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Eberhard Cohrs wurde am 4. Januar 1921 als Sohn eines
Hutfabrikanten in Dresden geboren. Nach der
Schule erlernte er zunächst den Beruf des Konditors, entschied sich
dann aber für eine künstlerische Laufbahn. Nach dem
Militärdienst bzw. Ende 2. Weltkrieges, legte er am 11. November 1945
vor der "Internationalen Artistenloge"
in Dresden eine Prüfung als Humorist ab. Zunächst machte der
sächsische Dialektkomiker erste Bühnenerfahrungen mit kleineren
Auftritten bei den zahlreichen Nachkriegsvarietés seiner Heimatstadt,
ging dann nach Leipzig, wo er bald erste Erfolge feiern konnte. Einem breiten Publikum wurde er dann durch Rundfunksendungen
wie der "Tönenden Funkillustrierten" oder "Leipziger
Allerlei", bekannt, ungeheure Popularität erlangte Cohrs, als die großen bunten Abende
"Da lacht der Bär" vom Fernsehen übertragen wurden. Im Laufe
der Zeit schlossen sich viele Unterhaltungssendungen an, in denen der
Komiker vor allem mit seinen Sketchpartnern Roby Hanson, Horst Feuerstein,
Bobby Böhlke1)
(1926 2007) sowie Dagmar Graf, die er
später heiratete, Furore machte. Mit seiner eigenen TV-Reihe "Hallo,
Eberhard" begeisterte "Der Kleene mit der großen Gusche",
wie er liebevoll aufgrund seiner Körpergröße genannt wurde, das
Publikum und trat in Varietéspielen sowie eigenen Revuen auf. Seine
Programme im Berliner "Friedrichstadt-Palast" liefen stets mehrere Monate
vor ausverkauftem Haus, Cohrs war ständiger Gast bei Funk und Fernsehen, produzierte Platten,
spielte kleine Rollen im Film und erregte neues Aufsehen, als er 1976 am Volkstheater
in Rostock den "Frosch" in der "Fledermaus"1) übernahm.
Eberhard Cohrs während eines Auftritts bei der Veranstaltung
"Da brüllt der Löwe" am 25. November 1955
in der Leipziger "Kongresshalle"
Quelle: Deutsche
Fotothek, (file: df_roe-neg_0006947_001)
Urheber: Roger Rössing1)
(19292006) / Renate Rössing1) (19292005)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Urheber: Roger Rössing/Renate Rössing/25.11.1955
Quelle: www.deutschefotothek.de;
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
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Zumeist stieß seine schlitzohrige Art an Grenzen, zwar waren in
der ehemaligen DDR volkstümliche Scherze gefragt, doch der "König des Lachens"
thematisierte oftmals Probleme der Gegenwart, auf die offiziell nicht
hingewiesen werden sollte. In diesem Spagat zwischen erlaubtem Witz und
Andeutungen zwischen den Zeilen avancierte Cohrs zum beliebtesten,
volkstümlichen Komiker der DDR. Er war einer der letzten so genannten
" Hutkomiker", der es verstand, das Witz- und Gag-Repertoire
der Vergangenheit auszugraben, aufzupolieren und zu aktualisieren, als habe er es soeben improvisiert.
Cohrs "Ausflüge" zum Film waren anfänglich weniger erfolgreich
gewesen; er wirkte unter dem Motto "Cohrs und gut" in einer Reihe
der Kurzfilm-Satiren des DDR-Kinos, die als "Stacheltier"-Filme1) bekannt wurden,
mit, scheiterte jedoch an der Zensur der
DDR-Bonzen; später agierte er in einigen Lustspielfilmen der DEFA, war in
beispielsweise in Streifen wie "Der Hauptmann von der Mühlen"1) (1968)
oder "Nelken in Aspik"1) (1976) zu sehen.
Darüber hinaus betätigte sich Cohrs als Autor, veröffentlichte Bücher wie
"Der Mann, der Dr. Watson war" (1964), "Kleiner Mann auf großer Fahrt"
(1966), "Er macht det schon" (1968), "Mein Pferd Rodi"
(1970) sowie "Hallo, Eberhard" (1973, 1975).
