Peter Anders wurde am 1. Juli 1908 als Emil Ernst Anders und einziges Kind des aus der preußischen Provinz Posen1) stammenden Ehepaare Marie und Emil Anders in Essen1) geboren. Seine Kindheit verbrachte er in Posen1), nachdem der Vater als Arbeiter bei der "Deutschen Reichsbahn" dorthin versetzt worden war. Nach Ende des 1. Weltkrieges kam die Familie nach Berlin, wo der inzwischen 11-Jährige die Volksschule in Moabit1) besuchte.
Bevor Anders zu einem der bedeutendsten Tenöre seiner Generation avancierte, hatte er zunächst eine Ausbildung als Buchhalter absolviert und arbeitete eine Zeit lang als Bücherrevisor. Schon in seiner Freizeit nahm er Gesangsunterricht, studierte dann an der Berliner "Hochschule für Musik"1) bei dem renommierten Musikpädagogen Ernst Grenzebach (1871 – 1936), zusätzlich erhielt er Unterricht von der Altistin Lula Mysz-Gmeiner1) (1876 – 1948). In einem Interview erzählte Anders einmal über diese Zeit "Was es für einen lebenslustigen jungen Mann bedeutet, nach achtstündiger Bürozeit Abend für Abend Gesang zu studieren, kann ein Laie überhaupt nicht ermessen… Dazu gehörte eiserne Energie und ein unerschütterlicher Glaube an sich selbst und seine Berufung." Einer seiner frühen Förderer war der legendäre Max Reinhardt1), als dieser für seine Inszenierung der "Schönen Helena"1) den Chor mit Gesangsschülern von der Berliner Musikhochschule besetzte. Bei den Proben zur Premiere fiel ihm Peter Anders besonders auf, und so machte er den Gesangschüler zum Vertreter von Theo Lingen und ließ ihn in einigen Aufführungen die Partie des Königs Ajax II. übernehmen → Wikipedia. Und als Reinhardt 1931 am "Großen Schauspielhaus"1) Jacques Offenbachs "Hoffmanns Erzählungen"1) glanzvoll in Szene setzte, betraute er Peter Anders mit der Rolle des Spiegelbildes.2)   

Peter Anders 1945 als Graf von Mantua in "Rigoletto"1) 
von Giuseppe Verdi an der "Deutschen Staatsoper" Berlin
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df _pk 0000021 018); © SLUB Dresden/Deutsche Fotothek
Urheber: Abraham Pisarek1) (1901–1983);  Datierung: 1945.09 / Lizenz: CC-BY-SA 3.0
Genehmigung der Deutschen Fotothek zur Veröffentlichung innerhalb dieser Webpräsenz wurde am 12.11.2010 erteilt.
Originalfoto und Beschreibung: Wikimedia Commons bzw. Wikipedia

Peter Anders 1945 als Graf von Mantua in "Rigoletto" von Giuseppe Verdi in der "Deutschen Staatsoper" Berlin; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df pk 0000021 018); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek; Urheber: Abraham Pisarek (1901–1983); Datierung: 1945.09 / Lizenz CC-BY-SA 3.0.
Peter Anders 1946 als Belmonte in Mozarts "Die Entführung aus dem Serail" an der "Deutschen Staatsoper" Berlin; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0000502_016); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek; Urheber: Abraham Pisarek (1901–1983); Datierung: 1946?; Genehmigung der "Deutschen Fotothek" zur Veröffentlichung innerhalb dieser Webpräsenz wurde am 12.11.2010 erteilt. Sein Bühnendebüt gab Anders 1932 in Heidelberg mit Buffo-Rollen, 1934 wechselte er für ein Jahr an das "Landestheater Darmstadt"1). Eine weitere Station seiner Laufbahn wurde dann 1935 die "Oper Köln"1) sowie 1937 das "Opernhaus Hannover"1). Von dem damaligen Generalintendanten und Generalmusikdirektor der "Bayerischen Staatsoper"1), Clemens Krauss1), wurde Anders dann nach München berufen und stand dort bis 1940 auf der Bühne. Dann ging er nach Berlin, gehörte für acht Jahre dem Ensemble der "Deutschen Staatsoper"1) im Osten Berlins an, wechselte dann in den Westen und machte die "Staatsoper Hamburg"1) zu seiner künstlerischen Heimat.
Der Tenor hatte sich zu Beginn seiner Karriere als Buffo mit der Rolle des Pedrillo in Mozarts "Die Entführung aus dem Serail"1) einen Namen gemacht oder trat beispielsweise 1932 in Heidelberg als Jaquino in Beethovens "Fidelio"1) auf, wechselte dann jedoch auf Anraten von Lula Mysz-Gmeiner in das lyrische Fach. Vor allem als Mozart-Interpret begeisterte Anders Publikum und Kritik, sein Auftritt 1941 bei den "Salzburger Festspielen"1) als Tamino in Mozarts "Die Zauberflöte"1) mit Karl Böhm1) am Dirigentenpult erregte auch internationales Aufsehen. Im darauffolgenden Jahr (19.08.1942) gehörte er in Salzburg zusammen mit Trude Eipperle1), Martha Rohs3) und Hans Hotter zur Besetzung von Verdis "Messa da Requiem"1) für vier Solostimmen, Chor und Orchester, ebenfalls dirigiert von Karl Böhm. Zu seinen "lyrischen Höhepunkten" zählten beispielsweise auch der Edelmann Belmonte in Mozarts "Die Entführung aus dem Serail", der Lyonel in Flotows "Martha"1) oder der Alfredo in Verdis "La Traviata"1) – um nur einiges zu nennen.
 
