer Kirchen beeinflusst.
 
Bald tourte sie mit vier weiteren Chormitgliedern als "The Johnson Singers" durch Amerika und wurde schnell auch einem größeren Publikum bekannt, als sie Anfang der 1930er Jahre bei einer Gospel-Tour so legendäre Lieder wie "He's Got the Whole World in His Hands" oder "I Can Put My Trust in Jesus" sang; ihre erste Platte nahm sie 1934 mit dem Titel "God Gonna Separate the Wheat from the Tares" auf. Sie verdiente nun nicht schlecht, eröffnete einen Schönheitssalon und später einen Blumenladen.
1935 machte der ehemalige Blues-Sänger Thomas A. Dorsey1) (1899 – 1993), auch "Vater der Gospelmusik" genannt, Mahalia Jackson zu seiner Sängerin, was sie bis 1946 blieb. Das Lied "Precious Lord Take My Hand", das Dorsey geschrieben hatte, wurde neben "Peace In The Valley" zu einem der besten Songs ihres Repertoires.
Schnell erreichte Mahalia Jackson auch internationale Berühmtheit und Mitte der 1940er Jahre war sie mit Titeln wie "Didn’t It Rain", "Go Tell It On The Mountain", "He's Got The Whole World In His Hand", "Little David Play O Your Harp", "Every Time I Feel The Spirit", "Nobody Knows", "Were You There", "There Is A Balm In Gilead", "Rockin’ In Jerusalem", "Said He Would", "Just Over The Hill", "Get Away Jordan", "In The Upper Room" oder "Prayer Changes Things" ein weltweit gefeierter Star. Sie selbst sagte von ihrem Gesang "Gospel-Musik ist nichts anderes als das Singen der Frohen Botschaft, das Verbreiten der guten Nachricht" → Bekannte Songs bei Wikipedia.
In den 1950er Jahren hörte man ihre begnadete Stimme in zahllosen Rundfunksendungen, sie trat im Fernsehen auf und gab Konzerte rund um den Globus. Der erste Gospelsong, den Mahalia Jackson selbst geschrieben hatte, war eine persönliche Aussage: "I'm Going to Move On Up A Little Higher", der Titel verkaufte sich mehr als eine Million Mal, zunächst hauptsächlich an Schwarze, doch bald wurde sie auch vom weißen Publikum entdeckt und landete 1954 mit "Didn't It Rain" in der US-Hitparade.

Besonders in Europa, wo Mahalia Jackson 1952 ihre erste Konzerttournee absolvierte, begeisterte sie durch die Macht ihrer Stimme sowie die Echtheit und Beseeltheit ihres Vortrags das Publikum. Die als die "größte Gospelsängerin der Welt" geltende Mahalia Jackson sang vor einfachen Zuhörern ebenso wie vor bedeutenden Persönlichkeiten, wie beispielsweise im Weißen Haus vor John F. Kennedy bei dessen Gala zur Präsidentenwahl, oder Mitgliedern des dänischen und britischen Königshaus. Sie trug Gottes Wort in Kirchen, Gefängnisse oder Krankenhäuser, blieb immer dem Glauben an ihre religiöse Sendung treu und hoffte mit ihrer Kunst dazu beizutragen, dass die Schranken zwischen Menschen verschiedener Hautfarben überwunden werden könnten. Sie weigerte sich auch stets, weltliche Blueslieder zu singen oder mit ihrer Gospelmusik in Nachtlokalen aufzutreten.
Mahalia Jackson war seit Mitte der 1950er Jahre eine vehemente Vertreterin der Bürgerrechtsbewegung, so sang sie 1963 vor Martin Luther Kings1) legendärer Freiheitsrede "I have a Dream" alte Sklaven-Spirituals, fünf Jahre später trauerte sie am 9. April 1968 bei dessen Beerdigung mit "Precious Lord, Take My Hand" um den am 4. April 1968 in Memphis (Tennessee) ermordeten Bürgerrechtler.
Mahalia Jackson war unermüdlich, arbeitete manchmal bis an den Rand der Erschöpfung. Als ihr die Ärzte Anfang der 1970er Jahre dazu rieten, wegen ihres hohen Blutdruck und ihres Herzleidens etwas kürzer zu treten, wollte sie davon nichts hören. Während ihrer Europatournee brach sie 1971 bei einem Konzert in München zusammen, wenige Monate später spielte ihr Herz nicht mehr mit. Am 27. Januar 1972 starb die "Queen of Gospel Song" in ihrem Haus in Evergreen Park nahe Chicago (Illinois) im Alter von 60 Jahren an den Folgen eines Herzinfarktes. Die letzte Ruhe fand "The World's Greatest Gospel Singer" – so die Inschrift auf dem Grabstein – auf dem "Providence Memorial Park" in Metairie (Louisiana) nahe New Orleans, Tausende Trauernde gaben ihr das letzte Geleit. Zuvor hatten unter enormer Anteilnahme sowohl Trauerfeierlichkeiten in Chicago als auch in Mahalia Jacksons Geburtsstadt New Orleans stattgefunden → Foto der Grabstelle bei knerger.de.
 
