Jacques Brel im Februar 1963; Rechteinhaber: Nationaal Archief  (Den Haag, Rijksfotoarchief; Bestandsnummer: 914-8398); Urheber/Fotograf: Joop van Bilsen / Anefo; Quelle: Wikimedia Commons; Lizenz: www.gahetna.nl/over-ons/open-data / CC BY-SA 3.0 NL Jacques Brel wurde am 8. April 1929 als jüngstes Kind von Romain Brel (1883 – 1964) und dessen 13 Jahre jüngeren Ehefrau Elisabeth (1896 –1964) in der Gemeinde Schaarbeek bei Brüssel geboren; ein Zwillingspaar starb 1922 kurz nach der Geburt, der ältere Bruder Pierre erblickte 1923 das Licht der Welt. Der Vater, ein französischsprachiger Flame, betrieb zusammen mit seinem, Schwager die Kartonagenfabrik "Vanneste & Brel" mit rund 1.200 Arbeitern und Angestellten und so schien der weitere Lebensweg des jungen Jacques vorherbestimmt. Nach dem Besuch einer Privatschule sowie einer entsprechender Ausbildung in Saint-Louis trat er in das väterlichen Unternehmen ein und heiratete am 1. Juni 1950 die zwei Jahre ältere Therèse Michielsen, genannt "Miche". Anfang Juni 1953 jedoch gab er diese bürgerliche Biederkeit auf, verließ mit Unterstützung seiner Familie für ein Jahr Brüssel und ging nach Paris – seine Ehefrau sowie seine zwei Töchter Chantal (1951 –1999) und France (geb. 1953) blieben zunächst in Brüssel; Tochter Isabelle wurde 1958 geboren.
Schon 1948 hatte Brel begonnen, Chansons zu schreiben und wollte sich nun ausschließlich seiner großen Liebe, der Musik, widmen. Er trat mit seinen Liedern – zunächst relativ unbeachtet von der Öffentlichkeit – in Bistros und Avantgardelokalen sowie dem "Theatre des Trois-Baudets" auf, spielte auch einige Schallplatten ein und schrieb Songtexte für andere Interpreten. Er tourte in der Provinz und in Nordafrika, darunter 1955 mit dem Jazzklarinettisten Sidney Bechet1) (1897 – 1959).
Erst 1958 gelang Brel, der den Sozialisten nahe stand, mit seinen Liedern bei einem Konzert im Pariser "Olympia" der Durchbruch und seither gehörte der Künstler zur Weltklasse der Chansonsänger.
 
Jacques Brel im Februar 1963
Rechteinhaber: Nationaal Archief (Den Haag, Rijksfotoarchief; Bestandsnummer: 914-8398)
Urheber/Fotograf: Joop van Bilsen / Anefo; Quelle: Wikimedia Commons;
Lizenz: www.gahetna.nl/over-ons/open-data / CC BY-SA 3.0 NL
Mit seinen intellektuell anspruchsvollen und gefühlvollen Chansons, die er sowohl in französisch als auch in niederländisch darbot, begeisterte er sein Publikum in den folgenden Jahren bei unzähligen Gastspielen in der ganzen Welt; zwischen Konzerten in Belgien und Frankreich trat er unter anderem in Kanada, Tokio und der UdSSR auf, füllte in London die "Albert Hall" und in New York die "Carnegie-Hall", avancierte zum "Aushängeschilds der frankophonen Kultur" wie Wikipedia notiert. 1960 wurden bereits 150.000 Singles und 50.000 Langspielplatten verkauft und mit Titeln wie "Ne me quitte pas"1) (1959), "La valse a mille temps" (1959), "Les Flamandes" (1959), "Le plat pays"1) (1962) oder "Amsterdam"1)  (1964) hatte er sich der Belgier in die erste Riege der französischen Chansons-Interpreten gesungen.
Über seine Art zu singen schrieb damals der "Spiegel": "Emphatisch und ungestüm wie ein singendes Tier hat sich der Belgier Brel seinem Publikum dargeboten. Brel grimassierte und fuchtelte, wenn er vors Publikum trat, und er sang dabei mit pathetischem Elan, mal frivol und salopp, mal larmoyant, oft verhalten, meist aggressiv und bisweilen auch mit sehr viel Geschmack fürs Makabre von seinem flämisch-flachen Land, vom Amsterdamer Hafen, von den Armen, den Kumpels, der Verlassenheit und der nächsten Liebe, von Marieke, Clara, Titine und Mathilde…".