Peter Anders 1946 als Belmonte in Mozarts "Die Entführung aus dem Serail"
an der "Deutschen Staatsoper" Berlin
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0000502_016); © SLUB Dresden/Deutsche Fotothek
Urheber: Abraham Pisarek1) (1901–1983); Datierung: 1946?; Genehmigung der "Deutschen Fotothek"
zur Veröffentlichung innerhalb dieser Webpräsenz wurde am 12.11.2010 erteilt.
In späteren Jahren wandte Anders sich vermehrt dem Helden-Fach zu, sein früher Unfalltod verhinderte eine Weiterentwicklung in diesem Genre. Sein Wechsel hatte 1949 mit dem Don Alvaro in Verdis "Macht des Schicksals"1) in Düsseldorf und dem Florestan in Beethovens "Fidelio" in Hamburg begonnen. 1950 feierte er in Hamburg einen sensationellen Erfolg als "Otello"1) in der Inszenierung von Günther Rennert. Im gleichen Jahr sang er bei den Festspielen von Glyndebourne1) und Edinburgh den Bacchus in der Richard-Strauss-Oper "Ariadne auf Naxos"1). Seine künstlerische Umorientierung setzte er 1950 mit dem Ritter Walther von Stolzing in Wagners "Die Meistersinger von Nürnberg"1) und 1951 mit dem Wagner'schen "Lohengrin"1) fort, den er zudem für den Rundfunk aufgenommen hatte. Als Stolzing wurde Anders 1951 auch in Wien sowie im Londoner "Royal Opera House"1) anlässlich der Jahrhundert-Festspiele gefeiert – zur Erinnerung an die Weltausstellung 1851 fand an der Themse das "Festival of Britain"1) statt –, das "Covent Garden Orchestra" wurde von  Sir Thomas Beecham1) geleitet. Neben Peter Anders als Stolzing sangen Elisabeth Grümmer als Eva, Karl Kamann (alternierend mit Hans Hotter) den Sachs, Benno Kusche1) den Beckmesser, Ludwig Weber1) den Pogner und Murray Dickie1) den David. Am 29. Juni 1951 war Premiere in Anwesenheit der Königsfamilie. Die Aufführung wurde für Peter Anders zu einem der größten Triumphe seiner Laufbahn. Er war an diesem Abend in glänzender stimmlicher Verfassung und erwies sich als echter "Meistersinger". Die Oper wurde im Rundfunk übertragen, eine Aufzeichnung ist erhalten geblieben. Trotz der schlechten Qualität läßt sich auf der Aufnahme erkennen, in welcher Hochform sich Peter Anders befunden hat. Seine Darstellung als Stolzing riß das Publikum zu Beifallstürmen und Ovationen hin, wie sie bisher in London nur wenigen Sängern entgegengebracht wurden. Der Kritiker von "Statesman and Nation"1) stimmte in den allgemeinen Jubelchor ein: "Peter Anders ist der liebenswerteste Stolzing, den ich je sah. Er singt mit Intelligenz und lyrischem Gefühl, verbunden mit ritterlicher Haltung und jugendlicher Frische.".4) Zu einem Auftreten in Bayreuth kam es durch den frühen Tod nicht mehr.
 
