Die Schauspielerin mit dem fremdländisch klingenden Namen Lu Synd erblickte am 15. Juni 1886 in Konstanz als Pauline Müller das Licht der Welt. Schon früh erhielt die Tochter eines Fabrikbesitzers eine Ballettausbildung, trat später als Tänzerin unter anderem in London auf. Etwa 1914 ging sie nach Berlin und wurde von Regisseur Richard Eichberg1) (1888 – 1952) für den Film entdeckt, der sie in dem Hochstapler-Melodram "Leben um Leben"1) (1916) besetzte. Wenig später gründete Lu Synd mit der Berliner "Lu-Synd-Film" ihre eigene Produktionsfirma, mit der sie mit sich in der weiblichen Hauptrolle die Streifen "Nächte des Grauens" (1916; Regie: Arthur Robison), "Die Frau mit den zwei Seelen" (1916; Regie: Heinrich von Korff) und "Das nächste Weib" (1916; Regie: Arthur Robison) realisierte.
Bis Ende der 1910er Jahre trat die Mimin in rascher Folge in etlichen melodramatischen und kriminalistischen Geschichten auf der Leinwand in Erscheinung, stand für renommierte Regisseure wie William Kahn, Ewald A. Dupont, Rudolf Meinert oder Harry Piel vor der Kamera. Ihre Filme sind heute, wie die Schauspielerin selbst, weitgehend in Vergessenheit geraten. So drehte sie unter anderem mit William Kahn die Detektiv-Story "Unsichtbare Hände" (1917) und tauchte neben Carl Auen auf, der den (Kriminal)Rat Anheim1) spielte, eine weitere Detektivgeschichte war Ewald A. Duponts "Europa postlagernd"1) (1918) mit Max Landa. Der für seine Sensationsfilme bekannte Harry Piel drehte mit ihr "Kapitän Hansens Abenteuer"1) (1917) und "Das Schicksal rächt sich" (1917), Rudolf Meinert besetzte sie in seinem Biopic "Ferdinand Lassalle, des Volkstribunen Glück und Ende"2) (1918) mit Erich Kaiser-Titz als Führer der Arbeiterbewegung Ferdinand Lassalle1).

Foto: Lu Synd vor 1930 auf einer Fotografie von Nicola Perscheid1) (1864 – 1930)
Quelle: Wikimedia Commons; Photochemie-Karte K. 1605 (Ausschnitt); Angaben zur Lizenz siehe hier

Lu Synd vor 1930 auf einer Fotografie von Nicola Perscheid (1864 – 1930); Quelle: Wikimedia Commons; Photochemie-Karte K. 1605 (Ausschnitt)
Lu Synd vor 1929; Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder (1888 – 1929); Quelle: www.flickr.com; Photochemie-Karte K 1529 Seit ihrer Heirat mit dem Schauspieler Aruth Wartan1) (1890 – 1945) – die Ehe dauerte bis 1919 – hatte das Paar die Produktionsfirma um die "Lu Synd-Wartan-Film GmbH" erweitert, unter der Regie ihres Ehemann trat sie mit ihm zusammen in dem Abenteuer "Vom Rande des Sumpfes" (1919) und als rachedurstige Frau in dem Drama "Siegerin Weib" (1919) auf. Gemeinsam mit Wartan stand sie auch für einige andere Streifen wie Joseph Delmonts Krimis "Der Bastard" (1919) und "Die Rache des Bastards" (1919) vor der Kamera. Nach den Filmen "Die tote Stunde" (1920; Regie: Friedrich Fehér) sowie "Rennbahnschieber" (1921; Regie: Uwe Jens Krafft), wo sie noch ein letztes Mal mit Aruth Wartan als dessen Geliebte auftrat, beendete Lu Synd ihre kurze, intensive Filmkarriere.
 