Die "Königin der Gospel-Musik" war zwei Mal verheiratet, 1936 hatte sie den Unternehmer Isaac 'Ike' Hockenhull geheiratet, die Ehe wurde 1941 geschieden. 1964 ehelichte sie den Saxophonisten Sigmond Galloway, doch auch diese Verbindung endete nach wenigen Jahren 1967 vor dem Scheidungsrichter.
Im Verlauf ihrer Karriere erhielt Mahalia Jackson zahlreiche Ehrungen, so unter anderem 1972 einen "Grammy" für ihr Lebenswerk, 1997 wurde sie in die "Rock-and-Roll-Hall-of-Fame" aufgenommen und ein Jahr später kam in Amerika eine Mahalia-Jackson-Briefmarke heraus.
In jüngerer Zeit brachte man das Leben der Künstlerin auch als Musical nach einer Idee von Marcel Schmitt mit der Musik von Oscar Hammerstein II und Joan Schmitt-Parks auf die Bühne: Neben Songs aus dem Repertoire von Mahalia Jackson wie "Precious Lord", "When The Saints" oder "We Shall Overcome" zeigt das Musical das Leben der weltbekannten "Queen of Gospel", den Beginn ihrer Laufbahn, ihre Erfolge, die Höhepunkte ihrer langjährigen Karriere sowie ihr unbändiger Kampf für Freiheit und Gleichberechtigung.

Die verschiedensten Autoren haben sich mit dem Leben und der Karriere von Mahalia Jackson befasst: 1997 erschien von Theo Lehmann "Der Sound der Guten Nachricht. Mahalia Jackson – Gospelmusik ist mein Leben". Von Lotte Bormuth wurde im Oktober 1999 die Biografie der großen Sängerin unter dem Titel "Mein Lied für Gott. Das Leben der Mahalia Jackson" publiziert. Mahalia Jackson selbst hatte ihre Memoiren bereits 1966 unter dem Titel " Movin' On Up" veröffentlicht.
In englischer Sprache erschien im April 1985 von Laurraine Goreau "Just Mahalia, Baby: The Mahalia Jackson Story", 1992 schrieb Darlene Donloe die Biografie "Mahalia Jackson". Im Februar 1993 kam von dem Filmemacher Jules Schwerin die Dokumentation "Got to Tell It: Mahalia Jackson, Queen of Gospel" auf den Markt, basierend auf zahlreichen Interviews mit der Sängerin.
Im Juni 1996 wurde von Leslie Gourse "Mahalia Jackson: Queen of Gospel Song" publiziert, die die Sängerin als faszinierenden Teil Amerikas ebenso portraitiert wie als musikalische Legende.
Im Jahre 2002 erschien von Roxane Orgill eine weitere Biografie mit dem Titel "Mahalia: A Life in Gospel Music"; das Buch, welches zahlreiche Fotos enthält, zeichnet das außergewöhnliche Leben der "Gospel-Queen" von den Anfängen als arme Wäscherin in New Orleans bis hin zum weltweit bekannten Star nach.
 

Siehe auch Wikipedia, www.fembio.org
Link: 1) Wikipedia
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