Daneben wurde Anders als Solist in Oratorien und religiösen Musikwerken, vor allem aber mit dem Kunstlied gefeiert und so zum populärsten Sänger der Nachkriegsjahre; seine perfekte Diktion sowie sein Verständnis für das Wort wurde er auch von den Kritikern gewürdigt. Er gab umjubelte Gastspiele im In- und Ausland, spielte für den Rundfunk viele Operettenaufnahmen ein, die ihn auch bei Freunden der "leichten Muse" überaus beliebt machten; zahlreiche Schallplattenaufnahmen zeugen noch heute von der großen sängerischen Dominanz des Tenors. Bei Wikipedia wird notiert: "Anders war auch ein erfolgreicher Liedersänger. Zwei Mal spielte er Franz Schuberts "Winterreise"1) ein. Die erste Einspielung, begleitet von Michael Raucheisen1), entstand unter schwierigsten Umständen im Januar und März 1945 im Berliner "Haus des Rundfunks". Die zweite von 1948, begleitet von Günther Weißenborn, für den WDR sowie seine Interpretationen der Beethoven-Lieder "Adelaide" und "Ich liebe dich" gelten noch heute – trotz aller tontechnischen Mängel der damaligen Zeit – als Meilensteine. Auch die Operettenaufnahmen von Peter Anders nehmen eine Sonderstellung ein. Sie klingen auch heute noch nicht altmodisch oder oberflächlich. Peter Anders betrachtete die "leichte Muse" als eine eigene Kunstform, die mit derselben Ernsthaftigkeit und demselben künstlerischen Engagement interpretiert werden musste wie eine Mozart-Oper. Besonders hervorzuheben sind die Einspielungen, die Anders mit dem Dirigenten Franz Marszalek1) gemacht hat (für den WDR in Köln und für das Label "Polydor" der "Deutschen Grammophon Gesellschaft"). Beim WDR entstanden einige Gesamtaufnahmen: "Der Zigeunerbaron"1) und "Karneval in Rom"1) von Johann Strauß1), "Das Land des Lächelns"1) und "Paganini"1) von Franz Lehár1) und "Liebe im Dreiklang"1) von Walter Wilhelm Goetze1) (hier sprang Peter Anders kurzfristig für den erkrankten Karl Friedrich1) ein)."
 
Am 4. September 1954 gastierte Peter Anders im westfälischen Plettenberg, einen Tag später erlitt er auf der Fahrt von Hannover nach Hamburg einen Unfall mit dem von ihm selbst gesteuerten Auto. Am 10. September 1954 erlag Peter Anders mit nur 46 Jahren im Hamburger "Hafenkrankenhaus"1) seinen schweren Verletzungen; die letzte Ruhe fand der gefeierte Künstler auf dem Hamburger Friedhof Ohlsdorf1) → Foto der Grabstelle bei Wikimedia Commons.
Beim Trauergottesdienst in der Hamburger "Michaeliskirche"1) nahm Günther Rennert Abschied mit den Worten: "Man sagt, die singende Menschenstimme sei der klingende Atem Gottes (…) Und wenn diese Stimme einem Menschen gegeben wird, der diesem ihrem innersten Auftrag entspricht (…) dem die Musik Element seines Wesens ist, zu ihm gehörig als ein Geschenk der Natur (…) so vollzieht sich hier etwas Seltenes und Kostbares: das Zusammentreffen von Geschenk und Auftrag. In Peter Anders lebte eine intuitive Kraft, wie sie so unmittelbar nur bei wenigen großen Persönlichkeiten des Theaters zu finden ist. Diese intuitive Kraft – jenseits des Erlernbaren – war sein Geheimnis und sein künstlerisches Gesetz (…). In dieser Synthese von elementarer Kraft und intuitiv sicherer künstlerischer Bewußtheit lag das Geheimnis des Außergewöhnlichen (…) hier liegt auch die suggestive Kraft, die von ihm ausging und die auch den einfachen Mann am Lautsprecher aufhorchen ließ. Ob er Volkslied oder die mythisch verklärte Gestalt des Bacchus in "Ariadne auf Naxos" verkörperte – immer war das geheimnisvolle Fluidum zu spüren, das zutiefst aus seinem einmaligen Künstlertum kam ( )."2)
Peter Anders war seit 31. Juli 1935 mit der Tochter von Lula Mysz-Gmeiner, Susanne Mysz-Gmeiner (1909 – 1979), verheiratet, die unter dem Namen Susanne Anders als Sängerin auftrat. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor, die alle in die Fußstapfen ihrer Eltern traten – die Sängerin und und Perkussionistin Ursula Anders (* 06.10.1938), die Sängerin, Schauspielerin und Dozentin für Chanson Sylvia Anders (* 17.03.1943 in Berlin) und der Tenor Peter-Christian Anders.
Sein schriftliche Nachlass wird vom "Landesarchiv Berlin"1) verwaltet → landesarchiv-berlin.de.
Berliner Gedenktafel, Peter Anders, Thomasiusstraße 25, Berlin-Moabit; Quelle: Wikipedia bzw. Wikimedia Commons; Urheber: Wikimedia-Benutzer OTFW, Berlin, Lizenz CC-BY-SA 3.0.