Jacques Brel am 21. März 1962 im TV-Programm "Domino"
Rechteinhaber: Nationaal Archief (Den Haag, Rijksfotoarchief; Bestandsnummer: 913-6743)
Urheber/Fotograf: Jac. de Nijs / Anefo; Quelle: Wikimedia Commons;
Lizenz: www.gahetna.nl/over-ons/open-data / CC BY-SA 3.0 NL

Jacques Brel am 21. März 1962 im TV-Programm "Domino"; Rechteinhaber: Nationaal Archief (Den Haag, Rijksfotoarchief; Bestandsnummer: 913-6743); Urheber/Fotograf: Jac. de Nijs / Anefo; Quelle: Wikimedia Commons; Lizenz: www.gahetna.nl/over-ons/open-data / CC BY-SA 3.0 NL
Im Herbst 1966 gab Brel bekannt, dass er künftig keine umfangreichen Tourneen mehr absolvieren wolle, verabschiedete sich 1967 nach dem Musical "L'homme de la mancha", wo er die Titelrolle des Don Quijote gespielt hatte, von der Bühne und widmete sich verstärkt dem Film. In der nachfolgenden Zeit trat er in 10 Kinoproduktionen in Erscheinung.
So stand er 1967 in André Cayattes "Les risques du metier" (Verleumdung/Berufsrisiko) mit der Hauptrolle vor der Kamera, 1969 erlebte man in als Landarzt Benjamin in Édouard Molinaros Literaturadaption "Mon oncle Benjamin"1) (Der Mann im roten Rock), 1971 war er in Jean Valères "Mont-Dragon" als Leutnant Georges Dormond zu sehen. Mit Lino Ventura zeigte er sich in Claude Lelouchs skurrilen Geschichte "Die Entführer lassen grüßen"1) (L'aventure, c'est l'aventure), in nachhaltiger Erinnerung ist Brel – erneut neben Lino Ventura als genervtem Profikiller – in Édouard Molinaros wunderbaren Komödie "Die Filzlaus"1) (1973, L'emmerdeur) geblieben. Bei der Kinoproduktion von "Franz"1) (1972), einer Low-Budget-Produktion mit Brels Chanson-Kollegin Barbara1), sowie "Le Far West" (1973) führte er nach eigenem Drehbuch auch selbst Regie. Letztgenannter Film, Belgiens Beitrag zu den "Internationalen Filmfestspielen von Cannes 1973" geriet zum Misserfolg, "Die Geschichte einer Gruppe von Menschen, die im Wilden Westen nach dem verlorenen Paradies ihrer Kindheit suchen, traf weder beim Publikum noch bei der Kritik auf Verständnis" kann man bei Wikipedia lesen.
Brel hatte nun genug von der Filmerei und widmete sich unter anderem auf den Marquesas Inseln nördlich von Tahiti dem Privatleben. Der Rückzug aus dem Showgeschäft bzw. der Öffentlichkeit hing wohl in erster Linie mit seiner Erkrankung zusammen: Die Ärzte hatten Lungenkrebs diagnostiziert und Brel wurde 1974 eine halbe Lunge entfernt. Danach brach er von Teneriffa aus mit einer Jacht und unbekanntem Ziel über die Ozeane auf.
Jacques Brel Ende Oktober 1971 im niederländischen Baarn; Rechteinhaber: Nationaal Archief  (Den Haag, Rijksfotoarchief; Bestandsnummer: 925-0800); Urheber/Fotograf: Rob Mieremet / Anefo; Quelle: Wikimedia Commons; Lizenz: www.gahetna.nl/over-ons/open-data / CC BY-SA 3.0 NL