Sie selbst äußerte sich zu ihrer filmischen Arbeit einmal folgendermaßen: "Angesichts meines eigenen Spieles empfinde ich teils wie der normale Zuschauer, teils wie der berufsmäßige Kritiker. Ich kenne ja die Handlung und das Erleben des Darstellers, ist es doch der Ausfluß eigenen künstlerischen Empfindens. Mein eigen Spiel greift mich an, mehr als das der andern Künstler, denn ich empfinde viel mehr mit meinem eigenen Bilde, mit meinen lachen- oder schmerzerfüllten Zügen, als mit dem Spiel des Partners. Sehe ich meine Hand sich krampfen in Leid, so weiß mein Herz genau, wie es damals schlug, als ich meine Seele darauf einstellte, den gedachten Schmerz zu empfinden – ihn dem Gesichtsausdruck mitzuteilen und so dem Publikum zu veranschaulichen. Noch einmal spiele ich die Szene mit – und zugleich kritisiere ich mich, mache mir wohl auch Vorwürfe, oder ich bin mit mir zufrieden, bei allem aber bestrebt nach weiterer Vervollkommnung der seelisch mimischen Bearbeitung des vom Autor Geschaffenen."3)

Foto: Lu Synd vor 1929
Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: www.flickr.com; Photochemie-Karte K 1529
Angaben zur Lizenz siehe hier

Nach ihrer Trennung von Aruth Wartan hielt sich Lu Synd zwei Jahre lang überwiegend in Mailand auf, arbeitete später wieder am Theater. Lediglich Anfang der 1940er Jahre übernahm sie noch einmal kleinere, unbedeutende Aufgaben in den Tonfilm-Produktionen "Menschen im Sturm" (1941; Regie: Fritz Peter Buch) mit Gustav Diessl und Olga Tschechowa und "Hab' mich lieb" (1942; Regie: Harald Braun) mit Marika Rökk und Viktor Staal.
 
Die Stummfilmschauspielerin und -produzentin Lu Synd starb am 5. Mai 1978 im Alter von 92 Jahren in Berlin.
Quellen (unter anderem): Wikipedia, www.cyranos.ch
Foto bei www.virtual-history.com
Link: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de
3) aus "Lu Synd Interview" bei sophie.byu.edu ("Die Frau im Film", Verlag Altheer & Co., Zürich 1919)
Lizenz Fotos Lu Synd (Urheber: Nicola Perscheid/Alexander Binder): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
    
Filme (P = Produktion)
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie
www.earlycinema.uni-koeln.de
(Link: Wikipedia, Murnau Stiftung, filmportal.de)
Stummfilme
  • 1916: Leben um Leben
  • 1916: Aphrodite
  • 1916: BZ-Maxe & Co.
  • 1916: Die Frau mit den zwei Seelen (P: Synd-Film)
  • 1916: Nächte des Grauens (P: Synd-Wartan Film)
  • 1916: Das nächste Weib / Der Teufel (P: Synd-Wartan Film)
  • 1916: Das Letzte Spiel
  • 1916: Die Vertauschte Braut
  • 1916: Die Wandernde Perle
  • 1917: Kapitän Hansens Abenteuer
  • 1917: Weib gegen Weib
  • 1917: Das Spiel vom Tode
  • 1917: Das Schicksal rächt sich
  • 1917: Unsichtbare Hände. Der Fall Melville ("Rat Anheim"-Reihe)
  • 1918: Der Weg der Erlösung (Kurzfilm)
  • 1918: Verlorene Töchter
  • 1918: Europa postlagernd
Noch: Stummfilme
  • 1918: Die Schöne Jolan
  • 1918: Ferdinand Lassalle, des Volkstribunen Glück und Ende
    → filmportal.de
  • 1918: Die Vision der Gräfin Caroly
  • 1919: Vom Rande des Sumpfes (P: Synd-Film)
  • 1919: Sündenlust (P: Synd-Wartan Film)
  • 1919: Margots Ehe / Margot de Plaisance (P: Synd-Wartan Film)
  • 1919: Siegerin Weib (P: Synd-Film)
  • 1919: Der Bastard (P: Synd-Wartan Film)
  • 1919: Die Rache des Bastards (P: Synd-Wartan Film)
  • 1920: Die tote Stunde
  • 1921: Rennbahnschieber
Tonfilme (ungenannt)
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