Als er sich zu stark auf die humoristische Schiene gedrängt fühlte,
kehrte Cohrs 1977 der DDR auch wegen eines drohenden Berufsverbots
den Rücken und kam von einem Gastspiel in Westberlin nicht mehr in die DDR
zurück; seine Frau und seinen Sohn durften kurze Zeit später ausreisen.
Cohrs konnte in der Bundesrepublik jedoch zunächst
nicht an seine früheren Erfolge anknüpfen. Mit gelegentlichen Fernseh-
und Theaterauftritten wie unter anderem in dem Rudi Carrell-Quotenrenner
"Am laufenden Band" blieb er dem Showbusiness treu, arbeitete als
"Gag-Schreiber" unter anderem für Harald Juhnke,
Rudi Carrell oder Diether Krebs. Showmaster Rudi Carrell hatte
ihm viel Platz für einen Soloauftritt eingeräumt, um Cohrs auch in der
Bundesrepublik bekannt zu machen. Doch was folgte, war ein Fiasko. Cohrs erzählte
zwar in gewohnter Manier einen Kalauer nach dem anderen, bei denen das
Publikum in der DDR Tränen gelacht hätte, doch hier blieb alles still. Die
Zuschauer guckten sich peinlich berührt an und zuckten mit den Schultern.
"Ich hab damals eenen großen Fehler gemacht", erklärte Cohrs später.
"Die Rudi-Carrell-Show war in Bremen. Und die haben dort keen Sächsisch
verstanden. Da hätt ich een Dolmetscher gebraucht."3)
Auch in verschiedensten Segeberger Karl-May-Inszenierungen spielte Cohrs den komischen
Part; zuletzt hatte er dort 1989 an der Seite von "Winnetou" alias
Pierre Brice in "Der Schatz im Silbersee" die "Tante Droll"
gemimt. Einen großen Erfolg verzeichnete er ebenfalls 1989 in der TV-Version des
Musicals "Junge komm bald wieder" an der Seite von Freddy Quinn.
Das Foto wurde mir freundlicherweise von der
Fotografin
Virginia Shue
(Hamburg) zur Verfügung gestellt.
Das Copyright liegt bei Virginia Shue.
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Nach der so genannten "Wende" kehrte Cohrs in den Osten Deutschlands bzw. sein
Haus am Rande Berlins zurück und konnte an seine früheren Erfolge
aufleben lassen. Er war wieder mehr gefragt und mit Auftritten in
verschiedensten Fernsehsendungen und Live-Programmen zeigte sich, dass der
Komiker in den neuen Bundesländern von seiner Anziehungskraft nichts verloren
hatte. Beim ersten Auftritt in Dresden 1989 stellte er fest,
dass ihm sein Publikum nicht nur in Sachsen trotz allem treu geblieben war.
Er trat als Partner von Leni Statz, Wolfgang Roeder und
Winfried Krause vorrangig in TV-Shows des MDR
auf.
Im Mai 1998 starb sein damals 25-jähriger Sohn bei einem Tauchunfall. Ein Jahr später, im Juli 1999, geriet Eberhard Cohrs
in die Schlagzeilen, als er mit einer Pistole mehrere Schüsse auf seine Frau Dagmar abfeuerte, wobei
sie vier Mal getroffen wurde. Sie befand sich danach zeitweise in
Lebensgefahr, konnte aber überleben. Cohrs gab an, vor der Tat eine Überdosis
Morphium und andere Schmerzmittel zu sich genommen zu haben, sodass er sich beim
Tathergang im Rauschzustand befunden habe. Für die Tatwaffe habe er keinen Waffenschein besessen. Sie wurde ihm nach eigener
Aussage geschenkt. Gegen ihn folgten ein Ermittlungsverfahren wegen versuchten Totschlags sowie ein
weiteres Ermittlungsverfahren wegen illegalen Waffenbesitzes. Im ersteren Verfahren ging die ermittelnde Staatsanwaltschaft von Cohrs' Schuldunfähigkeit
aus.2)
Eberhard Cohrs erlag am 17. August 1999 im Alter von 78 Jahren in seinem Haus im brandenburgischen
Diensdorf-Radlow
seinem Krebsleiden; schon im Frühjahr 1997
hatte er sich einer Darmoperation unterziehen müssen, von der er sich nie wieder ganz erholte.
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