1977 kam er, gezeichnet von seiner Krankheit, unerwartet nach Paris zurück und nahm ein neues Album mit dem Titel "Brel" auf, welches bereits nach wenigen Tagen 650.000 Mal und bis heute mehr als 2 Millionen Mal verkauft wurde.
Bereits ein Jahr später starb Jacques Brel am 9. Oktober 1978 im Alter von nur 49 Jahren in einer Klinik in Bobigny bei Paris an den Folgen seiner Lungenkrebserkrankung bzw. an Herzversagen. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem "Cimetière Calvaire" (oberhalb von Atuona) der im Pazifik gelegenen Insel Hiva Oa, nur wenige Meter entfernt vom Grab des berühmten Malers Paul Gauguin1) → Foto der Grabstelle von Jacques Brel bei Wikimedia Commons.
Zuletzt war die aus Guadeloupe stammende Schauspielerin Maddly Bamy1) an seiner Seite, die er 1971 bei den Dreharbeiten zu "Die Entführer lassen grüßen" kennen und lieben gelernt hatte.
 
Privat führte Brel ein Doppelleben: Seit 1960 lebte er in Paris mit der Pressesprecherin eines Schallplattenkonzerns zusammen, die er 1970 verließ, um mit ihrer Freundin eine Beziehung einzugehen. Dennoch blieb er weiterhin mit Miche verheiratet, die sich um geschäftliche Belange kümmerte, etwa Brels 1962 gegründete "Éditions Pouchenel", die seine Lieder vermarktete. Regelmäßig besuchte der Chansonnier seine Familie in Brüssel, wo er sich gegenüber den Kindern als konservativer Familienvater zeigte, der kaum etwas von jener Zärtlichkeit zu transportieren vermochte, die in Chansons wie "Un enfant" gerade gegenüber Kindern zu spüren ist.2)

Jacques Brel Ende Oktober 1971 im niederländischen Baarn
Rechteinhaber: Nationaal Archief (Den Haag, Rijksfotoarchief; Bestandsnummer: 925-0800)
Urheber/Fotograf: Rob Mieremet / Anefo; Quelle: Wikimedia Commons;
Lizenz: www.gahetna.nl/over-ons/open-data / CC BY-SA 3.0 NL

Der Sänger, Dichter und Komponist hinterließ Hunderte von unvergessenen Liedern und seine Erscheinung auf der Bühne, seine mitreißende Begeisterung bei der Interpretation und im Rhythmus seiner Lieder, seine zugleich zarte und kräftige Wortwahl sind auch noch heute unvergessen. 1997 erschien im Bremer Achilla Verlag von Olivier Todd die Biografie "Jacques Brel – ein Leben".
Gemeinsam mit Charles Trenet1) und Georges Brassens1) nimmt er unter den Chansonniers, die ihre eigenen Lieder vortragen, eine herausragende Stellung ein. Die Themen seiner Chansons decken ein weites Spektrum von Liebesliedern bis zu scharfer Gesellschaftskritik ab. Seine Auftritte waren gekennzeichnet durch einen expressiven, dramatischen Vortrag. Zahlreiche andere Sänger interpretierten seine bekanntesten Chansons wie "Ne me quitte pas", "Amsterdam", "Le plat pays" oder "Madeleine" und übertrugen sie in andere Sprachen, so auch den internationalen Hit "Seasons in the Sun"1). Im deutschen Sprachraum sind besonders Michael Heltau3) und Klaus Hoffmann1) als Brel-Interpreten bekannt.2)
 
Link: 1) Wikipedia, 3) Kurzportrait innerhalb dieser HP
2) Quelle: Wikipedia (abgerufen 04.10.2014) mit weiterführenden Quellenangaben
Deutsche Fan-Seite: brel.magiers.de
siehe auch den ausführlichen Artikel bei Wikipedia mit Diskografie sowie www.laut.de
Filmografie bei der
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