Im Jahr 1976 wurde in der Berlin-Neuköllner High-Deck-Siedlung"1) die "Peter-Anders-Straße" nach ihm benannt, seit 3. August 2010 erinnert in Berlin-Moabit1) eine Gedenktafel an den Ausnahmesänger. Im Beisein der drei Kinder Ursula, Peter jr. und Sylvia Anders fand die Enthüllung durch den Berliner Staatssekretär für Kultur, André Schmitz, statt, der unter anderem sagte: "Wir ehren einen Sänger, der – trotz mehrjähriger Abwesenheit in Berlin und Engagements in München und zahlreicher weiterer Verpflichtungen und Gastspiele – Berlin immer verbunden war. Der national und international sehr gefragte Sänger widmete sich auch der zeitgenössischen Musik, nahm zahlreiche Schallplatten auf und wirkte in vielen Rundfunkproduktionen mit. Sein Leben endete viel zu früh; 1954 verstarb Peter Anders an den Folgen eines Autounfalls. Seine große Künstlerpersönlichkeit und zugleich seine große Menschlichkeit, seine Liebenswürdigkeit und Hilfsbereitschaft lassen ihn in der Erinnerung nachfolgender Sängergenerationen und des ihm treuen Publikums fortleben." (Quelle: www.berlin.de)
 
Berliner Gedenktafel, Thomasiusstraße 25,in Berlin-Moabit
Quelle: Wikipedia bzw. Wikimedia Commons
Urheber: Wikimedia-Benutzer OTFW, Berlin, Lizenz: CC-BY-SA 3.0

Jürgen Kesting1) schreibt in seinem Werk "Die Großen Sänger des 20. Jahrhunderts"5): "Seine Stimme war nicht die eines schweren oder baritonal gefärbten Heldentenors. Sie war sehr hell, nicht voluminös und setzte sich durch, dank der manchmal schneidenden Brillanz der relativ engen hohen Lage. Die nutzte er etwa im Pocco-Allegro-Teil der Florestan-Arie mit großem Geschick und auch mit gutem Tonsinn; was allerdings fehlt, ist der bewegend-pathetische Ausdruck eines Julius Patzak1) oder Jon Vickers, ist auch das vokale Finish. Anders war ein stets zuverlässiger, sympathischer Sänger, kam aber nur selten über jene Gediegenheit hinaus, die zeittypisch war und sich beispielsweise auch im deutschen Film zeigte…" Später modifizierte Kesting seine Meinung und schrieb 2008 im "Fono Forum"1): "Am 13. Dezember 1948 sang er unter Hans Schmidt-Isserstedt1) den Florestan in "Fidelio". (Anmerkung: im Rundfunk). Er gehörte, wie der Mitschnitt von 1948 und die Aufnahme von 1952 (unter Artur Rother1)) zeigen, zu den großen Darstellern der Rolle. Imponierend nicht nur die Energie des Anrufes "Gott" auf dem G der zweiten Oktave oder die in die himmlischen Höhen sich schraubenden Phrasen des Schlußteils. Entscheidend."
Siehe auch Wikipedia sowie den Artikel zum 100. Geburtstag bei oe1.orf.at
Fremde Links: 1) Wikipedia (deutsch/englisch), 3) biographien.ac.at
Quellen:
2) www.gedenktafeln-in-berlin.de (Grußwort anlässlich der Gedenktafel-Enthüllung für Peter Anders am 3. August 2010)
4) Ferdinand Kösters: "Peter Anders: Biographie eines Tenors" (Verlag: Monsenstein und Vannerdat, Münster 2008, S. 173)
5) Jürgen Kesting: "Die Großen Sänger des 20. Jahrhunderts", Sonderausgabe für Cormoran Verlag (München, 1993, S. 622)
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